Ist Tampen eigentlich behämmert?

Ich würde das Thema gerne hochholen, weil ich seit kurzem den Envy Tamper von St. Anthony Industries habe und ich mich daher mit dem Thema Tampern aus einer anderen Perspektive beschäftige. Ich sehe das eigentlich so wie The Rolling Stone:

und BH schreibt dazu ja auch folgendes:

Heißt für mich im Umkehrschluss, die Empfehlung mit großem Druck oder Druck von 15-25kg zu tampern hat etwas damit zu tun, dass man jeden Shot leichter von Hand reproduzieren kann, weil es unmöglich ist mit der Hand den gleichen, geringen Druck auszuüben und dabei gleichmäßig zu tampern.

Mit einem Tamper wie dem Envy oder jedem anderen Tamper mit der speziellen Bauweise, ist das ja aber möglich. Soweit so gut, aber die Jungs von Saint Anthony Industries sehen das anderes:

Und es heißt auch in ihrere Email, dass es einen Unterschied im Geschmack gibt, je nachdem mit welchem Druck man tampert.

Ich kann das halt nicht nachvollziehen, warum ich den Flow über den Druck des Tampers und nicht über den Mahlgrad steuern sollte, wo sind denn da die geschmacklichen Unterschiede? Vorausgesetzt, wie oben geschrieben, ich reproduziere eine gleichmäßig Fläche beim Tampern?

 

Das Wasser tampt nachher nochmal mit 250kg. Bis dahin sollte halt nicht zuviel aufgewirbelt werden.

Es gibt ein paar slow-mo Videos von @fransg

 

Ich war auch der Meinung das ich gut tampen kann ... bis jetzt habe ich einen planen Epico genutzt ... mit dem Levy ist es aber um Welten einfacher reproduzierbar und gerade zu tampen .... Mahlgut Buzzer funktioniert ähnlich.

Wer einen Rechtschreibfehler findet, kann ihn behalten.

 

Vor einiger Zeit wurden in einem Seminar an einer Fachhochschule Brühvorgänge an ST-Maschinen getestet. Dabei kam u. a. heraus, dass das Tampen für den Espressogeschmack unbedeutend ist. Wenn ich mich richtig erinnere, war ein Fazit, dass es genügt, das Pulver im Sieb glatt zu streichen bzw. leicht anzudrücken.

 

Wenn mich mein Mathe und Physikunterricht nicht komplett verlassen hat, dann entspricht 9 Bar einer Wassersäule von 90m. Bei einem Quadratdezimeter Fläche entspräche das einem Gewicht von 90kg, Mit der Fläche des Tampers (d=58mm) kommst du auf 0,264 dm^2, was einem Gewicht von etwa 23,8kg entspricht.

Weit weg von 250kg aber trotzdem mehr, als was man gemein hin manuell aufbringt.

 

90 mH2O = 9000 cmH2O
1 cm2 x 9000 cm = 9000 cm3 = 9 l H2O = 9 kg

5,84 cm / 2 = 2,92 cm = r
A = π x r^2 = 3,14 x 2,92^2 cm = 3,14 x 8,53 cm = 26,77 cm2

23,57 cm2 x 9 kg = 240,96 kg.

Oder einfacher:
1 bar = 1kg/cm2
9 bar = 9kg/cm2
9kg/cm2 x 2,92 cm2 = 240,96 kg.

(Und ganz präzise: 9 bar x 26,77 cm2 = 2409,6 N ; 2409,6 N x 0,10197162 kg/N = 245,71 kg)

Edit: Korrigiert, danke @NiTo

 

250kg passt schon. 90m Wassersäule bzw. 9bar entsprechen einem Gewichtskraft von 900 (nicht 90) kg/dm².
90m Wassersäule = 90.000 kg/m² = 900 kg/dm²

@Cliff war schneller und genauer .

 

Ich hatte lange mit einem Steingut-Eierbecher getampert, weil der perfekt in mein vielleicht schon etwas ausgenudeltes 49.2x mm Sieb passte. Nachdem der vom Tisch fiel und zerbrach, leistete ich mir den ersten "echten" Tamper meines Lebens. 4-faches Gewicht, Edelstahl + Holz, 22€.
Durch das höhere Gewicht glaube ich eine andere Pressdynamik beim antampern zu spüren, das Mahlgut wird gleichmäßiger über die komplette Fläche komprimiert und egalisiert. Gerade an der Diva merkt man beim Hebeln bereits kleine Unterschiede im Mahlgut. Ich bilde mir ein, dass ich seit dem neuen Tamper viel öfter das habe, was ich als optimalen Hebeldruckverlauf empfinde, einen weichen "Kraftverlauf ohne Kanten und Brüche". Ist ein bisschen schwierig zu beschreiben, weils Nuancen im Gefühl sind.
Geschmacklich jedoch würde ich sagen, dass sich genau -> nichts verändert hat. Falls es da minimale Änderungen in der Extraktion geben sollte, entziehen sie sich meinem Geschmackssinn.

