Quickmill Silvano @ ITO

Irgendwann im Februar habe ich zum ersten mal von Faustinos ITO gehört. Gerade durch die Handpresso, die ich im Büro nutzte, kam der Wunsch nach Pressure Profiling auf. Evtl. auch mal mit Präinfusion rumspielen etc. Einfach mal alles ausprobieren und rumspielen. (Von anderen Hacks, die ich bisher umgesetzt habe, z.B. cheali-charger für Imax B6 Ladegeräte bin ich ebenfalls hellauf begeistert.)

Im April bestellt, im Juni geliefert... und im (öhem) Dezember eingebaut.

Geplant hatte ich, das Loch des vorhanden PIDs für das Display zu nutzen. Eine eigens gelaserte Platte kommt nicht in Frage, da Silvano nur runde Bleche hat. Dafür habe ich mit bei LTO ein passende Blende bestellen lassen.



Als nächstes Feinplanung der einzubauenden Komponenten.
In der Silvano ist eigentlich schön viel Platz.

Der Druckmesser passt super vor den analogen Druckmesser. Davor ist ein Flexschlauch, der an das Eck rankommt.


Flowmeter scheint keine Probleme zu geben, SSR ist schon eines hinten am Boden eingebaut. Dann kann es losgehen.

0) Netzteil einlöten:
Wow, das sind echt kleine Lötflächen. Da muss man einen guten Lötkolben mit kleiner Spitze haben.

1) Displayblende einkleben:
Zuerst habe ich die Displayblende mit 5min Epoxy auf mein Gehäuse geklebt. Obwohl ich sehr wenig genommen habe, quoll alles über den Rand. SCH#$#"!% Nach 24h ist der schön fest, dann versucht die unschönen Klebereste mit Zahnstocher zu entfernen. Dabei jedoch gemerkt, dass kleine Mikrokratzer auf der Spiegeloberfläche entstehen. Nee so gehts nicht weiter. Dann einen Tip aus dem Internet (Modellbau): Mit dem Haarfön die Ränder schön angeföhnt (2000W, 10sek). Dann wird der Epoxy schön weich und weiteren Zahnstochern abgepopelt. Die Heißluftpistole wollte ich wg. der Verfärbungproblematik bei hohen Temperaturen nicht nutzen.
TIPP: Position genau anzeichnen.
Ich dachte ich schaffe es so, aber bei mir ist es leicht schief raufgeklebt. Das fällt aber nur bei sehr genauem Hinsehen auf, aber ärgerlich ist es trotzdem...

2) Displayglas einkleben:
Die Folie geht extrem schwer ab. Das wollte ich nicht im eingebauten Zustand machen. Also Folie ab. Anschließend Tesa raufkleben und mit dem Cutter am Rand abschneiden. Eingesetzt und von hinten
an den Seiten und unten etwas Epoxy rauf.

3.) Display und Encoder einkleben:
Ich bin etwas anders als im Manual vorgegangen: die Schrauben samt Muttern auf die Displayplatine festgeschraubt, probieren ob es wackelt dann solange nachjustieren. Alle Muttern festziehen und dann das Ganze festkleben. Diesmal war ich cleverer und habe während des Klebevorgangs penibel den Abstand zur Oberkante nachgemessen, damit keine Schieflage entsteht.

Das Display im eingebauten Zustand: Hansaplast ist zur Isolierung gedacht. Um Staub etc. zwischen Display und Displayglas zu vermeiden, habe ich das ganze mit Tesa (Original!) "gekapselt".
(Hier sieht man auch schön den eingebauten Druckmesser samt Fahrradschlauch zur Vibrationsminderung).



4) Flowmeter:
Gute Stelle aussuchen, Schlauch kappen, mit doppelseiteigem Klebeband und Kabelbinder sichern fertig.

5) Druckmesser:
Zu allererst: ICH HASSE TEFLONBAND. Ich steh damit auf Kriegsfuss. Entweder nehm ich zuviel und habe Angst Gewinde zu vernudeln oder zuwenig und es tropft. Ich habe es trotzdem probiert, es hat getropft, und ich habe 1h damit verbracht, das Teflonband von allen Gewinden zu popeln. Gott sei Dank hatte ich noch Petex Gewindedichtung: raufgemacht, angeschraubt, gewartet, DICHT ! (Bei einem anderen Einsatz nutzte ich Würth Gewindedichtfaden, das ist auch zu empfehlen.)

