Rohkaffee: fairer handel? - Gibt es wege aus der roh - kaffeekrise?

Diskutiere Rohkaffee: fairer handel? - Gibt es wege aus der roh - kaffeekrise? im Vom Rohkaffee zum Selbströster Forum im Bereich Rund um die Bohne; Es scheint so, daß viele Mitglieder sich für dieses Thema interessieren. Es geht dabei um folgende Fragen, die wir diskutieren können: 1. Wie...

  1. #1 fernando, 03.12.2003
    fernando

    fernando Gast

    Es scheint so, daß viele Mitglieder sich für dieses Thema interessieren.
    Es geht dabei um folgende Fragen, die wir diskutieren können:

    1. Wie entwickelt sich der Rohkaffeemarkt im Bezug auf Mengen und Preise?
    2. Was verdient denn so ein cafetero?
    3. Lohnt sich der Anbau überhaupt noch?
    4. Wer steckt hinter der Mengen und Preispolitik?
    5. Welche Kaffees beziehen Großröster?
    6. Welche Kaffees beziehen die Kleinen Röster?
    7. Was versteht man unter "fairem Handel"?
    8. Wo führt uns die gegenwärtige Entwicklung hin?
    9. Wie kann man der Entwicklung gegensteuern?
    10. Welche Philosophien vertreten die kleinen Röster?
    11. Wer beherrscht den Markt?
    12. Was tun die Kaffee erzeugenden Länder um der Misere zu begegnen?
    13. Was ist "steamed coffee"?
    14. Was steckt hinter TRANSFAIR Deutschland?
    15. Wer bezieht welche Qualitäten ( Verbraucherländer)
    16. Was passiert in Kenya (neue Sorten, andere Anbautechnik)?

    Weitere Fragen werden natürlich gerne mit aufgenommen.

    Gruß fernando
     
  2. #2 Claudia, 04.12.2003
    Claudia

    Claudia Gast

    @ Fernando

    Nachdem Dein Beitrag nun über 24 Stunden hier steht, weiß ich nicht wie interessant das Thema ist. Hier der Versuch einer Beantwortung:

    1. Wenn jemand die Antwort kennt, kann er damit eine Menge Geld verdienen!

    2. Wenig. Aber mir wird in diesem Zusammenhang immer eine Geschichte erzählt. Im Jahre 1991 in Coorg (Indien) werden prächtige 50 Jahe alte Robusta Bäume abgeholzt. Der Manager der Plantage erklärt wegen der gestiegenen Personalkosten. Die betrugen damals etwa 3,50 DM/Tag. Tatsache war, dass Robusta natürlich weniger Erlös brachte und der Ernteaufwand bei den alten Bäumen durch die mittlerweile auslandenden Äste höher wurde als bei jungen Pflanzen.

    3. Offensichtloich ja, sonst würde es ja nicht stattfinden. Dabei wird die Wahrheit aber weit auseinanderliegen. Einige Plantagen verdienen wahrscheinlich selbst bei den heutigen Preisen Geld. Für andere Pflanzer ist es vielleicht besser Kaffee unter den Herstellkosten zu vermarkten als gar keinen Einkommen zu haben.

    4. Die Entwicklungshilfe. Die Weltbank hat in den Hochpreisjahren die Ausweitung der Pflanzungen unterstützt (siehe Vietnam) Heute gibt es zuviel Kaffee und der Preis verfällt.

    5. Großröster - in Deutschland - sind im Handel einem enormen Preisdruck ausgesetzt. Kürzlich habe ich in Berlin - leider im Vorbeifahren - auf einem Wochenmarkt eine Palette Kaffee gesehen. Das Schild sagte 4 Euro das kg ( 2 mal 500 g). Auch wenn das (noch) nicht unsere Supermarktpreise sind, gibt es im Markt eine Preisspirale nach unten. Was für Rohkaffees eingestzt werden kann man sich ausdecken.

    6. Da müsstest Du wieder "Kleinröster" definieren. Bei den Ladenröstern sind immer einige Säcke zu sehen und damit ist das Angebot transparent. Bei Preisen um 16 Euro / kg ist der Presidruck auch nicht so groß. Bei einigen größeren - Du hattest mal von 20 - 150 t p.a. gesprochen, gibt es vielleicht in der Gastronomie schon einen Preiswettbewerb mit den wirklich Großen (vielleicht ab 3.000 t p.a.) und da kann man dann spekulieren.

