Lelit Bianca

So Leute, nach 2 Tagen Nutzung der Bianca mal kurz ein erster Bericht:

Zunächst zum Hersteller, Preis und Verfügbarkeit (hab mich wirklich sehr intensiv damit auseinander gesetzt seit Mitte November):
Lelit betritt mit der Bianca einen für sie neuen Markt und man hat aus meiner Sicht auch (fast) alles richtig gemacht.
Ich hatte bislang die DB-Systeme von Bezzera und ECM ins Auge gefasst und im Herbst dann noch mit der LMLM geliebäugelt.
Bei den Features der Bianca war es bei mir, als ob Lelit meine Wunschliste gelesen und ein System auf mich individuell gefertig hätte - bis auf die Drehventile (wollte ich eigentlich auf keinen Fall).
Die erste Produktionsserie hat man zum Kampfpreis am Markt positioniert und wollte schauen was passiert. Durch das Weihnachtsgeschäft waren dann plötzlich die Lager der Händler, die sie auch online angeboten haben, leer. Die neue Fertigung soll im Februar anlaufen. Es wird überall fest davon ausgegangen, dass der Preis steigt.

Nun meine eigenen kurzen Punkte:

Äußeres/Haptik/"Wertigkeit":
Durch das negative Feedback einiger großer Händler gegenüber Lelit war ich zunächst skeptisch. Natürlich ist eine Maschine immer eine subjektive Sache - mir hat das Teil auf Anhieb gefallen, als sie das erste mal direkt vor mir stand. Das Gewicht sind stolze 26kg und es sind ja zum Großteil Standardkomponenten verbaut. Die Drehventile als auch Paddle gehen butterweich und sprechen sehr gut an. Es gibt eine Zubehörbox, von der so mancher träumt => Fest- und Abwasseranschlussleitungen, 2 Siebträger (1 mit speziell engem Lelit-Doppelauslauf -der auch für Singleshot gehen soll und 1 bodenloser), Blindsieb, Singlesieb, BG-Reingungspinsel, Tamper, Filter, Microfasertuch, kleines Gitterbänkchen, kleinerer Dampfdüsenkopf.
Bei dem Preis musste ich nicht überlegen und hab sie sofort gekauft.

Das Handbuch ist sehr gewöhnungsbedürftig, da auch Lelit typische Computerübersetzungen ins Deutsche verwendet, die so manchen Schmunzler aber auch Unverständnis erzeugen.

Spaltmasse und äußere Gehäusequalität haben mir sehr gut gefallen. Das Gestell auf der Abtropfschale gefällt mir auch sehr gut, da durch die dünnen Stäbe mögliche Kratzer nicht auffallen.
Das ("gleiche") Gitter auf der Tassenablage wirkt leider nicht so wertig.
Beim Abgießen der Tropfschale hätte ich mir einen definierten Kanal gewünscht (wer sie hat, weiß was ich meine).

Die Erstinbetriebnahme war völlig problemlos, wenn man einige Feinheiten im Handbuch beachtet!

Aufheizzeit liegt zwar theoretisch bei 15 Minuten, das ist aber nicht wirklich ehrlich, wenn man die Masse der E61-BG mit Siebträger beachtet - da sollte man auch der Bianca mind. eine halbe Stunde Zeit zugestehen.
Es gibt einen "Standby"-Modus, wo man in Halbstundenschritten eine Nutzungszeit einstellen kann, die dauerhaft abgespeichert bleibt. Dann kühlt der BG-Kessel auf 70 Grad runter und der Dampfkessel schaltet komplett ab - für mich nicht sinnvoll.

Anfangs war für mich klar, dass das Paddle ein tolles Addon ist, was ich zunächst nicht nutzen werde - was mir aber in Zukunft meinen Spieltrieb befriedigen soll - das wird sich zeigen. Einziges einmalige Manko bei dem Teil als "Normalnutzer" - man muss beim Bezug einfach checken, dass das Paddle auch wirklich nach rechts offen steht. Bei meinem dritten Bezug stand es links, also komplett zu und ich hatte schon einen Schreck bekommen, dass die Maschine nicht mehr liefert.

Die Rotapumpe ist typisch leise und der werkseitige Druck war bei mir auch auf die Rota-typischen 9 bar eingestellt.

