Graef CM800 weicht der Ascaso i2-mini ** ein Review im Vergleich **

Diskutiere Graef CM800 weicht der Ascaso i2-mini ** ein Review im Vergleich ** im Mühlen Forum im Bereich Maschinen und Technik; fehler vermeidet man indem man erfahrung sammelt. erfahrung sammelt man indem man fehler macht (Laurence J. Peter) Nachdem mich die Graef CM800...

  1. joost

    joost Mitglied

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    fehler vermeidet man indem man erfahrung sammelt.
    erfahrung sammelt man indem man fehler macht
    (Laurence J. Peter)

    Nachdem mich die Graef CM800 nun einige Jahre treu begleitete, wird sie von einer Ascaso i2-mini abgelöst. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich mit einem Review von ihr verabschieden und sie gleichzeitig der kleinen Ascaso gegenüberstellen.

    Ich kaufte die Graef (nach einigem passiven Mitlesen hier im Kaffeenetzforum) vor 3 Jahren als Versandrückläufer für knapp über 100€, als ich mich entschied, den Vollautomaten auszumustern und zum klassischen Siebträger zu wechseln. Seitdem mahlt die Einsteigermühle im Schnitt Bohnen für ~12 Bezüge täglich.
    Von Anfang an begeisterte mich die Maschine durch ihren (vermeintlich) stabilen Aufbau und die wertige Haptik. Auch das Mahlgeräusch empfand ich als eher dunkel und angenehm. Was mich jedoch immer störte, war die gerasterte Mahlgradverstellung, zu oft lag das Bohnenoptimum zwischen den Stufen und ich musste über Füllmenge und Tamperdruck das Widerstandsverhalten des Pulvers anpassen. Da ich gerne mit Bohnen experimentiere und sehr viel wechsele bzw. jede Selbströstung in meiner provisorischen Röster-Simulation etwas Überraschendes mitbringt, war das auch der Anlass, auf die kleine (stufenlose) low-budget-Ascaso zu wechseln.


    Review

    Nun steht die Graef zum Reinigen auseinandergebaut vor mir. Nach 3 Jahren erkennt man erfreulich wenig Abnutzung der Mahlwerkkanten, sie sollten noch eine Weile halten.

    800-mahlwerk.jpg


    800-konus.jpg


    Die Mahlkammerabdeckung hat sich meiner Meinung nach als Schwachstelle der Maschine erwiesen. Immer wieder mal wird berichtet, die Graef mahle plötzlich total grob oder unregelmäßig, ich glaube den Grund in dieser Abdeckung gefunden zu haben: sie ist aus Kunststoff und wenn sich eine unreife / zu helle Bohne in den Mahlraum drängt, kann es sein, dass die gesamte Abdeckung leicht nach oben gehoben wird.

    800-plasteträger.jpg

    Nun fixiert aber diese Abdeckung den oberen Konus des Mahlwerks mitsamt der Justagemechanik, und wenn sich die Abdeckung nach oben hebt, hebt sich der gesamte Konus mitsamt Einstellring und Hopper mit, was den Spalt vergrößert.Ergebnis: Grobes Mahlgut, nicht durch Einstellen zu korrigieren - wie auch, die Einstelljustierung wird ja mitgehoben.

    800-Deckel.jpg

    Oft wird im Forum dann angemerkt, man hätte die Maschine falsch zusammengebaut (was tatsächlich gern mal passieren kann) oder es läge am Bohnendruck im Hopper. Ich bin mir dagegen sicher, dass es an dieser letztlich verformbaren Zwischenplatte liegt. In aller Regel gibt sich der Fehler auch nach einer Weile oder man beschleunigt dies, in dem man diese Platte abschraubt und gründlich untenrum säubert.
    Etwas störrisch beim Öffnen zeigt sich hierbei die Auslassabdeckung, ich musste ziemlich rustikal mit einem Messer einhebeln.

    800-open.jpg


    Wer jetzt beim Reinigen einfach den Staubsauger ansetzt, zieht sich wahrscheinlich den Hopper-Kontrollschalter in den Staubbeutel, der ist da nur aufgesteckt, möglicherweise lässt ihn die darunterliegende Feder schon gleich mal durch die Lande springen. Wer hier nicht aufpasst, muss suchen.

    800-mikroschlt.jpg

    Die normalen Reinigungstutorials findet man, gut nachvollziehbar, als Video im Netz -> LINK
    Ansonsten marschierte die Gute aber zuverlässig über die Jahre und ist immer noch in einem hervorragenden Zustand. Das ist deutlich mehr, als ich für den Preis erwarten konnte.

