Goat Story - Arco

Irgendwie scheint es ja bei manchen Probleme mit den mahlgraden für Espresso zu geben. Anze schrieb dazu:

Vielleicht doch gut im 2. Batch zu sein?

 

Also was Filter anbelangt bin ich bisher sehr zufrieden, da kann sie der Comandante durchaus das Wasser reichen.

 

Ich benutze sie im Wechsel Filter/Espresso seit einer guten Woche. Die Ergebnisse sind absolut reproduzierbar. Bis jetzt bin ich voll zufrieden. Espresso (Black Ape/Quijote) mahle ich mit 0.33.

Allerdings habe ich keine Erfahrung mit anderen Handmühlen außer einer billigen Hario für 35 Euro.
Die Sette 270 benütze ich gerade nicht, um mich an die Arco zu gewöhnen. Im Moment denke ich mir, dass ich mit der Arco ganz gut hinkommen würde, solange keine Gäste kommen und ein größerer Durchsatz notwendig wird.

 

Ich bin noch nicht ganz warm geworden im Espresso Bereich für die Pavoni. Für die Pavoni muss man tatsächlich sehr fein mahlen, ich bin aktuell bei 0.15 bis 0.18. Also schon weit weg von der angedachten Skala.

 

Ich mahle bei meiner Gaggia Baby gerade auch bei 0.12/0.13 (mein Nullpunkt ist bei -1. 58, also 2 hinter dem eigentlichen Nullpunkt) also genau in deiner Range SebiEspresso. Der Shot hingegen ist fantastisch im Geschmack.

 

Mein Feedback wird mehrgeteilt:
1. Haptik/Optik
2. Workflow
3. Geschmack

Im Vergleich zur JX-Pro (die ich mir aufgrund der Wartezeit notgedrungen gekauft habe).

1. Haptik/Optik
Mein erster Gedanke bei der Kickstarter-Kampagne war tatsächlich, dass es endlich ein 2-in-1 Gerät gibt, bei der sich der Konstrukteur Gedanken über die Optik gemacht hat!
Ich finde die Mühle mit Dock nach wie vor sehr schön.

Leider finde ich ein paar Punkte nicht ganz gelungen: Die Schriften sind im Vergleich zum Prototypen deutlich dicker geworden, die Schrauben überdecken teils die Skala, Einschalter und Bohnenfach-Hebel sind unterschiedlich farbig, das Kabel ist starr und wellig.

Was gut ist: das Schwarz ist über jeden Materialmix hinweg gleich schwarz! Dadurch ergibt sich ein sehr gleichmäßiges Erscheinungsbild, egal ob Alu, Kunststoff, Kabel, Kurbel oder auch das Silikon-Band.

Die Mühle scheint sauber verarbeitet, es klappert nichts, es ist alles fest, keine Grate (leicht buckliger Einschalter, aber Meckern auf hohem Niveau). In der Mühle selbst sind die Zapfen schön herausgefräst, da steht nichts über, keine Grate und auch die Oberfläche ist top produziert.

Die zwei Änderungen gegenüber dem Prototypen betrafen ja den Bohnenbehälter und den Kurbel-Griff (nun 2-Teilig). Der Bohnenbehälter ist eigentlich sehr schön verarbeitet, er fühlt sich aufgrund des Kunststoff-Inlays aber leicht und "blechern" an. Das Vollmaterial der 1zpresso gefällt mir da besser.
Beim Kurbelgriff dachte ich zuerst, dass es unangenehm beim Kurbeln wird. Der Spalt ist deutlich sichtbar, das bekommen andere Hersteller auch schöner hin. Aber beim Kurbeln habe ich nichts davon bemerkt, der Griff liegt gut in der Hand und die Kurbel ist schön schwer (fürs Momentum ).

Bei der Kurbel ist mir auch ein Detail aufgefallen, das Goat Story besser löst wie die meisten anderen Hersteller: die Welle ist oben angespitzt und zentriert somit automatischdie Kurbel beim Aufsetzen.
Clever, klappt butterweich! Bei anderen Herstellern hilft meist der Magnet, die Zentrierung muss aber oftmals selbst ausreichend genau erfolgen.

