Solide Espresso-Shots - Mahlgrad vs. Tamperdruck

Diskutiere Solide Espresso-Shots - Mahlgrad vs. Tamperdruck im Grundsätzliches Forum im Bereich Fragen und Tipps; Hallo zusammen, ich bin relativ neu in der Espresso-via-Siebträger Szene dabei, und hoffe dass Ihr mir bei einer Grundsatzfrage behilflich sein...

  1. fr3sh

    fr3sh Mitglied

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    Hallo zusammen,

    ich bin relativ neu in der Espresso-via-Siebträger Szene dabei, und hoffe dass Ihr mir bei einer Grundsatzfrage behilflich sein könnt. Wie manch andere habe ich etliche Artikel gelesen und Videos geschaut um herauszufinden wie man konsistent reproduzierbare leckere Shots zaubert. Natürlich habe ich daheim relativ viel probiert (seitdem ich meine Rocket Appartamento / Rocket Fausto vor ca. 2 Monaten abgeholt habe).
    Seitdem trinke ich die Shots auch ohne Milch / Zucker um aus geschmacklicher Sicht einen möglichst unverfälschten Eindruck zu bekommen.

    Tipp 1:
    In Foren, Videos, etc. wird oft propagiert dass man mit ca. 15kg-20kg Anpressdruck tampen sollte (natürlich nachdem man den Kaffee davor ordentlich dafür vorbereitet hat). Um die Verwirrung komplett zu machen, wird dann oft noch ergänzt dass der Tamperdruck an sich ja nicht so wichtig ist solange man immer möglichst konsistent (und gerade) tampt. Dann hätten wir uns die konkreten Angaben von 15kg-20kg auch sparen können denke ich mir dann... egal.
    Andere raten von vornherein davon ab fest zu tampen. Hauptsache man hat eine ebene Oberfläche und der Puck hält stabil im Sieb.

    Tipp 2:
    Ebenfalls sehr beliebt ist die Aussage dass der Mahlgrad für Espressi tendenziell recht fein ausfallen sollte. Das ist natürlich eine verhältnismäßig abstrakte Aussage, was ich gut verstehen kann (wegen unterschiedlichen Bohnen, Kaffeeemühlen etc.).

    Tipp 3:
    Wenn man ab Bezug-Start (oder erstem Tropfen) die Zeit stoppt, dann sollte man 30 ml Volumen in ca. 25-30 sek. erhalten.

    Tipp 4:
    Den Bezug sollte man stoppen sobald der Kaffee "erblondet".

    Tipp 5:
    14 g Kaffeemenge im 2er Sieb ist heutzutage nicht mehr IN - 16-18g Menge ist optimal.

    Natürlich gibt es noch etliche weitere Tipps, und wie Ihr Euch denken könnt oft auch die Aussagen
    • "solange es DIR schmeckt..."
    • "kommt auf die Bohne an..."
    • "muss man im Gefühl haben..."
    • "das ist keine Wissenschaft, wir sind nicht im Labor..."
    • etc.
    Ich bin derzeit dabei, den Mahlgrad meiner Kaffeemühle auf eine Bohne einzustellen. Soll heißen, ich verwende seit 2 Monaten die gleiche Bohne (vom lokalen Röster) und weiß dass ich - sofern ich einen ordentlichen Shot schaffe - vom Ergebnis begeistert bin. Deshalb blieb ich seitdem bei der Bohne und kaufe diese regelmäßig nach.

    Nach diesem langen Intro (hab grad nen doppelten Espresso intus...) also nun zu meiner Problematik:
    Klar ist - wenn ich den Mahlgrad relativ fein einstelle, dann reicht es aus meinen Rocket Alu Tamper auf den Kaffee (immer 18g) zu legen (ohne zusätzlichen Druck) um dann bei Bezug GAR keinen Espresso zu erhalten. Offensichtlich ist der Mahlgrad in Kombination mit der Menge dann zu hoch.
    Wenn ich ausgehend davon immer grober mahle, dann muss ich entsprechend immer mehr Tamperdruck ausüben um zeitlich im Bereich von Tipp 3 zu landen. Da bin ich aber noch ein gutes Stück weg von 15kg Anpressdruck.
    Ich könnte also:
    1. den Mahlgrad dann solange grober stellen, bis ich bei 18g Menge und 15kg Anpressdruck zeitlich im Rahmen bin (und dann auch hoffentlich geschmacklich).
    2. den Mahlgrad irgendwo zwischen sehr fein und Mahlgrad aus 1) einstellen, wobei ich dann konsistent mit weniger Druck tampe.
    Die zeitliche "Vorgabe" wäre bei beiden Herangehensweisen eingehalten, nur Mahlgrad und Tamperdruck sind jeweils anders. Ich konnte jeweils ordentliche Ergebnisse erzielen, lediglich das sukzessiv abgeänderte "leichte" Tampen ist aus Konsistenz-Sicht eine Herausforderung für mich. Da wäre vielleicht ein Tamper mit einstellbarem Druck hilfreich gewesen.

