Vetrieb Kaffeebohnen: Vergleich mit Wein

Diskutiere Vetrieb Kaffeebohnen: Vergleich mit Wein im Vom Rohkaffee zum Selbströster Forum im Bereich Rund um die Bohne; Die Diskussion von neulich veranlasst mich, einen Vergleich mit der Weinwelt zu machen. Ein Winzer hat prinzipiell 3 Möglichkeiten, sein Produkt...

  1. thdeck

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    Die Diskussion von neulich veranlasst mich, einen Vergleich mit der Weinwelt zu machen.

    Ein Winzer hat prinzipiell 3 Möglichkeiten, sein Produkt (Wein) an den Mann zu bringen:

    (1) Direktvertrieb. Also Verkauf direkt an den Endkunden. In der Regel mit Probierstube, oft auch per Versand.

    (2) Über den Weinhandel. Vom Kleinhändler (Eeinmannbetrieb) bis zur Großfirma bzw. Exportfirma.

    (3) Gastronomie

    Alle 3 Möglichkeiten haben ihre Vor- und Nachtteile.

    Direktvertrieb:
    Hier ist die Gewinnspanne am größten. Und man erkennt sehr schnell, was beim Kunden ankommt und was nicht. Benötigt aber Raum und Personal. Und Resilienz gegenüber schwierigen Kunden. Wird insbesondere von Familienbetrieben bevorzugt.

    Weinhandel:
    Nimmt einem viel Arbeit ab. Der Händler verlangt aber in der Regel sehr hohe Rabatte. Typische Formulierung: "Wir möchten mit Ihnen zusammenarbeiten." Übersetzt: "Wir möchten einen möglichst großen Teil Ihrer Wertschöpfung für uns haben."

    Gastronomie:
    Sehr verlockend. Das Restaurant nimmt größere Mengen ab, zufriedene Gäste kommen später ins Weingut oder bestellen per Telefon. Das funktioniert wirklich, habe ich schon zigfach mitbekommen. Nachteil: Das Restaurant verlangt Rabatte. Und die Zahlungsmoral ist extrem schlecht. Zahlungsausfälle sind die Regel.
     
  2. thdeck

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    In der Kaffeeszene kenne ich mich weniger gut aus. Dennoch nun der Versuch eines Vergleichs. Was wäre das jeweilige Gegenstück für einen Kaffeeröster:

    Direktvertrieb:
    Idealerweise in Verbindung mit einem Café. Das scheint oft sehr gut zu funktionieren. Man braucht aber eine passende Location und gutes Personal.

    Handel:
    Wurde hier diskutiert. Von meiner Seite nur so viel: Ein Händler, der gleichzeitig auch Konkurrent ist (roastmarket.de, etc.) wäre in der Weinwelt undenkbar. Führt automatisch zum Interessenkonflikt. Richtig ist: Man kann's ja mal probieren. Aber ich rate dringend davon ab, sich von so etwas abhängig zu machen. Interessanterweise scheint die Zeit für einen reinen "Kaffeebohnenhändler" (egal ob online oder stationär) noch nicht reif zu sein.

    Gastronomie:
    Hier sehe ich noch viel Potenzial. Ich selbst bin öfter mal in der mittleren und gehobenen Gastronomie unterwegs. Früher waren die Espressos selbst in der Top-Gastronomie grauenhaft. Das hat sich in den letzten Jahren etwas gebessert. In der Karte steht manchmal sogar das Anbaugebiet der verwendeten Kaffeebohnen. Ich lese aber extrem selten den Namen des Rösters. Warum eigentlich? Folgendes würde sich anbieten:
    Der Röster beackert die örtliche Gastronomie. Idealerweise verkauft er denen nicht nur seine Bohnen, sondern auch das dazu nötige Equipment inklusive sorgfälteriger Schulung des Personals. Scheint es noch nicht zu geben. Woran scheitert das?
     
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  3. #3 Yoku-San, 25.10.2022
    Zuletzt bearbeitet: 25.10.2022
    Yoku-San

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    Gibt es sowas nicht mit 60beans.com, kaffeezentrale.de und anderen?

    Genau das sehe ich in Köln ziemlich viel. Die örtlichen guten Kaffees bieten zum großen Teil Kaffee von lokalen Röstern an. Bei italienischen Eisdielen sieht das vielleicht etwas anders aus. Aber da kriegt man leider auch oft keinen guten Kaffee.

    Z. B. Schamong bietet kleinen Kaffees auch das komplette Paket mit Kaffeebohnen, Leihmaschine, Leihmühle etc. an.
     
  4. cbr-ps

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    Es gibt einen signifikanten Unterschied zu Wein: Das real sinnvolle Nutzungsfenster jenseits des unsinnigen MHD ist ziemlich klein, der Handel hat also schnell mit einem Frischeproblem zu kämpfen, wenn der Umsatz nicht hoch genug ist.
     