    7. Eine abgeschottete Marktnische, in der eine bessere Marge für alle Beteiligten (auch für die deutsche Supermarktkette) erzielt wird. Solange der Kaffee durch seine Qualität nicht am Markt einen ohnehin höheren Preis erreicht.

    8. Siehe 1.

    9. Zwei Möglichkeiten: Weniger Kaffee anbauen - einige Pflanzer verhungern lassen, oder wie in Sarolas Artikel von dem Nestle Mann erklärt: Absatz steigern. Lösung 2 ist besser!
    Lösung drei wäre eine humane Variante zu Lösung 1 für de Pflanzer Alternativen zum Kaffee entwickeln, um den Pflanzern die keinen hochwertigen Kaffee anbauen können eine Alternative zu bieten.

    10. Da kannst Du vielleicht mal Deine / Eure schildern. Ich habe keine Ahnung, sehe aber bei den Ladenröstern ein Streben nach ausgewählten Spitzenkaffees.

    11. Das Angebot!

    12. Mehr Kaffee vermarkten, um so dem Devisenausfall durch den geringeren Preis gegenzusteuern.

    13. Mit Druck und Wasserdampf behandelter Kaffee, reduziert unangenehme Geschmackskomponenten und wird gerne bei Robusta eingesetzt. Aber seit etwa 80 Jahren in einer weniger intensiven Variante auch für magenfreundliche Kaffees benutzt.

    14. Das ist wohl eine Organisation, die so was wie Punkt 7. betreibt. In Personalunion mit Rugmark.

    15. Da wird man wohl mehr auf quantitative Aussagen abheben müssen. Wahrscheinlich werden sich in den Einkaufslisten der Industrie alle Herkunftsländer der Ladenröster wiederfinden.

    16. Keine Ahnung. Schon lange keinen Kenia Kaffee mehr getrunken. Ich bevorzuge Äthiopien (auch Yirgacheffe). Aber auch ein Land wie Kenia, mit einer sehr stark staatlich kontrollierten Kaffeewirtschaft, wird dem Druck des Marktes folgen (siehe Punkt 12.). Ertragreichere, widerstandsfähigere Sorten entwickeln. Man hat mir mal von Ruiro 11 erzählt. Da waren die vor Jahren stolz, weil mehr Ertrag, weniger anfällig gegen Schädlinge und schlechter im Aroma. Wenn sich dieser Trend durchsetzt und auch noch die Qualität der Aufbereitung heruntergefahren wird. Kann sich daraus ein Trend ergeben. Andererseits, wenn sich der Staat zurückzieht und die Qualitäten direkt gehandelt werden, könnten sich Nischen entwickeln. Was war eigentlich mit den Kenia Plantagenkaffees?

    Das war erst mal der Versuch einer Antwort, teilweise etwas provokant – gebe ich zu – aber vielleicht, regt das zu Widerspruch an und fördert die Diskussion.

    Gruß Claudia
     
  3. #3 Guaymaral, 04.12.2003
    Guaymaral

    Guaymaral Gast

    @ Claudia

    Ich glaube, ein Problem, warum sich hier keiner meldet ist, daß man fast zu jeder einzelnen Frage ein Buch schreiben kann. (siehe die Länge Deines Beitrags) Man sollte sich lieber eine einzelne Frage aussuchen und sich dann darüber austauschen.

    Mach doch mal einen Vorschlag, Fernando !

    Gruß

    Guaymaral
     
  4. Juana

    Juana Gast

    Hola Fernando,

    Ich habe das Gefühl, Du weißt sehr viel über Café, weil ich schon ein Paar Beiträge von Dir gelesen habe.
    ich bin seit kurzer Zeit in Deutschland und liebe Café, aber ich weiß nicht, wo ich einen leckeren Café vom meinen land kaufen kann. Ich komme aus Colombia und habe immer Café aus meiner Finca getrunken, aber hier ist er zu sauer. Könntest Du mir sagen, wie ich Columbianische Café von Dir kaufen kann? Vielen Dank für Deine Antwort.
    Juanita.
     
