Tchibo bewirbt lokale Kleinröster?

Stimmt scheinbar nicht so ganz. Sie verwenden Namen und Logo und vertreiben dafür scheinbar auch die Schiene von Jacobs Douwe Egberts - zumindest sieht das auf den Fotos so aus.

 

Tchibo zückt ganz sicher nicht die Brieftasche. Je nachdem stellt Tchibo die Plattform kostenfrei oder gegen eine Gebühr zur Verfügung, weil sie sich davon zusätzliche Besucher erhoffen, die sie sonst nicht erreichen würden oder Tchibo bekommt eine Verkaufsprovision, wenn nur vermittelt wird.

Ich bin seit 23 Jahren selbstständig. Und auch ich habe einen großen "Vertriebspartner", der für mich einen Teil der Aquise erledigt. Das ist keine Ehre, sondern Teil des normalen Geschäfts und eine Notwendigkeit. Auch ich bin darauf angewiesen, dass man mich kennt oder findet. Von Idealismus kann ich nicht leben.

"Verrat an der Sache" ist sicher etwas anderes.

 

Ich schätze das anders ein. Die Zielgruppe sind nach meiner Wahrnehmung schon eher die Kaffeeliebhaber und Nerds. Sieht man doch schon daran, wie die Reaktionen darauf in diesem Beitrag sind und auch daran, wie die Website aufgemacht ist. Grundsätzlich können sich sicher einige vorstellen, dort zu bestellen; sicher nicht nur die typischen Tchibo-Alubrikett-Käufer; die holt man sich über ne Sonderaktion mit 50ct Rabatt.

 

Sie zahlen Lizenzgebühren für das Logo und die Marke,vertreiben aber nichts von Jacobs Douwe Egberts.
Zum Thema zurück, ich denke schon, dass sich die Kooperation für beide Seiten, also Tchibo und Kleinröster, lohnt. Nur mit dem „lokalen" im Threadtitel mag ich mich nicht anfreunden, auch Tchibo rostet schließlich lokal und auch die meisten Kleinröster versenden weit über die Kreisgrenzen hinaus.

 

Ich persönlich fände es durchaus reizvoll ein paar kleinere Mengen von mehreren Röstern portofrei zu bestellen (da ja bereits ab 29 € Warenwert versandkostenfrei geliefert wird).
Bei einigen kleinen Röstern bin ich bei bis zu 6 € Versandkosten, wenn ich unter dem Mindestbestellwert bleibe und ich gebe zu ich zahle die ungern (auch wenn mein Verstand mir schon sagt, dass jeder Röster die mitkalkuliert, auch wenn er versandkostenfrei versendet....).
Da kommt halt der Sparfuchs in mir durch.

Aber....
... Ich möchte keine mehrere Wochen alte Röstung kaufen.
... Ich möchte lieber den kleinen Röstern weiterhin direkt in die Tasche wirtschaften, denn durch das dazwischen schalten von Tchibo müssen sie unweigerlich weniger dran verdienen
Und, ja, das könnte mir auch egal sein, denn sie haben sich ja selbst entschieden diesen Weg zu beschreiten.

Aber mein Bauchgefühl sagt halt: kauf weiter direkt.

Kannste nix machen....

 

Wenn ein angehender Kaffeenerd mal 5 verschiedene Monsooned Malabars testen will: prima Sache. Oder verschiedene Yirgacheff-Fruchtbomben vergleichen.

=> Sobald feststeht, welcher Kaffee bevorzugt wird, direkt beim Röster bestellen bzw. lokal einkaufen.

Tchibo hin oder her - was ich bisher hier im Einzelhandel an lokalen Kaffees gefunden hab, haut mich auch nicht vom Hocker. Meist überlagerte Bohnen für unkundige Käufer, keine echten Spezialitäten dabei, gesalzene Preise.

 

wieder OT: im „Heritage Store“ in Bremen steht ein komplettes Regal voll mit JDE.

 

Mich würde eher die Intention der Röster interessieren.

• Sind die bisherigen Einnahmen nicht hoch genug, damit Röster, Angestellte und die dazugehörigen Familien davon leben können?
• Möchte der Röster einfach bekannter werden?
• Möchte der Röster einfach für besseren Kaffee werben?
• ???

Ich finde das etwas schwierig, meine Befürchtung ist, dass der Kaffee schlechter wird.
Kenne das am Beispiel Tierfutter. Zuerst nur online beim Erzeuger selber, dann in kleineren Online-Shops, die für Qualität stehen, dann die kleinen Zoofachhändler, dann große Ketten und dann war es das mit der guten Qualität der Ware.
Das ist nicht böse gemeint, jeder hat das Recht, sein Geschäft so zu führen, wie gewünscht. Es ist nur ein Gedanke, der mir kommt.
Denn z.B. das Dilemma mit dem zu alten Bohnen im Supermarkt sehe ich bei jedem Einkauf dort. Man muss Glück haben, damit man frische Bohnen bekommt und es gibt auch nur die Standardware und nicht die ausgefallenen Sorten.

