Limu^2: 3rd wave vs. traditionelle Röstung

Diskutiere Limu^2: 3rd wave vs. traditionelle Röstung im Bohnen und Kaffee Forum im Bereich Rund um die Bohne; Hallo, ich hab am Wochenende mal einen Ausflug in "fruchtige" Gefielde unternommen und wollte mal meine Erfahrung euch teilen. Ich hatte zwei...

  1. #1 osugi, 08.02.2016
    Zuletzt bearbeitet: 08.02.2016
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    Hallo, ich hab am Wochenende mal einen Ausflug in "fruchtige" Gefielde unternommen und wollte mal meine Erfahrung euch teilen. Ich hatte zwei äthiopische "Limu Grade 2" Espressoröstungen zum probieren in meiner Mühle:

    1. 3rd wave Röstung: erst eine unangenehm überwältigende Säure. Ich hatte fast schon Angst um meine Geschmacksnerven. Das war wie purer Zitronensaft, wenn nicht noch schlimmer. Als sich die Säure lichtete, kam ein angenehm bitter-süßer, mandelartiger Abgang zu Tage. Dieser war sehr lecker, aber leider recht kurz.

    2. Traditionelle Röstung: leichte kirschartige Säure, gefolgt von samtigem Blaubeeraroma, extrem lang anhaltender bitter-süßer Abgang. Auch hier hauptsächlich Mandel aber mit weiter anhaltender Kirsch/Blaubeeren-Frucht.

    Fazit: Da ich eigentlich eher schokoladig/nussige Espressi bevorzuge, waren beide Röstungen für mich Neuland. Die traditionelle Röstung ist wesentlich besser mit meiner Vorstellung von einem Espresso vereinbar. Der lange Abgang und das samtige Mundgefühl war wie eine fruchtige Variante von Zartbitterschokolade, die auf der Zunge zergeht. Die 3rd wave Röstung hingegen schmeckte eher so, als hätte man versehentlich Filterkaffeebohnen mit Espresso verwechselt. Irgendwie nicht stimmig. Das Positive, was ich daran finden kann, ist das erlösende Gefühl, wenn die Säure schwindet. Das ist etwa so, wie wenn im Film Psycho die schrillen Streicher in der Mordszene verstummen und nur noch angenehmere Bässe und schließlich das ruhige Rauschen des Wassers zu vernehmen sind. Ein "aufregendes" Erlebnis, mit sprichwörtlicher "Ruhe nach dem Sturm", das ich persönlich aber nicht unbedingt wiederholen muss.

    Grüße, Alex
     
  2. #2 caffè olivier, 08.02.2016
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    Ich hol mir mal schnell Popcorn... :D
     
  3. #3 domimü, 08.02.2016
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    Die einen rösten Kaffee im Popcorn-Röster, die anderen anscheinend Popcorn im Kaffeeröster.

    Bei hellen Röstungen trennt sich die Spreu vom Weizen. Daher wäre es nicht verkehrt, wenn du auch schreibst, von welchen Röstern du da probiert hast.
    Unabhängig davon liest sich das so, als habest du klassische Parameter für die helle Röstung genommen, das kann nicht gut gehen. Wenn allerdings deine Präferenz ohnehin der Malabar ist, frage ich mich ernsthaft, was du erwartet hast.
     
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  4. #4 caffè olivier, 08.02.2016
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    hin und wieder finde ich tatsächlich 1,2 gepoppte Maiskörner im Kühlsieb.... :D
     
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  5. osugi

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    Hallo, mir ist bewusst, dass das Thema etwas kontrovers diskutiert wird. Die Röstungen sind von der Rösterei Baum in Leer und die andere von den Bonanza Coffee Heroes in Berlin. Mit den Parametern habe ich munter gespielt und auch mal die Temperatur erhöht. Das wirkte sich hauptsächlich auf den Abgang aus, die Säure blieb vordergründig wie beschrieben. Ich muss vielleicht mal direkt im Lokal probieren, um mich zu vergewissern, wie es schmecken "soll". Ich denke aber, dass ich da nicht viel falsch gemacht haben kann... Was müsste ich denn besonderes bedenken, außer ihn hoch zu dosieren, ristrettoartig und evtl bei höherer Temperatur zu beziehen?