  5. #5 coffeeandflavor, 05.12.2003
    coffeeandflavor

    coffeeandflavor Mitglied

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    [quote:post_uid0="fernando"]Es scheint so, daß viele Mitglieder sich für dieses Thema interessieren.
    Es geht dabei um folgende Fragen, die wir diskutieren können:

    1. Wie entwickelt sich der Rohkaffeemarkt im Bezug auf Mengen und Preise?
    2. Was verdient denn so ein cafetero?
    3. Lohnt sich der Anbau überhaupt noch?
    4. Wer steckt hinter der Mengen und Preispolitik?
    5. Welche Kaffees beziehen Großröster?
    6. Welche Kaffees beziehen die Kleinen Röster?
    7. Was versteht man unter "fairem Handel"?
    8. Wo führt uns die gegenwärtige Entwicklung hin?
    9. Wie kann man der Entwicklung gegensteuern?
    10. Welche Philosophien vertreten die kleinen Röster?
    11. Wer beherrscht den Markt?
    12. Was tun die Kaffee erzeugenden Länder um der Misere zu begegnen?
    13. Was ist "steamed coffee"?
    14. Was steckt hinter TRANSFAIR Deutschland?
    15. Wer bezieht welche Qualitäten ( Verbraucherländer)
    16. Was passiert in Kenya (neue Sorten, andere Anbautechnik)?

    Weitere Fragen werden natürlich gerne mit aufgenommen.

    Gruß fernando[/quote:post_uid0]
    Hallo !
    Der Beitrag von Geo der gestern das erste mal gelaufen ist zeigt die großen Probleme auf , der Beitrag erklärt sehr vieles : und beantwortet einige deiner Fragen ,und das beschränkt sich nicht nur auf Kaffee sondern auf so ziemlich alle Lebensmittel die angebaut werden > immer geringere Erzeugerpreise > dann wird mehr angebaut um den Fehlbetrag auszugleichen > wieder mehr Rodungen .... und die Spirale dreht sich weiter
    Arte , wo die wilde >Bohne wächst 6.12.03 -16.15 sowie auch
    12.12.03 -16.20
    Grüße Martin
     
  6. w.haas

    w.haas Mitglied

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    [quote:post_uid0="fernando"]1. Wie entwickelt sich der Rohkaffeemarkt im Bezug auf Mengen und Preise?

    @Claudia
    1. Wenn jemand die Antwort kennt, kann er damit eine Menge Geld verdienen![/quote:post_uid0]
    Das machen aber doch viele.
    Eigentlich war es in den Anfängen des Kaffees auch nicht anders als heute. Der Preis wird bestimmt durch a) Angebot und b) Nachfrage. Da die Nachfrage eigentlich in den letzten jahren konstant bzw leicht rückläufig ist, ist dieser Faktor im Moment nicht relevant.
    Das Angebot unterliegt aber immer Zyklen. Der Preis ist hoch, die Pflanzer rekultivieren ihre aus der Zeit der niedrigpreise brachliegenden Plantagen. Nach fünf Jahren sind dann die Bäume erntefähig, der Preis sinkt wegen eines Überangebotes. Was es im Gegensatz zu den Preisabsprachen vor hundert Jahren nicht mehr geben soll. Damals wurde von den großen Kaffeehändlern in Niedrigpreiszeiten unmengen an Rohkaffee gekauft und eingelagert um den Preis künstlich in die Höhe zu treiben. War er dann oben wurden die Lager geleert und der Preis ging wider in den Keller. Dies sollte die Einführung der New Yorker Kaffeebörse verhindern. Hat´s aber eigentlich nicht. Da Kaffee weiterhin als Warentermingeschäft gehandelt wird, unterliegt es eigentlich den Gesetzen des Kapitalmarktes und die sind auf Gewinn ausgelegt. Da war nie der Gedanke, dass der, der den Kaffee an oder abbaut daran verdient.

    Das währe ja auch absurt. Würde es uns heute sonst so gut gehen?
     
  7. Host

    Host Mitglied

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    Fernando,
    es stimmt, - Deine 16 Frage sind eigentlich 16 eigene Threads oder mehr.
    In etwa zu den Fragen 1-4, 8, 11 und 13 gibts einen Artikel bei Coffeegeek So you say there´s a coffee crisis von Mark Prince, den viele im Board vielleicht schon mal gelesen haben. Dieser Artikel hat mir ein bischen die Augen geöffnet was da eigentlich abgeht auf dem Weltmarkt.

    Ansonsten, - wieviel Tonnen Kaffee/Jahr verarbeitet ein Kleinröster? Unter 10?

