Mignon XL SSP/Mods

Moin,

wie schon im Kaufthread gespoilert, habe ich wieder mal etwas gebastelt.
Diesmal ging es, wie ja im Titel schon verraten wurde, um den Einbau von SSP Scheiben in eine Eureka Mignon XL.
Ich finde persönlich, dass der Markt für eine Mühle, die mit SSP Scheiben noch unter 1000 EUR kostet, bisher nicht ausreichend breit bedient wird.
Die Scheiben sind ja sehr beliebt, was ich sehr gut verstehen kann, um mein Fazit in Teilen schon vorweg zu nehmen.
Beim Modding und der Ausrichtung meiner bisherigen XL habe ich gemerkt, dass die Scheiben keine 65mm haben, sondern eher so bei 63,9mm liegen. Das machte mir, nach dem interessanten Versuch mit der G-IOTA, Lust auf einen Versuch mit der XL und SSPs.
In einem anderem Forum hatte mal jemand die obere Scheibe auf den Träger von der XL gelegt, was aber nicht passte, da die Scheibe der XL halt knapp ein Zehntel kleiner ist. Daraufhin habe ich jetzt SSP MP und eine XL gekauft um das Projekt ohne Beeinträchtigung meines bestehenden Setup durchführen zu können.
Das Endergebnis aller Maßnahmen sieht dann so aus

Kenner der Eurekamühlen sehen vielleicht schon einen weiteren Unterschied der auffällt, aber nicht in den roten Scheiben begründet ist. Erstmal aber zu den Scheiben.

Die untere, drehende Scheibe passt saugend in die Aufnahme der XL.

Verkanten darf man nicht, sonst hängt das Ding schief drin. Mit einem Blick von oben und etwas Fingerspitzengefühl kriegt man die Scheibe aber gut installiert. Da das auch in dem oben erwähnten Beitrag auf HB gesagt wurde, würde ich vermuten, dass diese Erkenntnis bei nahezu allen XL zutreffen sollte.
Die untere Scheibe brauchte keine Ausrichtung und hat direkt ein 95%+ Ergebnis mit dem Marker und der Messuhr in Kombination produziert.

Die obere, feste Scheibe passte aber auch bei mir nicht in den Träger, was wieder mal einen Besuch an der Drehbank rechtfertigte. Die Modifikation des Trägers sollte aber auch mit Schleifpapier und etwas mehr Geduld genauso funktionieren. Es wurden 0,15mm entfernt und die Scheibe passte.


Bei der unteren Scheibe hat das Alignment ein bisschen gedauert. Ich habe mit Shims gearbeitet, da ich auf weitere Schleiferei keine Lust hatte und das auch gut von der Hand geht. Dauert halt ein bisschen, wurde aber auch eine 95%+...

Ein kleines Problem bei den Mignon XL sind die zu langen Schrauben im oberen Träger. Man findet dazu verschiedene Beiträge im Netz. Alle XL die ich bisher im Netz und persönlich gesehen habe weisen dort zu lange Schrauben auf.
Es wird dort festgestellt, dass es wohl mit 7mm Schrauben gut funktionieren soll.
Nutzt man einen Blasebalg saut man sich die Mühle im Innenraum sonst nämlich ganz schön ein.
Der abdichtende Gummiring von der oberen Abdeckplatte zum Hopper wird von den überstehenden Schraubenhälsen hochgedrückt und bildet einen kleinen Spalt. Pumpt man bei SD kräftig, wandert Pulver in die Mühle. Ohne Pumperei hält sich der Effekt aber sehr in Grenzen, was also für die meisten Benutzer keine Relevanz hat.
Ich pumpe auch nicht (mehr), wollte das aber trotzdem beheben.
Ich habe die vorhandenen Schrauben einfach mit dem Schieber bei verschraubter Scheibe vermessen und auf die jeweils notwendigen Längen abgefeilt und geglättet. Dazu wurde ein Gewinde in ein Blech geschnitten, damit man die Schraube separat bearbeiten kann.

Die Schrauben sollten danach flach abschliessen. Das sieht dann so aus


Was mich ausserdem immer echt gestört hat, ist die Lücke zwischen der oberen Scheibe und dem Träger. Hier sammelt sich Pulver unter der Scheibe und wird gerade am Anfang recht zufällig "gefressen", was die Ergebnisse in der Menge verändert. Ich habe dann nach einem Dichtring gesucht, der dick genug ist um gequetscht zu werden, aber nicht zu dick um das Alignment bei festen Schrauben zu beeinflussen.
Die Maße des von mir genutzten Rings sind 44mmx3,5mm.
Der Ring wird mittig in das Loch des Trägers gelegt und dann beim langsamen Festziehen etwas "massiert" und sitzt dann exakt mittig und verschliesst den Zwischenraum ohne Auswirkung auf die Scheibe.
Das Ergebnis in der Nahaufnahme, damit man hoffentlich versteht was ich meine.


Die Retention der XL ist eh minimal, aber so muss man das nicht mehr auseinander schrauben, da ich nicht glaube die beschichteten SSPs in den nächsten 10-15 Jahren stumpf zu kriegen mit meinem Trinkverhalten...

Eine Erkenntnis hat sich wieder gefestigt.
Die Eureka Mühlen können ideal und reproduzierbar von fein nach grob eingestellt werden.
Es muss also immer erst ein 0,5-1 feinerer Mahlgrad eingestellt und das Rad dann aufgedreht werden.
Die Messuhr landet dann auf 1/10 genau wieder bei derselben Einstellung.
Von grob nach fein ist es auch reproduzierbar, aber deutlich gröber im Mahlgrad bei gleicher Stellung.
Hier gibt es bei gleicher Stellung auch eher mal eine Abweichung von 2-3/10 als von fein nach grob.
Das könnte die Erklärung sein, warum manche Leute die Mühle für unzuverlässig in der Einstellung halten.
Sie wechseln die Richtung und z.B. eine 3 entspricht dann eher einer 4, oder auch mal umgekehrt.