Der Doppelauslauf ist für eine kleine Espressotasse fast zu breit - das kann man aber durch das mitgelieferte Bänkchen ein wenig kompensieren - man muss trotzdem sehr genau mittig stellen.

Da wir sehr viel Milchkaffee trinken, freue ich mich über die enorme Dampfleistung. Ich hatte auch gleich den kleineren Kopf getestet - diesen aber sofort wieder gegen den Größeren (beide haben je 2 Löcher mit unterschiedlich großen Bohrungen) getauscht.

Aktuell experimentiere ich ausschließlich mit meiner C40 MK3, weil ich dort quasi "null" Totraum habe und das Befüllen des Siebträgers durch das Glas ein Kinderspiel ist. Ich nutze vor dem Tampern einen Leveler und hatte nach nur 5 Bezügen zur Grundeinstellung sehr akzeptable Ergebnisse. In der kommenden Woche kommt noch eine Eureka Magnifico und ich denke, dass ich in ca. 3..4 Wochen dann mit den "Paddle-Experimenten" beginne.
Ob sich das wirklich lohnen wir, weiß ich noch nicht, aber zumindest hab ich alles Voraussetzungen dafür und auch optisch gefallen mir Holzpaddle als auch Manometer auf der BG.

Dampf- und Heißwasserlanze sind komplett isoliert - d.h. man kann ohne irgendwelche Schutzhüllen verbrennungsfrei am ganzen Rohr anfassen. Inzwischen liebe ich die Drehventile, obwohl die zunächst ein KO-Kriterium waren (wollte Kipphebel)

Mir gefällt auch die Möglichkeit, den Wassertank an 3 möglichen Seiten zu montieren, da wir unsere Küche bei der Planung noch ohne entsprechend feste Ecke eingerichtet haben und wir nun schön alle möglichen Plätze ausloten können. Die 2 Griffe am Wasserbehälter hatte ich zunächst müde belächelt - war nur einen Griff gewöhnt - finde aber auch das einfach besser im Handling.

Alles in allem würde ich aktuell die Maschine wieder kaufen und werde weiter berichten.

Fortsetzung folgt....

 

@slowhand
Danke für den Bericht! Mehr und mehr weiß ich, welche Maschine ich will!

 

Vielen Dank für deine ausführliche Darstellung.

Ich bin mal gespannt, wenn du mit dem Paddel anfängst, was du dann so alles zaubern kannst.

Die Druckverstellung beim Bezug scheint überhaupt ein sehr interessanter Punkt zu sein. Hoffe du kannst später mal über die Einflüsse schreiben.

VG Ajescha

 

Ich auch, aber zunächst brauche ich einen ausreichend belastbaren "Referenzpunkt" mit Standardbezug.
Also frühestens Mitte Februar...

 

Ja kein Sress,

mir schon klar das man erst mal beständige Bezüge erstellen sollte, bevor man dann in weitere Veränderungen geht. Vielleicht könnte man sonst ja auch gar nicht wirklich die Unterschiede bestimmen, und das wäre ja auch blöd. Bei mir ist es manchmal so, dass ich gleiche Menge und gleiche Bezugszeit habe, trotzdem dann in der Tasse ein anderes Gewicht ist und sich so auch der Geschmack verändert hat. Manches Mal achte ich da nicht drauf und dann schmeckt es mir besser, und ich weiß gar nicht wo denn nun die optimierte Verbesserung gewesen ist.

 

Hallo bin auch ganz neu hier und hab nebenbei immer mitgelesen. Jetzt wollte ich auch mal meine Erfahrungen zur Bianca schreiben.

Gekauft hab ich sie Oktober '18 bei einem Händler in Stuttgart. Vor der Bianca hatte ich eine Saeco Aroma, die Bianca wurde es weil ich mich meist nicht sonderlich einschränken kann und ich irgendwie alles haben wollte... typische Hobby-Problematik. Nach der Saeco konnte es meiner Meinung nach nur besser werden - wurde es zum Glück auch.

