Gaggia Handhebler (LL), 70er Design Giuseppe de Götzen

Diskutiere Gaggia Handhebler (LL), 70er Design Giuseppe de Götzen im Restaurierungen und Raritäten Forum im Bereich Maschinen und Technik; Nachdem ich mich die letzten Jahre mit dem Pimpen der Elektronik meiner Vivaldi beschäftigt habe, soll es nun mal in die andere Richtung gehen -...

  1. Ole

    Ole Mitglied

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    Nachdem ich mich die letzten Jahre mit dem Pimpen der Elektronik meiner Vivaldi beschäftigt habe, soll es nun mal in die andere Richtung gehen - schwere Mechanik.
    Ich hatte eigentlich eine Faema Urania als Wunschvorstellung aber beim Stöbern im Netz lief mir dann diese Gaggia im 70er Jahre Orange über den Weg und ich habe zugeschlagen.

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    Hier im Forum wird sie ja gerne als Gaggia LL, Tell oder Ele bezeichnet, wobei auf dem Typenschild meiner Maschine kein Typ vermerkt ist. Das LL scheint auch nur auf Maschinen mit deutschen Typenschildbeschriftungen zu stehen, bei den Amerikanern scheint dieser Typ von Gaggia Kalifornien als Orione 1G-U verkauft worden zu sein. Ansonsten ist das Tipo-Feld leer.

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    Das "Tell" kommt wohl aus den Explosionszeichungen, in denen der Drehknopf und das Dampfventil unter dieser Bezeichnung abgebildet sind. Die Knöpfe waren aber auch schon an einem anderen Modell (Tel 2) aus 1968, das vom gleichen Designer Giuseppe de Götzen entworfen wurde.
    Photogallery della Collezione Enrico Maltoni, immagini delle macchine da caffè d'epoca | Collezione Enrico Maltoni
    Der war wohl scheinbar damals für Gaggia aktiv und hat dann auch diese Maschine designt. Sein Schriftzug steht relativ unscheinbar auf der Rückseite der Maschine.
    In der Maltoni-Gallery wird sie als Gaggia Milano mod. 80 geführt und in diesem Orange mit Baujahr 75 angegeben, allerdings ist das kein Handhebler.
    Wie auch immer, auf einheitliche Typenbezeichnungen scheint Gaggia damals keinen Wert gelegt zu haben bzw. jeder nationale Distributor hat seine eigene Bezeichnung verwenden können. Genauso wenig wie auf den Vermerk des Baujahrs. Auf der Hebelgruppe ist ein B73 eingeprägt aber das B werden die Italiener wohl kaum für Baujahr eingestanzt haben. Auf dem Manometer war leider auch nichts zu finden. Auf den als Typ LL bezeichneten Maschinen ist das Baujahr auf dem Typenschild mit eingestanzt. Vorrausgesetzt die Seriennumern wurden von Gaggia trotz verschiedener Typenschilder fortlaufend vergeben, sollte meine Maschine ca. 1977 gebaut worden sein.
    Soviel zur Stammbaumforschung.

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    Die Maschine war augenscheinlich im guten Zustand. Auf der Hebelgruppe sind ein paar tiefen Dellen im Chrom, da wurde wohl mal versucht die Zweilochschraube mit ungeeignetem Werkzeug aufzuhebeln. Das Dampfventil und die Dampflanze ist nicht mehr original. Auch das Ventil und der Drehknopf für das Heißwasser wurden schon mal getauscht, der Rest scheint noch um Urzustand zu sein. Der originale Quecksilberpressostat ist auf den Bildern nicht zu sehen aber vorhanden.

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    Beim Zerlegen gab es dann nur eine böse Überraschung. An der Frontseite des Rahmens wurde eine zusätzliche Strebe angeschweißt. Ich vermute, dass die Front beim Hebeln zu stark nachgab. Soweit kein Problem aber scheinbar waren da echte Experten am Werk. Beim Einbau des Kessels bestand das Problem, dass die Strebe keinen Platz mehr für das Ablaufrohr der Wanne um das Überdruckventil ließ. Das Problem wurde dann scheinbar kurzerhand gelöst, in dem der Kessel an dieser Stelle mit kräftigen Schlägen eingebeult wurde. Unfassbar auf was für Ideen man kommen kann.

