Manches muss einfach gemeldet werden...

Danke – ein treffliches Beispiel und genau um diese 'einseitige' Flexibilität, verbunden mit einer Ausweitung der bisherigen gesetzlich geregelten werktäglichen Höchstarbeitszeit von 8-10 Stunden auf 12 Stunden geht es ja wohl in dem Vorstoß in Österreich – und das wird in dem Video als 'neue Freiheit' verkauft, auf die sich der Mensch, sein soziales Umfeld, seine Familie 'flexibel einrichten kannsoll'…
Insofern geht die bisherige Diskussion um 'flexible Arbeitszeiten' hier im Forum am eigentlichen Kern der österreichischen Initiative vorbei… Vor allem mit welchen Blendgranaten das ganze in dem Video schönfärberisch verpackt und zusätzlich mit dem Neusprech-Slogan verkauft wird: "Geht’s dem einen gut, geht’s uns allen gut! – Geht’s uns allen gut, geht’s Österreich gut."

Begleitend vielleicht mal ein Blick auf die Webseite der Urheber des Videos:
Geht’s dem einen gut, geht’s uns allen gut!

Oder die Kommentare zu dem Video:
www.youtube.com/watch?v=hAdMSQA9_XQ

Mal etwas weiter gefasst – geht es nicht letztendlich einmal mehr um einen fragwürdigen Paradigmenwechsel: fort von der einstigen "Lebensdienlichkeit der Wirtschaft", hin zu einer "Wirtschaftsdienlichkeit des Lebens"… ?

Gruß, Sebastiano
.

 

Sehr schön.
Ich glaube, die "soziale Marktwirtschaft" war bereits in den 90ern ein Auslaufmodell.

Diese arbeitnehmerunfreundliche "Flexibilität" kenne ich übrigens auch in erster Linie als Ausbeutungsinstrument für Angestellte, die gehören nun auch in ihrer Freizeit dem Betrieb. Es wurde ja schon öfter erwähnt: lohnenswert wird das für den Angestellten erst, wenn er in höherer Liga spielt, also umgarnt werden möchte. Der normale "austauschbare" Arbeiter hat davon nichts.

 

Vermutlich gilt aber für diese Kategorie Angestellten aber erst recht eine sehr flexible Arbeitszeit, die oftmals nicht bei 10h / Tag enden wird ;-)

@cawa71 der von dir geschilderte Fall ist schon heftig. Kann man das nicht zumindest so organisieren, dass dem Arbeitnehmer noch vor seiner Anreise abgesagt wird? Das dürfte doch eigentlich kein Problem sein?!
LG blu

 

Das Beispiel ist natürlich indiskutabel und offensichtlich gibt es in dem Betrieb weder einen qualifizierten Disponenten noch einen ernstzunehmenden Betriebsrat, der die Rechte der MA angemessen wahrt. Da sollten sich die Arbeitnehmer dringend drum kümmern, zumindest in Deutschland ist das ein im Betriebsverfassungsgesetz geregeltes Recht in Betrieben mit mindestens fünf wahlberechtigten Mitarbeitern. Die beschriebene Arbeitszeit am Tag B verstößt im Bereich über 10h gegen das Arbeitszeitgesetz, das kann und darf ein BR nicht zulassen und auch der AG macht sich strafbar.

 

Das deutsche Arbeitszeitgesetz kennt "Abweichende Regelungen" (§7) und "Außergewöhnliche Fälle" (§14), die z.B. in der Pflege und Betreuung von Menschen Anwendung finden und meist via Dienstvereinbarung geregelt sind (sein müssen???).

Guess what: Fachkräftemangel ist nicht nur ein Thema der Bezahlung, die Bedingungen sind es viel mehr...

 

Im beschriebenen Fall ging es um ein Logistikunternehmen, da ist sowas in der Regel nicht anwendbar. Notfalleinsätze sind ausnahmsweise möglich, da liegen die Hürden für eine Rechtfertigung des Notfalls sehr hoch. Der geschilderte Fall ist so sicher nicht zu rechtfertigen, sofern das geschilderte Szenario so vollständig und korrekt dargestellt ist.

 

Leider gibt es in vielen Betrieben keinen Betriebsrat. Und auf ihre Rechte verzichten viele Arbeitnehmer, aus Unwissenheit, Desinteresse oder Angst vor möglichen Folgen. Ich selber war vor Jahren an der Gründung eines Betriebsrates beteiligt, wurde aus Mangel an Interesse eingestellt.
Ohne genau diese Arbeitnehmer würde es in vielen Bereichen (Handel/Logistik/Gastro) eng werden.

 

Da liegt der Hase im Pfeffer. Solange Arbeitnehmer ihre Rechte nicht wahrnehmen, nützen die schönsten Gesetze nichts. Und wenn die Mär des Fachkräftemangel und zunehmend angeblich auch Nicht-Fachkräftemangel einen Kern an Wahrheit hat, dann wird der Angsthebel solcher AG immer Kürzer...
In der Konsequenz kriegen wir alle dann möglicherweise unsere Waren nicht mehr zum Schnäppchenpreis vor die Haustür geliefert oder Just in Time Produktion mit einer unendlich zerfledderten Lieferkette inkl. „Lager auf der Straße“ lohnt sich nicht mehr. Aber das ist im ersten Fall nur Fair und im zweiten korrigiert es möglicherweise eine ziemlich schräge Entwicklung.