Am Dock selbst ist der Bohnenfachschieber haptisch gut gelungen. Der Einschalter ist bei mir etwas unrund, aber nicht wild. Ich hätte mir jedoch gerne ein qualitativ hochwertigeres Kabel gewünscht. Aber das Problem habe ich bei fast allen Elektrogeräten. Meine Silvia ist da wohl eine Ausnahme gewesen. Eigentlich sollte ein schönes Silikon-Kabel mit gut beweglichen Litzendrähten kein großer Kostenfaktor sein

Die Mühle selbst lässt sich butterweich ins Dock eindrehen. Sie hebt dann auch sehr fest ohne große Krafteinwirkung. Leider passt die Markierung an der Front bei mir nicht genau auf den Strich der Mühle. Weder zum Ansetzen (Mühlenstrich weiter rechts), wie auch am Anschlag (Mühlenstrich weiter links).

Kurz zum Sound: den finde ich gewöhnungsbedürftig. Wer die alte Tchibo-Mühle kennt (die ohne Waage), kann das damit vergleichen. Nach Videos hört es sich auch etwas leiser, aber ähnlich scheppernd an wie eine Sette.

Ich habe auch das Transportcase mitbestellt. Die Mühle liegt sehr fest darin, der Schutz ist sehr gut. Mir ist es leider etwas zu groß geraten, um es tatsächlich als schnelles und kompaktes "Reiseetui" zu verwenden. Aber die Mühle ist somit gut aufgeräumt und verstaubt nicht

Zum Gewicht: mit 844 Gramm inkl. Kurbel ist die Mühle nicht leicht, vermittelt aber dadurch auch eine gewisse Wertigkeit. Durch den großen Durchmesser umgreift es sich mit kleinen Händen vermutlich schwer. Ich habe mittlere bis kleine Hände (Handschuhgröße M) und empfinde es als gerade noch passend. Die Silikon-Hülle hilft hier ungemein.
Die Silikon-Hülle ist zwar passgenau, verschiebt sich aber trotzdem beim Hantieren leicht. Sobald man aber zum Mahlen zugreift, hält sie erstaunlich gut und baut den Grip schön auf. Ein Abnehmen und wieder Aufsetzen ist ohne Probleme möglich.

Edit: Die Mahlgradeinstellung läuft sehr weich aber auch in einer satten Rasterung. Die Klicks sind einfach einzustellen. Aber: Die Skalenteile treffen nicht die Markierung, was etwas nervt. Man muss sich dann entscheiden, welche Zahl näher dran ist. Ansonsten passt auch meine Skala nicht ganz zu den Empfehlungen. Ich bekomme aber mein Pavoni IMS-Sieb verstopft, sie malt also außerordentlich fein bei 0/12. Espresso-Range bei mir aktuell 0/16-0/18.

 

2. Workflow

Der Workflow mit der Handmühle gestaltet sich als sehr einfach. Die Arco macht hier das meiste richtig, ich konnte keinen wirklichen negativen Aspekt finden.

Der magnetische Bohnenbehälter sitzt schön satt in der Aufnahme und lässt sich dadurch durch "Verkanten" nicht wirklich lösen. Man muss ihn leicht drehen, um die Magnete voneinander wegzuscheren, dann kann man den Behälter leicht ablösen. Alle Zweifel, ob Magnete das Mahlgut ordentlich halten, sind bei mir ausgeräumt.

Mahlgutbehälter also ab auf die Waage, Bohnen abwiegen, Kurbel ab (geht leicht), Bohnen rein, Kurbel drauf (geht fast noch leichter, da super selbstzentrierend), Behälter unten ranschnappen lassen. Das fühlt sich schon alles super an!
Ein Vorteil gegenüber der JX-Pro: oben an der Kurbelaufnahme kann keine Bohne liegen bleiben. Dieses Problem ist Commandante bei der MK4 ja auch angegangen, da es echt nervt.

Das Mahlen selbst ist nicht besonders schwer und dabei erstaunlicherweise auch nicht besonders langsam.
Zum Vergleich: 40 Sekunden Kurbeln für espressofeine 15,5gr (mittlerer bis dunkler Röstgrad). Das schafft die JX-Pro mit deutlich mehr notwendigem Kraftaufwand zwar schneller (32 Sekunden bei 1.5.0 Mahlgrad), aber die Arco macht es einfacher und auch deutlich schneller wie die C40!!