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    Die Entkalkung scheint auch schon mal mit kräftigen Hammerschlägen vorgenommen worden zu sein. Von innen sieht mal viele kleine Stellen, die man von außen gut fühlen kann und an denen die Beschichtung abplatzt. Apropos Beschichtung: Ist das wirklich Nickel? Sieht eher aus wie Zink und das eher als Farbanstrich, sonst platzt das doch nicht so ab.

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    Die Kesselschrauben habe ich alle raus bekommen aber die Heizungsschrauben ließen sich partou nicht überreden. Inzwischen habe ich alle ausgebohrt aber selbst die letzten Reste in den Gewindegängen lösen sich nicht im Guten. Ich habe schon im Verdacht, dass die beim Einsetzen verklebt wurden. Die letzten Reste versuche ich jetzt über galvanische Korrosion zu entfernen, mal sehen wie danach die Gewindegänge aussehen.

    Das Überdruckventil war auch nicht mit normalen Mitteln (Kriechöl, Rostlöser, Hitze, Hammerschläge) vom Kesselstutzen zu bekommen. Da es ja schon einige Berichte hier im Forum zu verbogenen Kesselstutzen gab, habe ich auch nur mäßige Kräfte angewandt. Am Ende habe ich mit einem halben Metallsägeblatt von diesen kleinen Billigmetallsägen aus den Grabbelboxen der Baumärkte die Dichtung zwischen Ventil und Stutzen aufgesägt. War 'ne echte Fummelarbeit aber danach war das Überdruckventil ganz einfach zu lösen.

    Zurzeit entkalke ich den Kessel und gucke, wo ich den Rahmen strahlen und pulvern lassen kann und als nächstes gucke ich mir mal die Hebelgruppe an.

    Nochmal zur oben gestellten Frage: Ist die Außenbeschichtung des Kessels Nickel oder Zink? Ich kenne Nickel eher als helle, chromähnliche Beschichtung, nicht so dunkelgrau. Und wenn die Beschichtung an einigen Stellen abplatzt, kann es sein, dass die nur als Farbe aufgetragen wurde? Zinkfarbe ist ja üblich und Nickel als Spray habe ich auch schon als Abschirmung für Elektronik gesehen.

    Hat vielleich noch jemand eine orginale Dampflanze für die Maschine liegen?
    Ich würde die Maschine schon gerne soweit wie möglich im Original erhalten. Das Heißwasserventil mit Drehknopf bekommt man scheinbar noch als Ersatzteil und das Dampfventil kann ich verchromen lassen aber die Dampflanze konnte ich in keinem Shop finden.
    Sie sieht so aus:
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    Grüße
    Ole
     
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  2. kafin

    kafin Mitglied

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    Hallo Ole,

    ich kann mir nicht vorstellen, wie du mit dem Sägeblatt an die Dichtung des Überdruckventils gekommen bist. Da ist ja die Auffangwanne im Weg und die ist auch noch gekröpft, so dass man auch auf der Außenseite nicht hinkommt. Kannst du das noch genauer erklären.

    Viele Grüße,
    Ingo
     
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  3. Ole

    Ole Mitglied

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    Hallo Ingo,

    ich habs nochmal für ein Bild zusammengeschraubt.
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    Es ist halt eine elende Fummelei und die Fingerkuppen schmerzten noch zwei Tage später. Aber ich habe es direkt davor noch versucht mit Gewalt los zu bekommen und direkt danach konnte ich es fast ohne Maulschlüssel abdrehen. Es lag also eindeutig an der Dichtung.
    Ich bin das auch relativ vorsichtig angegangen, um mir die Dichtungsflächen am Kessel und Ventil nicht zu verkratzen. Und ich denke man muss da gar nicht zu weit rein. Bei mir war die äußere Schicht des Dichtung steinhart, nach 1-2mm wurde es dann faserig. Vermutlich hätte es bis dorthin schon gereicht.
    Insgesamt habe ich daran 'ne Stunde gefummelt, schön mit Staubschutzmaske und draußen, falls die Dichtung Asbest enthält.