    ____________________________________________________________________________________________


    CM800 im Vergleich zur i2-mini

    Zunächst musste ich feststellen, dass ich nicht die (schwarze) Ascaso kaufte, die ich wollte. Auf dem Karton war wohl zu lesen "Alukorpus", aber erst auf einem Aufkleber auf der Kartonrückseite konnte man erkennen, ob die schwarze i-Mini nun aus schwarz lackiertem Alu besteht, oder aus ABS. Falls ihr vorhabt, online sowas zu kaufen, lasst euch den Aufkleber zeigen. Auf den Fotos sieht mans zumindest bei den lackierten Maschinen nicht.
    Ok, ich hab nun also ne Plastemaschine, dafür war sie auch kaum gebraucht und noch halbwegs günstig.

    Hopper
    Wo bei der CM800 ein großer Hopper mit stabiler Arretierung auf dem Mahlwerk thront, steckt in der Ascaso ein Hopperchen unarretiert in einem Loch, mit dem Ergebnis, dass der auch lustig durch die Gegend wackelt, während man mahlt. Das mutet schon sehr billig an. Aber, immerhin, der obere Mahlkonus ist wesentlich stabiler fixiert, so dass die Ascaso auch durch suboptimale Bohnen nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen ist (siehe oben).

    Feineinstellung
    Die Feineinstellung bei der Ascaso hat so ihre Tücken. Im Forum ist immer mal wieder zu lesen, dass sie nichts verändert. Das passiert DANN, wenn sie so weit auf "fein" gedreht ist, dass sich das untere Mahlwerk mit dem oberen geradezu zusammenfrisst. Alles, was dann justiert wird, dreht auch den unteren Teil mit, so dass der (sogutwienull-) Spalt gleich bleibt. Lösung: Mit einem Ruck auf gröber drehen, dabei den Drehdorn beobachten - der darf da nicht mitgehen. Dann ist der Konus wieder gelöst und es kann justiert werden. Wenn man einmal einen halbwegs brauchbaren Mahlgrad gefunden hat, wird bei gleicher Bohne und Anwendung eine angenehme Feinjustage möglich. Das Schneckengetriebe ist eher dafür gebaut, in einem Bereich sanft anzupassen und weniger, um von grobem Press-Kaffee zu türkischem Mokka zu wechseln. Da wäre man mit der Graef deutlich besser bedient, zumal man bei der abschätzen kann, wo man ist - die Ascaso stellt man quasi blind ein.

    Mahlung und Ergebnis
    Um es kurz zu sagen: die Ascaso macht im Gegensatz zur brummigen Graef deutlich eher Ohrenkrebs. An das Gekreische muss ich mich erst noch gewöhnen, da kam die Graef deutlich souveräner daher. Dafür saut sie mehr. Das Ergebnis hingegen kann sich bei beiden sehen lassen, wobei erst mit der Ascaso eine echte Feinabstimmung an die Bohne möglich wird. Ich hatte in meinen Testläufen zwar einen erhöhten Anteil an Channeling, aber auch einige Bezüge, die eine Vollmundigkeit aufwiesen, wie ich sie mit der Graef nicht erzielen konnte. Die Graef ist gutmütiger, aber weniger differenziert.


    Fazit

    Die Ascaso hält das, was die Graef verspricht. Um eine Maschine zu haben, die die Vorteile beider Maschinen vereint, muss man wohl auch den Preis beider Maschinen bezahlen.
    Ich trenne mich mit einem weinenden Auge von meiner Graef, sie wird meiner Tochter weiterhin treue Dienste leisten, da bin ich sicher. Bis dahin bleibt mir zu sagen: Ich bereue nichts, die CM800 war eine tolle Einsteigermaschine, besonders mit wohlwollenden Bohnen. Für experimentierfreudige Selbströster ist sie eher suboptimal.
     
    trezzi, Dale B. Cooper, The Rolling Stone und 2 anderen gefällt das.
  2. #2 Schneidersche, 25.10.2017
    Schneidersche

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    Ich kann dir in den meisten Punkten nur zustimmen.
    Die CM800 war meine zweite Mühle nach einer abgenudelten Scala und die 90€ (Warehousedeals, wie neu, 35% Sonderrabatt) haben sich die letzten Jahre mehr als bezahlt gemacht. Sie läuft und läuft, meistens als Kaffee, mal auch als Espresso. Die Demoka hat in dieser Zeit schon schlapp gemacht...
    Ich bin größtenteils sehr zufrieden mit ihr!

    Besser geht es nur mit einer guten Handmühle ;)
     
  3. joost

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    Update: Die Ascaso ist gestorben :(

    Nach kurzer Freundschaft mit einwandfreien Kaffee-Ergebnissen auf Feldgrind-Niveau (im Blindtest mit Mittelklasse-Bohnen) möchte ich mich von meiner Ascaso verabschieden. Sie ist an Wicklungsschluss verendet. Vielleicht war sie schon angeschlagen (über Kleinanzeigen gekauft), vielleicht mag sie aber auch keine höheren Belastungen wie z.B. mal ne nicht ganz durchgeröstete Bohne. Ich hätte mir bei ihr mehr Stabilität a la Graef gewünscht, die inzwischen stur wie seit jeher bei meiner Tochter vor sich hin werkelt.

