Mühlentest - JX Pro vs C40 vs Xeoleo M450 vs G-IOTA

Diskutiere Mühlentest - JX Pro vs C40 vs Xeoleo M450 vs G-IOTA im Mühlen Forum im Bereich Maschinen und Technik; Moin Leute! :) In der nächsten Zeit habe ich ausreichend viel Zeit, um mal wieder ausgiebig zu experimentieren. Eine Comandante C40...

  1. Eric00

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    Moin Leute! :)

    In der nächsten Zeit habe ich ausreichend viel Zeit, um mal wieder ausgiebig zu experimentieren. Eine Comandante C40 auszuprobieren und gegen meine JX Pro zu vergleichen, stand schon länger auf meiner Liste - von daher ist das gerade eine gute Gelegenheit. Ein sehr nettes KN-Mitglied hat mir dafür seine Comandante zum Testen ausgeliehen - vielen Dank nochmal dafür! :)
    Da das Thema vielleicht auch für andere interessant sein könnte, mach ich dazu einfach mal einen Thread auf, vielleicht finden sich ein paar Leser. :)

    20220929_123337.jpg

    Was erwartet euch hier?
    Nichts hochwissenschaftliches, keine TDS Messungen. etc. - einfach meine subjektiven Eindrücke der Mühlen gegeneinander. :) Ich werde etwa 3 Wochen lang die Mühlen mit verschiedenen Kaffees und Zubereitungsarten testen und hier möglichst anschaulich beschreiben, was ich auf der Zunge habe.

    Man kann sich das ganze so im Stil von diesem Thread hier vorstellen: Ich versuche auch mal Mühlen zu testen, für Filter. - vielleicht erkennt man auch die Comandante wieder. :)

    "Forschungsziel" des Threads?
    Vor kurzem ist ja der Preis der JX Pro aufgrund der Verfügbarkeit ordentlich nach oben gegangen und lag nur noch 40€ unter dem Neupreis einer Comandante. Ursprüngliche Frage war also für mich zu beantworten, ob man die JX Pro noch problemlos empfehlen kann oder doch direkt zur Comandante greift, wenn die beiden nahezu in der gleichen Preisklasse spielen.

    Mittlerweile ist der Preis aber wieder abgefallen und es liegen nach normalem Preis noch 70€, nach aktuellem Rabatt noch 100€ dazwischen. Von daher möchte ich für mich nach den 3 Wochen die Fragen beantworten:
    • Welche Mühle gefällt mir besser?
    • Was bekommt man bei der C40 für 100€ mehr?
    • Wie groß ist der Unterschied und welche Mühle will ich bei mir in der Kaffee Ecke stehen haben? Ich habe kein Problem damit, die JX Pro zu verkaufen und mir eine C40 hinzustellen, wenn das Ergebnis das rechtfertigt. Natürlich habe ich aber auch kein Problem damit, die JX Pro zu behalten - mal schauen, was nach 3 Wochen rauskommt.
    Welche Zubereitungsmethoden / welches Equipment kommt zum Einsatz?
    Grob gesagt einmal quer durch die komplette Bandbreite. :)
    Mein Trinkverhalten lässt sich eigentlich als 50/50 Espresso/Brühkaffee beschreiben.

    Da ich für meinen Espressogeschmack mit der G-IOTA jedoch sehr zufrieden bin und da auch gerne weiterhin was elektrisches hätte, wird sich der Mühlentest aber größtenteils auf Brühkaffee beziehen, weil ich dafür die JX Pro / C40 im Alltag einsetzen werde.
    Nichts desto trotz werden natürlich auch paar Espressoshots gekurbelt und verglichen. :) Espresso werde ich aber größtenteils mit der G-IOTA mahlen und mangels Vergleich hier im Thread nicht aufnehmen.

    Hauptmethoden:
    • Hario V60 Größe 02 Plastik
      • Filterpapier = Cafec Abaca+
      • Technik größtenteils nach Gagne, herunterskaliert auf 15/250g/ca 3:30min (Lesen des Blogs für Erklärung der Technik empfehlenswert, A V60 Pour Over Video), ab und zu etwas Kasuya.
    • French Press nach James Hoffmann
    • Wasser = 4°dh, 90ppm, lecker.
    Bei diesen Methoden werde ich keine gleichzeitigen A/B Vergleiche machen, so viel Kaffee will ich nicht gleichzeitig trinken. Da brühe ich zeitlich versetzt, wie im oben verlinkten Thread. Außerdem ist an Equipment ein Schüttelbehälter vorhanden, um Fines auszusieben und vor dem letzten Aufguss wieder mit dazu zu geben. Der wird manchmal eingesetzt, aber nicht immer.

    Zusätzlich zu V60 und FP werde ich bei jedem Kaffee ein kleines Cupping mit allen Mühlen gleichzeitig durchführen, um die Mühlen auch A/B zu testen.
    Außerdem wie angesprochen ein paar Espressoshots - dafür kommt eine Ascaso Steel Uno PID mit Nadelventil zum Einsatz.

    Welche Mühlen genau kommen zum Einsatz?
    • 1Zpresso JX Pro
    • Comandante C40 MK3
    • G-IOTA mit Standardscheiben, per Markertest ausgerichtet
    • Xeoleo Handmühle
    Größtenteils wird es sich aber um einen Vergleich von JX Pro und C40 drehen. Die Xeoleo habe ich letztens im Schrank wiedergefunden und mich gefragt, in wie weit eine 45€ Mühle da mithalten kann und die G-IOTA kann man ja auch mal testen, wenn sie schon da steht. Die beiden letztgenannten werden aber größtenteils nur beim Cupping zum Einsatz kommen und vielleicht ein paar vereinzelte Pour Overs.

    Fokus liegt aber eindeutig auf JX Pro vs C40.