Die Scheiben sind wirklich spannend und ermöglichen Dinge die mit den normalen Scheiben bei mir nie möglich waren. Ich kann jetzt sowohl meine mittleren Espressoröstungen spitzenmässig beziehen, als auch Espresso aus Filterröstungen. Die Filterröstungen waren vorher immer zu sauer und recht flach, auch wenn ich die Temperatur erhöht habe und fein und sehr lange bezogen habe. Jetzt hat das Ganze schon beim zweiten Versuch angenehme Säure, minimale Bitterkeit und ein breites Aromenspektrum das ich so noch nie geschmeckt habe, auch wenn die Xenia keine PI Maschine mit PID ist.
Die Mühle kann so fein mahlen, dass WDT zu Verklumpungen führt. Da kommt gar nix bei mir raus und es sind noch 2-3 Mahlgradziffern übrig vor dem Schleifpunkt.
Die Scheiben sind also auch in dieser Mühle in der Lage jede Maschine zu "würgen".
Zu den Scheiben wurde schon viel/genug geschrieben. Sie machen wirklich einen deutlichen Unterschied und sind z.B. auch für Aeropress fast schon unheimlich lecker. V60 kommt im Laufe der nächsten Tage, sonst geben Herz und Magen bald auf. Auf jeden Fall merkt man den Untschied zwischen SSP MP und XL Standard im Verhalten von Mühle, Bezug und Getränk deutlich.

Die XL lässt sich also zu einer echt tollen SD Mühle mit SSP Scheiben umbauen.
Der Aufwand ist dabei noch durchaus überschaubar.
Ich werde sie jetzt noch eine Weile testen und meine 2. XL eventuell auch noch umbauen.
Vielleicht baue ich auch noch ein paar mehr. Es macht mir einfach Spaß.

Herzliche Grüße von mir an Euch!

 

Geschliffen wird nur der Träger, nicht die Scheiben. Das ist Alu und recht weich, also schon bearbeitbar.
Im Zweifelsfall verhunzt man also "nur" den Träger, die Wahrscheinlichkeit halte ich aber für gering.
Die alten Scheiben passen ja durch die Gewinde auch bei 0,15mm mehr Durchmesser, müssen dann aber halt kurz mit z.B. Papierstücken zentriert werden.
Ob es den Träger als Ersatzteil gibt weiss ich aber nicht.

Die Dichtung oben hält super wenn die Schrauben bündig sind. Ich habe bei meiner anderen XL mächtig gepumpt und das war alles dicht. Nach der Kürzung muss also an der Dichtung eigentlich nix mehr gemacht werden.
Den (SD) Hopper halt einfach mit etwas Druck von oben festschrauben.

 

Ich trinke als Espresso eher mittel geröstete Kaffees von nur einem Röster. Ich bin da sehr langweilig.
Die Definition von dunkel ist ja aber auch interpretationsfähig, ohne Werte (Tonino, etc.) anzugeben.
Deine Frage kann ich daher wahrscheinlich eher nicht beantworten, würde aber vermuten, dass Du im Lagom oder SSP Thread bessere Informationen dazu findest.
Vermutlich würden süditalienische Lichtschlucker eher nicht so gut damit funktionieren, wenn ich das richtig interpretiere. Die werden wahrscheinlich recht überextrahiert, da der Finesanteil zu klein ist. Dafür sind die HU bei 64mm gemacht. Das sind die Scheiben für klassischen Espresso. Die kann man natürlich auch einbauen.
Bei Option-O gibt es eine gute Erläuterung dazu.

Ich habe jetzt angefangen, mit Filterröstungen als Espresso zu experimentieren und dafür sind die Dinger einfach toll. Als Filtermühle taugt das Ganze auch sehr gut, wäre also eine „preiswerte“ Alternative als Multimühle die immer wieder angefragt wird. Ich benutze aber lieber eine dedizierte Filtermühle.

Für meine mittlere, klassische Röstung sind sie deutlich präziser im Geschmack, verzeihen aber auch weniger.
Meistens gelingen aber bei 1:2-1:2,3 tolle Shots.
Für den normalen Einsatzbereich sind die Eureka Scheiben aber definitiv auch sehr gut.
Zu meiner Schande muss ich aber zugegeben, dass ich das mehr gebaut habe um zu gucken ob es funktioniert.
Sorry, dass ich nicht so wirklich antworten kann, aber ich muss Dir ja nicht einen vom Pferd erzählen wenn ich es nicht weiss. Vielleicht hilft es ja ein bisschen weiter.

 

Nein, dafür habe ich leider zuwenig Platz. Es gab nur kurz Standardscheibe gegen SSP.
Wenn ich könnte wie ich wollte wäre das kein Problem. Ins Wohnzimmer darf ich aber nicht einziehen mit dem Equipment
Drück die Daumen, dass ich bald ne neue Wohnung angeboten bekomme und schon gibt es Mühlenvergleiche mit anschliessendem Verkauf
Für deutlich Dunkles ist mir die Lagom Mini als Espressomühle lieber und superlecker, wenn ich das auf die Frage hin noch anmerken darf.

 

Der Vorgang der Fläschchenfüllung ist für mich der wöchentliche, meditative Ausgleich, daher bin ich da ziemlich raus.
XL mit SSP HU gegen Eureka 75 oder auch 65 wäre aber sicher mal spannend und vergleichbarer…
Die MP sind ja schon recht weit weg von den anderen Standardscheiben.