    Welche Kaffees die Kleinröster beziehen? Mir hat mal einer gesagt, für ihr Geschäft wären die Top 3% der Weltmarkternte interessant.

    Ich weiß zwar auch nicht, was z.Zt in Kenya passiert, - aber wie es aussieht wurden und werden immer mehr Hochleistungshybride auf den Plantagen eingesetzt. Hoher Ertrag, hohe Stresstoleranz und krankheitsresistenter. Der Anteil an den Ur-Arabicavarietäten Typica und Bourbon wird geringer. Kaffeeleute sagen, daß mit den neuen Hochleistungssorten auch die Geschmackskomplexität zurückgeht. Auf der anderen Seite brauchen die neuen Sorten, viel Wasser, Dünger und Pestizide, um ihren Ertrag zu bringen - Kosten, die auch erstmal aufgebracht werden müssen.
    Es gibt z.B. gezielte Kreuzungen zwischen Arabica- und Robustavarietäten um einen neuen Hybrid hervorzubringen, der in weniger hohen Lagen gute Erträge mit weniger robustalastigem Geschmack zu erzielen. Als was werden die vermarktet, - teurerer Arabica oder billiger Robusta.
    Zu dieser Thematik gabs vor einem Jahr mal einen ellenlangen Thread bei alt.coffee der sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat (
    hier )

    Interessant wäre für mich z.B. auch zu wissen, - welcher Großröster, welchen Kaffee, wie vermarktet. In einer Statistik, die ich irgendwo mal gelesen habe stand, daß Deutschland in den letzten Jahren dramatisch viel vietnamesischen Robusta eingeführt hat. Wo ging der um Gottes Willen hin? In den Aldi-Instant Cappuccino? Oder hat er in wasserdampfbehandelter Version die preiswerten Linien von Jacobs, Dallmayr, Tchibo und Co erobert? Keine Ahnung - wer weiß mehr.

    Grüße
    Horst
     
  8. #8 Alex_xpress, 05.12.2003
    Alex_xpress

    Alex_xpress Mitglied

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    einige Fragen von @fernando werden in dem Artikel des Spiegels angeschnitten, aber erst ab der 2-ten Hälfte

    Die Konkurrenz röstet zum Angriff

    [quote:post_uid0]Wir müssen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen[/quote:post_uid0]
    ich denke dies trifft die Lage der Cafeteros sehr gut und wurde auch in dem Arte-bericht gestern abend sehr deutlich.(leider extrem kurz , nur 30 Minuten)

    Alex
     
  9. Ivo

    Ivo Gast

    [quote:post_uid0="Host"]Fernando,
    es stimmt, - Deine 16 Frage sind eigentlich 16 eigene Threads oder mehr.
    In etwa zu den Fragen 1-4, 8, 11 und 13 gibts einen Artikel bei Coffeegeek So you say there´s a coffee crisis von Mark Prince, den viele im Board vielleicht schon mal gelesen haben. Dieser Artikel hat mir ein bischen die Augen geöffnet was da eigentlich abgeht auf dem Weltmarkt.

    Ansonsten, - wieviel Tonnen Kaffee/Jahr verarbeitet ein Kleinröster? Unter 10?

    Welche Kaffees die Kleinröster beziehen? Mir hat mal einer gesagt, für ihr Geschäft wären die Top 3% der Weltmarkternte interessant.

    Ich weiß zwar auch nicht, was z.Zt in Kenya passiert, - aber wie es aussieht wurden und werden immer mehr Hochleistungshybride auf den Plantagen eingesetzt. Hoher Ertrag, hohe Stresstoleranz und krankheitsresistenter. Der Anteil an den Ur-Arabicavarietäten Typica und Bourbon wird geringer. Kaffeeleute sagen, daß mit den neuen Hochleistungssorten auch die Geschmackskomplexität zurückgeht. Auf der anderen Seite brauchen die neuen Sorten, viel Wasser, Dünger und Pestizide, um ihren Ertrag zu bringen - Kosten, die auch erstmal aufgebracht werden müssen.
    Es gibt z.B. gezielte Kreuzungen zwischen Arabica- und Robustavarietäten um einen neuen Hybrid hervorzubringen, der in weniger hohen Lagen gute Erträge mit weniger robustalastigem Geschmack zu erzielen. Als was werden die vermarktet, - teurerer Arabica oder billiger Robusta.
    Zu dieser Thematik gabs vor einem Jahr mal einen ellenlangen Thread bei alt.coffee der sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat (
    hier )

