Pro & Contra Lehererjob...

hallo gerd, hallo zusammen,

40 h woche - ich kanns auch nicht mehr hoeren ;-)
zwar OT, aber als lehrer moechte ich mich doch gerne aeussern:

1) ist euch schon mal aufgefallen, wann die meisten beitraege hier geschrieben werden? ich behaupte einfach mal waehrend der arbeitszeit. wenn man beobachtet, wann ich beitraege schreibe, dann ist das meist in den ferien oder aber zu merkwuerdigen uhrzeiten.

2) imho ist unser einstiegsgehalt (A13) zu hoch. an meiner schule (ca. 1000 S.) gibt es jedoch schulintern ca. 6-7 stellen, die A15 sind - nun kann man sich ausrechnen, wie die karrierechancen sind und welches engagement man bieten muss, um eine von diesen zu ergattern.
von meinen freunden in der freien wirtschaft (btw ich habe mathe/physik studiert) hatten alle ein niedrigeres einstiegsgehalt, haben mich aber groesstenteils alle nach 3 jahren ueberholt (bei mir gibt es keine boni, keinen dienstwagen (ich hatte mal meinen alten chef danach gefragt, als beim ersten kumpel der wagen vor der tuere stand - mittleweile, i.e. 7 jahre spaeter ist keiner mehr ohne). meine 2 jahre referendariat lasse ich mal ungewertet. gut vergleichen muss ich in 30 jahren, wenn die anderen ggf. schon keinen job mehr haben.

3) ebenso wie alle studenten faul sind, sind es auch alle lehrer. in meinem studium konnte ich mich jedenfalls ueber mangelnde arbeit nicht beklagen und nun als lehrer mit diversen nebenjobs (ich bekomme fuer ca. 70 rechner im haus 2 wochenstunden - dabei ist das zeitaufwendigste eher die anwenderberatung als die rechnerwartung. die homepage fuer die schule gibt es gratis...) auch nicht. natuerlich gibt es wie in jedem betrieb leute, die die noetige motivation missen lassen. hoffentlich ende ich nie so, aber man weiss ja nie ;-)

4) wenn man gemeinsam abends unterwegs ist und man am tisch neue leute kennenlernt, dann bin ich halt NUR der lehrer. ich sage dann immer, dass das dann wohl daran liegt, dass ich waehrend des studiums schon immer der faulste, langsamste und schlechteste war. gestern abend auf einer hochzeitsfeier sprach ich mit einer aelteren kollegin, die ihren 3 (mittlerweile erwachsenen) kindern das studium nur unter der bedingung finanziert hat, nicht lehrer zu werden...

5) abgesehen von der arbeitszeit, die ich nicht unbetraechtlich finde - aber das kann man verstaendlicherweise niemandem vermitteln - muss ich sagen, dass ich die tage sehr anstrengend finde, an denen man gesundheitlich angschlagen vor 30 leuts steht, die einen permanent beobachten und herausfordern.

irgendwie frustrierend. auf der anderen seite arbeitet man mit menschen zusammen (allerdings zum grossteil seiner arbeitszeit mit nicht ebenbuertigen, deshalb werden lehrer wohl mit zunehmendem alter so wie sie sind) und das ist ja immer etwas schoenes.

mit meinem beitrag habe ich mich nun auf die rechtfertigungsschiene begeben. ueblicherweise sehe ich es lieber sarkastisch/ironisch und sage z.b. meiner netten nachbarin :evil: immer, dass ich noch schnell in die sauna muss (oder badminton, ...) wenn ich termine habe.

mit etwas glueck bekommen wir im sommer zum neuen anbau ein zeiterfassungssystem (wenn es nicht zu teuer wird). die gruende liegen in der finanzierung einer besonderen lernumgebung, deren nutzung nachgewiesen werden muss. ich habe vorgeschlagen (und mich gleichzeitig freiwillig angeboten) die arbeitszeit einiger kollegen zu erfassen - da waere ich ernsthaft gespannt, denn ich kann es ehrlich gesagt selbst kaum ueberblicken und bin sehr neugierig.