    Grüße
    Ole
     
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  4. #4 turriga, 13.08.2017
    turriga

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    Sehr schön, eine der coolsten Maschinen aus der Zeit. Als eingruppiger HH auch gar nicht so häufig zu finden, doch eher sehr rar.
    Da wird bei dem Ein oder Anderen ehemaligen Besitzter jetzt sicher wieder der Phantomschmerz einsetzen, obwohl zuhause sogar deine mögliche Alternative, eine Urania, sehr solide ihren Dienst tut.;)
     
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  5. Jfh

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    das design ist wirklich knallig
     
  6. kafin

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    Vielen Dank. Ich habe befürchtet, dass du das so gemacht hast. Das sieht tatsächlich ziemlich mühselig aus. Für Minibohrmaschinen á la Proxxon oder Dremel gibt es kleine Kreissägeblätter. Eigentlich müsste man die Dichtung damit leichter klein bekommen.

    Ingo
     
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  7. kafin

    kafin Mitglied

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    Unbedingt. Ein tolles Design, welches sich meiner Ansicht nach von vielen 70er/80er Jahre Maschinen abhebt. Nüchtern kantig sind diese ja meistens. Aber die Tell schafft hier eine unverwechselbare Eigenständigkeit. Der ersten Maschine, bei der ich mich nicht zum Kauf entscheiden konnte, habe ich noch zwei Jahre nachgeweint, bis ich wieder eine gefunden habe, die bezahlbar war und die nicht so weit entfernt stand, so dass der Transport unproblematisch war. Wie bei den Gastrohandheblern üblich braucht die Maschine ziemlich viel Stellfläche. Darüber hinaus wirkt sie aufgrund ihrer kubischen Form wuchtiger als viele andere Maschinen gleicher Stellfläche. Sie braucht schon etwas Platz in der Küche oder sonstwo, um zu wirken.

    Ingo
     
  8. Ole

    Ole Mitglied

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    Geht bestimmt aber ich wusste ja nicht, was mich erwartet, da habe ich lieber schön langsam gesägt und drauf geachtet nicht in die Wanne und die Dichtflächen des Kessels und des Ventils zu sägen. Mit dem Dremel hat man das nicht wirklich im Gefühl, zumindest tue ich mich damit schwer.

    Grüße
    Ole
     
  9. #9 horst freiraum, 14.08.2017
    horst freiraum

    horst freiraum Mitglied

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    Eine Traummaschine, wirklich. Die Farbe, und der seitlich angesetzte Hebel... Eine Augenweide.
     
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  10. Hape1

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    Sehr schönes Teil --> bitte mit reichlich Bebilderung weiter dokumentieren ...
     
  11. #11 Sansibar99, 15.08.2017
    Sansibar99

    Sansibar99 Mitglied
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    Ich oute mich mal als der mit den Phantomschmerzen :(
    Hier ist der Link zur ehemaligen Verkaufsannonce mit ein paar schönen Bildern...
     
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  12. kafin

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    Deine Maschine war ja genau diejenige, zu deren Kauf ich mich nicht entscheiden konnte, was ich noch lange bereut habe.

    Vor den grünen Blättern sieht die Farbe wirklich schick aus. An sich stehe ich ja nicht auf Orange. Das hat wohl damit zu tun, in den 70er Jahren aufgewachsen zu sein...
     
  13. Ole

    Ole Mitglied

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    Aktueller Zwischenstand: Die Heizungsschrauben, die sich so vehement gegen eine mechanische Entfernung gewehrt haben, habe ich per Bimetallkorrosion raus bekommen.
    Ich habe das so auch das erste mal gemacht, daher hier ein kleiner Bericht:

    Die Schrauben hatte ich, soweit es ohne Beschädigung des Gewinde ging, ausgebohrt. Stufenweise mit zuletzt einem 5,8mm Bohrer, damit hatte ich bei den M8 Löchern noch einen Restring von ca. 0.5mm. Jedenfalls bei den 3 Schrauben, die ich gut mittig getroffen hatte. Bei den anderen war es mehr, da hatte ich nur bis 5,3mm gebohrt.
    Das Prizip der Bimetallkorrosion ist soweit klar, kennt man auch von der Opferanode. Sind zwei verschiedene Metalle elektrisch leitend verbunden und von einem Elektrolyt umgeben, lösst sich das unedlere Metall auf, während das edlere unbeschädigt bleibt. Als Elektrolyt braucht es etwas mit einem niedrigen ph-Wert.

