Sinn und Unsinn von Kaffeefettlösern

Diskutiere Sinn und Unsinn von Kaffeefettlösern im Reparatur und Wartung Forum im Bereich Fragen und Tipps; Habe jetzt nach knapp 4 1/2 Monaten zum ersten mal meine Pro300 inkl. Siebträger und Sieben mit "Puly Caff" gereinigt. Im normalen Alltagsbetrieb...

  1. #1 Rhazhel, 15.01.2018
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    Habe jetzt nach knapp 4 1/2 Monaten zum ersten mal meine Pro300 inkl. Siebträger und Sieben mit "Puly Caff" gereinigt.

    Im normalen Alltagsbetrieb wird die Maschine von mir nach jeden Bezug ohne Siebträger kurz laufen gelassen (um oberflächliche Kaffeereste von der der Dusche zu entfernen) und dazu jede Woche ohne Reiniger rückgespült. Die Siebträger und Siebe hab ich bis jetzt immer mit normalem Spülmittel wöchentlich gereinigt und nach jedem Bezug mit Wasser ausgespült. Der Durchsatz meiner Maschine liegt bei 3-4x Doppio am Tag.

    Bei der ersten mit Spezialreiniger ausgeführten Reinigung hatte ich nun erwartet so einiges an Verschmutzungen aus der Maschine zu ziehen. Allerdings war das Reinigungsergebnis nicht wirklich berauschend. Aus dem Ventil kam wirklich nur minimalst brauner Schaum - eigentlich nicht mehr als bei einer normalen Wasserspülung. Bei abgekühlter Maschine wurde ich neugierig und habe mal die Duschplatte abmontiert. Der Boilerboden war wie vermutet immer noch leicht verdreckt und wurde anschließend manuell gereinigt. Bei den Siebträgern hoffe ich mal das der Reiniger die schwer zu erreichenden Stellen im Auslauf evtl. etwas entfettet hat.

    Ist dies nun ein normales Ergebnis gewesen? Hab ich einfach zuwenig Durchsatz für eine chemische Reinigung im 3-4 Monatsintervall? Hätte die Duschplatte bzw. der Boilerboden komplett sauber sein müssen oder muss man da immer per Hand dran? Benutzen die alten Hasen evtl. gar keine chemische Hilfsmittel zur Reinigung? Momentan frage ich mich eher ob ich der Maschine bzw. dem Ventil mit dem Reiniger überhaupt was gutes antue und ob man nicht direkt drauf verzichten kann...
     
  2. #2 Michael_2017, 15.01.2018
    Michael_2017

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    Mahlzeit!

    Ähnliches kann ich bestätigen- hab meine B.F.C Ela nach nur ca. 4 Monaten das erste mal „chemisch“ rückgespült, und festgestellt, dass das Wasser in der Auffangschale Eine minimal bräunliche Färbung hat. Das war‘s aber dann auch schon.

    Eventuell liegt es auch daran, dass ich maximal 10-15 Espresso / Woche produziere und täglich mit klarem Wasser spüle und rückspüle.

    Also: chemisch reinigen als Overkill hier?

    Beste Grüße
     
  3. #3 Wrestler, 15.01.2018
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    ich vermute, dass bei einer relativ neuen maschine mit regelmäßiger entsprechend penibler reinigung wenig angriffsfläche geboten wird.
    ich reinige jetzt nicht täglich, hätte ich morgens auch nicht die zeit. insofern ist die verschmutzung dann evtl auch größer.
    mit zunehmendem alter werden die flächen aber auch rauer und dadurch haftet vielleicht auch mehr.
    gerade im ST und den ausläufen setzt sich mit der zeit einiges ab.
    komme locker auf 50 bezüge in der woche (mo-fr) und dann je nach anwesenheit am wochenende.

    ist vielleicht auch die frage, ob man die siebe überfüllt.
    da klebt dann auch mehr am duschsieb. und ist auch eine frage des kaffees, je dunkler und öliger, ....
     
  4. #4 Sebastiano, 15.01.2018
    Zuletzt bearbeitet: 15.01.2018
    Sebastiano

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    Hallo @Rhazhel, wenn Du Dir das technische Prinzip Deiner Maschine vergegenwärtigst, wirst Du gewiss selbst entscheiden können, wie und in welcher Frequenz Du rückspülen solltest.

    Grundsätzlich wird bei E61-Brühgruppen der Restdruck aus dem Filtersieb/Siebträger systembedingt über die Brühgruppe zurück auch durch ein Teilstück des Frischwasserkanals ausgeleitet, über das beim nächsten Caffè-Bezug eben wieder frisches Espressowasser läuft. Speziell im Heimbetrieb, mit üblicherweise recht langen Stand- und Trockenzeiten, können sich fett- und ölhaltige Kaffeemehlpartikel aus dem Rücklauf in eben diesem Teil des Frischwasserzulaufs festsetzen und den Geschmack beeinflussen. Beim chemielosen Rückspülen lösen sich diese Kaffeemehlpartikel nicht so intensiv wie mit Chemie – daher kann Dein Rückspül-Wasser zwar durchaus farblos und vermeintlich sauber erscheinen, ist aber nicht unbedingt geschmacklos.


