Mahlkönig ProM / K30 Mahlscheiben

Werden dann dunkle Röstungen mit der K30 und ProM Scheiben geschmacklich schlechter?

 

Nicht ganz!
Ich habe diese Woche zwei K30 Mühlen aus dem Laden meiner Frau auf proM Mahlscheiben umgerüstet.
Bei der einen Mühle handelte es sich um eine K30-Vario "LaPotenza" (eine auf Faema gepimptes Design von Fabian Schmidt), bei der anderen um eine K30 "Lapotenza" mit gerasterter Mahlgradverstellung wie bei der K30 ES (es ist m.E. eigentlich eine ES, sie ist aber auf dem Gehäuseboden mit K30 Vario gemarkt). Den Hinweis habe ich über PN von @Dirk7110 .

Der Umbau war unproblematisch und ging schnell. Bei der ES muss der obere Mahlscheibenträger ausgeschraubt werden. Danach muss das Gewinde gereinigt und neu gefettet werden, denn wenn sich beim Reinigen des Mahlwerks Kaffeemehl in das Gewinde setzt, steigt der Wiederstand beim Einschrauben des Mahlwerkträgers massiv an. Man kann ihn praktisch bei etwas mehr Kaffeemehl im Gewinde gar nicht mehr einschrauben, ohne grobe Gewalt anzuwenden.
Bei der Vario dagegen kann der obere Mahlscheibenträger zusammen mit dem Messingring, der mit seinem Gewinde die Verstellung des Mahlgrades ermöglicht, durch das Lösen von drei Schlitzschrauben komplett abgenommen werden. Das ist zum Reinigen sehr praktisch, weil man den Mahlgrad nach dem Zerlegen des Mahlwerks nicht neu einjustieren muss, genau wie bei den Ladenmühlen von MK und den Favoritemühlen von Zwanger. Hier im Bild der Messingring ohne Mahlscheibenträger der K30-Vario:

und hier mit Mahlscheibenträger:

Und hier in der Explosionszeichnung:


Zum Ausbau der unteren rotierenden Mahlscheibe muss der untere Mahlscheibenträger nicht ausgebaut werden. Man kann mit einem Holzstift als Keil, den man in den Auslauf steckt, das Mahlwerk blockieren und dann die Schrauben der Mahlscheibe lösen. Einfacher zur Reinigung ist aber, mit einem 15er Steckschlüssel die Kopfmutter auf der Motorwelle zu lösen und dann den Mahlscheibenträger samt Mahlscheibe ganz leicht mit zwei Fingern abzunehmen. Das Mahlwerk muß hierzu genauso blockiert werden.


Zu erwähnen ist noch, dass die proM Mahlscheiben mit Senkkopfschrauben befestigt werden, während es bei der K30 Zylinderkopfschrauben sind. Die Schrauben müssen also ebenfalls getauscht werden.

Das unimodale Mahlergebnis bei heller Röstung ist wie zu erwarten war: Fluffiges feines Mahlgut, sehr gute Extraktion, fast kontinuierlich gleicher flow während des Bezugs aus einem alten Faema Handhebler, klarer, definierterer, intensiverer und runder Geschmack ohne jegliche Bitternote. Gegenüber den K30 Mahlscheiben bei den von uns benutzten hellen Röstungen ein Quantensprung. M.E.gleich mit der Kenia und nur etwas schlechter als mit der EK43.

Bei der K30 ES trat nach dem Austausch der Scheiben ein Problem auf.
Beim Mahlen verstellte sich das Mahlwerk jedes mal in Richtung "gröber". Der Grund: Die Mahlscheiben sind rechtsdrehend, d.h. die untere und rotierende Mahlscheibe dreht sich von oben gesehen links herum, wie natürlich auch bei den originalen K30 Mahlscheiben. Durch die Reibung, die die Bohnen beim Mahlen erzeugen, wird auf die obere, feststehende Mahlscheibe, eine ebenfalls nach links drehende Kraft übertragen, was ein Ausschrauben des oberen Mahlscheibenträgers zur folge hätte, wenn nicht durch eine Rasterung des Mühlendeckels im Randbereich des Deckels mit einem gefederten Stift (siehe nächstes Foto), der in eine Runde Rasterschiene eingreift, dies verhindert würde (siehe übernächstes Fotos). Der Mühlendeckel ist mit drei Stifte (nächstes Foto), die in den Zahnkranz des oberen Mahlscheibenträgers eingreifen 1:1 verbunden (übernächstes Foto). Möglicherweise ist die Reibung beim Mahlen durch die größere Zahl der Vorbrecherzähne der proM Mahlscheiben auch größer als bei den originalen K30 Mahlscheiben, so dass die Reibungskraft zum Verstellen des Mahlwerks bei den ProM Mahlscheiben erst ausreicht den Mahlgrad zu verstellen, und bei den K30 Mahlscheiben es eben noch nicht ausreicht, das Mahlwerk zu verstellen. Der eigentliche Grund für das Problem ist aber ein anderer:
Der Deckel der Mühle, über dessen Drehung der Mahlgrad eingestellt wird, hat relativ grobes Spiel (die K30-Vario hat das im Mahlberieb gar nicht, weil der Teller mit einem Drehknauf nach Einstellung des Mahlgrads festgeschraubt wird - das Spiel ist vorher gleich wie bei der ES).
Das Spiel ist notwendig, weil bei Verstellung des Mahlgrades auf "gröber" der obere Mahlscheibenträger hochgeschraubt wird. Der Deckel wird dann angehoben und braucht hierfür dieses Spiel. Durch die etwas dickeren proM Mahlscheiben (0,2 mm pro Scheibe)

