Restauration Faema Mercurio

Auch hier soll es ein wenig weitergehen - warum hat das so lange gedauert? Ich hatte mir, trotz Fehlens jeglicher handwerklichen Vorkenntnissen, in den Kopf gesetzt, den Ersatz für den kaputten Kolben selbst anzufertigen. Da aber aufgrund der Pandemie der Zutritt zur Werkstatt eingeschränkt wurde, musste ich mich etwas gedulden. Was nicht besonders schwer fiel, da es genügend andere Projekte gab ;-)
Ich hatte diverse bekannte Restauratoren angeschrieben, ob sie mir eventuell eine Zeichnung des zweiteiligen Faemakolbens der ersten Serie zukommen lassen könnten und erwartungsgemäß nur Absagen bzw. keine Antworten erhalten. Daher habe ich mich entschlossen den Kolben zu zersägen, was, obwohl er ohnehin nicht mehr tauglich war, ein bisschen weh getan hat:

Und mit den nun bekannten Maßen ein CAD-Modell aufgebaut, allerdings um den verfügbaren Ring der neueren Zodiaco-Gruppe:

(Falls das Ganze erfolgreich funktioniert, werde ich die Geometriedaten hier allen zur Verfügung stellen)
Und dann habe ich mich, nach einigen Übungsstunden, vor ein paar Wochen unter Aufsicht ans Werk machen können:

Sozusagen mein Dreherstling ;-) :

Letzter kritischer Schritt war dann noch das Fügen der Teile:

Aber auch das ging problemlos und so schaut das doch ganz vernünftig aus (und der Kolben taumelt)

 

Oh, vielen Dank für die Blumen - ich hab natürlich das große Glück, dass ich ab und zu auf eine voll ausgestattete Metallbearbeitungswerkstatt zurückgreifen darf und mir da auch erfahrene Mitarbeiter mit ihrem Rat zu Seite stehen. Trotzdem war es für mich eine gewisse Herausforderung und es gab auch viel Neues zu lernen. Aber das macht es ja gerade spannend.

Ne, einmal gefügt ist diese Variante ohne Zerstörung nicht mehr trennbar.

Ganz ehrlich, dass war mit mein größtes Problem. Ich habe ewig im CAD rumgefuddelt und mir Gedanken gemacht, weil ich da überhaupt keine Erfahrung und wirkliche Orientierung hatte. Aber es sind nur ein paar Dinge bei denen man wirklich sehr genau arbeiten muss, z.B. der Höhenversatz der Aussparungen für den Ring, damit sich beide Teile auch montieren lassen. Bei anderen Dingen hatte ich vermutlich auch einfach ein bisschen Glück. Bei vielen Maßen wäre vor dem Fügen auch noch eine Nacharbeitung möglich, aber soweit hat alles gepasst. Wobei ich bei der Aussage vorsichtig sein muss, denn ob es wirklich so funktioniert, weiß ich noch nicht, aber ich bin ganz optimistisch.

 

Dann bring ich das hier noch schnell auf aktuellen Stand, bevor ich mich wieder der Pavoni widme.

Anfang Februar kam hier ein Paket mit Heizung und Dichtungen an:

Nochmals vielen Dank an @Espresso doppio, der das alles organisiert hat.

Und dann habe ich mich noch um eine Problemstelle der alten Feamas und Gaggias gekümmert und hier *hoffentlich* eine einfache Lösung gefunden, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Es geht dabei um den Dichtungsträger der Dampf- und Wasserventile

Diese sind aufgrund der sehr geringen Materialstärke häufig angefressen. Wenn nur der vordere Teil beschädigt ist kann man auf diese Lösung von @Jupe3.0 zurückgreifen. Hier war aber der ganze Körper beschädigt. Wenn man hier Ersatz braucht wird es wirklich schwierig, Originalteile zu finden ist sehr problematisch (und dann zahlt man horrende Preise) oder man fertigt die Teile selbst an, wie Paul Pratt das mal gemacht hat, aber nicht jeder hat die Fähigkeiten und eine Drehmaschine zur Verfügung.
Ich bin nach längerer Suche auf den ähnlichen, aber zu großen Dichtungsträger von Astoria gestoßen und habe den auf Verdacht bestellt. Dieser lässt sich mit auch mit einfachen Mitteln anpassen, es müssen nur ein paar Zehntel runtergeschliffen werden. Rechts ist das ursprüngliche Teil, links das modifizierte.

Als Orientierung: Wenn die Rille nicht mehr zu sehen ist, dann müsste es in etwa passen. Auch die Mutter muss runtergeschliffen werden und das Loch angepasst werden. (Zum Runterschleifen kann man beides über die Schraube in einen Akkuschrauber spannen und mit Schleifpapier behandeln, noch einfacher bzw. schneller geht es in besagter, aber nicht immer verfügbaren, Drehmaschine)

Kostenpunkt knapp 5€ plus 20min Bearbeitungszeit. Und man kann natürlich in Zukunft auch immer auf die Astoria Dichtungen zurückgreifen.

 

Nach sieben Monaten einweichen in Kriechöl und x Versuchen, habe ich mit viel Hitze und dosierter Gewalt das letzte Fitting aus dem Boiler lösen können. Anschließend wurde der Kessel mehrfach gespült und entkalkt, die arg vermackten Dichtflächen vorsichtig überschliffen und die entsprechenden Dichtungen geschnitten:
Ich hoffe den Rest kittet das PTFE.
Während ich den Kolben gedreht habe, hat mir ein Kollege aus Aluabfällen noch schnell eine Montagehilfe für den Kolben gefertigt, welche tip top funktioniert:

Voila

Anschließend noch die Heizung eingebaut

so ist nun der aktuelle Status:

 

Ja, so ähnlich bin ich vorgegangen, mit Glasplatte und schlussendlich 400er Schleifpapier. Danke für den Tipp mit Hylomar, aber ich denke, dass brauche ich hier nicht.

Das Überschleifen hatte in diesem Fall zwei Gründe:
1) Reste der alten Dichtung waren an der Kesselplatte extrem festgebacken, konnte ich weder mit einem Spachtel noch sonst mit einem Werkzeug lösen.
2) Die Anbindung zur Gruppe was so vermackt, dass es dort schon beim Entkalken trotz PTFE-Dichtung minimal geleckt hat.
Und ja, ich bevorzuge hier aus den von Dir genannten Gründen ebenfalls PTFE

[EDIT: Ich habe Standard PTFE verwendet und nicht ePTFE ]