    Welche Kaffees werden getrunken?
    Als Filter: Größtenteils alles was hell und fruchtig ist, gerne säurebetont. :) Ich bevorzuge gewaschene und Honey-aufbereitete Bohnen, Naturals im Filter mag ich nur wenige. Ich trinke mich in den nächsten Wochen einfach einmal quer durch meinen Tiefkühler, da sind durchaus paar geile Bohnen drin. :)

    Als Espresso: Einmal quer durch die Helligkeitsstufen, aber nichts süditalienisch ölig dunkles. Good Karma Coffee - CSSM ist so das dunkelste, was ich verwende, größtenteils bin ich bei Medium Roasts unterwegs. Dazu bisschen hell und bisschen dunkel.

    Sonstiges:
    Auf Haptik, Geschwindigkeit etc werde ich erst im Fazit eingehen, da für mich das Ergebnis im Vordergrund steht. Wird aber später kommen.

    Falls jemand Anmerkungen / Kommentare hat gerne her damit!
    Ich würde mich freuen, wenn der Thread jemandem etwas bringt und freue mich schon auf die nächste Zeit. :)
     
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  2. Eric00

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    So, Tag 1 ist vorbei, 3 Brühungen wurden getrunken. :) Ich werde mich wahrscheinlich auf einen Post pro Tag beschränken und mir meine Gedanken tagsüber notieren, ist für mich angenehmer.

    Als ersten Kaffee habe ich den fantastischen Milky Cake von DAK ausgewählt. Braucht glaube ich nicht mehr wirklich eine Vorstellung, so inflationär wie der hier in letzter Zeit gehypet wurde. :D
    Für alle, die ihn noch nicht kennen: Kolumbianer von der El Paraiso Farm, anaerob gewaschen aufbereitet, ein typischer Diego. Mal nichts fruchtiges - stattdessen sehr interessante Tasting Notes:

    20221019_102128.jpg

    Bohnen sind ein wenig dunkler geröstet als die meisten Filterröstungen. Würde ich als mittleren bis mitteldunklen Filter einstufen - für das, was er sein will, aber genau richtig.

    20221019_102310.jpg

    Den Start gemacht hat die JX Pro mit dem Hario V60 nach Gagne (genaue Technik siehe Eingangspost). 27 Nummern auf der JX Pro, 15/250g. Letzter Aufguss bei 2:00 beendet, Drawdown 2:49min. Der läuft schnell. :) Eigentlich ziele ich auf einen Drawdown im Bereich von ca 3:30 ab - aufgrund der etwas dunkleren Röstung aber kein Problem, wenn der etwas schneller läuft.

    20221019_103536.jpg

    In Sachen Fines nicht das hübscheste Filterbett, was man je gesehen hat - das liegt aber an der Aufgusstechnik, welche sehr wenig Fines Migration nach unten zulässt. Soll mir aber recht sein, lieber hab ich die Fines oben aufliegen oder am Rand des Filterpapiers, als dass sie nach unten wandern und das Papier verstopfen. Hauptsache, das Bett ist möglichst perfekt gerade für eine gleichmäßige Extraktion - und das ist es. Hübsche Betten ohne oberflächliche Fines gibts bei Kasuya etc :D

    Wie schmeckts denn nun? Für den ersten Versuch mit der JX Pro schon sehr gut, muss ich sagen! :) Nussig-würzig, Kardamom und Pistazie geben klar den Ton an. Leichte Säure im Hintergrund. Hohe Klarheit, sehr angenehm. Ein wirklich außergewöhnlicher Kaffee, ich kann den Hype verstehen. Mittlere Süße.

    Jedoch benötigt der Kaffee meiner Meinung nach die Säure nicht, außerdem hätte ich gerne noch etwas mehr Süße. Deshalb gab es noch eine zweite Brühung mit der JX Pro, dieses Mal auf Mahlgrad 25, Rest identisch. Das hat den Drawdown auf 3:15 verlängert.

    20221019_125536.jpg

    Was soll ich sagen - Bingo. :) Eine höhere Extraktion steht dem Kaffee wirklich außerordentlich gut. Die Säure wird mMn nicht benötigt, das Plus an Süße und nussigen Aromen ist aber wirklich fantastisch. Könnte man fast schon als Lebkuchen zusammenfassen, der Kardamom ist wirklich unglaublich gut präsentiert - man könnte glauben, der Kaffee sei infusioniert. Die Bohnen können durchaus eins meiner Highlights 2022 werden, das ist schon mal sicher. Das Rezept könnte ich jetzt eigentlich so lassen und genussvoll die restliche Packung trinken.

    Mit der JX Pro sehr zufrieden, durfe dann am Nachmittag die Comandante ran. Gleiches Rezept, als Mahlgrad habe ich 21 Klicks gewählt - das ist ziemlich vergleichbar mit 25-26 auf der JX Pro. Durchlaufzeiten wie zu erwarten im gleichen Bereich, der lief in 3:20min durch.

    20221019_162946.jpg

    Optisch ähnlich viele Fines wie die JX Pro, vielleicht minimal mehr.
    Geschmacklich im Vergleich zur JX Pro runder. Hier stehen jetzt vor allem Süße, Honig und Pistazie im Vordergrund, Kardamom ist spürbar weniger als bei der JX Pro vorhanden. Säurelevel ähnlich der zweiten JX Pro Brühung. Insgesamt weniger würzig, kantig und weniger Klarheit der einzelnen Aromen, dafür süßer, runder und gefälliger. Die Aromen gehen sanfter ineinander über als bei der JX Pro, insgesamt etwas harmonischer. Gefühlt würde ich sagen etwas dichtere Textur im Mund. Toll, aber mir fehlt etwas der Würze.