wird der Deckel also um 0,4 mm angehoben. Das ist zuviel für die Rasterung und sie rutscht durch, weil der gefederte Stift unten abgerundet ist, und die Rasterschiene an der Rundung den Stift gegen die Federkraft wegdrücken kann.


Ich habe unter die Rasterschiene, die mit drei Schrauben fixiert ist (unten im Bild zu sehen), eine Folie von knapp 0,3 mm Dicke gelegt.

Danach trat das Problem nicht mehr auf, weil der Höhenunterschied wieder ausgeglichen war, ein bischen auch, vermutlich ca. 0,01 mm, durch die feinere Mahlgradeinstellung der proM Scheiben, die, weil sie unimodal mahlen, feiner mahlen als die originalen K30 Mahlscheiben.

Hier nochmal die beiden Mahlwerke ausgebaut im direkten Vergleich, links K30-Vario, rechts K30-ES:


Jetzt soll ich auf Wunsch meiner Frau die Twin-Air auch auf proM Mahlscheiben umrüsten, was ich natürlich gerne machen werde. Es müssen aber zunächst dafür neue Mahlscheiben bestellt werden. Ich werde dann später nochmals berichten. Ich hofffe, dass die proM Mahlscheiben bei unserem Großhändler nicht ausverkauft sind.
P.S.: Der post wurde mehrfach überarbeitet, dürfte aber jetzt fehlerfrei sein. Der Zeitaufwand für diese Thread war übrigens deutlich höher, als der Austausch der Mahlscheiben.

Grüße Jürgen

 

Das bedeutet wohl, dass euch und den Mitarbeitern im Laden die ProM Scheiben ein geschmacklich besseres Ergebnis liefern?

 

Ja, eindeutig! Meine Frau ist alleine im Laden. Die hat nach dem Umbau der ersten Mühle einen Espresso gezogen, kurz probiert und ich musste sofort die zweite Mühle auch umrüsten. Man sah es schon beim Bezug, wie es aus dem Siebträger rauslief.
Der Geschmack war so, wie wir Ihn von unseren Mühlen zuhause (Favorite mit Keniascheiben und EK43) kannten. Vorher hatte meine Frau wohl geglaubt, der Geschacksunterschied liegt am anderen Wassernetz und der unterschiedlichen Entkalkungsmethode (zuhause Brita Kartuschen, im Laden Ionenaustauscherharz).
Der flow ist völlig anders. Bei der K30 wird es während des Bezugs immer weniger, bei den proM Mahlscheiben ist der flow mit dem Handhebler kontinuierlich gleich.

 

@Jupe Habt Ihr auch schon Erfahrungen mit dunklen Röstungen und den ProM Mahlscheiben gemacht?

 

@Lenin Ich habe vor drei Tagen einen dunklen Blend geröstet. Der schmeckte mir ganz gut. Ich hatte mit den Kenia Mahlscheiben, die sind ja baugleich mit den proM Scheiben, keine Probleme mit dem flow beim Bezug, d.h. ohne den Mahlgrad zu verstellen lief es langsam und gleichmäßig durch. Meine Frau fand den Espresso ungenießbar und bezeichnete ihn als verbrannt. Ich erwähne das mit dem flow nur deshalb, weil mehrer Nutzer über die EK43, die ja ebenfalls wie die proM unimodal mahlt, berichteten, dass es am Ende des Bezuges bei der EK43 mit dunklen Röstungen nur so durchrauscht.
Ich habe aber bislang von proM Besitzern nichts nachteiliges über das Mahlen dunkler Röstungen gehört.

 

Ich mahle mit der ProM auch fast nur dunkle Bohnen und bin damit sehr zufrieden. Aber der Bezug verhält sich ganz anders als mit der MDX oder SJ. Auch muss ich definitiv feiner mahlen.

 

Also mit anderen Worten bei dunklen Röstungen bringen ProM Scheiben beider K30 keine Vorteile?

 

@Lenin Das kann ich nicht beurteilen, aber woher ziehst Du Deine Schlussfolgerung?

 

@Dirk7110 ich habe gerade die Dicke der K30 Vario Mahlscheiben gemessen, die sind 8,3 mm, die der K30 ES ebenfalls.

Und Du hast 6,9 mm?