    Häufigeres Rückspülen ohne Chemie kann durchaus das Festsetzen/Eintrocknen der Kaffeemehlpartikel etwas verhindern – dadurch ließen sich die Rückspülintervalle mit Kaffeefettlöser verlängern, was den Innereien Deiner Heim-Maschine eventuell besser bekommt als 'zuviel' Chemie.

    Anhand der verlinkten Videos kannst Du Dir das Funktions-Prinzip einer E61-Brühgruppe mal in Ruhe vergegenwärtigen. Das erklärt dann recht gut warum Rückspülen von Bedeutung ist, und Du könntest Dir Deine Frage vielleicht selbst beantworten.


    Espresso – E61 Group Revealed - Funktionsprinzip


    Espresso – E61 Internals of an E61 Brew Head

    Schleichende Geschmacksveränderung .Durch Verschmutzung des Brühkopfs oder/und des Leitungssystems kann es auch zu Geschmacksveränderungen kommen. Das fatale daran ist, dass sie nicht plötzlich eintritt, sondern sich langsam einstellt – bis man vielleicht sogar der Meinung ist, mit dem Kaffee stimmt etwas nicht. Dabei liegt es nicht selten an verschmutzten Leitungswegen. Übrigens kann mangelnde Sauberkeit deutlicher spürbar sein, wenn heller geröstete, mild-aromatische Arabica-Bohnen verwendet werden, statt vielleicht sehr dunkle Röstungen, evtl. auch mit vollmundig-kräftigem Robusta-Anteil, was manche ‚Unsauberkeit‘ etwas kaschieren kann.

    Begleitend und zur Verdeutlichung hier das treffliche Beispiel eines Lelit-Duschensiebes, das etwa einen Monat in Gebrauch war und bereits zwei mal rück-gespült wurde. Überlege mal oder besser: probiere mal das Wasser aus dem Brühkopf, wie sich ursprünglich neutrales Frischwasser geschmacklich verändert, wenn es durch einen solchen 'Filter' aus altem, verranzten 'Kaffeesirup' durchlaufen muss…

    Randinformation .Weil hier im Forum mitunter auch das Rückspülen bei Thermoblocksystemen missverständlich angesprochen wird: Die hier angeführten Informationen gelten speziell für E61 Boiler-Systeme – nicht zum Beispiel für Quickmill-Thermoblock-Systeme. Beim Thermoblock kann man – systembedingt – nicht Rückspülen, auch weil man wegen der geringeren Verschmutzungsneigung nicht Rückspülen braucht. Das ist ein deutlicher, systembedingter Unterschied des QM-Thermoblocks, bei dem der Druckabbau bei Bezugsende eben nicht wie bei E-61 Gruppen rückschlagartig durch das Duschensieb und den Brühkopf erfolgt, sondern über den Kaffeemehlpuck im Filtersieb.

    Viel Erfolg und Gruß, Sebastiano
    .
     
    chris_weinert und Cappu_Tom gefällt das.
  5. #5 Rhazhel, 15.01.2018
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    Die Siebe überfülle ich eigentlich schon etwas (19gr im 2er sind keine Seltenheit). Meine Kaffees sind in aller Regel eher dunkel und ölig (zur Zeit z.B. der Salimbene Superbar).


    Die Pro300 verfügt über eine Ringbrühgruppe (Brasilia). Trotzdem sind Deine Ausführungen sicher hilfreich und zu großen Teilen übertragbar.

    Den beschriebenen merkwürdigen Nachgeschmack kenne ich aus älteren ESE-Maschinen. Dieses Problem hat meine Maschine zum Glück auch mit der "chemiefreien" Reinigung noch nicht entwickelt.

    Wow, das erscheint mir für 4 Wochen schon sehr extrem.. Mein Duschsieb inkl. Duschplatte sah nach vier Monaten nicht ansatzweise so aus. Habe es dennoch per Hand nachgereinigt.
     
  6. #6 RaZER969, 26.02.2018
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    Jetzt mal ne blöde Frage zwischendurch: Kann ich eine Rückspülung auch mit Spülmittel machen? Ich habe jetzt PulyCaff usw. alles schon gehabt und gerade nichts anderes zur hand. Was spricht dagegen?
     
  7. #7 Santelmo, 26.02.2018
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    Nicht ganz die Antwort auf deine Frage, aber in jedem Drogeriemarkt gibt es sehr günstig Waschsoda, was extrem (kaffee-)fettlösend ist (daher sollte man nicht die Hände drin baden).
     