    Morgen früh starte ich mit der Comandante und gehe mal einen Klick gröber und mit der Temperatur etwas herunter, vielleicht kommt dann die Würze wieder etwas mehr durch.

    Mit der JX Pro wird morgen probiert noch ein Stück feiner zu mahlen, dafür aber Fines aussieben und vor dem letzten Aufguss dazuzugeben. Mein Ziel wäre dadurch die Süße nochmal zu erhöhen, in dem Aspekt liegt die C40 momentan vorn.

    Für Tag 1 zwei relativ verschiedene Tassen, die mir aber beide schon sehr gut gefallen. Mal schauen, ob sich da morgen noch was optimieren lässt. Außerdem wird dann morgen denke ich gecuppt. Den Milky Cake will ich ohne allzu viele weitere Experimente austrinken, der ist toll. :) Dafür gibts dann andere Kaffees.
     
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  3. #3 quick-lu, 23.10.2022
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    Fühle dich nicht unter Druck gesetzt aber wie ging's aus? Morgen war vor 3 Tagen:)
     
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  4. Eric00

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    Sorry, war am Wochenende spontan unterwegs und hatte paar Tage KN-Auszeit. Notepad am Handy ist maximal vollgetippt - ab jetzt gibt's den täglichen Beitrag mit ausreichend Filterkaffee. :) Schriftliches Fazit zum Milky Cake folgt heute noch!
     
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  5. #5 quick-lu, 24.10.2022
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    So lange WE hätte ich auch gerne:D
     
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  6. #6 Synchiropus, 24.10.2022
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    Student halt. ;)
     
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  7. #7 Eric00, 24.10.2022
    Zuletzt bearbeitet: 24.10.2022
    Eric00

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    So, aufgrund einer kleinen, ungeplanten Testpause über das Wochenende ohne viel Zeit zum Schreiben nun das längst überfällige Update - sorry, jetzt geht es nach Plan weiter. :)

    Am Donnerstag gab's noch zwei Experimente. Gestartet hat das ganze die Comandante. Hier bin ich mit der Temperatur auf 95°C zurückgegangen und habe einen Klick gröber auf 22 Klicks gemahlen. Durchgelaufen ist die Sache bei 3:08min.

    Wie zu erwarten aufgrund der geringeren Extraktion einen Touch weniger Süße, dafür aber mit mehr Würze, die ich bei der JX Pro ja so toll fand. Noch nicht auf einem Level, dass ich die Tasse eine Gewürzbombe nennen würde - aber einfach eine schöne Mischung aus außergewöhnlich würzig, nussig und süß.
    Eine runde Tasse, an der ich nicht wirklich etwas auszusetzen habe. Toller Kaffee, der ist seinen Preis mehr als nur wert.

    Am Nachmittag gab es noch ein Experiment mit der JX Pro. Hier bin ich um 1,5 Clicks feiner gegangen (Mahlgrad 23,5), habe dafür aber vorher die Fines mit einem Schüttelbecher ausgesiebt (um das einigermaßen reproduzierbar zu machen schüttel ich immer 20x horizontal und dann 20x senkrecht).
    Der Schüttelbecher hat meines Wissens nach entweder 200 oder 250 Micron Lochgröße.

    Rausgeholt hab ich so 1,5g aus meiner 15g Dosis - also 10%. Aufgusstechnik wie immer, aber vor dem letzten Aufguss bei 1:45min wurden die Fines wieder zugegeben. Durchgelaufen ist das Ding in 3:20min. Filterbett natürlich optisch schlammig, da Fines nicht nach unten kommen - dafür aber gerades Filterbett, wie es sein soll.
    20221021_100538_HDR.jpg

    Ziel des Experiments wurde zwar erreicht, die Süße wurde merklich erhöht (ohne merkliche Einbußen der Würze), jedoch begann die Tasse langsam ein bisschen "anstrengend" zu werden - ich hoffe ihr wisst, was ich damit meine. Also ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen. Da fand ich die letzte Tasse besser.

    Somit ging es über zu Freitag Vormittag - dort gab es noch je eine Brühung mit C40 und JX Pro, um für mich mein Fazit im Pour Over zu ziehen. Für die C40 verwendete ich das Donnerstags-Rezept (22 Clicks, 95 Grad), für die JX Pro das Rezept, was mir bisher am besten gefallen hat, (25 Nummern).
    Geschmacklich bestätigt das meine dort jeweils geschriebenen Einschätzungen, mit beiden Tassen bin ich sehr zufrieden. Geht ich dann im Fazit noch näher ein.

    Dann stand der wahrscheinlich interessanteste Teil an: ein Cupping mit allen vier Mühlen.
    20221021_154251.jpg
    Dieses Mal hatte ich gerade niemanden zum vertauschen in der Nähe - deshalb wusste ich dieses Mal, welche Tasse zu welcher Mühle gehört. Das Cupping bei der nächsten Bohne versuche ich blind zu machen.

    Als Mahlgrad habe ich hier bei der Comandante 20 Clicks gewählt. Diesen Mahlgrad habe ich dann an den anderen Mühlen so gut es geht "nachgestellt".

    Mit der JX Pro war ich dann bei 25 Nummern, mit der Xeoleo bei 18 Clicks und bei der G-IOTA bei 45 Nummern unterwegs.

    JX Pro und C40 spiegelten in etwa das wieder, was auch beim Pour Over deutlich wurde, hier aber mit nochmal weniger Unterschieden. Insgesamt tatsächlich sehr ähnlich, C40 bisschen mehr Süße, JX Pro mehr Würze, mit beiden wäre ich sehr zufrieden.