 

Dann habe ich mir die Frage gestellt, inwieweit sich bei den proM Scheiben und den K30 Scheiben die rotierenden von den feststehenden Scheibe unterscheiden.
Von den Abmessungen und dem Schliff sind sie gleich.
Was auffällt ist, dass bei jeder Mahlscheibe die Bohrlöcher auf der Rückseite unterschiedlich tief entgratet sind.
Dafür gibt es eine einfache Erklärung: weil es nicht möglich ist, die Bohrlöcher so zu setzen, dass auf der geschliffenen Seite jeweils gleich viel Material wegenommen wird, weil die vorbrechenden Zähne nicht gleich getroffen werden, wird die Mahlscheibe durch die ungleichen Bohrungen unwuchtig. Diese Unwucht kann nur durch ein unterschiedliches Entgraten der Bohrlöcher ausgeglichen werden.
Dieses Auswuchten ist sicherlich nicht so einfach, aber letztlich nur für die rotierende Scheibe notwendig. Die rotierende K30 Mahlscheibe hat auf der Rückseite eine Riefe, die keine funktionelle Bedeutung hat. Somit kann sie nur als Markierung für die Fertigung dienen. Sie markiert, dass es sich um die rotierende Scheibe handelt, die m.E geringere max. zulässige Toleranzen bei der Unwucht haben wird.
Habe übrigens die proM Scheibe gerade ausgemessen, ist ebenfalls 8,3 mm dick, genau wie die K30 Scheibe.
Grüße

 

@Jupe : das würde auch erklären, warum Scheiben mit identischem Schliff und Maßen für die ProM mit Top und Bottom gekennzeichnet werden.

 

Sehe ich auch so!
Bei der Kenia gibt es das Problem nicht, weil die Innendurchmesser der beiden Scheiben unterschiedlich sind.
Und hier der Beweis für das Auswuchten bei einer K30 Mahlscheibe. Das untere Bohrloch hat einen langen Vorbrecher voll getroffen, also viel Material weggenommen. Das obere Bohrloch hat zwischen zwei langen Vorbrechern getroffen, also weniger Material weggenommen. Hier muss also mehr entgratet werden, und so ist es auch.

 

Hier sind noch ein paar Infos zur Motorleistung der K30 und der proM.
Die in Deutschland verfügbare Version soll auf drei double-shots pro min. begrenzt sein.
Für mehr Mahlleistung gibt es eine 400 Volt Version der K30 (3-Phasen Drehstrom) vermutlich mit zwei Gebläsen zur Kühlung, in Deutschland wohl nicht zu kaufen. Kostet in Griechenland € 2721,-
https://www.barista-shop.gr/en/mach...-three-phase-professional-coffee-grinder.html

So, yes, Mahlkönig has introduced the "Pro M" in Europe (or, at least, it's on the German ".de" website; not on the US ".com" website). English language content is available, including .PDF files, via the German site.

A couple of things, just for the sake of discussion, to take note of . . . or not, as per Mahlkönig's own information.

Grinding Disc Descriptions:
ProM = 65 mm "tool steel"
K30 ES/Vario = 65 mm "MAHLKÖNIG-special tool steel: Special alloy with a better resistance against abrasion for longer lifetime"

(Approx.) Grinding Speed:
ProM = 2.3 grams/second
K30 ES/Vario = 3.5-4.8 grams/second

Maximum Recommended Daily Grinding Capacity:
• With the ProM you should not grind more than 150 double shots of espresso per day.
With the K30:
• Single-phase operation 200-240V: 4 seconds grinding / 16 seconds pause (= 3 double-shots per minute)
• Single-phase operation 100-120V: 4 seconds grinding / 26 seconds pause (= 2 double-shot per minute)
• Three-phase operation: 4 seconds grinding / 6 seconds pause (6 double-shots per minute)

Weil der Motor der K30 durch die proM Mahlscheiben mehr belastet wird, sind wahrscheinlich mehr als zwei double-shots pro min. ein Problem.

 

Ich bin wohl kein Elektriker, aber der Schaltplan lässt m.E. einen Drehstrommotor vermuten (original Schaltplan aus dem K30 Manual):


Habe die Schaltung einem Elektriker gezeigt. Es ist ein einphasiger Wechselstrommotor mit Haupt- und Hilfswicklung. Die Hilfswicklung sorgt mit dem Kondensator dafür, das er anläuft. Umrüstung auf Drehstrom ist nocht möglich.

 

Und für die ProM würde das bedeuten, dass man nur 0,3 Double Shots pro Minute bzw. alle drei Minuten einen Double Shot machen darf (Arbeitstag = 8 Stunden)? Das wäre ja sehr wenig und ich müsste unsere Familienveranstaltungen einschränken
Und wie passt das zur Betriebsdauerangabe im Handbuch mit S3 20%? Also 6s an, 24s aus und somit fast 2 Double pro Minute?

 

Du hast Dich verrechnet, es sind 3 double shots pro min:
8 Std x 60 min= 480 min./150 shots macht 3,2 shots pro min.

 

Nö, du, bei Shots/pro Minute musst du 150/480 rechnen, also 0,31 Shots/pro Minute

 

Sorry, Du hast recht, dann stimmt da was nicht!