    Von den Altvorderen wusste ich, dass man so auch abgebrochene Gewindebohrer und ähnlich hartes Zeug entfernen kann. Nach ein wenig Recherche habe ich die Aussage gefunden, dass die Uhrrestauratoren bei abgebrochenen Schrauben gerne das Messinggehäuse in Schwefelsäure versenken, erhitzen und so die Schraube "rauskochen". Intuitiv hätte ich gedacht, das Schwefelsäure auch das Messing gleich mit auflöst aber wenn die Uhrenmacher ihre filigranen Teile darin versenken, sollte mit so einem Kesseldeckel nichts passieren.

    Ich habe mir dann Batteriesäure aus dem Autofachhandel besorgt (38% Schwefelsäure). Leider reichte die Menge nicht, um den Deckel vollständig darin zu versenken und ich hatte auch kein Gefäß, um das ganze dann noch heiß zu machen. Nach zwei Tagen war trotzdem schon zu erkennen, dass sich die Restschrauben langsam auflösen. Der Deckel zeigte keinerlei Auflösungserscheinungen.

    Ich bin dann über den Beitrag von @manno02 im Gewindebolzenentfernungsthread gestolpert und habe den ganzen Deckel in Amidosulfonsäure versenkt, die ja eh gerade zum Kesselentkalken im Hause war. Das ganze habe ich in der großen Pastaschüssel auf den Herd gestellt und bei kleinster Stufe warm gehalten (handwarm also ca. 40°).

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    Nach zwei Tagen war schon deutlich zu sehen, dass sich die Schraubenreste auflösen. Aus den Löchern perlten auch beständig Gasbläschen nach oben. Da ich dann für drei Tage weg musste, habe ich die Schüssel bei Zimmertemperatur weitere drei Tage stehen lassen und noch eine zusätzliche Opferanode in Form einer kleinen Schraube auf die Messingplatte gelegt.

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    Nach den drei Tagen waren die Gewinde frei. Aus den Gewindelöchern mit den größten Schraubenresten habe ich noch ein paar Fragmente per Pinzette rausgeholt, die anderen Löcher waren komplett frei. In alle Gewinde konnte ich ohne Nacharbeiten problemlos eine neue Schraube eindrehen. Es funktioniert also und mit ein wenig Geduld auch kalt. Man sollte haber die Schraubenreste soweit wie möglich entfernen. Für ganze Schrauben braucht es bestimmt mehrere Wochen, bis sie sich aufgelöst haben.

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    Hier noch ein Bild der Fragmente: Die Schraube ist die zusätzliche Opferanode, die 3 Tage bei Zimmertemperatur mitrostete. Das große Fragment hatte ich schon nach zwei Tage im 40° Bad entfernt.

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    Ach ja... die Pastaschüssel ist auch unbeschädigt. :cool:

    Grüße
    Ole
     
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  14. 1968

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    Sehr schön, Thema ist aboniert :)
     
  15. #15 mactree, 19.08.2017
    mactree

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  16. Ole

    Ole Mitglied

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    Ein Bild wollte ich noch nachreichen. Der direkte Vergleich der Schraube, die ich als zusätzliche Opferanode mit im Bad hatte, mit einer baugleichen Schraube. Die linke Schraube lag genau 60h bei Zimmertemperatur in der Amidosulfonsäure auf der Messingplatte. Die Schrauben sind 6mm Schrauben, die von einem Möbelaufbau übrig blieben.

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    Grüße
    Ole
     
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  17. Ole

    Ole Mitglied

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    Ich habe inzwischen mit der Handhebelgruppe weitergemacht. Da es meine erste Handhebelmaschine ist, habe ich bei der Demontage lieber alles ganz genau dokumentiert, damit ich es am Ende auch wieder zusammen bekomme. Daher gibt es jetzt ein paar Bilder. :)

    Die Erkenntnis, zu der ich am Ende gekommen bin, gleich als erstes: Die Gruppe zerlegt sich wohl am besten, wenn man sie an der Maschine montiert lässt. Das schwere Teil zu fixieren, wenn man den Kolben aus dem Zylinder ziehen will oder zum Ausschlagen der Handhebelwelle, ist nicht so einfach. Meine Maschine war schon komplett zerlegt, sodass ich da jetzt durch musste.