    Die Tasse der Xeoleo war da auf jeden Fall deutlich unterschiedlicher. Deutlich weniger komplex, weniger besonders, mehr "Kaffee-Kaffee". Spürbar höherer Fines Anteil, leichte Bitterkeit, aber auch etwas mehr Säure als sowohl JX Pro als auch C40. Breitere Partikelverteilung. Mehr Textur im Mund.
    Also versteht mich nicht falsch, kann man gut trinken, die Tasse würde von vielen "normalen" Kaffeetrinkern Lob bekommen - im Vergleich zu C40 und JX Pro fällt die aber spürbar ab. Hier lohnen sich die 65€/kg Kaffee mMn nicht, da ist das Ergebnis nicht außergewöhnlich genug. Da lieber günstigeren Kaffee trinken und die Differenz ins Sparschwein stecken für eine normale JX oder JX Pro. Die gibt's schon für 129/159€, damit machen dann solche Bohnen auch wirklich Spaß.

    Die Tasse der G-IOTA war sehr interessant: Auch wieder wie bei der Xeoleo vergleichsweise viel Textur, leichte Bitterkeit im Abgang, viele Fines. Was die G-IOTA aber deutlich besser macht als die Xeoleo ist den ganzen Rest: Die restlichen Noten kommen schön klar rüber, wenig Säure durch Boulders, schön klare Kardamom/Pistaziennote, was das angeht kein allzu großer Unterschied zu C40/JX Pro. Nur die vielen Fines stören die Sache.

    Das bestätigt aber meine Einschätzung, dass die Scheibe nicht für Filter gemacht ist: Im Espresso ist das geil. Die vergleichsweise vielen Fines bremsen den Flow für gemäßigt dunklen Espresso. Der vergleichsweise enge Hauptpeak bringt eine leckere, angenehme Klarheit in die Tasse. Für Filter aber nicht mein Favorit.
    Hier bin ich aber mal gespannt, wie sich die Mühle schlägt, wenn die Fines ausgesiebt werden.

    Wenn wir das in ein Ranking bringen, stehen C40 und JX Pro eindeutig oben. Müsste ich mich entscheiden, würde ich die C40 minimal vorziehen, eine leicht rundere Tasse. Die JX Pro liegt aber keinesfalls weit abgeschlagen. Wenn bei dem Kaffee die C40 eine hypothetische 100/100 ist, kriegt die JX Pro von mir 95/100 Punkte.

    Mit einem deutlich größeren Schritt kommt dahinter dann die G-IOTA (Klarheit gut, aber spürbar mehr Fines) und dann mit einem gleich großen Schritt die Xeoleo (viele Fines, recht breiter Peak).

    Was steht morgen an? Mal ein Gegenteil zu den nussig-würzigen Aromen. Ein schöner, fruchtiger Johannisbeer-Kenianer von Fathers kommt in die Tasse. Davon hab ich genug da, da dürfen alle vier Mühlen mal filtern.

    Vielen Dank fürs Lesen! :)
     
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  8. Eric00

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    So, neuer Tag, neuer Kaffee. :)
    Heute gabs einen Kenianer von Fathers. Ich stell einfach mal ein Foto der Packungsrückseite ein, da sollte alles relevante drauf stehen:

    20221025_095607.jpg

    Röstgrad würde ich als mittelhellen FIlter bezeichnen - deutlich heller als der Milky Cake, aber auch nicht die hellste Bohne, die ich je in der Tasse hatte. Trotzdem sind wir jetzt auf jeden Fall bei hellen, fruchtigen Sachen angekommen.

    20221025_095949.jpg

    Da die JX Pro das letzte Mal angefangen hat, durfte dieses Mal die C40 starten. Rezept wie beschrieben, Mahlgrad 22 Clicks, lief in 3:26min durch. Mein letzter Swirl ist mir im Vergleich zu bisher etwas zu stark geraten, deshalb sind die Fines im Filterbett weiter nach unten geraten und der Kaffee lief nach dem letzten Pour etwas langsamer als erwartet.

    20221025_100900.jpg

    Geschmacklich aber ein Volltreffer. Geruch der Bohne war zwar sehr Johannisbeerig - aber schon beim ersten Schluck nahezu das einzige, was ich schmecke, ist dominanter, fruchtiger Rhabarber. Der ist aber echt geil und vor allem realistisch. Quelle: In meinem Kühlschrank steht noch ne Flasche selbstgemachter Rhabarbersirup. Habe mir gegen Ende der Tasse davon ein Glas zum Vergleich angemixt und joa, so einen stark rhabarberigen Kaffee hatte ich noch nie, glaube ich.
    Beeren angenehm im Hintergrund (Erdbeere würde ich nicht sagen, eher Johannisbeere), keine Röstaromen, angenehme, durchaus vorhandene Säure, nur leichte Süße - stellt euch einfach sehr dezent gezuckertes Rhabarberkompott vor. :D Außergewöhnlich, will ich nichts mehr dran ändern, sehr interessanter Kaffee. Gefällt mir.

    Für den Vergleich durfte dann die JX Pro mit 28 Klicks ran. Durchlaufzeit 3:15min.

    20221025_141352_HDR.jpg

    Hier muss ich sagen schmeckt der Kaffee tatsächlich durchaus verschieden im Vergleich zur Tasse der C40. Auch echt gut, aber anders. Der Rhabarber ist mMn nicht mehr wirklich vorhanden, stattdessen präsentiert sich hier vor Allem die Johannisbeere, die ich auch in der Nase hatte. Deutlich beeriger als die eher C40. Säure und Süßelevel würde ich vom Gefühl her fast sagen gleich, das muss sich dann aber im A/B Vergleich zeigen.
    Morgen Vormittag gehe ich hier noch einen Klick feiner, ich glaube hier kann ich noch etwas mehr extrahieren. Schon ne echt gute Tasse, aber ich denke da krieg ich noch ein bisschen was rausgekitzelt.

