It's alive! La Cimbali M21 Junior DT1 Wiederbelebung

Diskutiere It's alive! La Cimbali M21 Junior DT1 Wiederbelebung im Reparatur und Wartung Forum im Bereich Fragen und Tipps; Liebe KN-Gemeinde, wie der Titel bereits verheißt geht es um die Instandsetzung einer La Cimbali M21 Junior mit Festwasseranschluss (DT1). Hier...

  1. #1 goldfingr, 30.12.2020
    goldfingr

    goldfingr Mitglied

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    Liebe KN-Gemeinde,

    wie der Titel bereits verheißt geht es um die Instandsetzung einer La Cimbali M21 Junior mit Festwasseranschluss (DT1). Hier möchte ich gleich mal einwerfen, dass ich ohne die bereits vorhandenen LC Junior-Threads hier im Kaffee-Netz niemals gewagt hätte, diese Maschine selbst zu reparieren. Das geballte Wissen, was hier von hilfsbereiten Usern dokumentiert ist, hat mir aber das nötige Selbstvertrauen verliehen.

    Als kleines Dankeschön und als Beispiel für andere Neulinge wollte ich Euch auch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen und nutze dieses Thema gleichzeitig als kurze Vorstellung.

    Kurze Vorgeschichte (wer nur an der Restauration interessiert ist, kann diesen Part überspringen)

    Kurz zu meinem (Kaffee-)Hintergrund: Nach Start mit Nespresso vor einigen Jahren sind meine Frau und ich letztes Jahr auf eine günstige Gastroback-Maschine (Espresso Piccolo) umgestiegen, um mal das Handling und das Prinzip Siebträgermaschine auszutesten, ohne gleich ein großes finanzielles Risiko einzugehen. Wir haben die Maschine zunächst mit ESE-Pads genutzt. Es folgten die Erweiterung um eine alte elektrische Mühle und einwandige Siebe. Damit ließen sich schon ganz akzeptable Ergebnissen produzieren, insbesondere da wir überwiegend Cappuccino trinken und es daher nicht unbedingt auf die letzten Prozentpünktchen bei der Shotqualität ankommt.

    Die Gastroback ging kaputt, Ersatz musste her. Es wurde eine La Pavoni Europiccola plus Eureka Specialita. Geile Kombination und natürlich ein absoluter Augenschmaus. Die Kaffeezubereitung im Haushalt fiel allerdings nun exklusiv mir zu, da es meiner Frau doch etwas zu kompliziert ist und auch die Einschränkungen der kleinen Pavoni haben uns im Alltag dann doch genervt.

    Deshalb habe ich mich auf die Suche nach einer mindestens halbautomatischen Maschine gemacht, die genug Reserven haben sollte, um auch mal 10 Gäste zu bewirten (für den Fall, dass man irgendwann wieder so viele Leute einladen darf :D). E61 wollte ich nicht, da mir das Küchenharley-Design einfach nicht so zusagt. Es sollte dann doch eher was schlichteres sein und so bin ich bei den üblichen kleinen semiprofessionellen Maschinen gelandet. Nachdem ich knapp am Kauf einer Astoria CKXE hier im Forum vorbeigeschrammt bin, habe ich kurz darauf das Inserat der titelgebenden Cimbali gefunden. Die Maschine ist von 2011 und war in einem Bistro im Einsatz. Gekauft habe ich allerdings von einem Privatmann, der die Maschine angeblich für sich wollte, sie aber aufgrund eines Trinkwasserfilters bei sich zuhause nicht zum Laufen brachte... Na ja, ich habe mir meinen Teil gedacht und noch gut am Preis verhandelt, da die Maschine wirklich in einem sehr ungepflegten Zustand war und die Pumpe nicht lief. Die Elektronik schien aber i.O. zu sein.

    Im Bundle war noch eine Abklopfschublade, ein Brita Filtersystem und eine LC Junior Mühle mit dabei. Der Preis schien ok, aber mir war bewusst, dass ein paar Ersatzteile fällig werden könnten.

    Beginn der Wiederbelebung

    Zuhause angekommen habe ich die Maschine erstmal aufgeschraubt, um mir einen Überblick zu verschaffen. Ich habe ja hier im Forum schon einiges gesehen, aber der Anblick war dann doch eine (negative) Überraschung.

    Leckere Kalkausblühungen am Brühgruppenflansch
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    Mmmmhh... Appetitlich
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    Ich habe die Maschine dann angeschaltet, um zu sehen, was überhaupt funktioniert.
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    Tastatur schien ok, Magnetventil klackt beim Betätigen. Der Motor surrte nur (kämpfte mit der festen Pumpe), weshalb ich ihn dann sogleich vom Strom getrennt habe. Der Kessel heizte auf, Leckage am Unterdruckventil. Funktionstest von Dampf und Heißwasser war ok. Es kam eine ekelhaft stinkende graue Suppe raus. Die Wasserstandslampe ging ebenfalls an, es wurde aber nichts nachgepumpt, da die Pumpe ja stromlos war. Also Maschine gleich wieder aus und weiter mit der Zerlegung.