    Nun bin ich wieder auf der Suche - gibts die kleine schnuckelige Ascaso auch in stabil? :cool:
     
  4. joost

    joost Mitglied

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    Noch eine Anmerkung zu Graefschen Stolpersteinen beim Zusammenbau:
    Direkt über dem Auswurfschacht ist noch eine kleine Abdeckung. Wenn die beim Zusammenbau nicht richtig sitzt, drückt sie den Hauptdeckel (der mit den 4 Schrauben) schief. Man sieht es nicht unbedingt, aber sie mahlt halt dann schräg und damit extrem inhomogen.
     
  5. #5 Küstenkaffee, 30.05.2018
    Küstenkaffee

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    Hi joost,
    ich bin ja von einer konischen BB005 zu ner ECM. Meine Ohren sind immernoch beleidigt:D
    Wenn ich jetzt nochmal wählen könnte, würde ich mir ne gebrauchte holen. Mühlen nutzen im Gegensatz zu Siebträgern doch kaum ab. Das siehste ja an Deiner CM800...
     
  6. #6 Dale B. Cooper, 01.06.2018
    Dale B. Cooper

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    Die kleinen kreischen halt. Ich empfinde das Geräusch der Graef auch als wenig unangenehm. Ne Mühle in der ähnlichen Größenklasse in funktionierend und ohne Ohrenkrebs ist mir nicht bekannt..

    Viel Erfolg weiterhin.
    Grüße,
    Dale.
     
  7. #7 Küstenkaffee, 01.06.2018
    Küstenkaffee

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    Kann es sein, dass konische Mühlen eher garnicht kreischen?
     
  8. joost

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    Die konische i2mini kreischt deutlich unangenehmer als die Scheiben-I1mini.

    Ich mag die fetten Boliden nicht - viel zu groß für meine paar Bezüge, viel zu wuchtig neben der Diva.
    Falls jemand Lust hat auf ein stufenloses mini-Q50e*- Projekt, wäre ich dabei :)

    ____________________
    * Form und Proportionen der Q50e, stufenlos, nicht größer als eine BB005
     
  9. #9 Dale B. Cooper, 01.06.2018
    Dale B. Cooper

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    Ascaso imini ist ne konische mühle, die ich mal hatte, fand ich akkustisch jetzt auch nicht übermäßig lieblich..
    Möglicherweise tendenziell ja @Küstenkaffee

    Grüße,
    Dale.
     
  10. #10 mici_buchannon, 23.11.2021
    mici_buchannon

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    auch wenn es schon ein paar Jahre her ist,Tolles Review!
    Ich suche schon etwas länger nach genaueren Anleitungen das Mahlwerk einzustellen und freue mich Vergleichsfotos von einem "gesunden, gebrauchten" Mahlwerk der CM800 zu sehen.
    Ich habe schon befürchtet, dass mein Mahlwerk schon zu abgenutzt ist, da es mir bisher nicht gelungen ist das Mahlgut nicht vernünftig bzw. fein genug einzustellen.

    Kann man von den aktuellen Fotos sagen ob es sich lieber empfiehlt das Mahlwerk auszutauschen?

    wäre über Vergleichserfahrungen dankbar!
     

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  11. joost

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    Danke@Lob:)

    Am oberen Teil hast du die Möglichkeit, den Mahlbereich zu verstellen, von insgesamt gröber zu insgesamt feiner (mit dem Schräubchen, siehe auch hier : Graef cm800 Mahlgrad einstellen für Espresso/Filterkaffee? ).
    Bei der Gelegenheit kannst du dir gleich mal die Führungsnase anschauen: Die CM800 hat eine Sollbruchstelle - die Plaste-Nase der Mahlgradeinstellung des oberen Konus bricht gern mal ab, dann ist Schluss mit "fein" (siehe da: Graef CM800 mahlt nur noch Schrot ).

    hmm... aus heutiger Sicht: Nein. Das Geld würde ich lieber in eine Eureka Spec. stecken. Oder in eine Demoka 203. Wenns für Espresso sein soll.
     
  12. #12 mici_buchannon, 23.11.2021
    mici_buchannon

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    danke für die schnelle AW. Die Haltenasen sind noch in Ordnung, daran liegt es nicht.
    Den Mahlwerk habe ich bereits die letzten Tage um 3 Positionen "feiner" verstellt, aber ich habe vermutet, dass ich nicht von der Werkseinstellung verstellt habe. Da laut Herstellerangabe max 2-3 Positionen verstellt werden darf, war ich jetzt vorsichtig da ich mir Gedanken gemacht habe inwiefern dann die zwei Kränze sich zu nahe stehen und sich beschädigen. Habe mich auch gefragt ob das Mahlwerk an sich nicht hinüber ist. (fotos oben anbei)
     

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