    Meine dritte Brühung heute war ein anderer Kaffee, der aktuelle Mystery Kaffee der MCL - den würde ich hier im Thread aber außen vor lassen, solange die Runde noch läuft.

    Morgen gehts dann wie gesagt weiter mit einer Tasse JX Pro, im Anschluss dürfen G-IOTA und Xeoleo im Filter mal ran. Je nachdem wie viel Lust auf den Kenianer ich habe vielleicht auch noch das Cupping, aber kann auch sein das wird erst Donnerstag was.
     
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  9. Eric00

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    So, dann heute Fathers Tag 2. Gestartet wurde mit der Xeoleo, hier war ich auf 20 Clicks unterwegs (was rechnerisch 24 Clicks auf der C40 entsprechen sollte, also 2 C40-Klicks gröber als gestern auf der C40 selbst).

    Trotz des bisher gröbsten Mahlgrads aller Mühlen war das mit 3:42min der längste Drawdown bisher.

    20221026_143233.jpg

    Trotz der langen Durchlaufzeit relativ dominante Säure, leicht herbe / ins bittere driftende Note im Abgang, beerig, aber eher auf der unreiferen Seite. Nicht allzu viel Süße. Fines und Boulders sind schon durchaus spürbar vorhanden.

    Geschmacklich vor allem schwarze Johannisbeere, Süßegrad entsprechend. Für meinen Geschmack steht die Säure dem Kaffee gut, ich mag aber auch Frucht im Kaffee. Bisschen weniger könnte aber sein. Eigentlich würde ich gerne noch mehr extrahieren - bin ja aber schon bei 3:42min Durchlaufzeit und kochendem Wasser, ich glaube dann würden die Fines, die so schon bemerkbar sind, komplett das Geschmacksprofil übernehmen. Bin für den Mühlenpreis zufrieden, für 50€ ist das sehr gut trinkbar (mag hier krasser klingen, da ich die Unterschiede betonen will), mochte die anderen beiden Tassen aber definitiv deutlich mehr. Würde hier glaube ich eher Immersion Zubereitungen sehen.

    Danach gab's noch eine Tasse JX Pro mit 27 Klicks, Durchlaufzeit 3:23min - das ist schon eine andere Hausnummer. Da hat die Xeoleo keine Chance. Weniger Säure, weniger Bitter, mehr süß, saftig-fruchtiger, klarer - einfach besser.

    Und abschließend gabs eine Tasse der G-IOTA. Mahlgrad 50, Durchlaufzeit 3:36min.

    20221026_182157.jpg

    Hier tatsächlich vergleichsweise wenig Säure. Leicht angebitterte Staubigkeit und dicke Textur, man merkt hier durchaus, dass ordentlich Fines beteiligt waren - ich würde gefühlt fast sagen noch mehr als bei der Xeoleo, die entsprechenden Noten sind auf jeden Fall dominanter. Dahinter bekommt man jedoch eine recht angenehme, beerige, dunkle Fruchtigkeit präsentiert, die echt nett rüberkommt. Trotzdem aufgrund der leichten, aber präsenten, Adstringenz durch die Fines keine Tasse, die mich begeistert.

    Müsste ich mich zwischen dieser und der Tasse der Xeoleo entscheiden, würde ich tatsächlich die Xeoleo nehmen. Die lebhaftere Säure mit geringerer Extraktion würde ich der etwas staubigen Tasse der G-IOTA vorziehen.

    Morgen steht noch ein Test mit der G-IOTA an - nochmal 5 Nummern gröber und Fines vorher aussieben. Mal schauen wie es dann aussieht. Dann wird gecuppt, dieses Mal blind.

    Anschließend kommt mal eine Runde Espresso dran mit allen Mühlen. Dort aber nur 7g Shots mit dem LM1, ich hab keine Lust so viel zu kurbeln. :D
     
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  10. Eric00

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    So, gestern war der letzte Tag vom Fathers Kenianer. :)

    Zunächst gab's noch eine Tasse mit der G-IOTA. 5 Striche gröber, vorher ausgesiebt. 1,9g Fines, also ca 13%, rausgeholt. Drawdown 3:16 min. Die wurden dann wieder bei 1:45 min dazugegeben, hatten also nur einen Pour und 1:30 min Extraktionsdauer.

    20221027_133249.jpg

    Die Tasse war auf jeden Fall besser, aber noch nicht auf einem Level wo ich sage "sehr gut". Störnoten von gestern wurden zwar reduziert, kann man gut trinken, meine Aussage von gestern bleibt aber soweit erstmal bestehen. Für mich im Pour Over die schwächste Tasse.

    Und dann kam auch schon das Cupping aller vier Mühlen - wahrscheinlich mit der interessanteste Test.

    Mahlgrad und Vorgehen wie letztes Mal, nur jetzt mit vier identischen Tassen, welche auf der Unterseite ein beschriftetes Stück Tesa Film kleben hatten.

    Nachdem ich das Cupping vorbereitet hatte, bin ich kurz aus dem Raum gegangen und wie von Zauberhand wurden die Tassen durchmischt.

    20221027_183515.jpg

    Dann ging es ans Cupping.

    Zur Bewertung schiebe ich während des Cuppings Tassen auf dem Tisch nach vorne und hinten. Vorne ist gut, hinten ist schlecht. Notizen wurden natürlich alle blind gemacht.

    So sah das Ergebnis aus:

    20221027_185058.jpg

    Wenn wir jetzt die Beschriftung auf der Unterseite mit meinen Notizen zusammenbringen, sieht das ganze dann so aus:

    Von links nach rechts:

    Comandante
    Dunkelrote Früchte, gemäßigte, aber vorhandene und angenehme Säure, hohe Extraktion, paar Fines, aber nicht dramatisch, ausgewogen, sehr ähnlich zu 3

    Xeoleo
    Säurelevel vergleichbar mit 1, aber irgendwie deplatzierter / störender / schlechter eingebunden. Weniger fruchtig. Viel Körper -> viele Fines?