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  5. #5 domimü, 25.10.2022
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    Sorry, der Thread ist crazy.
    Direktvertrieb bietet fast jeder Röster auch über den eigenen Onlineshop.
    Den Handel mit sowas wie Roastmarket gleichzusetzen ist mir zu oberflächlich, zum einen bieten zahlreiche Lebensmittelhändler wie EDEKA oder REWE Kaffeebohnen von Röstern aus der Region, zum anderen gibt es auch schon lange Händler wie Espresso-international, die nicht selbst rösten (und erst recht nicht industriell)
    Und wenn du wüsstest, woher die Gastronomie ihre Bohnen bezieht... einer der Kleinröster aus meiner Region beliefert über 70 Cafés und Restaurants.
     
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  6. thdeck

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    Direktvertrieb:
    Hab ich das bestritten? Die Frage ist, ob das reicht. Die Winzer haben inzwischen auch fast alle einen Online-Shop. Und doch sind manche nach einem halben Jahr ausverkauft (aktuell: Jahrgang 2021), während andere immer noch den Jahrgang 2017 anbieten.
    Übrigens bin ich als Weinfreak ein großer Anhänger des Direktvertriebs. Händler sind mir ein Graus. Und doch wäre es für manche Winzer ein Segen, wenn sie zumindest einen Teil der Produktion über den Handel im Markt platzieren könnten. Es gibt Händler, die sind wahre Verkaufsgenies. Auch online. Da kann kein Erzeuger (egal ob Wein oder Kaffee) mithalten.

    Gastronomie:
    Ist mir bekannt. Hat aber aktuell noch 2 Mängel:
    (1) Der Röster erscheint nicht auf der Speise-/Getränkekarte. Ich rede von Restaurants, nicht von Cafés.
    (2) Der Espresso in manchen Restaurants ist besser als vor 10 Jahren, kommt aber bei weitem nicht an die Qualität ran, die man im eigenen Café des Rösters antrifft.

    Folge: Die Kunden, die bereit sind, im Restaurant viel Geld fürs Essen (und für den Wein) auszugeben, haben keinen Anlass, selbiges auch für den Kaffee zu tun.

    Das deckt sich übrigens mit den Erfahrungen in meinem Bekanntenkreis. Man ist eingeladen. Top Essen, top Weine. Am Ende gibt's Espresso aus dem Vollautomaten, Qualität mäßig bis schlecht. Und das kann man dem Gastgeber nicht mal vorwerfen. Er kennt es ja aus seinen eigenen Restaurantbesuchen: Essen top, Wein top. Und hinterher halt der Espresso aus dem Vollautomaten...
     
  7. #7 domimü, 25.10.2022
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    Die Aussage ist freilich bewusst unpräzise gehalten. Ich kenne genug Restaurants, in denen sich der Kaffee verschlechtert hat.
    Die unterschiedliche Qualität zwischen den Getränken, die in der Rösterei und belieferten Gastronomie zubereitet werden, kann neben dem anderen Personal auch daran liegen, dass das Restaurant die eigene Mischung beim Röster bestellt oder gar die Bohnen selbst besorgt und dort nur rösten lässt. Dann sind ja schon die Rohbohnen andere als im röstereigenen Kaffee-/Espressoausschank. Und so gibt es Röster, die nur im Auftrag auch Robusta verwenden, oder dunkler rösten, als sie es unter eigenem Namen verkaufen würden. Oder eben auch die Rohbohnen niedrigere Standards erfüllen als sie der Röster für sich fordert. Oder vielleicht will der Gastwirt auch die Option offen halten, den Röster wechseln. Nebenbei, ich finde auch ganz selten den Namen des Gemüse- oder Fleischlieferanten auf der Speisekarte.
     
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  8. cbr-ps

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    In den seltenen Fällen, die es durchaus gibt, wird allerdings auch der Röster genannt;)
     
  9. thdeck

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    Dann ist ja alles bestens. Wozu sich sich an erfolgreichem Marketing orientieren, solange es Produzenten gibt, die sich noch schlechter vermarkten.

    Und die Leute, die im Restaurant 80 Euro fürs Menü ausgeben, trinken zuhause halt Jacobs. Aber den besten von Jacobs, die Krönung. Die ganz Verwegenen lassen sich Illy schicken.

    Aber bleiben wir realistisch, zuhause rechnen die Leute, die sich Essen+Trinken etwas kosten lassen, wie folgt (Menü für 2 Personen):
    Essen: 20 Euro
    Wein: 30 Euro
    Espresso: 20 Cent

    Wenn die Röster damit leben können, soll mir das recht sein.
     
  10. #10 domimü, 26.10.2022
    domimü

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    Dein Beispiel trifft nur für wenige zu. Ich trinke gar keinen Wein zum Essen, sondern meist Wasser. Und nicht einmal die Nespresso - Fraktion kommt mit 20ct je Kaffeegetränk aus. Ich wüsste auch nicht einmal, weshalb ich nach einem guten Wein Espresso oder Kaffee trinken sollte, der beseitigt ja den Abgang vom Wein effektiv.
     
