Messreihe Temperaturverhalten Zweikreiser (Appartamento)

Zusätzliche Messreihe: Vergleich vor und nach Entkalkung

Nach der letzten Messreihe habe ich meine Maschine durchlaufentkalkt, also HX und Brühgruppe. Mir ist aufgefallen, dass von da an deutlich höhere Werte abzulesen waren, daher habe ich nochmal ein paar Vergleiche mit den 1,1 Bar Messungen aus der 1. Messreihe gezogen. Als Anhalt zum Verkalkungszustand: Nahezu täglich ca. 2-3 Stunden Betrieb mit 6°DH Wasser über 13 Monate.

Da ich gerade nicht an den Laptop komme, nur hier die jeweiligen Endtemperaturen, also die "Gerade" nach dem Hügel.

Messung vor Entkalkung:
0,5h Betrieb, kein CF: 90,5°C
0,6h Betrieb, kein CF: 92,2°C
>1h Betrieb, 5sec CF: 93,9°C

Messungen nach Entkalkung:
0,56h Betrieb, kein CF: 93,4°C
0,64h Betrieb, kein CF: 94,8°C
1,3h Betrieb, 5sek CF: 96,7°C

Erkenntnis: Das hätte ich nicht erwartet, so groß konnte die Verkalkung eigentlich noch nicht sein, die Unterschiede sind aber doch deutlich. Man kann nun natürlich sagen, dass sie etwas schneller aufgeheizt ist, der Abstand zur Temperatur im Gleichgewichtszustand ist aber jeweils ungefähr der selbe. Das ganze ist natürlich insbesondere ein E61 Manko, betrifft sicher sowohl Boiler als auch HX Maschinen in ähnlicher Weise. Besonders tragisch ist es natürlich nicht, der Offset verschiebt sich einfach mit der Zeit nach und nach. Vielleicht behält man's im Hinterkopf wenn sich einmal 2 unterhalten, bei welcher Temperatur sie diese eine Bohne beziehen. Da könnten bei identischen Maschinen auch mal gut 3° oder mehr je nach Verkalkung dazwischen liegen.

 

Ich behaupte, dass es ziemlich sicher vorrangig an der Verlangsamung der Zirkulation durch den geringeren Querschnitt liegt.

Och jo, dafür dass hier einige beim Zweikreiser erst ab "nichts geht mehr" entkalken und strikte Gegner der Durchlaufentkalkung sind...

 

Nee, nur die Gesamthärte. Ich hab mich mit Wasserchemie nie wirklich beschäftigt, vielleicht kann man das aus folgenden Werten auch ableiten/berechnen:
Enthärtung mittels Ionentauscher. Ausgangswasser laut Wasserwerk 20° Gesamthärte und 16° Carbonathärte. Die Enthärtungsanlage habe ich dann auf 6° Gesamthärte eingestellt.

 

Ich wollte mich bzgl. der subjektiven Geschmackskomponente eigentlich zurückhalten, aber ich muss dir klar zustimmen. Die ganzen Tests mach ich derzeit mit dem hellen Honduras Microlot von Quijote und mit einer dunklen Röstung vom lokalen Röster. Obwohl gerade den Hellen eine so große Temperaturempfindlichkeit nachgesagt wird, sind die Unterschiede marginal. Er verträgt durchaus die hohen Temperaturen, der dunklen Röstung schadet das irgendwann, er ließ sich aber auch problemlos kühler zubereiten, vielleicht ist der Microlot da aber auch wenig empfindlich. Kleinste Änderungen an der Mehlmenge, am Mahlgrad oder der Brew Ratio haben meiner Ansicht nach viel größere Einflüsse auf den Geschmack.

Genau die meinte ich neben den Einkreisern auch damit. Ich mag die E61 im Zweikreiser wirklich, aber nimmt man ihr einmal die Temperatur (und das betrifft DB und EK ebenso), z.B. Einspannen eines lauwarmen Siebträgers, dauert es ewig bis sie wieder da ist. Da reicht es auch schon den Siebträger nach dem Bezug mit einem feuchten Lappen auszuwischen oder etwas länger ausgespannt liegen zu lassen. Wir hatten das Thema ja schon in einem anderen Thread, PID-Boiler Nutzer wissen sicher häufig nicht, das mal schnell 2-3° durch ein bestimmtes Handling für die nächsten 15min oder länger fehlen, da sich diese "asymptotische Annäherung" an das thermische Gleichgewicht unheimlich lange zieht. Aber, wie du sagst, besonders praxisrelevant scheint das auch einfach nicht zu sein, siehe oben, es nimmt einigen Aussagen jedoch bedeutend Wind aus den Segeln, das ist aber nur meine Meinung.

Ich teste da (Einflüsse durch das "Handling") gerade jedenfalls noch etwas dran rum, mir kommt es teils fast so vor, als könne es nicht stimmen, mir fällt aber auch einfach nicht ein, warum das Thermometer gerade dann falsch messen sollte.