    JX Pro
    Gemäßigte Säure, hohe Extraktion, dunkle Frucht - sehr ähnlich zu 1, vielleicht bisschen kantiger. Süße gleich.

    G-IOTA
    Höchste Säure (wenn auch nicht allzu viel mehr), fruchtig, hoher Körper mit spürbaren Fines, leicht störend. Jedoch beste Frucht / saftigste Tasse der Gruppe.

    Fazit nach dem Aufdecken:

    Zwischen C40 und JX lag echt nur seehr wenig. Gib mir die beiden Tassen 5 Minuten nacheinander ohne zu sagen, dass das von einer anderen Mühle kommt, und ich schöpfe keinen Verdacht. Kleine Unterschiede vorhanden, aber nichts relevantes.

    Überrascht hat hier wieder die G-IOTA. Im Pour Over für mich das schlechteste Ergebnis, im Cupping nur knapp hinter C40 und JX. Wären hier nicht die Fehlnoten durch die Fines, wäre die Tasse für mich vor den beiden anderen. Tolle Frucht.

    Ich vermute hierbei, dass durch die fehlende Bewegung im Cupping die Fines einfach weniger extrahiert werden als beim ständigen Flow im Pour Over.

    Wenn ihr also eine G-IOTA für Brühkaffee verwendet: legt mal den Filter weg, holt die French Press raus und legt euch am besten einen Schüttelbecher für Fines für 10€ zu.
     
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  11. Eric00

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    So, gestern stand Espresso auf der Reihe. :) Da ja wahrscheinlich ein Großteil der Espressotrinker dunkle, säurearme Röstungen bevorzugt, will ich in dem Test der Vollständigkeit halber wenigstens mal eine Bohne dieser Art testen.

    Bohne der Wahl ist Süllberg von Leuchtfeuer - klassisch dunkel, nahezu säurefrei, bis kurz vor den 2nd Crack geröstet.

    20221028_112415.jpg

    20221028_112636.jpg

    In Sachen Mühlen durften G-IOTA, JX Pro und C40 (mit Red Clix) ran. Die Xeoleo mit ihren 36 Micron / Click ist mir deutlich zu grob und ich habe gerade keine Stoppmutter da gehabt, um das Ding auf Stufenlos zu ändern.

    Als Sieb wurde das LM1 verwendet. 3 Mühlen einstellen und eine entsprechende Menge Koffein trinken, will ich nicht mit dem 2er Sieb machen müssen.

    Alle Shots wurden bei 8 Bar Druck bezogen. Die Ascaso hat ja ein nachgerüstetes Nadelventil - das hab ich der Einfachheit halber auf 5ml/s eingestellt und so gelassen, bei so einer dunklen Röstung ist nichts in Sachen Flowprofiling nötig. Ratio immer 1:2 mit 7g in, 14g out, Temperatur 91 Grad. Lower Shower Screen verwendet, gründliches WDT.

    C40 lief 26 Sekunden bei 17 Red Clix, JX Pro lief 25 Sekunden bei 13.2 Nummern, G-IOTA 28 Sekunden bei Mahlgrad 10.

    Wie sieht's geschmacklich aus? C40 und JX Pro nehmen sich nahezu nichts - bzw sind die Änderungen in einem Rahmen, die man mit +-1-2g Extraktionsmenge oder einer kleinen Mahlgradänderung bewirken würde. Tendenziell hoch extrahiert, mehr würde ich da nicht durchschieben. Könnte man auch noch ein Grad tiefer gehen. Beide sind geschmacklich leckere Bitterschokolade, für den Röstgrad vergleichsweise viel Süße (auch wenn da bei helleren Sachen deutlich mehr drin ist).

    Die G-IOTA ist etwas lebendiger, einen Touch mehr Restsäure (soweit man bei der Röstung noch von Säure reden kann). Etwas angenehmer und runder. Gefällt mir bei solchen Bohnen etwas besser als die anderen beiden - viel Unterschied ist da aber nicht.

    Im Vergleich JX Pro vs C40 ist mir da eher was anderes aufgefallen: Die 7g waren bei der JX Pro nach 26 Umdrehungen durch, die C40 brauchte 55 Umdrehungen. Bei Filtermahlgrad ist mir die Geschwindigkeit relativ egal (geh ich dann im abschließenden Fazit drauf ein) - aber wenn ich mir vorstellen muss, eine 18g Dosis statt einer 7g Dosis zu kurbeln, macht das schon einen ordentlichen Unterschied. Da sich die Tassen von JX und C40 bei der dunklen Röstung nicht wesentlich unterscheiden, wäre hier mein Ranking:

    1.) G-IOTA
    2.) JX Pro
    3.) C40

    Wenn wir nur auf den Geschmack schauen, sind JX Pro und C40 beide auf Platz 2.

    Um jetzt noch eine helle Röstung im Espresso zu testen, habe ich heute Vormittag die drei Mühlen auf eine helle Röstung eingestellt - den La Linda Peaberry aus Bolivien von Fathers in der Filterröstung. Ich muss heute aber erstmal weg - den Vergleich der drei hellen Shots gibt's dann morgen. :)

    20221029_115954.jpg
     
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  12. Silas

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    Sehr cooler Test, danke @Eric00 :) Deine G-Iota hat welche Scheiben?
     
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  13. Eric00

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    Vielen Dank! Das sind die Standardscheiben, per Markertest ausgerichtet. Flapper wurde gegen den der Mythos One ausgetauscht, Anti-Popcorn-Hopper installiert.
     