Grundsätzlich bin ich voll- und ganz begeistert. Was mich am Anfang etwas erschrocken hat, war der hohe Stromverbrauch - ich glaub das waren etwa 5 kW im normalen Modus und 3 kW im Eco ohne Dampfkessel. Habe ich jetzt durch eine Smartsteckdose gelöst. Über IFTTT habe ich meine groben Anwesenheitszeiten eingegeben und jetzt bin ich bei ca. 0,8 kW pro Tag, was für mich jetzt völlig in Ordnung ist. Immer wenn Besuch da ist, bin ich eigentlich ununterbrochen am Espresso und Cappuccino zubereiten, macht mit der Maschine wirklich Spaß, bei der Saeco hab ich immer gehofft, dass niemand was will. Das Paddle nutze ich mittlerweile etwas, aber eher selten. Die Unterschiede sind erkennbar, aber ich kann es noch nicht wirklich kontrollieren.

Was mir an der Maschine nicht gefällt:
Abtropfschale
Entweder sind die bei allen Maschinen so bescheiden konstruiert oder sonst stört sich keiner dran.
Durch die Kantung habe ich immer das Gefühl als wär das ding nicht wirklich sauber.
In der Mitte ist eine Schraube, die für den Anschluss an das Abwasser gedacht wäre. Jedoch sammelt sich bei mir um die Schraube ordentlich Schmodder. Ich kann das so viel ich will dran herumputzen, aber ich schaff es nicht diese Stelle sauber zu halten.

Ablagegitter oben
Da sammelt sich schnell sichtbar Staub, ist aber nicht so wild

Pumpengeräusch
Seit kurzem kann ich bei der Pumpe ein zirpen, als würde eine Heuschrecke beim Bezug loslegen, wahrnehmen. Stört mich nicht sonderlich, aber das muss unbedingt in naher Zukunft behoben werden.

Reinigung
Mir fällt es oft schwer zwischen den hebeln durchzukommen und das Gerät immer super sauber zu halten, aber das war mir bei so einem Chrom-Bomber davor schon klar.

Zusammengefasst
Ich finde es ist eine super Maschine, Design gefällt mir (anderen bestimmt nicht), Verarbeitung finde ich auch gut und der Preis ist für die Leistung super. Die Mängel wollte ich aber klar darstellen, dass eine Maschine für ca. 2000€ guten Espresso macht sollte selbstverständlich sein. Vllt. hilft es dem ein- oder anderen eher zu wissen was nicht so toll ist oder auf was man schaun muss.

Falls jemand Detailfragen hat, versuche ich in Zukunft gut zu helfen =)

 

Danke für dein Feedback retouchedd - tja Stromverbrauch und Schwaben... ;-)
Wobei man schon sagen muss, dass die Leistung ja nicht immer kompl. abgenommen wird.
Ich war auch überrascht, dass die Kessel über Nacht trotz Isolierung doch nur noch knapp über Raumtemperatur liegen.

Hinsichtlich Reinigung:
Bei Abtropfkasten hatte ich ja auch geschrieben, dass ich mir eine direkte Führung für das Wasser gewünscht hätte. Da versteht man aber wirklich nur, wenn man mal den Kasten in der Hand hatte. Noch bekomme ich das Teil aber ausreichend sauber und mache das immer abends als letzten Schritt vor dem Ausschalten. Dann wird auch das Gehäuse poliert - Wasserflecken vom Tagesverlauf gehen mit dem mitgelieferten Poliertuch (leicht angefeuchtet) perfekt und mühelos weg.

Wegen der Pumpe solltest du gleich deinen Händler fragen, damit hier nicht erst aus einem kleinen Ding ein großer Schaden wird.

 

Halt halt halt, ich bin nicht aus Schwaben

Ich bin aus der Oberpfalz, ist zwar bei den meisten nicht wirklich beliebter, aber ein Bayer möchte nicht als Schwabe gezählt werden =)

Stromverbrauch hab ich eher als Tipp erwähnt, da ich während des Tages nicht da bin und nur von 06:00 Uhr - 07:15 Uhr und 17:00 Uhr - 23:00 Uhr Espresso beziehe. Während der Woche brauche ich etwa 0,8 kW (ca. 4 Espresso) und am Wochenende (ca. 8 Espresso) läuft die Maschine von 08:00 - 23:00 Uhr da brauche ich etwa 1,1 kW.

Ist ja über die Hälfte weniger. Lieber kaufe ich mir für das Geld ein paar Kilo Bohnen als es den Stromerzeugern zu schenken. =)

 

Bei der Pumpe könnte es ggfs. sein, dass irgendwie ein bissel Luft im System ist. Du kannst folgendes machen:

Dampfkessel voll aufheizen lassen. Großen Topf oder ähnliches unter den Heißwasserauslauf und voll aufdrehen und so lange laufen lassen, bis kein Wasser mehr kommt.
So muss die Rota mal etwas mehr Wassermenge fördern, als bei einem normalen Bezug. Oftmals hilft das.