    Interessant wäre für mich z.B. auch zu wissen, - welcher Großröster, welchen Kaffee, wie vermarktet. In einer Statistik, die ich irgendwo mal gelesen habe stand, daß Deutschland in den letzten Jahren dramatisch viel vietnamesischen Robusta eingeführt hat. Wo ging der um Gottes Willen hin? In den Aldi-Instant Cappuccino? Oder hat er in wasserdampfbehandelter Version die preiswerten Linien von Jacobs, Dallmayr, Tchibo und Co erobert? Keine Ahnung - wer weiß mehr.

    Grüße
    Horst[/quote:post_uid0]
    Was in Paeckchen geht ist Geheim!

    In alle billig Angebote findet mann robusta.

    MfG

    Ivo
    www.ongebrand.nl
     
  10. sarola

    sarola Mitglied

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    Gestern abend gab es einen 30-min. Beitrag zu diesem Thema auf arte. Er wird am 6. und 11.12. wiederholt. Interessanter Einblick in die Lebenswirklichkeit eines äthiopischen Kaffeebauern.
     
  11. #11 fernando, 06.12.2003
    fernando

    fernando Gast

    @ Horst

    Kleinröster - bitte, das soll keine Wertung der jew. Leistung sein. Ich gehe da von 5 - 100 Tonnen im Jahr aus. Jeder Kleinröster schafft es mit links, bei weitem bessere Kaffees zu produzieren, als die Industrie. Die kleinen Röster bedienen sich bei den absoluten Top-Anbietern des Rohkaffeemarktes - alles Premium Qualitäten, die Spitzenkaffees ergeben.

    In Kenya passiert folgendes: Die alten Pflanzen werden durch die von Dir beschriebenen neuen ersetzt. Die Vorteile sind auch klar. Der Nachteil ist aber, daß die neuen Kenyas nie mehr die Qualität der bisherigen erreichen werden. Das wurde von namhaften deutschen Importeuren vor Ort festgestellt.

    Vietnamesischer Robusta ist das übelste, was ich je gesehn und probiert habe. Im Normalzustand ungenießbar, wird er mit Hilfe von Dampf von seinem Gummi-Geschmack befreit. Ich habe schon mal vorgerechnet, was für ein Rohkaffee bei einem VK von 1,99 € pro 500g wohl verwendet wird(bei 1,10€ Kaffeesteuer).

    Bitte verteufelt den Robusta nicht! Es gibt z.B. aus Indien(parchment) oder Guatemala(!) sehr gute Kaffees auf dem Markt. Die sind dann nicht nur in Billigkaffees drin. Zumal ein guter Robusta für eine exzellente Crema auf dem Espresso sorgt.

    Der Preisverfall wurde von den US Großröstern verursacht.
    Es gab bis vor 10 Jahren so etwas wie ein Kartell ( siehe OPEC), das die Preise festlegte(so im Großen und Ganzen).
    Dann haben die Großröster ihre Marktmacht dazu benutzt, das Kartell zu zerschlagen ( Drohung mit Vietnam u.ä) und die Preise nach unten korrigiert - ohne Rücksicht auf Verluste.

    Heute kommen auf den US Markt wieder viele kleine Röster, die auch Top-Kaffees kaufen wollen. Das hat zur Gründung der SCA(Speciality Coffee Association) geführt. In Deutschland haben wir die SCAE. Ziel der Mitglieder ist die Schaffung eines hohen Qualitätstandarts durch die Zusammenarbeit mit den Kaffee - Pflanzern weltweit. Beispiel Brasilien:
    Es waren vor ca. 2 Jahren 7 oder 8 Pflanzer in Deutschland und haben sich und ihre facenda vorgestellt. Da konnten wir excellente bras. Kaffees probieren. In der Vergangenheit wurde der bras. Kaffee immer schlechter. Jetzt können wir in Brasilien Spitzenkaffees kaufen, die von garantierter Qualität sind. Und bei einem VK von € 6,80 - 7,50 pro 500 g spielt auch der höhere Rohkaffeepreis nicht mehr die Rolle.

    Das lässt einen für die Zukunft hoffen!