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  14. #14 Tholtus, 31.10.2022
    Tholtus

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    Danke für die Test! Ich lese sehr interessiert mit, da ich auch die Jx-Pro und ne G-Iota mit Standardscheiben besitze. Zurzeit bin ich am überlegen mir SSP MP oder Sweet Lab Scheiben zu holen, weil ich doch eher mittlere Espresso Röstungen bevorzuge und ab und zu vielleicht noch Filter zubereiten will. Da stellte sich die Frage in Kombination mit der Jx-Pro mit welchen Scheiben man das breiteste Spektrum abdecken kann.
     
  15. #15 Eric00, 01.11.2022
    Zuletzt bearbeitet: 01.11.2022
    Eric00

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    So, als nächstes gab's dann wie angekündigt helle Espressoshots aus einer Filterröstung im Vergleich. Röstung ist eine mittelhelle Filterröstung (geschmacklich heller als die Optik der Bohne), Packungsfoto gab's schon im letzten Post.

    Bohnenfoto:
    20221101_131158-01.jpeg

    Für solch helle Sachen kommt das Nadelventil der Ascaso natürlich sehr gelegen.

    Rezept: Slayer Shot.
    20 Sekunden PI bei 2ml/s, ~30 Sekunden Bezug bei 5ml/s. OPV auf 8 Bar.

    Puckprep: WDT, Idroprep 58,4mm, Puckscreen

    Temperatur: 95°C
    Sieb: VST 15g
    Input: 15g
    Output: 40g

    JX Pro
    Gesamtdauer des Bezugs: 52s
    Mahlgrad: 12.0
    Benötigte Umdrehungen beim Mahlen: 81

    C40
    Gesamtdauer des Bezugs: 49s
    Mahlgrad: 14 Red Clix
    Benötigte Umdrehungen beim Mahlen: 146

    G-IOTA
    Gesamtdauer des Bezugs: 53s
    Mahlgrad: 9

    Da ich die drei parallel probiert habe, gibt's auch die Auswertung zusammen.
    Starten wir mal mit den beiden Handmühlen:

    Das hat mich tatsächlich überrascht, weil hier hat mir der Espresso der JX Pro besser geschmeckt als der der C40. Säurelevel sehr ähnlich, aber die JX Pro war klarer und differenzierter im Geschmack, der Pfirsich kam eindeutig besser zur Geltung. C40 hatte zwar etwas mehr Süße, im Vergleich habe ich bei solch hellem Espresso lieber eine leckerere Frucht als einen Hauch mehr Süße. Ist ja nicht so, als hätte die JX Pro keine Süße. Müsste ich mich zwischen den beiden Tassen entscheiden, würde ich die JX Pro wählen.

    Die G-IOTA mit Standardscheiben fällt bei solch hellem Röstgrad spürbar ab. Undifferenziertester Fruchtmix, höchste Säure, leichte Adstringenz durch Fines und die hohe Bezugszeit. Ist zwar durchaus trinkbar - aber man merkt, dass die Scheiben nicht für fruchtige Filterröstungen im Espresso gemacht sind.

    Allerdings muss ich nochmal auf das Kurbeln der Handmühlen zu sprechen kommen.
    Starten wir mit der C40. In Sachen Kraft ist das machbar - braucht jetzt keinen exorbitanten Krafteinsatz, sollte für die meisten machbar sein, aber 146 Umdrehungen für nur ne 15g Dosis ist durchaus ne Ansage. Kann man ab und zu mal machen, aber täglich solch helle Sachen Kurbeln hätte ich absolut keine Lust für. Bei höheren Dosen als die 15g kurbelt man da schnell mal ca 2 Minuten.

    Die JX Pro ist was die Zeit angeht durch ihre agressivere Geometrie mit 81 Umdrehungen für die Dosis deutlich humaner - jedoch gibt's ein Problem: was man an Zeit einspart, muss man an Kraft draufpacken. Bei nur nahezu der Hälfte der Umdrehungen ist das ein ordentlicher (!) Unterschied. Wo die C40 wahrscheinlich von den meisten gekurbelt werden kann, sieht das bei der JX Pro bei solch hellen Röstungen anders aus.

    Sagen wir es so: Wer seine Griffkraft nicht als überdurchschnittlich einschätzt, wird die Kurbel der JX Pro bei hellen Filterröstungen nicht bewegt kriegen, bzw wird die Mühle in der Hand durchrutschen.

    Um mal einen Vergleichswert zu geben, wer mit Kraftsport was anfangen kann: Ich würde das ungefähr wie einen Satz Kreuzheben mit ~100-120kg (natürlich nur auf die Griffkraft bezogen) einschätzen. Also nichts außergewöhnliches, wer regelmäßig ein paar Gewichte anfasst, kommt da schnell hin - bei den meisten Untrainierten wird das aber wahrscheinlich nichts.

    Wer aber mit Kraftsport nichts am Hut hat und auch sonst seine Griffkraft nicht als überdurchschnittlich einschätzt, wird die Kurbel bei einer fruchtigen Filterröstung auf Slayershot-Espressomahlgrad wohl eher nicht bewegt kriegen.

    Von daher muss ich das Fazit hier etwas differenzieren:

    Wenn wir das ganze rein geschmacklich betrachten, sieht die Runde für mich so aus:

    1.) JX Pro
    2.) C40
    3.) G-IOTA

    Ob dort aufgrund der Kraftanforderung die JX Pro ausgeklammert wird, muss jeder für sich entscheiden.

    Die C40 ist ein guter Kompromiss aus Geschmack und Kraft - bei einer 18-19g Dosis ist man mit ~180 Umdrehungen aber schnell mal 2 Minuten beschäftigt. Ist auf Dauer jetzt nichts, was ich mir gern antun würde, würde ich häufig solche Röstungen trinken, würde da früher oder später was angemessenes, elektrisches stehen. Auf Filtermahlgrad oder bei max. mittelhellen Espressoröstungen kein Problem, aber helle Filterröstungen auf Espressomahlgrad würde auf Dauer meine Schmerzgrenze mit einer Handmühle (egal welcher) übersteigen.

