Versalab in Berlin ausprobiert

AW: Versalab in Berlin ausprobiert

Nee nee - das lass mal lieber den ollen Parrotta machen, Willi! Der kann sowas besser als ich.

 

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Nur eine kurze technische Anmerkung: In das Mahlwerk fassen dürfte selbst einem Kleinkind schwer fallen: Der Schlitz zu den Zähnen ist so eng, dass gerade eben die Bohnen durchpassen, aber kein Finger. Außerdem ist der Weg für Kinderfinger zu lang - sie reichen schlicht nicht heran!

Dass Ralf den Import nicht übernehmen will, liegt sicher daran, dass er wahrscheinlich zu Recht die Absatzchancen als zu gering einschätzt. Ich würde da seine Einschätzung teilen. Ich halte die M3 zwar für zu Hause für besser geeignet als so ziemlich jede andere Mühle. Ich denke aber, wenn ein Interessent bedenkt, dass er eine Mazzer Koni für die Hälfte bekommt und eine konische Fiorenzato für weniger als ein Drittel, dürften deren Nachteile plötzlich in sehr viel milderem Licht erscheinen. Isso.

 

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Da frage ich mich allerdings, wie es kommt, dass das Teil in den U.S.A. verkauft werden darf. Die sind doch was Produkthaftung angeht nochmal einige Größenordnungen paranoider als wir hier. Sonderbar...

Viele Grüße,

hawi

 

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Endlich richtig ausprobiert! Heute hatte ich endlich Gelegenheit, die Versalab bei mir zu Hause zu testen.

Aber streng der alten journalistischen Grundregel folgend: First things first. Nachdem ich das grottenschwere Mahlmonster bei mir zu Hause auf den Küchentresen gewuchtet hatte, fiel mir als erstes auf, wie vergleichsweise "zierlich" die Mühle neben meiner Super Jolly wirkt. Und dies, obwohl sie nahezu 10 kg schwerer ist. Deutliche Botschaft, was man von ihrer Robustheit erwarten darf! Als zweites bemerkte ich dann, wie gut sie sich mit ihrer "kubistischen" Form - dem unaufgehübschten Gehäuse mit seinen klaren, schnörkellosen Linien - in das Gesamtensemble meiner Kaffee-Ecke einfügt.

Aber nun zu den inneren Werten und dem, was sie nach getaner Arbeit als Arbeitsergebnis liefert. Ähnlich dem, was wir bereits von Cimbali-Mühlen kennen, ist die Versalab mit einem doppelten Beißwerkzeug ausgestattet. Will sagen, unter einem konischen Mahlkegel, der die Bohnen schonend vorbrechen soll, sitzt ein klassisches Mahlwerk mit 68 mm Flachmahlscheiben für die Feinarbeit - das Vermahlen der vorgebrochenen Bohnen zu feinem Pulver der vorbestimmten Korngröße. Das Einstellen des Mahlgrades ist "very basic" - technisch gesprochen, ist aber trotz des einfachen technischen Aufbaus erstaunlich präzise: Nach dem Lösen der seitlichen Fixierschraube wird der obere Teil des Zylinders nach Bedarf gedreht und mit der Fixierschraube wieder festgestellt. That's it.

Ein einfacher Industrieschalter setzt das Mahlwerk in langsam rotierende Bewegung: der Motor bringt es gerade einmal auf unhektomatische 500 Umdrehungen per Minute. Laut Hersteller soll man nun die Bohnen bei laufender Mühle in den Zylinder rieseln lassen. Da ich die Bedienungshinweise natürlich erst hinterher gelesen habe, hatte ich die Bohnen bereits vorher, also bei abgeschaltetem Motor eingefüllt. Was der Mühle ganz offensichtlich piepen wie hagen war. Heraus kam ein wunderbar fluffiges und absolut klumpenfreies Mahlgut, das ich ungerührt und nur leicht geschüttelt tampern konnte.

Die simpel wie intelligent gestaltete Halterung, die den Siebträger während des Mahlvorgangs sicher im Griff hat, presst ihn fest unter den Ausgabetubus und lässt das Kaffeepulver nur durch die Schwerkraft und nahezu ohne Streuverluste in das Sieb rieseln. Ich denke aber, dass sich das "Nahezu" mit einiger Übung in ein gefestigtes "Absolut" verwandeln lässt.

Dass die Mühle keine Klumpen erzeugt, dürfte mit dem langsamen Tempo der Vermahlung zusammenhängen und damit, dass sich das Pulver zum Auswurf in den Siebträger nicht durch enge, also komprimierende Kanäle zwängen muss, sondern sozusagen in freier Entfaltung nach Verlassen der Mahlwerke der Schwerkraft folgen darf.

Und nun erinnere ich mich und die Leser an etwas, das Walter wohl als erster hier im Forum beschrieben hat, wenn ich mich recht entsinne (ist schon einige Jahre her): Walter hatte damals den geschmacklichen Unterschied zwischen flachen und konischen Mahlwerken beschrieben. Er meinte, konische Mahlwerke würden eher die fruchtigen Aromanoten des Kaffees betonen. Das können wir (Lattenroesti und ich) aus unserer Erfahrung nur bestätigen! Das Ergebnis ist ein weiches, harmonisches Tässchen, das den feinen, fruchtigen Anteil des Aromas sichtbar (gemeint ist natürlich schmeckbar) macht.

FAZIT:
Wem eine Mühle nahezu 2.000 Euro wert ist, der sollte nicht zögern, sich dieses feine Stück ins Haus zu holen. Bereuen wird es sicher niemand! Mit ihrer vergleichsweise unaufdringlichen Größe passt sie zu jedem besseren Zweikreiser und dürfte den Platzrahmen einer üblichen Küche kaum sprengen. Ich würde diese aussergewöhnliche Konstruktion jedenfalls jeder traditionellen konischen Mühle italienischer Provenienz vorziehen, weil sie denkbar einfach und "unkaputtbar" gefertigt ist, weil sie über keinerlei Totraum verfügt, in dem Altmehl gammeln und damit die nächsten Bezüge kontaminieren könnte, und weil sie das Kaffeepulver unvergleichlich schonend behandelt. Und zudem erlaubt sie es, über den Tag ganz verschiedene Bohnen zu vermahlen - z.B. morgens einen leichten Frühstücksespresso, nachmittags einen Yrgacheffe für die French Press und abends eine schwere italienische Barmischung, um die faulen Geister für den Rest des Tages noch einmal aufzufrischen. Mit Markierungen, die man an den entsprechenden Einstellungen anbringt, lässt sich jederzeit der richtige Mahlgrad wiederfinden.

Nur für die weniger Erfahrenen: warum der Punkt mit dem fehlenden Totraum und damit nicht vorhandenen Altmehl so wichtig ist? Ganz einfach: Bei der Versalab kommt tatsächlich unten raus, was man oben einfüllt. Und zwar zu 100 %! Bei allen anderen Mühlen, die ich kenne, bleibt ein großer Teil ranziges Altmehl der letzten 300 Mahlvorgänge in der Mühle und vermischt sich dann natürlich munter mit dem, was von oben frisch nachkommt. Dies war genau das zentrale Problem, das der Entwickler John Bicht mit seiner Mühle lösen wollte und auch gelöst hat.