Manches muss einfach gemeldet werden...

Was sagt Verführbarkeit einer kleinen Teilgruppe denn bitte genau aus?
Der Anteil der Erstwähler unter allen Wahlberechtigten war bitteschön 4.7%.
Das darf man bei vorwurfsvoll hingeworfenen Aussagen gerne auch im Zusammenhang sehen.

 

Zunächst mal sagt es lediglich aus, dass die FDP etwas richtig gemacht hat: spezifische Werbung im Internet

 

.. selbst die Wirtschaftsbosse haben eindeutig für ne Ampel abgestimmt - da werden auch paar Großspender für FDP & Grüne dabei sein ..

 

Also noch haben wir das Wahlgeheimnis, und so spannend Wählerwanderungen oder Aussagen zum Wahlverhalten einer bestimmten Gruppe ist, handelt es dich um Modellrechnungen. Mindestens ebenso erwähnenswert ist, dass bei den Erstwählern im Vergleich zu 2017 also die FDP die Grünen überholt haben soll, demnach brauchen wir also fff nicht mehr ernst nehmen?
Bundestagswahl 2017 - Wählerwanderung

 

Wie „seriös“ sich RTL den Themen nähert, kann man mMn an dem unsäglichen Trailer zur eigentlich wichtigen, aktuellen Themenreihe „Wasser“ sehen, wo u.a. auch ein GZSZ- Sternchen zu Wort kommt: „Ohne Seen und Flüsse könnten unsere Kinder bald nur noch in Müll schwimmen“. Das obligatorische, Höchst empörte kleine Mädchen darf natürlich auch mit rotzigem Ton fehlen, wie billig.

 

Die Zufriedenheit der FDP mit ihrem Ergebnis kann ich nicht nachvollziehen. Die CDU hat 8,8% verloren und die FDP 0,8% gewonnen. In dem Setting hätte eigentlich wesentlich mehr drin sein müssen. Alleine durch enttäuschte Wechselwähler hätte schon ein größerer Stimmengewinn zu realisieren sein müssen.

 

Bei den Jungwählern haben die Rezo-Videos der CDU sicher ordentlich Stimmen gekostet. An den Schulen meiner Kinder (die noch nicht wahlberechtigt sind, die aber an den Schulen eine Juniorwahl durchgeführt haben), waren die Ergebnisse ganz ähnlich: Direktmandant für die grüne Kandidatin, Grüne als stärkste und FDP als zweitstärkste Kraft.

Bundesweit sah es bei den Juniorwahlen so aus, das wird die Diskussion um das Wahlalter ab 16 sicher nochmal beflügeln.

 

Zumindest in der Frage der Cannabis-Freigabe scheinen sich Grüne und FDP ja zu verstehen. Vielleicht wird das dann helfen, die nächsten 4 Jahre Politik etwas gelassener zu nehmen!

Mit 16 konnte ich zwar perfekt das d´hondtsche Höchstzahlverfahren erklären, ansonsten hätte ich aber von Politik überhaupt keinen Plan gehabt.
Politik, das waren diese unglaublich langweiligen Männer, die Sonntags beim internationalen Frühschoppen irgendwelche Fragen diskutierten. Diese Sendung anzusehen, wäre damals Höchststrafe gewesen!

 

So wird das gerne ausgedrückt.
Aber mit Zahlen lässt sich so schön spielen.
Ich würde es anders ausdrücken:
Die CDU hat ~30% ihres Wähleranteils verloren (2017: 26,8% zu 2021: 18,9%)
Die FDP hat ihren Wähleranteil um ~7,5% steigern können (2017 10,7% zu 2021: 11,5%)

 

Logisch, dass man das nicht direkt umrechnen kann, trotzdem hätte ich da mehr erwartet. Wie die konkrete Wählerwanderung war, kann man alleine an den Prozenten nicht erkennen. Trotzdem ist der "Gewinn" der FDP bei dieser Ausgangssituation meiner Ansicht nach Bescheiden. Da sie aber zumindest etwas hinzugewonnen hat, wird man dieser Frage letztlich (zu Lindners Glück) nicht groß stellen.

 

Sagt das aber nicht noch etwas wesentlich anderes aus? Weniger über die Schulkinder, als über deren Einflüsterer?

 

Nun, wenn man den Podcast tatsächlich anhört oder den veröffentlichten Text dazu anschaut, liest sich das etwas anders:

Da passt die Einschätzung

schon besser.

Zu den Posts oben passt ein Zitat von Drosten eigentlich ganz gut [vgl. Twitter]:

 

Ich glaube, das ist zu einfach.

Die Grünen haben das Thema Klimawandel besetzt. Das steht bei den Kindern ganz oben, und das ist nachvollziehbar.
Die FDP war die kritische Stimme zu den Coronamaßnahmen und hat die letzte Zeit auch den Klimaschutz entdeckt. Und kommuniziert zeitgemäß.

Und die CDU steht nach 16 Jahren als Koalititionsführer beim Thema Lobbyismus und Korruption vorne. Das kommt sehr schlecht bei den Kids an.

Wenn ich mit meinen Kids über die Juniorwahl rede, sind ihre Argumente absolut nachvollziehbar. Ich habe andere, aber ich bin auch in einer anderen Situation.