    Wir werden weiter dafür arbeiten, daß immer mehr Verbraucher dazu übergehen, bei kleinen Röstern zu kaufen, damit die Pflanzer mehr Mut bekommen, wieder hochwertige Ware anzubauen.
    Gruß fernando
     
  12. #12 fernando, 06.12.2003
    fernando

    fernando Gast

    [quote:post_uid0="Guaymaral"]Ich glaube, ein Problem, warum sich hier keiner meldet ist, daß man fast zu jeder einzelnen Frage ein Buch schreiben kann. (siehe die Länge Deines Beitrags) Man sollte sich lieber eine einzelne Frage aussuchen und sich dann darüber austauschen.[/quote:post_uid0]
    @ guaymaral

    Genauso können wir das angehen. Ich wusste auch nicht, welche Fragen interessant sind. Wenn dann Beiträge wie z.B. von Horst kommen, kann man entsprechend antworten!
    Gruß fernando
     
  13. Host

    Host Mitglied

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    Fernando,
    ich denke die neuen Hybridsorten sind nicht nur in Kenya auf dem Vormarsch sondern auch anderswo. Von Columbien z.B. hab ich das auch gelesen - und das werden nicht die einzigen Länder sein.
    Zum Robusta: ich glaube viele hier im Board schätzen einen Anteil an Robusta in ihrem Espresso. Ich denke allerdings, daß in der typischen "forte e cremoso" Mischung aus Italien eher ungewaschene Robustas von der Elfenbeinküste und aus Kamerun verwendet werden und weniger die gewaschenen indischen Parchment Qualitäten, - aber vielleicht kannst Du mich da ja aufklären.
    Indische Robustas in gewaschener, ungewascher und monsooned Version hab ich schon mal probiert - aber guatemaltekischen Robusta ?? Verwendet ihr den in Eurer Rösterei? Wenn ja, wär ich an diesem Rohkaffee interessiert
    :) , - pm mich doch mal an, ob ich da mal ein Kilo kaufen könnte.

    Wie sieht die diesjährige Robustaproduktion in Vietnam aus? Steigt deren Anteil auf dem Weltmarkt noch weiter? Ich hab irgendwo gelesen, daß an den wenigen Orten in Vietnam, wo vernünftiger Kaffeeanbau möglich ist, inzwischen auch bessere Qualitäten erzeugt werden, was auch damit zusammenhängt, daß die Pflanzer mehr geschult würden, wie man gute Kaffeequalität erzeugen kann.
    Bleibt die Frage offen, wo der ganze vietnamesische Kaffee auf dem deutschen Markt hingeht? Laut dieser Quelle ist Deutschland aktuell nach den USA der zweitgrößte Abnehmer weltweit. Erleben wir in Deutschland auf dem Massenmarkt einen dramatischen Qualitätsverfall beim Kaffee, indem der Verbraucher auf den gedämpften Robustageschmack umgepolt wird, obwohl brasilianischer Arabica billig wie nie ist?

    Grüße
    Horst
     
  14. Stefan

    Stefan Mitglied

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    [color=#000000:post_uid14][quote:post_uid14]Ich denke allerdings, daß in der typischen "forte e cremoso" Mischung aus Italien eher ungewaschene Robustas von der Elfenbeinküste und aus Kamerun verwendet werden und weniger die gewaschenen indischen Parchment Qualitäten, - aber vielleicht kannst Du mich da ja aufklären.
    [/quote:post_uid14]

    Das denke ich ebenfalls, ich würde sogar (nach einer Verkostung diverser Robustas) sagen daß dies ziemlich sicher der Fall ist. Den Parchment kann man ja fast noch pur genießen, vom monsooned ganz zu schweigen - aber bei einem ungewaschenen afrikanischen oder vietnamesischen Robusta verätzt es einem die Geschmacksnerven und die Speiseröhre...
    Der vietamesischen Robusta wird hierzulande eigentlich nur von Großröstern verarbeitet. Allerdings sind die Absatzzahlen seit zwei oder drei Jahren stark rückläufig (fast 30%, bezogen auf 2001), sodaß man derzeit bemüht ist, vom einem reinen Robustaanbau wegzukommen - bzw. die Qualität zu verbessern. Oder gar noch weiter, wie es in dem Hauptanbaugebiet, der Provinz Daklak geschehen ist. Dort wurden 40 000 Hektar Kaffeeanbaugebiet wieder auf andere Agrarprodukte umgestellt...