5a) ThermoIC:
Der Original NTC ist in einer Thermohülse untergebracht. Es muss eine relativ kurze 1/4" Hülse sein. Fand ich schwer aufzutreiben. Dann habe ich versucht das originale NTC zerstörungsfrei zu entfernen. Nachdem ich die Kabel abgerissen habe, durfte der 5.5mm Bohrer ran, und hat den NTC samt massenhaft Kleber rausbekommen.
Die Breite des ICs ist entgegen des Manuals etwas kleiner -> ich dachte erst er passt nicht rein.
Kleber anrühren, IC bis runter und mit Zahnstocher festdrücken. Warten

6) Verkabelung:
Hier hilft ein Multimeter mit Durchpiep Funktion extrem. Kabel zu verfolgen in den Kabelbäumen klappte hier eher schlecht. Faustino liefert viele vorkonfektioniere Kabel mit, aber ich musste den ein oder anderen Faston Stecker selbst aufcrimpen, da etwas nicht passte.

7) SSR
Toll ich dachte, ich habe ein SSR und braucht keines. Leider ist das Original SSR eines, dass von 20-48V angesteuert wird. Beim Ito wird 5V benötigt. Erstmal ein neues SSR besorgen.

8) Platine
Grob alle Kabel verlegen und dann eine gute Stelle suchen. Die Kabellänge wurde doch etwas knapp, und daher musste ich das ITO mit einer Ecke nach oben montieren. Alle Kabel ran, festkleben. Warten.

9) Aufräumen
Alles gut mit Kabelbindern (die mitgelieferten Hochtemperaturkabelbinder in Dampfthermoblock und Boilernähe). Normale überall anders. Die PID Kabel wollte ich nicht entfernen und habe zur Isolierung eine Lüsterklemme genutzt.

10) Den freien Bezugsschalter habe ich als Aux1 konfiguriert.

11) Die mitgelieferte LED mit UHU Hart in eine schon vorhandene Bohrung links von der Brühgruppe eingeklebt.

Hier der Einbau von hinten:
Bei der Lüsterklemme der Drucksensor, unter dem Magnetventil das Flowmeter, rechts unten das ITO, ganz unten das SSR:


Noch ein paar Tips am Rande:
1.) Alle 3 Manuals zumindest querlesen. Beim Einbau die jeweiligen Kapitel nochmal durchlesen, irgendwas vergisst man immer.
2.) Zweitmaschine besorgen :
Mal eben am Wochenende klappt eher nicht. Das liegt an den Aushärtungszeiten der ganzen Kleber, und Probeläufen. Bei mir auch daran, dass die Familie nur immer 1-2h am Tag basteln zulässt. Ich war froh, keinen "Stress" durch Mangel an Espressogetränken zu haben, und dafür in Ruhe, und Gelassenheit den Einbau so gut wie möglich zu bauen.
3.) Brühgruppentemperatur messen.
Ich hatte am Anfang Probleme den Offset zu bestimmen. Beim Original PID sind es 12°C. Da bin ich jetzt wieder gelandet.
Trotzdem würde ich vorher versuchen, VOR dem Umbau z.B. die Brühgruppemtemperatur zu messen. Dazu ein Stück (2x2cm) an die Gruppe von außen rankleben und mit einem IR Thermometer messen. Dazu auf wenige mm rangehen.

 

Hier noch ein Bild vom Endergebnis:

 

Weitere (bisherige) Erfahrungen:

- Ich glaube, ich habe es noch nicht gesagt: Das Kit ist schön durchdacht, liebevoll und sauber beschriftet. Großes, großes Lob an faustino und project lleva.
- es macht extrem Spass, weil es so beliebig konfigurbar ist.
- ich mag das Backflush programm...
- Die Anzeige der Leistung in %: Dadurch sieht man, wann die Maschine WIRKLICH durchgeheizt ist. Nämlich dann, wenn die Leistung konvergiert. Bei mir sind dass bei 7%. Das ist nach 30min noch nicht ganz der Fall.
- mit Hilfe von Tesakrepp (2x2cm) auf der Brühgruppe (BG) und einem IR Thermometer habe ich das WARMUP für meine Maschine optimiert. Nach Durchheizen habe ich eine BG Temperatur von 87°C gemessen. Das ist nun der Zielwert, denn ich mit dem Warmup Programm erreichen will. Da ich eine angeflanschte Brühgruppe habe und das Warmup Programm für die Miss Silvia mit abgesetzer Brühgruppe ist, habe ich eigene Ramp und Soak Parameter hinoptimiert: 115°, 3min 108°, 5min30 PID. Pumpe: Ab Minute 3 bis Minute 6: im 30s Takt 3s bei 70° Pumpphase.
- Das Warmup Programm est ebenfalls genial, manchmal vergesse ich die Maschine einzuschalten. Entgegen anderslautender Aussagen ist meine Silvano nach 25min noch NICHT durchgeheizt, (die BG Temperatur ist noch 3°C) zu niedrig. Nach 5min30 Warmup jedoch schon.
- Drehencoder: Den Encoder einfach nachdrehen, wenn man merkt, der Bezug nix (zu viel oder zu wenig). Dadurch läßt sich der Shot noch retten.

Präinfusion und Pressure Profiling habe ich bisher noch nicht getestet (außer das Gen LEVER) Programm. Aber keine Eile...