 

Seh ich genauso .... ich kann nur feststellen, daß wenn ich exakt gerade tampe, keinerlei channeling auftritt. ( nutze fast nur Bodenlosen).


Wer einen Rechtschreibfehler findet, kann ihn behalten.

 

Ok danke für die Lehrstunde. Ziehe alles zurück und behaupte das Gegenteil

 

Weshalb wiederholst du deinen Signaturtext eigentlich in deinen Postingtexten?

 

2,92 wäre korrekt

 

Ja, konkrete Zahlen werden schnell verfänglich.
Ich kann allerdings nicht viel mit der Aussage anfangen,

Der Unterschied ist ja gerade, dass man mit dem Tamper bei geradem Tampen über die ganze Fläche die Puckdichte und -dicke ausgleicht, das Wasser aber punktuell den Weg des geringsten Widerstandes - also der geringsten Dichte, sucht.
Deshalb braucht es, um Channeling zu vermeiden, durchaus eine Puckvorbereitung, dazu zähle ich neben Tampen auch das vorhergehende Durchmischen (ob dies nötig ist, hängt von der Mühle ab) und Verteilen und ggf. die Preinfusion.

 

@NiTo kommt die zweimal ?

ich nutze nur Tapatalk ... da seh ich sie nur einmal.

Wer einen Rechtschreibfehler findet, kann ihn behalten.

 

das ist der unterschied von rechenaufgaben und realitätsmessungen - "wir wissen schon seit 70j dass tampen die extraktion verbessert - da hat keiner was berechnet

zu dem, zu den rechenmeistern: berechnen könnt ihr den schweredruck, doch die realität ist ein "komplexes system" und die vereinfachung zu einem "einfachen system" führt immer zu falschen rechenresultaten.
imho macht rechnen, hier kein sinn sondern zusammenhänge erkennen und durch versuche beweisen reicht mir.

schöne ostermontage mit rechenaufgabe (in der zwischenzeit geniesse ich 2-3 getampte kaffees )

nachdruck - passt zum thema

 

Ganz genau. Und ob und wie tief oder wie homogen wie viele mm der ersten Espressoschicht nicht aufschwemmen oder sonstiges unerwartetes Verhalten an den Tag legen, kann man durch vernünftiges Tampen beeinflussen.

Pardon für die zweifelhalfte Musik, das Video ist ganz offensichtlich nicht von mir. ,)
Der maximale Wasserdruck oder die Größenordnung im Vergleich zur Tamping-Kraft spielen dabei möglicherweise nicht so die Rolle..

Man sieht ganz gut, dass Tamping möglicherweise einfach das lokale Aufschwemmen / Verteilen unterbinden könnte oder für sonstige komplizierte Interaktion mit der ganzen Extraktion sorgen kann.

 

@Askalon: einmal als Signatur vom Forum, einmal in deinem Text (evtl. als Signatur von Tapatalk) - vielleicht siehst du bei Tapatalk die eigene Signatur nicht.

 

Selbst wenn ich glauben möchte, dass der ganze Aufwand keinen Einfluss auf den Geschmack des Espressos hat, macht das Tampen zumindest für den Puck (nass/trocken = löst sich am Stück oder nicht) und vor allem beim Einsatz des bodenlosen Siebträgers einen riesen Unterschied.
Dazu kommt der Gefallen am Ritual - den möchte ich weder leugnen noch überbewerten.
Ich bin da jetzt noch nicht mal sehr speziell, aber ein sauberer ebener und polierter Puck gefällt mir.
Einen schönen Wein trink ich auch nicht aus der Flasche, sondern aus nem schönen Glas und wenn es ein spezieller Wein ist, wird auch dabei mehr Zeremonie aufgefahren als beim Hauswein.

Kaffee ist ein Gesamterlebnis - was wem dabei gefällt und wie der einzelne damit umgeht, ist Grundverschieden.
Hier im Netz sieht man ja die Spannweite.
Nicht tampen ist für mich keine Option - 200 € für nen Tamper auszugeben aber auch nicht.

 

Der Spruch erscheint einmal als Signatur, und einmal als jeweils letzter Satz deiner Posts.

 

So Signatur in Tapetalk aus ... besser ?

;-)