Frage: Lelit

Ich halte es bei Einkreisern und Dual Boilern für sehr hilfreich, um eine stabile Brühtemperatur zu gewährleisten. Hast Du kein PID, musst Du dich per „Temperatursurfen“ selbst drum kümmern, was ich für tricky und ungenau halte. Insofern macht ein PID gerade dem Anfänger das Leben deutlich leichter.

 

Auf PID würde ich nicht mehr verzichten. Exakt, mit PID kannst du zu einem die Temperatur genau einstellen und zum anderen wird diese auch gehalten.

 

Zumindest die Temperatur zum Start des Bezugs ist verlässlich. Je nach Kesselgröße und Bezugsmenge kann die durch nachströmendes kaltes Wasser aus dem Tank während des Bezugs sinken. Aber auch das kann durch ein PID nachgeregelt werden, als durch einen Thermostat mit einer Hysterese von 10°C oder mehr...

 

Ein einfacher PID-Regler hat bei kleinen Maschinen im Bezug die Tendenz, aufgrund eines relativ großen Temperaturabfalls am Boilersensor, den es in der Gruppe/im Sieb aber nicht ansatzweise gibt, zu stark zu heizen. Vor allem wenn der Sensor, wie früher oft empfohlen, nahe der Kaltwasserzufuhr auf dem Boiler sitzt. Üblicherweise wird ein PID für die Regelung des Ruhezustands, ohne laufende Pumpe, konfiguriert, also für den Umgang mit minimalen Temperaturschwankungen. So eine Konfiguration führt i.d.R. zu einer sehr starken Reaktion nach großen Temperaturänderungen am Sensor durch Pumpen von Frischwasser. Der PID heizt dann nicht mehr dosiert (z.B. mit 42% der installierten Leistung), sondern plötzlich mit voller Leistung - weil er aus dem proportionalen Band kommt und auch noch der D-Anteil zuschlägt. Er heizt mit anderen Worten so undifferenziert wie ein oller Thermostat - nur früher. Dieser Heizimpuls kommt bei kleinen Boilern mit Innenheizung (z.B. 300ml) noch vor Ende des Bezugs im Sieb an. Das Brühwasser wird plötzlich zu heiß - während der Anwender denkt, dass die Temperatur in den Keller geht, weil der PID eine ganz andere Temperatur anzeigt. Das erzeugt bei manchen Maschinen einen schmeckbar schlechteren Geschmack. Ein einfacher PID kann also bei kleinen Maschinen durchaus eine Verschlechterung des Brühwassertemperaturverlaufs bringen.

Bei einigen Reglern lässt sich das Problem mit den Einstellungen lösen. Da gibt es Features wie Programmieren des Outputs, Limitieren des Outputs, alternative PID-Konfigutration bei Störungen usw. Bei anderen Reglern reicht das nicht und man müsste mit der Sensor-Position tricksen, um den PID von einer zu frühen/starken Reaktion abzuhalten. So oder so muss man aber erst mal klären, was im Brühsieb im Bezug abläuft.

 

Yep, natürlich kann man hochwissenschaftlich an den Erstkauf eines Einkreisers mit oder ohne PID herangehen. Muss man aber Gott sei Dank nicht. Ich denke auch, dass ein aktuelles PID eher hilft als schadet. Und ich kenne die Graef Mühle nicht, bin aber mit der in der Lelit Anita eingebauten täglich mehrfach zufrieden und meine Bürogäste mit dem Espresso daraus auch.

Edit: und bevor das Geschrei losbricht: ja, die Bohnen werden warm. Ich werfe immer nur portionsweise ein und ich schätze den Aromaverlust mit dieser Maßnahme als eher vernachlässigbar ein.