LM Shotbrewer

Hi,

eigentlich finde ich einen Handhebel nach wie vor ne coole Sache und die L-1 ist für mich mit Ihrer meiner Meinung nach optimalen Größe für den Haushalt nach wie vor (aus den Verfügbaren) meine optimale Handhebelmaschine. Allerdings habe ich seit einiger Zeit anderorts die Möglichkeit an ner Gs/3 zu spielen und bin schon ein bisschen beeindruckt, was man mit so einer tempstabilen Brühguppe und der leicht zu verstellenden und reproduzierbaren Temperatur alles anstellen kann. Ich finde das schmeckt definitiv anders und das gefällt mir zur Abwechslung schon ganz gut. Vor allem bei manchen Highend Kaffees, welche ich in letzter Zeit getrunken habe (und wie ich festgestellt habe, muss Highend auch nicht gleich Hell geröstet bedeuten).

Nun überlege ich schon ein Weilchen, wie ich vor allem eine einfachere und reproduzierbarere Tempverstellung bekommen kann. Der Deckel hat eh schon ein Loch um den Presso schnell verstellen zu können. Dennoch schraube ich irgendwie nicht so gerne am Presso rum. Macht man hier und da, aber öfters auch nicht. So dachte ich eine verstellbare Flussbegrenzung einzubauen. Es gibt dazu auch schon kleine Lösungsansätze. Bin mir aber nicht sicher, ob das die Lösung meiner Wünsche bedeutet. Ein weiterer Gedanke wäre aus der L-1 einen Dualboiler zu machen. Gibt im Aussieland einen, der das erfolgreich gemacht hat Andy's Londinium). In dem Zug könne ich auch gleich einen Edelstahlbrühboiler einbauen. Wäre ne reizvolle Sache, aber auch mit erheblichem Aufwand verbunden. Und ich hab aktuell eigentlich schon genug andere Sachen im Kopf.

Nun kam mir jedoch ein weiterer Gedanke. Die L-I bleibt so oder so. Dafür gefällt mir das Hebeln einfach zu gut. Das bedeutet, ich habe einen Dampfboiler (die L-1 schäumt mit der richtigen Düse top) und ich brauche somit keinen Zweiten. Wäre ich also für meine ganzen Kaffeespinnereien nicht am besten mit einem Shotbrewer als Ergänzung bedient?

Nun ist so ein Shotbrewer ja nicht gerade ein offizielles Teil. Kann man die Dinger eigentlich noch erwerben? Was haben/hatten sie für Preise? Bzw. gibt es Alternativen mit Rota, ohne E61 und Chromoptik (mir gefällt das Design der GS/3)?

 

Naja, drei Mille fände ich ja echt in Ordnung. Über vier ist aber wirklich schon nah an der GS/3. Hat der Shotbrewer grundsätzlich schon den Umbau zum Pressureprofilling?

Das Gerücht vom DualboilerHH von LM gabs glaube ich vor längerer Zeit schon mal. Hab neulich auch schon das Gleiche von einer anderen Firma gehört . Mal schauen...

 

Gestern konnte ich nun in ausführlicher Weise den Shotbrewer EP einmal testen. Hier einen ganz herzlichen Dank an das Kaffeekontor in Leonberg. Der Inhaber hat sich wirklich ausführlich Zeit für mich genommen und wir haben so einige Espressi gezapft (er hat spürbar auch auch eine gewisse eigene Faszination gegenüber der Maccina). Da ich selbst über die EP Variante sehr wenig Informationen im Netz gefunden habe, möchte ich meine Eindrücke ein wenig teilen (und ich bin natürlich auch Eurer Meinung interessiert).

Der Shotbrewer ist praktisch identisch mit einer Brühgruppe der Strada EP - gleiche Getriebepumpe, gleicher Brühboiler, gleiche Elektronik, gleiche Anzeigen und Einstellmöglichkeiten, gleiche Paddlegruppe. Ich kenne den MP nicht live, sondern nur über die paar Informationen hier wie auf HB, sowie die paar Videos, die es gibt. Ich kenne aber ein wenig die GS/3 MP und meinen Informationen nach hat der SB nur zusätzlich schon das Manometer auf der Brühgruppe verbaut. Aus meiner jetzigen Sicht sind es zwei sehr verschiedene Maschinen. Welche Geschmacksspektren sich über die unendliche Zahl von Druckprofilen bei der EP ergeben, hat mich wahrlich beeindruckt, wie auch erschreckt.