in allensbach (am bodensee) gab es m.W. einen solchen versuch in einer klinikschule (die hardware war dort eh vorhanden). der versuch wurde ohne kommtar dann nach einer groesseren zeitspanne wieder abgebrochen und die ergebnisse nie veroeffentlicht -warum nur?! wichtig: diese daten habe ich nur vom hoerensagen und bin fuer genauere infos dankbar.

puuh ich schwankte nun lange zwischen loeschen oder absenden - eigentlich sollte ich ne nacht drueber schlafen, aber nun bin ich so frei und mache mal *klick*

lg blu

ps ach ja zur ausgangsfrage: studium auf alle faelle beenden - wer sagt, dass du damit lehrer werden musst? ausserdem stellst du dir unter dem beruf ws. etwas anderes vor als das, was dich erwartet. unterricht und dessen vorbereitung kommt bei mir jedenfalls aus zeitmangel viel zu kurz. die hauptarbeitszeit verbringe ich mit verwaltungs- und rechneraufgaben. die "nebenjobs" sind von person zu person verschieden - fakt ist aber, dass wohl der engagierte lehrer solchen nachgeht.

promovieren kannst du auch ohne ref und in die wirtschaft sowieso. natuerlich haengt das dort erzielbare gehalt vernuenftigerweise von der nachfrage (d.h. auch von den faecher) ab - informatiker sind heute dann halt doch irgendwie gefragter als anglisten - aber das weiss man auch schon vor dem studium. gute leute braucht's aber oft (leider nicht immer :-( ). in der schule verdient der informatiker das gleiche wie der germanist - ob das noch zeitgemaess ist? ich muss jedenfalls deshalb informatik fachfremd unterrichten (! welch humbug!), denn es gibt nun mal sehr wenige informatiker, die sich so etwas antun.

btw: waehrend meines refs vor 7 jahren hatten alle physiker abwerbeschreiben aus einem anderen bundesland (wenn ich mich recht erinnere NRW) bekommen: fortsetzung des refs bei BAT2a statt A13 halbe - in manchen fachrichtungen gibt es halt einfach zu wenige leute ...

auf dem land gab es frueher geldpraemien fuer gefragte faecher - heute wird halt fachfremd unterrichtet (ob das gut gehen kann ?).

 

hallo quattroporte,

ich weiss nicht, wie du zu deiner meinung kommst, vielleicht vergleichst du das studium an der uni mit dem ph-studium? von 450 studenten, die mit mir im erstsemester mathe gehoert haben, waren nach einem jahr < 50% uebrig - darunter angehende informatiker, physiker, ... ob lehraemtler oder nicht...
zumindest in BW besucht man an der uni dieselben vorlesungen wie die diplomer und schreibt dieselben klausuren. gewiss, zuletzt schreibt man nur eine zulassungsarbeit, was im vergleich zur diplomarbeit ein witz ist. allerdings lernt man auf 2 hauptfachpruefungen (ggf. + beifach!), wobei der diplomer "nur" eine hauptfachrpruefung ablegt und eine kleine beifachpruefung.

deshalb auch mein hinweis, dass man mit lehramtsunistudium genauso in die industrie kann, wie auch die unikarriere einschlagen.

btw: ein witz, was ein wissenschaftlicher mitarbeiter an der uni verdient - das ist imho eine sauerei und verlangt schon viel enthusiasmus.

lg blu

ps das PH-studium, welches fuer grund bis realschule qualifiziert ist in der tat nicht mit dem unistudium zu vergleichen.

 

hi,

neinnein leute, entwarnung - ich habe eben kurz sport gemacht und mich praechtig ausgetobt und sehe alles wieder relaxter

das problem am beruf ist imho, dass alle leute meinen unseren beruf zu kennen, nur weil sie 13 jahre lang in der schule waren. selbst wenn ihr ueber euer lieblingsthema kaffee morgen 5 h was erzaehlen wuerdet brauechtet ihr wohl heute abend einige stunden vorbereitung. beim 2. mal geht's dann ruck zuck - dafuer gibt es ja dann auch andere aufgaben.

dass die meisten lehrer die wirtschaft nicht kennen ist wirklich ein problem, das leider jedoch ausbildungsbedingt ist.

ich nehme es uebrigens keinem krumm hier mal seine meinung zu sagen - ich halte ja meine auch nicht zurueck.