Das Dock braucht dafür etwas über 23 Sekunden. Also in etwa eine Halbierung der Arbeitszeit.

Danach das einzige Manko: Statik am seitlichen Rand nach dem Mahlkegel (also nicht im Bohnenbehälter. In meinem Fall zwischen 0,5 und 1,2 Gramm (ohne Klopfen). beherztes Gegenklopfen lässt das Mahlgut aber in den Becher fallen.

Dass der Behälter direkt auf den Portafilter passt (58mm) konnte ich bisher noch nicht genießen, Pavoni bietet mir einen deutlich kleineren Durchmesser

Am Dock ist das Prozedere ähnlich, auch hier hat man ohne RDT statische Aufladung. ein Abklopfen ist hier nicht so leicht hinzubekommen. Warten und etwas mit der flachen Hand oben drauf klopfen hilft viel.
Bohnen abwiegen, Schieber zurückschnappen lassen, Bohnen rein, Schieber zu und mit einem "Klick" den Hebel umlegen zum Mahlen. Der Hebel schnappt auch schön zurück, das macht Spaß (wie diese Flieger-Schalter, und viel besser wie ein Eureka-Kippschalter).

 

3. Geschmack

Wie immer lässt sich über Geschmack streiten. Leider habe ich bisher nur Espresso trinken können.
Alles bezogen mit der Pavoni, 95°C Brühgruppen-Temp angepeilt, 1:2,5 im IMS Sieb 15,5gr in, ca. 39gr Out.
10 Sekunden Preinfusion, 30 Sekunden Bezug. Profil Rampe bis ca. 8,5 bar, langsam abfallen bis 2bar, Tasse wegziehen.

Dunkle Röstung: Holm Madsen und Blomqvist 2,5 Wochen röstalt.
Mittlere/hellere Röstung: Schön Pachamama und Boa Vista (Omniroast), 4 Wochen röstalt.

Den Boavista konnte ich nur aus dem Gedächtnis vergleichen, hier hatte ich nicht mehr genug Bohnen

Arco:
Mehr Säure, und differenzierter. Das Marzipan beim Madsen war eher eine nussige Mandel und etwas davon entfernt etwas Würziges. Komischerweise werden die Espressi beim Abkühlen runder und weicher. Beim Blomqvist wunderbar weich-herbe Schokolade mit Beere, wie diese schoko-umhüllten Trocken-Beeren. Generell weniger Textur. Beim Boavista vordergründig Frucht und erst im Nachgeschmack etwas Süße.
Beim Abkühlen durch die Bank das Gefühl, dass die Säure milder wird und sich schön mit der Süße verbindet. Das kenne ich so bisher gar nicht, meist wird die Säure prägnanter. Eine Überextraktion merkt man sofort, die Adstringenz ist dann schnell prägnant.

JX-Pro:
Mehr Textur! Sehr "runde" Shots, die dunkel sehr ölig daher kommen und bei helleren Röstungen süß-saftig. Aber: weniger differenzierte Säuren. Das Marzipan beim Madsen war sofort erkennbar, milde süße mit einer Mandel im Hintergrund. Blomqvist deutlich bitterer (dunkle Schoko), leicht in die Adstringenz kommend. Ebenso beim Boavista, süß-sauer und hintenraus leichte Adrstingenz/trocken-bitteres Mundgefühl. Beim Abkühlen kam dann auch immer wieder die Säure in den Vordergrund.

Im Laufe der Woche kommt eine Lieferung von VanGülpen, dann kann ich auch den Filter testen.

Zum perfekten Einstellen eines Espressos kann ich die Arco nur empfehlen! Mit der JX-Pro hatte ich je nach Tag maximal 2 Klicks, um den Espresso in einer brauchbaren Range einzustellen. Bei der Arco habe ich zwischen 4 Klicks wählen können und die Nuancen schön bemerkt.
Die Range bzw. die vielen Klicks sind wirklich eine Bereicherung!

 

Hallo, ich bin neu hier im Forum ✌️.
Ich bin aktuell auf der Suche nach einer Mühle. Eigentlich war ich bereits auf die J-Max von 1zpresso aus, bin aber nun auf die arco aufmerksam geworden.
Ist es auch möglich die Elektrostation einzeln nach zu kaufen? Auf der Website kann man bisher ja nur das Set oder die Handmühle einzeln erwerben, nicht aber die Station...