    Also, zuerst habe ich mal neugierig den Kolben aus dem Zylinder gezogen und interessiert die verschiedenen Messingringe und Dichtungen beäugt. Auf den Bildern habe ich penible die Reihenfolge eingehalten, in denen ich sie entnommen habe. Um die Mechanik der Gruppe zu zerlegen, habe ich die Messingbuchsen und den Kolben wieder in den Zylinder gesteckt. Da war er am Besten geschützt.

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    Dichtungspaket von oben:

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    Dichtungspaket von unten:

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    Und die einzelnen Schichten:

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    Zum Entspannen der Feder habe ich mir ein Tool gebastelt, welches ich in einem Video von Paul Pratt gesehen hatte, nur das Video finde ich gerade nicht mehr. Das Tool habe ich aus einer M18 Gewindestange (10cm Länge) plus Mutter und Scheibe gefertigt. Bekommt man für 5€ im Baumarkt. An einem Ende der Gewindestange habe ich ein 3cm tiefes Loch gebohrt und ein M12 Feingewinde reingeschnitten. So sieht es aus:

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    Dann ging es los: Feder mit Hebel spannen und Hut- und Kontermutter entfernen

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    Tool auf die Kolbenstange aufschrauben

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    Handhebel entspannen und Mutter leicht anziehen

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    Handhebel entfernen

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    Speerklinke mit Kugel und Feder entfernen

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    Zweilochschrauben links und rechts mit Zweilochschlüssel (3mm Zapfen) rausdrehen

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    Handhebelwelle von links gefühlvoll ausschlagen, das rechte Lager kommt dabei mit raus.

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    linkes Lager aus der Lagerschale entfernen und rechtes Lager von der Welle ziehen. Eines der Kugellager hat bei mir leicht Rost angesetzt, daher werde ich sie ersetzen. Die sind vom Typ 6202, spricht etwas dagegen, die geschlossene Variante 6202-2Z zu verwenden?

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    Feder durch drehen der Mutter des Federwerkzeugs entspannen, dabei darauf achten, dass die Gewindestange sich nicht mitdreht. Am Besten Mutter und Scheibe leicht einölen. Ich werde wohl das oberen Ende der Gewindestange noch anschleifen, sodass ich diese mit einem Maulschlüssel fixieren kann

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  18. #18 Ole, 20.08.2017
    Zuletzt bearbeitet: 20.08.2017
    Ole

    Ole Mitglied

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    Wenn die Feder entspannt ist, kann der Kolben aus dem Zylinder gezogen werden und die Mutter komplett vom Tool gedreht werden, danach können dann Feder und Hülsen von der Kolbenstange gezogen werden.


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    Am Ende habe ich noch das Ventil zur Durchflusssteuerung an der Rückseite demontiert.


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    Jetzt muss ich nur noch den Kolben von der Kolbenstange bekommen ohne die Oberfläche des Kolbens zu zerkratzen.
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    An das Gewinde kommt man weder mit Kriechöl noch mit Hitze so richtig ran. Bleibt die Variante, die Kolbenstange in die Drehbank einzuspannen und einen Hebel an die Gewinde des Duschsiebes zu befestigen. Dafür muss ich aber erstmal einen Freund mit entsprechendem Equipment besuchen. Oder hat noch jemand eine andere Idee?
    Und noch eine Frage: Welches Fett nimmt man später eigentlich für den Zusammenbau?

    Grüße
    Ole
     
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  19. TimTom

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    Tolle tolle tolle tolle Erklärung/Anleitung/Bebilderung!!!
    Das Tool kannte ich noch nicht - ich mag meins aber auch ganz gerne ;)

    ... OKS Silikonfett eignet sich sehr gut :)
     
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  20. kafin

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    Was bringt die Opferanonde in diesem Fall? Dass sich diese auflöst, ist mir klar. Aber warum sollten sich deshalb die Schraubenreste in den Gewindegängen schneller auflösen?

    Ich hatte den Kesseldeckel mit den Stehbolzen der Heizungen übrigens auch einige Tage in Amidosulfansäure gebadet. Wie lange, weiß ich nicht mehr. Kann auch ein oder zwei Wochen gewesen sein. Mein Eindruck war aber, dass die Säure nicht bis in die Tiefen der Gewindegänge vorgedrungen war und das nicht so viel gebracht hat. Aber mit Hitze gingen die Bolzen dann alle relativ unproblematisch raus.
     
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Gaggia Handhebler (LL), 70er Design Giuseppe de Götzen

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