lg blu

@schnickschnack: so einfach ist das mit dem klausurengenerator nicht ;-). im ernst: ich verwende fast nur alte aufgaben und sitze fuer ne oberstufenklausur doch 5 h an der vorbereitung und 8-12 h an der korrektur. meine unterrichtsvorbereitung habe ich uebrigens nahezu komplett digitalisiert (und bin trotzdem ausgelastet) - wer das nicht so macht ist leicht bescheuert oder hat zuviel zeit. wenn ich dir jetzt aber mitteile, dass ich binnen 5 jahren nun das 3. mathebuch fuer die 11. klasse habe, dann kannst du dir schon vorstellen, dass das mit routine nichts mehr zu tun hat (ich mache in keinem fach die HA und unterrichte nur 10. klasse aufwaerts, d.h. man blamiert sich auch mal ;-)). ach ja: falls du dich ein bisserl mit taschenrechner auskennst: in der 13. klasse unterrichte ich mit dem TI 83+/84+, in der physikrunde mit dem TI voyage 200 und da wir aktuell auf die casios umstellen in der 11. mit den Classpad 300 - da kommt man auch als technikbegeisterter leicht ins schwitzen. da in der physik zu den rechnern messwerterfassungssysteme (CBL2 bzw. das casio pendant EA100) mit den zugehoerigen sonden gehoeren kannst du dir vorstellen, was das fuer ein zeitaufwand ist. achja: fuer die taschenrechner von heute gibt es nat. auch regelmaessig OS-updates :-( - das hat mit den alten kleinen dinger nichts mehr zu tun...

edit:

dies ist genau die arroganz die mich nervt - woher wissen immer alle wie viel ich arbeite? nur weil es ein paar faule saecke gibt? mein alter chef sagte mal: "passen sie auf, sie koennen sich in der schule totarbeiten und keiner dankt's...". es gibt wirklich kollegen die am anschlag arbeiten und leider auch welche, die das bild ruinieren - wie bei den studenten eben...

 

hallo max,
im normalen matheabi ist in BW kein CAS zugelassen. daneben gibt es spezielle CAS-mathekurse (maple oder voyage oder classpad) die dann einen anderen analysisblock im zentralen abi haben (pflichtteil und geometrie sind identisch zum gtrkurs).

in physik ist generell im abi in BW kein CAS zugelassen, d.h. die schueler benoetigen hierfuer einen GTR (ob das sinn macht haben wir leider nicht zu entscheiden). nun ist es aber so, dass die messwerterfassungssysteme gerne listen ausspucken und die CAS rechner wesentlich mehr befehle zum verarbeiten von diesen haben (z.b. die ersten messwerte ueber board werfen, d.h. listen zurechtschneiden).

da TI mit der fertigstellung des neuen nspire (angekuendigt fuer herbst 2006!) nicht nachkam, sind wir auf casio umgestiegen (ich kann es nicht verantworten, dass s. ein 5 jahre altes geraet fuer VK 200 euro kaufen - ausserdem ist ein touchpad schon nett).

im prinzip muessen in BW lehrmittel von der schule gestellt werden, sofern diese mehr als 1 euro kosten (oder 1,5 ?). das ist bei den teueren TR ein problem - wir versuchen moeglichst viele mit einem einmal erhaeltichen bonus zu verkaufen.

hallo peter,
in der tat war neben der sicherheit die freizeit ein aspekt meiner jobwahl (frueher bin ich mal amateurmaessig rad gefahren und wollte dies fortsetzen) - bezueglich der freizeit bin ich sehr enttaeuscht worden: in den ersten beiden jahren meines berufsdaseins bin ich krank in jede ferien - da macht man sich schon gedanken, wie lange man das durchhaelt. ein grosses plus hat mein beruf: ich kann meine zeit nahezu frei einteilen - das bedeutet aber nicht immer, das es viel zu entscheiden gibt...
den beamtenstatus benoetigt man imho heute nicht mehr - mal sehen wie sich das entwickelt.

lg (aus der schule ;-)) blu

 

hi,

edit:
und nun fehlt auch mein gesabbel. besser ist das.

schoene woche, lg blu