    Mich würde mal interessieren, ob mein beschriebenes Erlebnis, das ist, was der 3rd-Wave-Trinker gerade an diesem Kaffee schätzt?! Ich habe oft gehört bzw. gelesen, dass diese Art der Röstung geschmacklich besonders komplex sein soll. Meiner Erfahrung nach wurde die potentielle Komplexität des Kaffees eher überdeckt durch die starke Säure. Die traditionelle Röstung des Limus empfand ich als durchaus komplexer im Sinne von geschmacklich vielseitiger. Der Abgang hatte ja bei beiden Röstungen sehr ähnliche Komponenten und Nuancen. Der 3rd-Wave Espresso war halt mehr geschmackliche Achterbahn, der traditionelle mehr ein Spaziergang durch den Park.

    Der Malabar steht übrigens nur in meiner Signatur, weil ich den aktuell trinke bzw. ausprobiere. Ich finde ihn eher lasch und etwas langweilig. Vor ein paar Tagen standen dort auch die besagten Limus gelistet. Die sind aber nun erstmal alle.

    Grüße
     
  6. #6 pastajunkie, 08.02.2016
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    Die hellere Röstung solltest du höher dosieren, was domimü schon angemerkt hat, darüber gibt es einiges zu lesen hier im KN. Ansonsten vergleichst du Äpfel mit Birnen. Gib ihm eine Chance, gerade die Äthiopier sind die Reise wert und du wirst die Komplexität, wie du es nennst auch entdecken können ohen das die Säure im Vordergrund steht. Es kann natürlich auch das persönliche Empfinden sein, was mit den hellen Röstungen einfach nicht übereinkommt...
    Viel Spaß beim probieren...
     
  7. #7 domimü, 08.02.2016
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    Die Bezugszeit darf je nach Sorte auch mal doppelt so lang sein verglichen mit klassischen Espressi - daraus erahnst du schon, dass man viel feiner mahlen kann. Die meisten (selbst hell gerösteten) Bohnen schmecken mir bei 22g Kaffeemehl für 33g "Espresso", bei 93,5° Brühtemperatur.
    Zur Geschmacksachterbahn: mein erster richtig heller Espresso hat mir wohl ähnlich geschmeckt wie dir - bzw. der erste Schluck und ohne das "bitter". Danach war das Saure irgendwie weg, beim zweiten Mal ein paar Monate später wollte ich nur noch mehr davon. Und als ich das erste 250g-Päckchen verbraucht hatte, ging ein klassischer Espresso gar nicht mehr wegen (subjektiv) dominierendem Asche-Geschmack. Das war der gleiche Espresso, den ich monatelang mit Genuss getrunken hatte. Es ist m.E. also sehr die Frage, was man vom Espresso erwartet, eher Schokolade wie beim Diemme, eher Nuss wie bei vielen Bohnen von die-kaffee, oder eher Frucht wie bei Machhörndl - wichtig ist, dass du die Bohnen findest, welche dir selber schmecken, ein objektives Gut oder Schlecht zwischen den Beuteschemen gibt es da nicht. Von Bonanza habe ich bisher wenig probiert, das was ich hatte, kam mir aber nicht extrem vor.
     
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  8. osugi

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    Naja, ich bin halt gerade noch auf Entdeckungsreise, wobei meine bisherigen Erfahrungen deutlich mehr in die Schoko/Nuss Ecke gehen. Vielleicht ist noch etwas zu viel Erwartungshaltung dabei, die in diese Richtung geht. Dennoch probiere ich gerne das fruchtige Neuland und einer schmeckt mir ja immerhin schon sehr gut. Ich versuche auch offen zu sein und zu verstehen, was andere an dem zitrusartigen Espresso mögen, der mir auf den ersten Blick nicht so zusagt. Ich habe aber auch in ihm etwas positives entdeckt. Immerhin habe ich ihn mit einem Meisterwerk der Filmkunst verglichen...

    Ich denke, dass ich nicht zuletzt auch aus deiner Aussage heraus dem Ganzen nicht gleich das endgültige Aus erkläre, sondern den Espresso mal direkt im Café probieren werde. Wir haben hier eins, das den Bonanza im Ausschank hat. Es hat auch ein anderer recht neuer 3rd wave Röster in der Nähe aufgemacht, bei dem ich auch mal die Espressi probieren könnte, bevor ich mir wieder was für die eigene Mühle mitnehme. Vielleicht sogar schon morgen.

    Das deckt sich ja im Wesentlichen mit euren Tipps. Daher würde ich einen grob falschen Bezug ausschließen. Ich hatte zuletzt etwa 16.5/25g in 37s. Ich glaube mehr oder feiner geht nicht in meiner Quickmill, aber dafür lief es recht sirupartig und langsam aus dem ST in die Tasse. Müsste passen oder?
     