- Im EP ist kein Gigleur verbaut, damit der Druck der Getriebepumpe 1:1 und zeitnah am Puk ankommt.

- Über das Paddle steuert man einen Potentiometer, welcher wiederum die Pumpe steuert. Über diesem Potentiometer ist ein kleiner Lüfter um den Poti ein wenig zu kühlen. In absoluter Stille ist dieser Lüfter als Dauergeräusch zu vernehmen, aber wirklich nur sehr schwach.

- Die Getriebepumpe selbst macht im Vergleich zu der Rota an der GS/3 ein deutlich "präsenteres" Geräusch. Die Videos zur Strada EP geben dies ziemlich realistisch wieder.

- Der Brühdruck wird (leider) nur auf dem digitalen Display angezeigt. Er ist bei manueller Bedienung ziemlich linear auf den ganzen Paddlebereich verteilt und damit sehr fein regulierbar. Die Reproduzierbarkeit per Paddle stelle ich mir jedoch eher schwierig vor. Allerdings könnte es sein, dass man dafür mit der Zeit etwas Feingefühl entwickelt.

- Durch die Programmierbarkeit, entweder über das Abspeichern einer manuellen Paddlekurve oder den Profileditor, ist jedoch eine perfekte Reproduzierbarkeit gewährleistet.

- Auf der rechten Anzeige sieht man eine ziemlich illusorische Anzeige der Dampfkesseltemperatur. Fand ich im ersten Moment nicht allzu sympathisch eine unsinnige Anzeige vor sich hin blinken zu haben. De facto (durch Nachfrage bestätigt) bedeutet es jedoch, dass man schon die komplette Steuereinheit für einen Dampfkessel verbaut hat und die Maschine damit zum Beispiel um den der GS/3 erweitern kann. Wer also eine eingruppige Strada EP will...

Mein Fazit: Das EP bietet in meinen Augen einen deutlichen Mehrwert gegenüber dem MP und reizt mich gerade ungemein. Ich könnte mir jedoch auch vorstellen, dass die zusätzlichen Möglichkeiten mich eventuell sogar erschlagen. Außerdem bedeutet er natürlich einen deutlichen Schritt in Richtung Elektronik. Somit in doppeltem Sinne: wer die Wahl hat, hat die Qual.

 

La Marzocco Shotbrewer eP, also die Brüheinheit einer Strada eP ohne Dampfkessel, Dampflanze und Heißwasserauslass. Hatte La Marzocco ursprünglich gebaut, um die Strada eP zu demonstrieren. Konnte man aber, zumindest zeitweise, auch ganz normal kaufen. Keine Ahnung, ob sie die Dinger nach Einführung der eingruppigen Strada immer noch bauen. Für mich eigentlich genial, da ich dadurch praktisch nen zweigruppigen Dualboiler habe, mit wahlweise klassischer Handhebelgruppe oder einer sehr temperaturstabilen Brühgruppe mit Pressure Profiling. Und das Ganze hat zusammen weniger Kesselvolumen, als eine GS/3.

Mir fehlt eigentlich aus technischer Sicht nur noch das Nadelventil ala Slayer zum ganzen Glück. Mal schauen, ob ich das auch noch realisiert bekomme. Wobei ich meine Möglichkeiten privat in hundert Jahren nicht ausreizen kann und es natürlich total übertrieben ist. Beide Gerätschaften machen aber riesig Spaß, wenn man ein kleines Spielkind ist. Gibt aktuell keine Maschine, die ich gegen die Beiden im Privatgebrauch tauschen würde. Lediglich bei den Mühlen verspüre ich leider noch Upgradegelüste. Wobei ich in letzter Zeit auch genügsamer geworden bin und wahrscheinlich problemlos glücklich mit Handhebel, der Jolly und meiner Handmühle sein könnte.

 

Ich hab in den letzten Monaten primär Medium Roast getrunken (oder manchmal auch mit Tendenz zu dunkel) und dies meistens aus dem SB. Wobei es mich zur Zeit auch mal wieder nach etwas Hellerem sehnt. Aber gerade wegen der primären Nutzung des SB, ist mir ein Unterschied zur LI ziemlich deutlich aufgefallen. Die LI ist kantiger und der Shotbrewer, so wie ich ihn zur Zeit gerne nutze (manuell, mit langer PI, dann schnell auf 9 bar und schnellerem oder langsamerem Ramp down), runder und voller. Ich muss aber sagen, das ist nicht gezielt getestet, sondern mir eben nur nebenbei aufgefallen ist. Als ich noch meistens die LI und den SB eher nur am Wochenende zum Spielen genutzt habe, hab ich den Unterschied nicht ganz so deutlich wahrgenommen. Mag vielleicht daran liegen, dass ich durch die häufigere Nutzung den SB besser kennengelernt habe. Auch habe ich früher eher mit noch langsameren Druckaufbau rumexperimentiert und hatte dort auch weniger Konstanz in meinen Bezügen. Der Vergleich war also auch etwas schwieriger, da ich von meinem persönlichen Optimum am SB noch weiter entfernt war. Bei der LI kann man bei helleren Röstungen mit einem Flush vor dem Bezug übrigens einen positiven Effekt auslösen (finde ich).