    Mein Beitrag zu der Frage "Muss das Kesselwasser regelmäßig gewechselt werden?"
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    Am Kondensator des Motors wurde wohl auch schon mal gebastelt
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    Die Skepsis und das Missfallen meiner Frau nahmen in exponentieller Abhängigkeit zur meiner Ausbreitung in der Küche zu.
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    Brühgruppe und Kessel waren durch den eingebrannten Kalk nicht voneinander zu trennen. Das hat mir einige graue Haare beschert. Ich musste beides als Einheit durch den Rahmen fädeln und konnte die Bauteile erst im ausgebauten Zustand voneinander trennen.

    Blick in den Kessel. Der Klassiker.
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    Das sieht nicht gut aus.
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    Die Pumpe sah nicht gut aus, aber die 100 EUR für eine neue Pumpe waren eh mit einkalkuliert. Meine Hoffnung war nur, dass der Motor keinen Schaden genommen hat (Ersatzteilpreis rund 300 Schleifen).

    Lager komplett verrostet, dreht sehr schwergängig.
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    Habe also neue Lager bestellt und das Motorgehäuse mit Gewalt geöffnet. Immerhin lief der Motor noch.

    Die Elektronikbox sah 1A aus. Ein ungewohnter Anblick.

    Elektronikbox direkt unter der Abtropfschale? Super Idee!
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    Im Kontrast dazu noch ein Ekelbild aus dem hinteren Teil des Gehäuses (links im Bild ist auch die alte Pumpe zu sehen).
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    Das Flowmeter habe ich aufgrund des optischen Eindrucks auch gleich neu bestellt.
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    Die Junior ist einfach ne männliche Maschine.
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    Die zerlegten Komponenten durften dann alle ausgiebig in Amidosulfonsäure baden. Es hat geblubbert wie im Jacuzzi.

    Das Gehäuse habe ich mit Pulycaff und Säure gereinigt und anschließend mit einer Drahtbürste von losen Lack- und Rostresten befreit. Anschließend partiell mit Hammerite neu lackiert. Sieht besser aus als vorher.

    Kopfstand
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    Mit den gereinigten Komponenten und den neuen Ersatzteilen ging es dann an den Wiederaufbau. Ich habe mir vieles mit Fotos dokumentiert, aber auch die vielen erhältlichen Explosionszeichnungen waren sehr hilfreich. Im Endeffekt ist es aber kein Hexenwerk.

    Alles notwendige ist dran - Zeit für einen Testlauf.
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    Strahlend leuchtendes Kupfer :D
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    Und dann der erste Shot - es kam tatsächlich etwas Kaffee-artiges raus!
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    Ein paar kleinere Undichtigkeiten mussten noch gefixt werden, aber insgesamt bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.


    Da steht sie nun vorerst. Die Anschlüsse müssen noch sauber unter der Arbeitsplatte gelegt werden, aber sie läuft!
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    Auch der Milchschaum klappt ganz gut, wobei man mit der 4-Loch-Düse wirklich nicht viel Zeit zum Korrigieren hat :)

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    Ich hoffe, diese kleine Story ermutigt auch andere interessierte Kafficionados, einen ähnlichen Weg einzuschlagen. Der Gebrauchtkauf (insbesondere einer Gastromaschine) kann eine sinnvolle Alternative zum Neukauf eines Consumer-Modells sein.

    Positiver Nebeneffekt: Die Restauration hat viel Spaß gemacht und ich habe dabei einiges über die Maschine gelernt, was mir sonst verborgen geblieben wäre.

    Negativer Nebeneffekt: Seit die Maschine fertig ist, trinke ich viel zu viel Kaffee.

    Viele Grüße
    Philipp

    P.S. Gibt es jemanden im Raum München, der einen Siebträger mit Manometer für die Cimbali verleihen würde? Da die Pumpe ja neu ist, habe ich sie erstmal nach Gefühl eingestellt, aber technische Präzision wäre natürlich schön :)
     
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  2. #2 rebecmeer, 30.12.2020
    rebecmeer

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    Gratulation zur erfolgreichen Restaurierung und willkommen im La Cimbali Club.
    Die Junior und Bistro Varianten scheinen ziemlich unverwüstlich zu sein.
    Gegenüber einem Konsumergerät ist eine Gastromaschine ein ganz anderes Feeling.
    Viel Spaß damit!
     
  3. #3 Knollensteppe, 30.12.2020
    Knollensteppe

    Knollensteppe Mitglied

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    Herzlichen Glückwunsch und danke für die tollen Bilder! Die Kalkblüten am Brühgruppenflansch sind ja eindrucksvoll. :eek:
     
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