    Gewinner der Runde ist somit: keiner. :) Mit keinen der drei Mühlen würde ich sowas auf Dauer betrachtet regelmäßig zubereiten wollen. Für die G-IOTA ist die Röstung geschmacklich zu hell, die fühlt sich eher bei allem zwischen dunklen bis maximal mittelhellen Espressoröstungen wohl. Die Handmühlen fallen aufgrund des Aufwands raus.

    Hypothetischer Gewinner wäre demnach die G-IOTA - jedoch mit SSP Scheiben. Alles andere wäre mir in der einen oder anderen Weise ein zu großer Kompromiss. Solch helle Espressoshots haben leider eine recht hohe preisliche Einstiegsschwelle.
     
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  16. #16 Eric00, 01.11.2022
    Zuletzt bearbeitet: 01.11.2022
    Eric00

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    Ich würde sagen dafür brauchst du keine neuen Scheiben. Die Standardscheiben der G-IOTA haben mMn ihren Sweet Spot bei mittleren Espressoröstungen. Wenn du größtenteils Medium Espressi ziehst, besitzt du bereits die Scheiben, die ich dafür als angebracht sehen würde. Und für Filterkaffee ist die JX Pro echt ne gute Mühle.

    Würdest du in die G-IOTA SSP MPs reinbauen, erweitert das zwar dein Spektrum in die helle Richtung / Filterkaffee - da könntest du aber bei deinen mittleren Espressi Probleme bekommen, die fühlen sich umso wohler, umso heller es wird. Ist natürlich auch abhängig von deiner Maschine, weiß nicht was du hast. Aber Mahlgut der MPs bei einer Medium Espressoröstung mit 9 Bar Druck beschießen kann geschmacklich durchaus schief gehen.

    Wenn du dir MPs kaufen willst, stell dich drauf ein, tendenziell die mittleren Espressoröstungen per Hand zu kurbeln und die MPs nur für Filterkaffee sowie helle Sachen im Espresso zu verwenden.

    Zu den LS Scheiben kann ich nichts sagen, von denen habe ich noch nichts getrunken.
    Bei deinem Profil würde ich aber tendenziell an deinem Setup nichts ändern, es sei denn dich stört etwas konkretes.

    Oder stell die Frage anders: Was genau willst du an deinem aktuellen Setup verbessern, bzw was erhoffst du dir konkret von einem Update der Scheiben, was stört dich aktuell? :) Sowohl bei Filter, als auch Espresso?

    (Ich würde dich bitten, für die Beantwortung der Fragen am besten einen eigenen Thread aufzumachen, da es hier ja nicht um die SSPs geht - wenn du magst einfach deinen Beitrag und diesen hier als Vollzitat dort einfügen.)
     
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  17. Eric00

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    Und zum generellen, weiteren Vorgehen in diesem Thread: Geplant ist es, diesen Thread noch ca eine Woche weiterzuführen und dann das Fazit zu ziehen.

    Ich würde mich dafür ab jetzt konsequent auf Filterkaffee beschränken - darum geht es mir ja, siehe Eingangspost. Dabei würde ich jeden Tag einen neuen Kaffee / eine neue Methode verwenden und noch ein paar Blindcuppings durchführen, damit sollte ich dann in ca einer Woche meine in Post 1 gestellten Fragen für mich selbstbewusst beantworten können. Gerade trinke ich einen experimentell gewaschenen Kaffee aus Ruanda von Sumo aus Dublin, zu dem schreibe ich heute Abend etwas.

    Sollte hier jemand noch konkrete Fragen haben, Zubereitungsmethoden sehen wollen, etc: Jetzt ist die Zeit, die Vorschläge zu bringen, sonst ist es irgendwann zu spät. :)
     
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  18. #18 SebiEspresso, 01.11.2022
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    Erstmal vielen vielen Dank für deine Mühen und die ausführlichen Berichte!

    Ich hatte die selben Mühlen (leider nicht parallel) und ziemlich genau die selben Erfahrungen wie du gemacht. Freut mich, meine Eindrücke bestätigt zu bekommen.
    Geblieben ist die JX-PRO für Espresso (Mittel bis hell) und Filter im Camper, und die Ode für Filter zuhause.

    Da stimme ich dir zu. Ich war früher viel Bouldern und Klettern, meine Griffkraft ist recht hoch. Ein Kumpel, der auch trainiert ist, liebt es mit der JX-PRO zu mahlen, weil es effizient und produktiv ist :) Meine Frau und seine Frau bekommen helle Bohnen in der JX leider nicht gedreht.
     
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  19. #19 Synchiropus, 01.11.2022
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    Danke für den Bericht. Wie passt denn das hier...
    ...mit dem zusammen (Hervorhebung von mir)?
    Mehr Umdrehungen bei der C40 und weniger Kraft, ja, das ist plausibel und hätte ich erwartet.
    Laut den Zeitangaben oben dauert aber das Mahlen mit der JX Pro ja sogar etwas länger als mit der C40, also nix mit Zeit einsparen. Stimmen die Angaben?
    Die 49s für 15g bei der C40 würde ich auch für richtig halten, wobei ich fast sagen würde, da warst Du schon recht schnell. Ich habe lange nicht mehr gestoppt, denke aber, ich liege eher bei einer Minute für 15g (ohne dass ich es auf möglichst schnelles Mahlen anlege).
     
  20. #20 SebiEspresso, 01.11.2022
    SebiEspresso

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    Hierbei meint @Eric00 vermutlich die Durchlaufzeit des Wassers beim Bezugs.
     
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