    Gruß
    Stefan[/color:post_uid14]
     
  15. #15 fernando, 06.12.2003
    fernando

    fernando Gast

    [quote:post_uid0="Host"]Zum Robusta: ich glaube viele hier im Board schätzen einen Anteil an Robusta in ihrem Espresso. Ich denke allerdings, daß in der typischen "forte e cremoso" Mischung aus Italien eher ungewaschene Robustas von der Elfenbeinküste und aus Kamerun verwendet werden und weniger die gewaschenen indischen Parchment Qualitäten, - aber vielleicht kannst Du mich da ja aufklären.

    Erleben wir in Deutschland auf dem Massenmarkt einen dramatischen Qualitätsverfall beim Kaffee, indem der Verbraucher auf den gedämpften Robustageschmack umgepolt wird, obwohl brasilianischer Arabica billig wie nie ist?[/quote:post_uid0]
    Hallo Horst,

    Ich habe in ital. Röstereien India parchment gesehen. Die gehören nach wie vor zu den besten Robustas. Die Afrikaner sind selten in der Lage, eine gleichbleibende Qualität zu liefern-da ist das Risiko von Schwankungen für den Röster zu groß.

    In Deutschland erleben wir keinen Qualitätsverfall - den haben wir seit Jahren. Und weil die Kaffees immer billiger werden, wird auch der vietn. Robusta weiter verwendet werden.

    Die Rohkaffeepreise für die besseren Sorten schwanken eigentlich nur im Rahmen von Devisenkursen (Dollar), was die billigen machen, weiß ich leider nicht- ich könnte höchstens mal ein paar Importeure fragen.

    Bras. Kaffee eignet sich nicht unbedingt als EInzelsorte für Filterkaffee. Da müßte schon noch ein Columbia dazu.

    Natürlich keine SUPREMO oder Excelsior Qualitäten!
    Gruß fernando
     
  16. #16 fernando, 06.12.2003
    fernando

    fernando Gast

    [quote:post_uid0="Guest"]ich bin seit kurzer Zeit in Deutschland und liebe Café, aber ich weiß nicht, wo ich einen leckeren Café vom meinen land kaufen kann. Ich komme aus Colombia und habe immer Café aus meiner Finca getrunken, aber hier ist er zu sauer. Könntest Du mir sagen, wie ich Columbianische Café von Dir kaufen kann? Vielen Dank für Deine Antwort.
    Juanita.[/quote:post_uid0]
    Hola Juanita

    wenn Du Dich registrierst, kann ich Dir sicherlich weiterhelfen. Es gibt da schon einige Kollegen, die hervorragende Supremos anbieten!
    Gruß fernando
     
  17. #17 Claudia, 07.12.2003
    Claudia

    Claudia Gast

    @ Wolfgang und andere

    Sicher hast Du mit der Beschreibung des Kaffee Zyklus recht. Und natürlich ist das Verhalten auch mehr als verständlich. Aber unter dem Strich wirkt das Ganze natürlich immer wieder destabilisierend auf den Kaffeepreis und ist im Sinne der Nachhaltigkeit kontraproduktiv.

    Was die Robusta Produktion betrifft, ist es sicher richtig, dass es da recht unterschiedliche Qualitäten gibt. Au der Tea & Coffee in Rom waren einige Produzenten aus Fernost. Die Qualitäten von Laos Robusta (selbst ungewaschenem) waren erstaunlich sauber.

    Im Gegensatz zu den Kleinröstern - wie immer man sie nun mengenmäßig begrenzt - unterliegt der Röstkaffee im LEH einem enormen Preisdruck. Wenige Cent Differenz machen - wenn es ein Sonderangebot gibt - eine andere Sorte zum Marktführer. Also, welche Chancen gibt es, trotzdem die Wirtschaftlichkeit des jeweiligen Unternehmens zu erhalten. Rohstoffeinsparungen sind der schnellste Weg und effizienteste Weg. Bei Preisen um 6 Euro / kg (40 ct. MWSt., 2,19 Euro Kaffeesteuer) machen für den Rest noch 3,60 Euro / kg inklusive Rohkaffee, Transport, Verpackungsmaterial, Rösten, Lagern, Versicherung und Gewinn(?) auf mehreren Ebenen (Händler, Röster, Handel und Pflanzer?). Wer in diesen Ebenen wirklich Gewinn macht ist höchst unsicher und die einfache Meinung: Unsere Industrie macht den Reibach und die Bauern verhungern ist vielleicht etwas gefärbt. Bernhard Rothfos konnte seinen Kaffeehandel auch nicht halten, weil er eben zu hohe Verluste machte - weil er den Pflanzern zuviel bezahlte?