  9. osugi

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    Danke! :)
     
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  10. jutta

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    In Maastricht habe ich mal gelernt, dass man mit einer Charge Erdnüsse die Trommel recht gut sauber bekommt. Vielleicht geht es mit Popkorn ja auch.

    Abgesehen von Malabar würde ich mal einen sauberen (fehlerfreien/nicht fermentierten) ungewaschenen Brasil probieren, vielleicht mit etwas gewaschenem Robusta. Nach Deiner Beschreibung könnte ich mir vorstellen, dass Deim Limmu einen kleinen Fehler hatte. Überfermentiert wird heute gerne mit Blaubeernoten umschreiben.

    Gruß Karlheinz
     
  11. osugi

    osugi Mitglied

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    Den Malabar konnte ich noch etwas tunen. Schmeckt nun einen Tick besser mit mehr Süße. Der hat aber so einen holzigen, etwas plumpen Unterton und ist eher langweilig. Da fand ich den besagten Diemme Oro und MokaMO forte wesentlich vielseitiger. Brasil steht nun neben Honduras und Guatemala auf meiner 3rd wave Probierliste. Danke für den Tipp. Bin leider mangels arbeitszeitverträglicher Öffnungszeiten noch nicht dazu gekommen, die Rösterei aufzusuchen, aber es wird nicht mehr lange dauern...

    Zurück zu den Limus:
    Der Blaubeergeschmack und -geruch war so deutlich und wirkte gewollt. Wie auch immer der durch Fermentierung, Waschung, Röstung entstanden sein könnte, glaube ich eher nicht an einen Fehler. Das samtige Mundgefühl passte auch sehr gut dazu, das ich auch von den schokoladigen Sorten her kenne, nur halt eben in fruchtig.

    Beim Bonanza handelt es sich um den "Espresso Blend". Im Cafe hat er viel weniger sauer geschmeckt, als bei mir zu Hause. Die Säure war schon noch deutlich präsent, aber die bitter-süßen Kirsch- und Mandelnoten waren vordergründig und ergaben mehr Körper und einen längeren Abgang. Hat mir sehr gut und "rund" geschmeckt.

    Ich habe nach den Bezugsparametern gefragt und ich glaube der Fehler liegt in der Temperatur. Es wurde gar nicht besonders überdosiert und es lief auch recht flüssig aus dem ST, aber 95°C scheint mir doch deutlich höher als die Standardtemperatur meiner QM3000. Da muss ich wohl noch mehr mit der Dampffunktion aufheizen.

    Grüße, Alex
     
  12. osugi

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    Soo, kleines Update. Hab heute meinen dritten Äthiopier probiert, wieder eine 3rd wave Röstung: "Chelbessa" von "Neues Schwarz" in Dortmund. Wieder sehr sauer, etwas weniger komplex als der gestrige Bonanza. Wenn ich nun eine Äthiopien Rangliste erstellen müsste, wäre die traditionelle Blaubeerenröstung weit vorne auf Platz eins was geschmackliche Vielfalt, intensität des Körpers und Länge des Abgangs angeht. Danach folgen der Bonanza Espresso und last but not least der heutige Dortmunder.

    Klingt nach einer enttäuschenden 3rd wave Tour? Definitiv nicht!

    Während die Äthiopier in der Version 3.0 ganz OK, subjektiv aber eher uninteressant für mich sind, war der Tipp zum Brasilianer der dritten Welle Gold wert. :)

    "Samambaia" von den dortmunder Röstern wird mit Schokolade, Nuss, Rosine beworben. Ich würde das ganz dreist umlabeln zu Karamell, Mandel, Rosine. Das triffts für mich eher, weil ich vor allem Schokolade gar nicht wiederfinden konnte. Wirklich bemerkenswert ist der extrem lange Abgang mit sehr süßem Rosinengeschmack. Ich habe diesen Espresso zuerst probiert, ein Glas Wasser zur Geschmacksneutralisierung getrunken, nach kurzer Pause den sauren Äthiopier hinterher. Und trotzdem!!!, selbst zwei Stunden später beim Abendessen, habe ich immer wieder leichten süßlichen Rosinengeschmack im Mund verspürt. Hab mir direkt eine Packung dieser Bohnen mit nach Hause genommen. Bin sehr gespannt auf die weiteren Sorten aber zwei verschiedene sind ja auch erstmal genug für einen Besuch.
     
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