 

Ich begreife die Argumentationen und verstehe, dass jede Generation ihre Themen hat und dafür eintritt. Und diese auch zu vertreten weiß.
Ein Aspekt wird dabei aber schnell unterschlagen und den halte ich bei jeder jungen Generation für relevant: Die Trigger werden immer von aussen gesetzt. Ein Kind denkt nicht aus sich heraus über sexuelle Revolution nach, hat Angst vor dem Atomkrieg, verfolgt Selbstverwirklichung über alles (Ich-AG), hat rechtsextreme Gedanken aus sich selbst heraus, fürchtet sich vor einem Klimawandel. Das sind zunächst externe Eingebungen, die sich dann in der Resonanzgruppe verfestigen.
Das ist eine ganz sachliche Beobachtung und trifft in den Wirkzusammenhängen ebenso auf andere gesellschaftliche Gruppen zu.
Auch werden Eltern sicher zusätzliche andere selbstverstärkene Elemente bei ihren Kinder beobachten/ beobachtet haben. Es mussten bestimmte Klamotten sein, es mussten bestimmte Musikrichtungen gekauft werden, es durften nur bestimmte Schuhe sein, einzelne Marken für Mobiltelefone machten jemanden zum Aussenseiter. Erst später konnte man darüber lachen, oder sich schämen.
Ich bringe diese Beispiele, weil sie ein grundsätzliches Risiko aufzeigen, dass Heranwachsende haben: Diese Formen von Gruppendynamik sind nicht rational und mit vernünftigen Argumenten nicht beizukommen. Wenn man dem nicht generell widerspricht, muss man das dann auch für politische Debatten bei Jugendlichen im Hinterkopf haben. Es werden Positionen wiedergeben, die aus dem Umfeld aufgenommen werden. Kein Jugendlicher hat genügend eigenen Sachverstand entwickeln können, um absolut eigenständig fundierte Theorien zu entwickeln. Und bitte -bevor mir da massiv widersprochen wird- wenn ich dem einen Jugendlichen zugestehe, seine Meinung als ultimativ richtig zu vertreten, ohne dass er die Klimasituation in allen Details beleuchtet und verstanden haben kann, dann müsste ich einem anderen auch zugestehen, dass er jede andere Meinung ebenso sicher und überzeugt vertreten dürfte. Möchte man das z.B. einem rechtsradikalen Jugendlichen tatsächlich erlauben? Oder ist das dann "gaaanz was anderes"?

Gut, wenn Generationen eine kollektive Meinung haben. Gut, wenn man das allen anderen Generationen auch zugesteht. Gut, dass sich in einer Demokratie gewöhnlich die Themen die Balance halten.

 

Das heißt Erziehung. Kann man natürlich nicht wissen, drum sag ich's Dir ja.
Diese Verantwortung liegt schon immer bei der Familie - außer bei Waisen.

Und fast alle Kinder sind groß geworden, ein paar Helden und ein paar Arschlöcher waren auch dabei. Seit Millionen von Jahren. Wo ist da jetzt Dein Ansatz?

 

Der lange Text erklärt halt immer noch nicht, warum junge Menschen statistisch gesehen anders ticken/wählen als ihre Eltern bzw ältere Menschen, im Gegenteil. Das implizierte Narrativ der von den Grünen und der FDP verführten Jugend greift nicht. Es ist eher so, dass schon immer junge Menschen Dinge eher infrage stellen bzw. gestellt haben. Ich sag nur ESAD. Wenn man will, dass sich Kinder zu eigenständig denkenden Menschen entwickeln, darf man sich nicht beschweren, wenn sie am Ende eine andere Meinung und andere Ideale haben als man selbst.

 

Jetzt mal zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens (eben in der Mittagspause live erlebt):

Vapiano hat wieder auf! Die Pizzakette, die während Corona Pleite ging (das war aber wohl nicht die Ursache). Das Management hat wohl die Ursache dafür rausgefunden und jetzt versucht man es mit neuem Konzept. Die alte runde Pizza mit Messer und Gabel zu essen schien wohl nicht zukunftsträchtig! Darum die neue patentierte Idee: eckige Pizza und Schere!!!!



Das wird der Bringer, damit reißen die sicher das Ruder rum. Der Rest ist komplett gleich geblieben! Vor Lachen konnte ich kaum die Pizza essen.

 

Vielleicht ist es auch an der Zeit, ein paar Legenden über Bord zu werfen, z. B. dass eine höhere Wahlbeteiligung die großen Parteien stärkt, eine niedrigere aber die kleinen und sonstigen.

Ich habe schon in der Schule festgestellt, dass meine Mitschüler sich vielleicht noch für dasselbe politische Thema interessierten, aber keineswegs zu den gleichen Schlüssen oder Parteipräferenzen kamen. Mehr möchte ich zur "kollektiven Meinung" nicht schreiben, empfehle aber, einmal Wahlhelfer bei einer Urnenwahl zu machen. Da gab es auch diesmal einige, die den Wahlzettel nicht so falten konnten, dass man nicht gesehen hätte, wo die Kreuze waren (einer von denen will immer noch Kanzler werden). Noch haben wir ein allgemeines Wahlrecht, das keinen Intelligenztest voraussetzt...