Grundsätzlich sind natürlich die Möglichkeiten des SB deutlich vielfältiger. Die Temperatur ist schnell verstellt und in meinen Augen ist die Wirkung von Pressure Profiling keine Frage. Allerdings gehe ich weniger hin und suche für jeden Kaffee das perfekte Profil. Ich finde eben gewisse Profile für meinen Geschmack vorteilhaft (bzw. ich mache auch einen Unterschied zwischen Espresso und Cappu) und wende diese auf die meisten Kaffees an. Wobei man eben auch erwähnen sollte, dass der SB im manuellen Betrieb die Möglichkeit bietet, auf Mahlgradschwankungen einzugehen. Man experimentiert also automatisch immer ein bisschen. Es ist durchaus auch möglich, dass ich bei den selteren Shots an der LI nicht immer etwas in Richtung Optimum hatte. Der SB macht dies noch leichter.

Ich weis übrigens nicht, ob die Produktion eingestellt wurde. Aus dem ursprünglichen Gedanken heraus, hat sie nur in meinen Augen keinen Sinn mehr. Aber vielleicht baut LM die Maschinen nach wie vor als Spielerei oder es gibt noch Restposten. Ansonsten bin ich heute sehr froh, das elekronische Paddle genommen zu haben. Es ist zwar deutlich mehr Elektronik. Aber ich finde, es ist eine andere Maschine.

P.S.: ich hatte zeitweise überlegt, den SB zu verkaufen, weil ich seit September viel Zeit nicht Zuhause verbringe. Und dann sind zwei Maschinen einfach noch weniger sinnvoll. Nach meinen aktuellen Erfahrungen bin ich jedoch wieder davon abgekommen. Der Shotbrewer ist einfach klasse. Hätte ich eine praktische Lösung für den Cappu am Morgen, würde ich wahrscheinlich gerade eher die LI hergeben. Aber so ein Hebel ist halt auch klasse und dank deutlich weniger Technik ein schöner Kontrast. Maschinenwünsche darüber hinaus, habe ich so gut wie keine mehr. Nur bei den Mühlen sehnt es mich noch sehr zum elektrischen Singledosing.

 

Ich konnte übrigens vor einer Woche auch die Mina ein wenig testen. Ich muss sagen, das ist eine wirklich tolle Maschine und von den Möglichkeiten übertrifft sie die Strada oder den Shotbrewer denke ich sogar etwas. Vor allem ist die direkte Flusssteuerung wahrscheinlich effektiver und führt zu einer höheren Reproduzierbarkeit im automatischen Modus. Was mir persönlich jedoch gefehlt hat, ist die direkte Anzeige der Temperatur, sowie die Möglichkeit diese ohne App zu ändern. Auch ist mir mein Paddle mit der analogen und linearen Pumpensteuerung und der Druckanzeige irgendwie sympathischer. Irgendwie hat man einen offensichtlicheren Bezug zu dem was passiert. Dafür hat die Mina eben keine optisch störenden Digitalanzeigen.

 

Das Ganze läuft sowieso über die Generalvertretung Nouva Ricambi Deutschland. Zu meiner Zeit hatten die sogar welche auf Lager. Du kannst also Pasquale de Falco auch erst mal direkt anschreiben, wenn Du willst. Er gibt Dir bestimmt Auskunft über die Verfügbarkeit. Ich hab dann aber über den Händler meines Vertrauens bestellt. Allerdings gibt es in D einen Unterschied zwischen Händlern mit Erlaubnis für Gastomaschinen und Heimmaschinen. Das hat dann später leichte Auswirkungen auf die Wartung. Z.B. kann meines Wissens ein Firmwareupdate nur von einem Händler mit den Möglichkeiten zur Wartung der Strada gemacht werden. Ersatzteile sollte dagegen jeder offizielle LM Händler bekommen.