 

Zusätzliche Messreihe: Vergleich warmes / kaltes Wasser im Tank
Wie schon mal im Gespräch mit @cbr-ps angekündigt, habe ich nun getestet, wie sich frisches, kaltes Tankwasser auf den Bezug auswirkt. Ich habe hierfür unmittelbar vor dem Cooling Flush, damit auch dieser beeinflusst wird, den Tank herausgenommen und mehrmals mit kalten Leitungswasser gespült um ihn abzukühlen und dann komplett aufgefüllt, sodass wirklich die maximal mögliche Kälte aus der Leitung darin ist. (Übertrieben) Simuliert werden soll damit logischerweise das Verhalten, wenn ein leerer Tank mit kaltem Wasser aufgefüllt werden muss.

Hier das Ergebnis:


Erkenntnis: Kein Einfluss zu erkennen. Beides waren jedoch Einzelbezüge, wenn der eine nach oben und der andere nach unten streut, könnte eine kleine Abweichung vertuscht werden, jedenfalls ist sie so klein, dass sie keine Relevanz hat. Möglicherweise wäre etwas im Folgebezug spürbar, da ich diese Messreihe jedoch noch nicht durchgeführt habe, kann ich dazu nichts sagen. Das Standby Verhalten der BG zeigt jedoch nach dem Bezug keine Auffälligkeiten ggü. den anderen Bezügen.

 

Da man die Anlage nur per Messung einstellt und ich diese auch alle 1-2 Monate wiederhole, würde ich sagen ja, es waren durchgehend 6°.

Ohne meine Messungen wäre mir auch nie etwas von der Verkalkung aufgefallen, schmeckbar war das ja nicht. Es ist eine reine Feststellung auf dem Papier anhand der Messdaten. Interessant wäre es natürlich gewesen, die BG vorher zu zerlegen, um zu sehen wie stark der Querschnitt verringert war. Möglich ist natürlich auch, dass die Appartamento stärker betroffen ist, da ich vermute (habe nie nachgeschaut) das eine Bremse im Thermosiphon eingebaut ist. Vielleicht kann das jemand bestätigen, der da schon mal reingeschaut hat

 

Das vielleicht nicht überbewerten. Ich will Wertneutral das Verhalten des E61 Zweikreisers aufzeigen und kann das auch nur an meinem Modell. Natürlich bin ich erfreut, wenn gerade meine Maschine hier deutlich besser abschneidet, als ich es ihr persönlich zugetraut hätte. Gewisse Sachen kann man dabei auf die E61 BG allgemein ableiten, und damit auch auf welche, die direkt an einen Boiler angeschlossen sind. Schlecht machen will ich den DB damit keinesfalls. Den Cooling Flush zu sparen, ist für manche sicher wertvoll. Für denjenigen ist es dann auch egal, ob die Maschine 35min oder 120 aufgeheizt wurde. Beim noch zu untersuchenden "Shot auf Shot" Verhalten gehe ich davon aus, dass mein ZK bei sehr schneller Abfolge im Vergleich zum DB deutlich stärker einbrechen wird. Ab einer gewissen Regenerierzeit werden sie sich die Waage halte. Es gilt auch noch rauszufinden, ab wann der Folgebezug wieder einen Cooling Flush benötigt etc. Außerdem ist der DB schneller auf einer veränderten Temperatur, da sie zumindest direkt am Thermosiphon anliegt, während sie im ZK erst noch im HX generiert werden muss. Ob das bei der trägen BG einen relevanten Unterschied macht, weiß ich nicht, in der theoretischen Überlegungen jedoch ein weiterer DB Vorteil.

Als Zwischenfazit würde ich behaupten, dass der ZK besser ist als stellenweise sein Ruf hier im Forum. Man muss dafür trotzdem mehr beachten als beim DB.
Für mich persönlich würde ich trotzdem festlegen, dass es mir den Aufpreis zum DB womöglich nur Wert wäre, mit einem anderen BG Konzept welches einfach schneller reagiert. Die E61 ist fast perfekt (aber nicht vollkommen) im ZK, im Boilerbetrieb gibt's einfach besseres, das ist aber keine neue Erkenntnis. Leider gefällt mir das meistens optisch nicht, oder ist exorbitant teuer und ob es für mich persönlich irgendeine Relevanz für den Geschmack hat, sei ohnehin dahingestellt.

Darüber hinaus gibt es meines Wissens nach außer der Xenia, die konzeptionell die E61 im ZK übertrifft, keine bessere Alternative im ZK Pumpenbereich. Allerdings mögen viele die E61 auch einfach optisch nicht, da bietet der DB Markt einfach ein viel breiteres Feld an Designs.

 

Klar, schlecht ist die E61 auch im DB keineswegs, sie schränkt ein paar DB spezifische Vorteile etwas ein, das war's. Und, da geb ich dir völlig recht, ob diese Kleinigkeiten beim persönlichen Workflow überhaupt zum Tragen kommen, ist ja völlig offen. Entweder merkt man es sowieso nicht, oder es gibt durch geringfügiges Abweichen einen Workaround, um beim denglisch zu bleiben...

 

Hi @schoeni_. Nee, da übersiehst du nix und es sind tatsächlich die 6min. Nochmal 6min früher würden wahrscheinlich grob geschätzt nur 86° da stehen. Die Gute heizt da einfach noch ein bisschen auf. Für die Relevanz für den Bezug musst du jedoch eher die 'stabile' Linie beachten, der Hügel ist in der Realität erstens weiter nach links (vermutlich ganz links) verschoben und zweitens ist er durch den verbleibenden Weg in der BG vermutlich geglättet. So sind es dann nur noch ca 1,5° Unterschied.