    Anders sieht die Welt der Ladenröstereien aus. Aber wie groß ist der Marktanteil den Sie erreichen? Vielleicht 5 % inklusive des Transfair Marktes, den ich jetzt mal wegen des höheren Preisniveaus in einen Topf werfe.

    Was ich nicht sehe, ist die Alternative. FNC Coffee Shops als Starbucks Konkurrenz, die dann mit billigerem Kaffee einen Preiswettbewerb gegen den Rest der Coffee Shops führen, ist etwas was man eigentlich nur ablehnen kann. Haben wir dann die Situation, die wir beim LEH kennen im Coffee Shop? Ist ein Anbieter, der sein Geld nicht in den Coffee Shops verdienen muss, überhaupt legitimiert, in diesem Bereich einen Preiswettbewerb vom Zaum zu brechen? Natürlich darf er das, im Rahmen unserer marktwirtschaftlichen Bedingungen, aber dass er dafür Beifall erhält verstehe ich nicht. Sicher wird Starbucks mit seinem Bekanntheitsgrad das relative gelassen betrachten. Aber wie steht es um andere, deren wirtschaftliche Lage etwas anders aussieht. Ich denke hier aus Berliner Sicht an Einstein, Way Cups (gibt’s schon nicht mehr), Meyerbeer und World of Coffee. Und ist Columbia Kaffee wirklich dann die Vielfalt, die wir wollen?

    @ Fernando

    Was die SCAE betrifft, wundere ich mich, dass das überhaupt erwähnt wird. Von den Mitgliedern höre ich eigentlich nur, dass man von dort keine Aktivitäten kennt, weil bestenfalls ein enger Klüngel aktiv ist, das reduziert sich dann auf ein/zwei Handvoll kleiner Röster, die die Nase hochtragen. Möglicherweise haben, die auch ganz ordentliche Qualitäten, aber einen aktiven Beitrag als Vereinigung, der allen Mitgliedern offen ist, wird nicht erkennbar. Eigentlich traurig.

    Gruß Claudia
     
  18. #18 fernando, 07.12.2003
    fernando

    fernando Gast

    [quote:post_uid0="Guest"]Was die SCAE betrifft, wundere ich mich, dass das überhaupt erwähnt wird. Von den Mitgliedern höre ich eigentlich nur, dass man von dort keine Aktivitäten kennt, weil bestenfalls ein enger Klüngel aktiv ist, das reduziert sich dann auf ein/zwei Handvoll kleiner Röster, die die Nase hochtragen. Möglicherweise haben, die auch ganz ordentliche Qualitäten, aber einen aktiven Beitrag als Vereinigung, der allen Mitgliedern offen ist, wird nicht erkennbar. Eigentlich traurig.[/quote:post_uid0]
    @ claudia

    Hast Du was besseres anzubieten?
    Gruß fernando
     
  19. #19 Claudia, 07.12.2003
    Claudia

    Claudia Gast

    @ fernando

    Bevor das jetzt wieder zu provozierend wird, verstehe ich Dich richtig, dass Du meiner Einschätzung der SCAE Aktivitäten zustimmst?

    Was besseres?

    Schau mal auf den Deutschen Kaffeeverband. Das mag wieder sehr provozierend sein, weil da die "Bösen" im Vorstand sitzen. Aber dort finden sich alle am Kaffee interessierte Gruppen unabhängig von ihrer Größe.

    Und was vielleicht auch hierher gehört. Ich denke, dass die Initiative "Commen Code for the Coffee Community" ein sehr positiver Ansatz ist, die Situation in der dritten Welt zu verbessern. Mehr über nachhaltigen Kaffee und das Konzept, das dann immerhin von deutschen Kaffeeröster die mindestens 70 % des Marktes beliefern, getragen wird.

    Gruß Claudia
     
  20. #20 padrino, 08.12.2003
    padrino

    padrino Gast

    @ claudia und fernando

    vielleicht solltet Ihr euch mal treffen und einen Caffé zusammen trinken. Wer weiß, wer weiß. was sich neckt...........



    Edited By padrino on 1070877510
     
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