Ich habe zudem den kilometerlangen Ansaugschlauch im Tank auf ein Minimum gekürzt. Da hatten sich immer kleine Luftblasen gesammelt. Warum auch immer das Ding derart lang sein muss

 

Davor die Maschine ausschalten

 

Ohne Strom könnte es möglicherweise sein, dass die Pumpe nicht angeht? Und das ist das Ziel der Aktion! Nur so ne Idee

 

Guten Morgen,

Dieses beschriebene Heuschrecken-Zirpen vernehme ich auch gelegentlich. Stört mich nicht weiter. Soweit ich mich richtig erinnere, verschwindet das , nachdem die Maschine einen hohen Durchlauf im Dampfkessel hat.

Kurz zum Thema Mühle. Die Bianca reagiert recht empfindlich auf durchschnittliches Mahlgut, dh. eine gute Mühle schmecke ich vorteilhafter raus, als bei "schlechteren" Siebträgern.
Spezielle Frage: hat jemand Erfahrungen bezüglich dem Unterschied von comandante Nitro und ironheart?
Oder ist die Frage im falschen Thread? Ich beziehe mich jedenfalls speziell auf die bianca.

 

Lies den Commandante Thread.

 

Die "Empfindlichkeit" der Bianca kann ich nur im Vergleich zu einer Bezzera Mitica bestätigen. Habe eine C40 MK3 und eine neue Mignon Magnifico - die C40 ist für mich perfekt zum experimentieren!
Bislang macht die Eureka den "Massenbezug" der Standard-Konfig auch ohne Beanstandung - wegen der Kaffeemehlstreuung verwende ich momentan das C40-Ersatzglas und lasse da rein mahlen. Tidaka-Trichter ist unterwegs.

 

interessant...
ja, den comandante -Thread hab ich komplett durch. Ich werde dort mal dieses Thema aufgreifen. Ist dort, denke, besser aufgehoben. Könnte widerrum sein, dass man mich dann wieder hier zurück verweist: "Lies den Bianca Thread"

 

Das war eigentlich so gemeint, daß dort schon alles darüber steht, also müßtest Du schon Bescheid wissen.
Kurzform Nitro ist die bessere Brühkaffeemühle, Ironheard die bessere Espressomühle, natürlich beides auch für das jeweils andere verwendbar. Der hauptunterschied ist "nur" der Kegel anderer Schliff und Material. Und eine Ironheart mußt Du erst mal finden, ist neu derzeit wohl nicht lieferbar (kann sich aber auch wieder geändert haben)

 

Eigentlich wollte ich mir kurzfristig noch das Holzteil am Paddle als Ersatzteil kaufen, um mal eine Variante zu erzeugen, wo ich sämtliche im Moment recht kantigen Ecken deutlich abrunde. Das wollte ich def. nicht am Original tun, falls das nix wird oder die Haptik nicht wie erwartet passt.
Leider hab ich bei einer Frage nach solch einem Teil eine Absage von Lelit erhalten. Die komplette Fertigung der Holzteile geht 1:1 voll verplant in die Produktion kompletter Maschinen.
Falls hier jemand entweder doch eine Bezugs-Quelle für solch ein Teil auftut oder einen Tischler kennt, der das fertigt => bitte kurze PM an mich...

 

Hallo zusammen,

was heisst durchschnittliches Mahlgut? Welcher Klasse muss die Mühle angehören? Mir war klar dass ich bei einer derartigen Anschaffung für die Espressomaschine an der Mühle nicht sparen kann, nur was ist hier die Mindestqualität?

Danke
Gruss
Chris

 

Frag mal @ro_bert, der baut diverse Teile aus Holz.

 

Also wenn Du aus dem ganzen Ding keine Wissenschaft machen willst und Genuss auch von der Tagesform abhängig machst, dann taugt jede vernünftige Mühle. Ich nutze eine Mazzer Mini, ne Vario home und ein paar Handmühlen. Mal schmeckt es mit der einen, mal mit der anderen besser. Da hat die Sorte der Zahnpasta nen größeren Einfluss auf den Geschmack