  8. #8 yazerone, 26.02.2018
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    Waschsoda liegt noch im Schrank - wie viel nimmst Du denn da? 1/2 TL?
     
  9. #9 Cappu_Tom, 26.02.2018
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    Mein E61 Procedere, nur als Beispiel gedacht:
    Wenn ich die Maschine abschalte und für die nächsten Stunden kein Bezug 'geplant' ist, dann folgt:
    • Kurzer Leerbezug und Dusche sowie ST-Dichtung sauber wischen
    • Rückspülen mit Wasser (Blindsieb ist in eigenem ST)
    • Das Sieb im bodenlosen ST mit Bürste unter Fließwasser reinigen
    Das ist inzwischen Nebenbei-Routine ohne Aufwand und es kann kaum was eintrocknen bzw. sich fest setzen.

    So etwa ganz grob geschätzt nach jedem Kilo Bohnen nimm ich das Duschsieb samt Verteiler runter und bürste bzw. wische alles sauber - je nach Bedarf ohne oder mit etwas Reinigungsmittel. Dabei kann ich das erforderliche Reinigungsintervall ganz gut abschätzen, je nach Bohnen und Konsum schwanken ja auch die Ablagerungen.
    Rückspülen mit Kaffeefettlöser habe ich schon seit längerer Zeit aufgegeben:
    Damit hat die Quietscherei bzw. Schwergängigkeit nach dem Rückspülen eine Ende bzw. das damit verbundene Nachfetten. Von Zeit zu Zeit (ein Mal im Jahr oder wenn sonst mal was nicht rund läuft, tropft ...) schau ich kurz in die Gruppe und kann dabei kaum gröbere Unappetitlichkeiten feststellen. Bei der Gelegenheit fette ich meist die Exzenterwelle nach, die ja nicht vom Kaffee umflossen ist. Auch das ist unkompliziert und flott erledigt.

    Was noch recht praktisch ist: beim ersten Bezug des Tages wärme ich die Tasse mit einem großzügigen Leerbezug auf und nicht mit Heißwasser. So sehe ich in der weißen Tasse schön, ob da irgendwelche 'Brösel' herum schwimmen, die da nicht hingehören.
     
  10. #10 RaZER969, 26.02.2018
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    Waschsoda ist ein guter Tipp, danke probier ich mal aus! Ich bin grade dabei meine Gaggia CC wiederzubeleben. Ich habe in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht mit Pulycaff (Da kam extrem viel Schmodder raus, besonders wenn man die Teile darin eingelegt hat). Allerdings ist das Zeug unglaublich teuer und ich würde gern wissen, ob die Tenside sich irgendwie unterscheiden, einzige Kriterien sind doch fettlösend&lebensmittelverträglich. Diese beiden Anforderungen werden von Spüli ja erfüllt :D
     
  11. #11 mannitheear, 26.02.2018
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    Na ja bei meinem CC Siebträger kann man mit Spüli putzen solange man will, blank wird der innen nicht. Aber 1 Stunde in Kaffeefettlöser Lösung eingelegt und der ganze Belag ist weg. Das waren irgendwelche Saeco Tabletten...
     
  12. #12 Santelmo, 26.02.2018
    Santelmo

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    Ja, 1/2 bis 1 Teelöffel ins Blindsieb, dann heißes Wasser drauf und ein wenig durchrühren, so dass sich die Klümpchen auflösen.
     
  13. ghaffy

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    Puly Caff besteht, so wie die meisten (wenn nicht alle) Kaffeefettlöser aus a) Waschsode (Na2CO3) und b) Natriumpercarbonat. Oft sind noch Tenside, Schaumhemmer usw. dabei.
    Waschsoda ist ein uraltes Reinigungsmittel, Natriumpercarbonat ein bekanntes Bleichmittel ("Sauerstoff-Bleiche" statt Chlorbleiche).
    Die fertigen Mischungen haben den Vorteil, dass eine vernünftige Verpackung (Dose) im Preis dabei ist und die Zusammensetzung schon fertig.

    Wenn man will oder grade zuhause hat. kann man mit gleichem Reinigungserfolg auch 1 Kaffeelöffel Waschsoda und einen halben Löffel "Vanish-oder-sonst-was-Oxy-Action" nehmen. Oder auch nur Waschsoda.
    Nebenbei: Waschsoda ist zwar als E 500 ein Lebensmittelzusatz und die Oma hat es schon zum Reinigen verwendet. Es ist trotzdem nicht "gesund". ;) Es ist so (wenig) "harmlos" wie Haushalts-Reinigungsmittel (Waschpulver oder Kraftreiniger) es im Allgemeinen sind.
     
    chris_weinert gefällt das.
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Sinn und Unsinn von Kaffeefettlösern

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