Melitta (Plastik) Handfilter

Hallo zusammen

Durch Posts und Videos rund um's Brühen hatte ich in letzter Zeit etwas den Eindruck, dass ohne Hario eigentlich nichts geht (ausser vielleicht noch Chemex). Hier wurde auch schon darüber diskutiert: http://www.kaffee-netz.de/espresso-und-kaffeemaschinen/34818-hario-v60-handfilter.html

Angeregt durch diesen Post at odds with unevenness // The Other Black Stuff, wo der Melitta erstaunlich gut abschneidet hab ich nun mal meine persönliche Erfahrung gepostet, da ich ihn als sehr "unkompliziert" betrachte und (zumindest in der Schweiz) an jeder Ecke erhältlich ist.

Praktisch finde ich, dass die Lamellen nur bis auf höhe Pulver reichen (siehe mittleres Bild: Melitta Test)
Dadurch kann man nach dem "anbrühen" gut in grösseren Kreisen aufgiessen (anstelle von umrühren) und muss nicht Angst haben, dass das Wasser nur so durch den Filter rauscht (erweitert auch den Kreis potentieller Wasserkocher). Ebenso bremst das kleine Ausfluss-Loch den Brühfluss - meiner Meinung einfacher, um einen passenden Mahlgrad zu finden.

Bezgl. Porzellan vs. Plastik:
Ich hab im schlecht vorgeheizten Plastik-Melitta 2-3 Grad Temperaturabfall gemessen (reiner Filterhalter ohne Filter und Pulver). Normalerweise befeuchte ich das Papier mit 3-5dl heissem Wasser (wärmt auch grad den Kocher auf). Ich weiss nicht, wieviel Energie man braucht, um den Porzellan-Filter auf 80°-90° vorzuwärmen, aber sowenig dürfte es wohl kaum sein. Für mich ein recht wichtiger Aspekt.

Bezgl. Filter-Papier hab ich 3 Sorten getestet:
- Gourmet-Filter weiss: neigt mir bei richtiger Temperatur zur Überextraktion, wohl effektiv eher für Filtermaschinen.
- Normaler 1x4, naturbraun & weiss: gute Extraktion

Papier-Geschackstest:
Ich habe die beiden Normalen mit Wasser aufgegossen und 3 Minuten ziehen lassen (siehe oberstes Bild Melitta Test).
- Der naturbraune riecht und schmeckt tatsächlich nach "Sägemehl"
- Der weisse richt und schmeckt leicht nach Papier / Bleichmittel? (einen Blindtest zu normalem Wasser würd ich mir zutrauen)

Im untersten Bild hab ich dann den weissen vorbefeuchtet und ein Glas aufgegossen. Der "Kaffeegeschmack" des Filters (etwas lasch gereinigt) hat jeglichen "Papier-Geschmack" ausgeblendet, den Test müsste ich mit gereinigtem Filterhalter also wiederholen.
Ob hier alle anderen Papierfilter wirklich besser sind, wäre interessant, momentan zweifle ich daran.

Reinigen:
Praktisch ist, dass man das eine Loch zum Reinigen locker verschliessen kann (z.B. mit Zahnstocher). Ich hab den Filterhalter mit einem Löffel Teeka-Reiniger und heissem Wasser aufgegossen. Rein geruchsmässig hat das schon mal sehr geholfen, der Filter riecht praktisch nicht mehr.

Kosten:
Das Teil kostet bei uns SFr 4.50, um Freunde "anzufixen" praktisch ultimativ unter den Brühern. Zudem kann man sich schnell mal einen 2. zulegen - ich hab so locker 18 Personen an einem Brunch versorgt.

Ob der Melitta die "perfekte Tasse" hinkriegt weiss ich nicht, dafür erreicht man rasch ein sehr gutes Niveau. Ich denke, wir dürfen dem Melitta ruhig etwas mehr Kredit geben, bevor uns ein Engländer sagt, dass unser Zeug hier gar nicht so schlecht ist... ;-)

Gruess
BM

Ps: meine Erfahrungswerte sind ohne Mojo und sensorisch sowieso nicht abschliessend. Für Tips und Korrekturen bin ich jederzeit offen, ebenso für genauere Messungen...

 

AW: Melitta (Plastik) Handfilter

Sorry, war eher generell gemeint (er hat ja auch nur einen Teilaspekt der Extraktion beleuchtet). Ich such immer noch eine passende Abkürzung für den ganzen englisch-sprachigen Raum...?

Gruss
BM

 

AW: Melitta (Plastik) Handfilter

Ich bin mehr für Einfachheit - Prozesse, wo möglichst wenig schief gehen kann, wenn man sie weitervermittelt.

Ob der Keramik unter besten Voraussetzungen besser ist, kann ich nicht beurteilen. Ich gehe aber davon aus, dass man ihn zumindest sehr gut vorheizen muss und dazu ein halber Liter heisses Wasser nicht ausreicht (und mehr widerstrebt mir ehrlich gesagt). Werde mal messen, wenn ich einen in den Fingern habe.

Zudem finde ich eben gut, dass er im Gegensatz zum klassischen Prozellanfilter die Lamellen nur halb-hoch hat und auch nur ein Auslaufloch besitzt, was die Brühung IMHO weniger anfällig macht.

Ich würde aber nie behaupten, er sei besser also sonst ein Brühsystem. Solch absolute Vergleiche interessieren mich nicht. Viel eher, dass all die Fortschritte und Erkenntnisse der Kaffee-Szene endlich zu Hause und in der Gastronomie ankommen. Und das passiert meiner Meinung nach nur, wenn die Prozesse auch eingermasse einfach und reprodzierbar sind.

Gruss
BM