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  11. cbr-ps

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    Was soll die Pauschalisierung über alle „Leute“? Vermutlich ist der Anteil derer, die gehobene Ansprüche an Kaffee stellen, ziemlich klein, Liebhaber exquisiten Weins dürften ebenso keinen allzu großen Anteil ausmachen (Böhmermann meinte neulich, der Durchschnittspreis einer verkauften Flasche in D liege um die 2,50€ :confused:) und die genannten 80€ für ein Menü geben auch nicht allzu viele oft aus.
    Wo kommt eigentlich dein Anspruch her, alle Welt müsste unserer Vorliebe folgen? Den meisten Menschen reicht halt irgend ein Automatenkaffe und sie bekommen ihn. Für mich ist die Konsequenz, dass ich genau hinschaue und im Zweifel nach der Zubereitungsart frage, bevor ich einen Kaffee bestelle und wenn es nicht passt, lasse ich es eben. Ebenso bin ich vorsichtig mit Wein, wo Bier das Angebot dominiert. Ich habe nicht den Anspruch, dass jede meiner Vorlieben immer und überall bedient wird. Das würde meinen Erlebnishorizont viel zu weit einschränken.

    Gute Röster können von Billigstansprüchen nicht leben wie gute Winzer auch nicht von der 2,50€ Flasche. Beide bedienen einen exklusiveren Markt und haben keinen Anspruch darauf, dass die breite Masse ihrem Qualitätsanspruch folgt und dafür bereit ist zu bezahlen. Wenn ich mir die Menge an Kleinröstern am Markt so anschaue, die nach meiner Wahrnehmung eher wächst als schrumpft, finden sie aber anscheinend ihre Kunden.
     
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  12. Pappi

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    ....Ich hoffe aber hin und wieder mal Wein im Essen (ganz frei nach Alfred Biolek: Kochwein muss sein)
     
  13. #13 Synchiropus, 26.10.2022
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    Man merkt hier schon, dass Dein Fokus sehr auf dem Wein liegt: Wenn ich mir das Essen zu Hause für zwei Personen etwas kosten lasse, dann bin ich mit 20 Euro für die Lebensmittel nicht dabei, das wird je nach Gericht auch deutlich mehr. Ein gutes Steak für zwei Personen bekommt man für 20 Euro jedenfalls nicht.

    Wein trinke ich sehr gerne. Aber eine Flasche für 30 Euro oder mehr vielleicht zweimal im Jahr. Es gibt sehr guten Wein im 15-20 Euro Bereich. Und dann auch lieber nach dem Essen.

    Espresso nach dem Essen habe ich nie verstanden, brauche ich auch im Restaurant nicht. Ich halte es wie @domimü und bleibe lieber beim Wein.
     
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  14. Pappi

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    Hab mal folgendes gelesen:
    das Koffein verhindert, dass der Körper für die Verdauung ziemlich runterfährt und "schlaff" und müde wird. Im Magen kurbeln Zellen für Bitterstoffe die Produktion der Magensäure an und dadurch findet die Verdauung schneller statt....so ungefähr

    P.S. : Je nach Gewicht und Qualitätsanspruch bekomme ich z.B. bei meinem Lieblingsmetzger in Burhafe sehr wohl für unter 20 € 2 tolle Steaks a~ 200 Gramm
     
  15. Lancer

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    Also Carpaccio, mhm. :D
     
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  16. #16 Synchiropus, 26.10.2022
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    Nun, aus meiner Sicht sollte ein tolles Rindersteak trockengereift und mehrere Zentimeter dick sein (4-5). Keine zwei Einzelportionen; je nach Typ mit Knochen, dann braucht man für zwei Portionen eher 800g, bei Kilopreisen um ich vermute mal 50 Euro.
    War ja auch nur ein Beispiel, natürlich lässt sich auch mit weniger Geld was tolles kochen :)
     
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  17. #17 Synchiropus, 26.10.2022
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    Ich finde Weinhändler deutlich unproblematischer als Kaffeehändler. Der Wein wird beim Händler im Normalfall zumindest nicht gleich schlecht, beim Kaffee gibt es immer das Frischeproblem.

    Und neue Bohnen im Direktvertrieb kann ich auch mal schnell ausprobieren, mit den oft angebotenen 250g Packungen macht man nicht viel falsch. Wein probieren im Direktvertrieb ist schon oft schwierig: Teilweise nur Abnahme von ganzen 6er-Packs oder hohe MIndestbestellmengen. Selbst wenn ich einzelne Flaschen bestellen kann: Wenn der mir nicht schmeckt, habe ich die angebrochene Flasche da und ggf. viel Geld dafür bezahlt. Kaffeebohnen kommen im schlimmsten Fall in den KVA im Büro, die merken dort gar nicht, wenn sich was ändert...

    Ich finde, Wein im Direktvertrieb geht eigentlich nur, wenn man den schon kennt und einfach nur z.B. den neuen Jahrgang will.
     
  18. cbr-ps

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    Das löse ich mit einer Touren durch Weingebiete und Verkostung vor Ort.
     
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