 

Siehe jacobs.ag
Jacobs (Sentosa Beteiligungs GmbH) ist am JAB Consumer Fund Coffee & Tea beteiligt und damit am Kaffeegeschäft von JDE
Sentosa ist weiterhin mit 48,84% an Hemro beteiligt.

Dass auf der Webseite die Beteiligungen so klar dargestellt werden, finde ich bemerkenswert offen.

 

Da das alles kleine Röster sind, erhoffen die sich sicher etwas mehr Umsatz. Der durchschnittliche Besteller denkt doch: "Oh, Tschibo hat was von denen! Das MUSS dann ja gut sein - probier ich mal!"
Von den Röstern kenne ich nur (vom Namen her) Heilandt und Vier - es dürften also keine Platzhirsche sein.

WIE das ganze geschäftlich abläuft - fragt doch bei den beteiligten Röstern nach. "Die Hosen runterlassen" wird wahrscheinlich keiner...

 

Roasted ist nichts anderes als Konkurrenz zu Roastmarket. Die kaufen die Ware ein, erhalten eine relativ hohe Marge von bis zu 40% auf den UVP und verkaufen dann. Tchibo will sich damit einen Namen machen und gegen Melitta schlagen, die ja gerade Roastmarket gekauft haben. Somit werden immer mehr kleine Röster da mit verkaufen.

Es ist hauptsächlich der Marketingeffekt und wenn möglich der hohe Absatz. Ich sehe das allerdings schwierig unter dem Namen Tchibo eine Specialty Coffee Marke zu verkaufen. Wenn muss es wie Roastmarket eine abgekapslete Firma sein.

 

Der Trend im Onlinehandel geht doch schon seit einigen Jahren immer mehr in Richtung Marktplatz-Modelle. Jeder will Marktplatz sein und am Ende bleiben dann ein paar der Player übrig. Für Marktplatzteilnehmer bietet das natürlich immer Vor- und Nachteile. Aber einen Verrat an der Kaffeekultur sehe ich da auch nicht, vorausgesetzt Qualität und Standards bleiben erhalten. Am Ende erreicht man halt mehr potenzielle Käufer und Tchibo wird hoffentlich seine (relativ gesehen) hohe Marketing Power in die Waagschale werfen.

 

Naja, der Ruf von Roastmarket dürfte bei Speciality Fans nicht besser als der von Tchibo sein

 

Diese Verkaufsplattform von Tschibo dürfte auch weniger auf "Sepciality Fans" zielen (für die ist Tschibo-Kaffee sowieso bäh-bäh) - die bestellen direkt bei den Röstern. Das zielt auf durchschnittliche Kaffeetrinker ab - die gucken bei Tschibo, sehen "Oh, da gibt es ja Spezialitäten-Kaffees" und denken sich "Probier ich mal aus; wenn die das im Programm haben, muß es ja gut sein!"
Vielleicht erfolgt so für manche dann der Einstieg in die Welt der Kaffee-Spezialitäten.

Ob es sich für die kleinen Röster auszahlt, weiß ich nicht. Etwas weniger Gewinn wie bei einem Kauf direkt bei denen dürfte schon der Fall sein - aber sie erreichen wahrscheinlich neue Kunden und haben dadurch im Endeffekt mehr Umsatz. Lohnt es sich sich nicht (sowohl für Tschibo als auch für die Kleinröster), dürfte das Angebot bald wieder eingestellt werden.

Ansonsten kann ich der Aussage von Knabberkram zustimmen, daß es im lokalen Einzelhandel von lokalen Röstern meist überteuerte, gut abgelagerte Durchschnittsware gibt. Warum soll sich jemand was kaufen, was nicht großartig anders schmeckt wie das von Tschiduscho & Co., aber gut und gerne das doppelte kostet?

 

In den Kölner Rewe-Filialen werden mittlerweile auch viele Kaffees von lokalen Kleinröstereien angeboten, und zwar sehr prominent. Ich glaube, dass es im Moment "angesagt" ist, als "Großer" was für die "Kleinen" zu machen, um das Ansehen in der Bevölkerung zu verbessern oder gar wiederherzustellen.
Den "Kleinen" nimmt man doch eher ab, dass Ihr Engagement für Nachhaltigkeit aufrichtig ist, die sind einfach authentischer.

Also eine Image-Sache - meine Meinung.

 

Wobei bei REWE und EDEKA die selbständigen Kaufleute einen Teil des Sortiments eigenständig einkaufen. Das ist dann nicht "die REWE", sondern der Kaufmann vor Ort.

 

Image ? Ne, Marge.

 

Welche Intention seitens der Händler dahinter steht ist mit eigentlich egal. Ich freue mich, dass ich immer mehr lokale Produkte auch in Bio Qualität bekomme. Beim Kaffee nützt mir das nichts, weil ich die Röstungen der auf den Vertriebskanal setzenden Rösterei nicht mag. Aber gerade bei landwirtschaftlichen und Molkerei-Produkten nutze ich das Angebot gerne.