Viele Grüße

 

Was willst du denn mit der Station ohne Mühle? Da passt auch nur die Arco Mühle dran und nicht jede beliebige Handmühle.

 

Ich denke er möchte erstmal die Handmühle probieren und dann ggf. die Station nachkaufen. Soweit ich mich erinnere, wird man die auch einzeln kaufen können.

 

Ich denke mal er würde erst die Mühle kaufen und gegebenenfalls später dann den antrieb als Upgrade.

Du kannst ja mal eine Mail an Goat Story senden ob es die Möglichkeit geben wird.

 

Da hätte ich auch selber drauf kommen können

 

Laut Infos auf Kickstarter soll ein späterer Nachkauf der Station möglich sein.

 

Danke für die Info, genau das wollte ich wissen

 

Das Case übrigens auch. Das soll im Juni in den Shop kommen.

 

Für den vollen Preis der Arco würde ich aber persönlich noch etwas abwarten, bis Goat Story die ganzen kleinen Unstimmigkeiten gefixed hat.

 

Wieso sollte das für jeden universell angepasst sein? Nur weil die Röstung die du nutzt, gerade zwischen zwei Strichen steht? Diese Kritik verstehe ich nicht.

 

Zu jedem Klick gehört bei der Arco ein Strich. Die Klicks und Striche sind aber bei einigen Modellen offensichtlich nicht synchron oder nicht rundherum synchron, sondern nur in einem Teilbereich. Ich hoffe, dass die zweite Charge da besser ist, denn ich weiß jetzt schon, dass mich das stören wird.

 

Ich reiche nun meine Erfahrung mit dem Filter-Kaffee nach. Den ersten Teil gibt es hier.

3. Geschmack (Filter)
Getestet mit 2 Kaffees von VanGülpen, dem El Paraiso und dem Luz Helena Salazar. Origami mit Kalita Papier und Switch mit V60 Japan im losen Plastikgewand.
Mahlgrad Arco 1/15 bzw. 1/40, JX-Pro 3.30 bzw. 3.50. Ich habe die Endzeit beim Kalita-Papier auf 5 Sekunden hinbekommen (2:35 Sek bei 12gr zu 200gr) und beim Switch fast auf die Sekunde.

Edit: Das liest sich ja widersprüchlich. Ich mach es kurz: große Unterschiede gibt es für meinen Gaumen im Geschmack nicht, auch wenn die Ergebnisse anders präsentiert werden Ich finde es sehr schwer zu beschreiben, versuche es jedoch im Folgenden.
Die Arco ist etwas runder, weicher und süßer. Dafür fehlt etwas die Klarheit. Alle Geschmacksrichtungen habe ich herausfinden können, aber anders wie bei der 1zpresso eher im bewussten Suchen. Am Anfang beim Schlürfen nimmt man eine weiche Süße wahr, hintenraus wird es dann oft schokoladig. Man muss viel Luft einsaugen um auch die Säuren gut herausschmecken zu können.
Die JX-Pro ist da "abgehakter". Da kommt zuerst die Frucht, dann schmeckt es nach braunem Zucker, dann langer Nachgeschmack Schoko.

Die Arco ist im Filter für mich eher die Genießer-Mühle. Ich vermisse keine Geschmacksrichtung, finde aber eher eine runde Tasse zum genießen vor. Wenn ich danach Suche, finde ich auch die fruchtige Säure, aber eher hintergründig bzw. gut eingebunden.

Mein Fazit zur Arco:
Geschmacklich wirklich super und ein einzigartiges schönes Design!
Sie macht vieles richtig und die Kritikpunkte liegen eher im haptischen.
Geschmack bleibt eine individuelle Sache und jeder hat andere Vorzüge und Vorlieben. Ich hoffe mit meinem Bericht ein paar Infos gegeben zu haben, um euch eine Entscheidungshilfe zu sein, ob die Mühle eben eure Vorlieben trifft oder nicht.
Für unter 400 Euro finde ich ein gelungenes Stück für den Tresen und unterwegs gleichzeitig. Sie braucht sich nicht zu verstecken und, sieht man mal von der problematischen Kommunikation im letzten Jahr durch Goat-Story ab, wird sie sich ihren Platz neben den Branchen-Primen verdienen!!
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