 

Nur haben das scheinbar viele Firmen noch nicht bemerkt.
Das ist zumindest mein Eindruck.... Auf Themen wie Duschen für Sportler/Radfahrer, Sabbatical, Teilzeitmodelle, flexible Arbeitszeiten/-Orte, neue "Prestigeobjekte" u.ä. gibt es leider sehr oft nur große Augen. Je nach Branche bei dem Einn oder Anderen mehr oder weniger....

 

Es gibt etliche Negativbeispiele, aber man sollte bei der Entwicklung in der Arbeitswelt auch das Positive sehen.
So kenne ich noch Zeiten, in denen es keine 5-Tage Woche gab, keine flexible Arbeitszeiten mit Kernarbeitszeit, keine Heimarbeit am PC, kein "Hofieren" - wie etwa Bezahlung des Führerscheins, Gutscheine, Boni, etc., oft nicht einmal den zustehenden Urlaub.
Das soll jetzt Nichts beschönigen, aber man kann doch schon einige Errungenschaften erkennen. So hat man früher auch nichts gehört von Fitnesseinrichtungen und Betriebskindergärten etc.pepe ... , und bei einer "normalen" 42 Stunden-Woche wurden es dann auch über 50 Stunden und mehr - oft ohne ausgleichende Bezahlung.
Insofern sollte man der Hoffnung Raum geben, und weiter an Verbesserungen arbeiten. Der Mangel an Arbeitskräften wird dies sicherlich noch vorantreiben ....

 

Wenn ich das so sehe und auch bei zufälligen Treffen von Ex-Kollegen so höre, dann bin ich froh, daß ich damals erst in Altersteilzeit und dann in Vorruhestand gegangen bin. Hat zwar die Rente verringert, aber dafür gehts meinen Nerven prima. Auch die leichten Wehwehchen, die wohl wegen zunehmender Arbeitsallergie vorhanden waren, haben sich dann schnell verabschiedet.
Es fing damals schon an mit den Umwälzungen - die Schichten, mit denen wir Geld verdient hatten, wurden immer mehr eingeschränkt, Arbeiten in den Angestelltenbereich umgeleitet, da dort billiger zu bewältigen. Korrekturen per Autokorrektur - die Ergebnisse waren dann gar nicht so selten so wie hier im Stilblütenthema zu lesen .
Da die Leute wußten, daß ich da mal gearbeitet hab, mußte ich mir dann öfter Quakereien über die Lesequalität anhören.
Statt die kleine Spende, die mir die Ex-Firma monatlich aufs Konto überweist, zu erhöhen. bekomm ich jetzt alle Vierteljahr ne Belobhudelbroschüre, wo alles, was im Betrieb abläuft, als ganz toll dargestellt wird. Jetzt war sogar n Artikel drin über die aktuelle Betriebsratswahl, wo aufgezeigt wurde, daß im Druckhaus keiner gewählt wurde, weil die Leute Schiß um ihren Job haben (soll wohl manches ausgesourst werden oder so).
Alles garantiert nicht lebensqualitätsfördernd.

 

Das ist schon mal ein Vorteil wenn ein Betriebsrat da ist. Komme aus der gleichen Sparte und da gab es einige Agenturen und Vorstufenbetriebe die keinen Betriebsrat hatten und auch keinen wollten. Regeln gab es nur die vom Chef in einem Rahmen der gerade noch vertretbar war. Zum Teil war ich nicht lange dort, aus den genannten Gründen...

 

Aber Hallo! Gerade wenn es (berechtigte) Angst um Jobs gibt sollte ein Betriebsrat mit guten Leuten aufgestellt werden!
Nur sollten die Räte nicht sturr auf Erhalt des Bestandes pochen sondern sich konstruktiv in die Gestaltung von Neuem einbringen. Restrukturierungen sind nunmal meist nötig, um am Markt weiter bestehen zu können und so langfristig Arbeitsplätze zu sichern.

 

Das hat mal einer in den von mir genannten Läden versucht, paar Tage später war er nicht mehr da. Aufhebungsvertrag mit Abfindung...
Den Laden gibt es aber auch nicht mehr!

 

Also ich finde die Überschrift ziemlich reißerisch und geht mir zu weit...
... wobei, wenn ich übrlege, wie hier oft die Fetzen fliegen

 

Ein guter Betriebsrat ist ein Segen, ein Schlechter die absolute Pest.

 

Mir gehen solche Kraftausdrücke auch gehörig gegen den Strich und führen tendenziell dazu, dass ich da eher nicht einsteige.
Auch das immer wieder auftauchende „...saufende...“ finde ich ziemlich daneben, das hat für mich nichts mit Kaffeegenuss zu tun.

 

Es handelt sich übrigens hierbei nicht um Kampfstoff aus der normalen Kaffeemühle, sondern vielmehr um ->

Whoooo! Da bin ich ja mit Feldgrind und Ascaso auf der sicheren Seite

 

DAS kann aber auch dran liegen , daß der Betroffene ja dann nicht mehr schreiben kann und seine Frau beispielsweise gar nix weiß vom Treiben hier, um es dir dann evtl. mitzuteilen...