    Ihr seht, Tipp 1 steht also ein Stück weit im Widerspruch zu Tipp 2.
    Welcher von beiden Ansätzen wäre Euer Favorit? Oder macht Ihr das nochmal ganz anders?

    Viele Grüße
     
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  2. cbr-ps

    cbr-ps Mitglied

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    Mein Tipp: nicht so viel an Zahlen klammern, insbesondere beim Tampen. Solange grober stellen, bis es passt. Achtung: Wirkt wg. Totraum der Mühle nicht sofort, also Ergebnis erst nach dem zweiten oder dritten Shot beurteilen.
    Ergebnis in der Tasse wiegen, ist genauer als ml mit Crema als Variable. Bei 18g sollten je nach Geschmack 30-45g Kaffee in der Tasse landen und das vor Blonding, sonst ist es noch zu fein.
    Am allerwichtigsten: Der Geschmack. Unabhängig von all dem Zahlenwerk soll der Kaffee primär schmecken. Insofern finde ich es schwierig, eine feste Brewrate zu definieren. Manche mögen einen Ristretto mit 1:1,5 (wären bei deinen 18g gerade mal 24g in der Tasse), manche mögens lieber 1:3. Dazu kannst Du auch die Menge variieren, es müssen also nicht unbedingt die 18g sein.
     
  3. #3 domimü, 27.07.2018
    domimü

    domimü Mitglied

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    Alle deine genannten Tipps sind weder im Kaffeenetz noch erst recht im Internet Konsens.
    So verständlich der Wunsch ist, nur einmal die Parmeter penibel einstellen zu müssen und danach konstante oder solide Ergebnisse zu erhalten:
    natürlich hängen die Parameter von der verwendeten Bohne und Röstung und dem Alter ab, und vielen anderen. Auch von der Luftfeuchtigkeit - Kaffee ist nun mal hygroskopisch.

    Ich seh da keinen Widerspruch zwischen Tipp 1 und 2, auch bei hohem Tamperdruck muss das Kaffeemehl recht fein sein (vor allem im Vergleich zu anderen Zubereitungsarten).
    Allerdings einen Widerspruch in Tipp 1 selbst; Ziel des Tampens ist für mich nicht zwingend eine ebene Oberfläche (sonst gäbe es ja die "ripple-Basen" nicht), sondern ein verdichtetes Kaffeemehl bis zum Siebboden, damit es nicht wegen evtl. Klumpen im Mahlgut zu recht ungleichmäßigem Durchfluss durch den Puck führt; ich habe noch nie gemessen, mit wieviel kg ich tampe, es ist halt ein kräftiger Druck.
    Auch dein Tipp 5 ist zumindest missverständlich, die optimale Kaffeemehlmenge ergibt sich aus der Füllhöhe im Sieb (und nicht einmal, soweit vorhanden, aus der Grammangabe). Das hat nichts mit "IN" im Sinne von Mode zu tun.
    Fehler im Mahlgrad etc. kannst du nicht mit anderem Tamperdruck kompensieren: mit feinerem Mahlgrad hast du eine höhere Extraktion, welche sich unmittelbar auf den Geschmack auswirkt. Du musst mit deiner Mühle schon selber rausfinden, ab welchem Mahlgrad du zu sehr in die Richtung "bitter" (Holz, Kohle, Asche) rutscht, also solltest du allenfalls von deiner Vorgehensweise (1.) in beide Richtungen probieren, aber nicht von vorne herein auf "feiner" fixiert sein.
     
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  4. fr3sh

    fr3sh Mitglied

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    Hallo,

    ich denke ich konzentriere mich dann zunächst auf die Herangehensweise die @cbr-ps beschrieben hat.
    Vielen Dank für Euer konstruktives Feedback!
    Echt ein klasse Forum hier.

    Viele Grüße
     
  5. mYLaiF

    mYLaiF Mitglied

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    Verstehe den Satz nicht. Dachte Blonding setzt gegen Ende ein und ist ein Zeichen von überextraktion? Aber was hat das mit der Feinheit zu tun ?
     
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