Wetterumschwung und Espressovorbereitung

Diskutiere Wetterumschwung und Espressovorbereitung im Grundsätzliches Forum im Bereich Fragen und Tipps; Guten Abend zusammen, seit einigen Wochen treibt mich folgendes Problem um: Unser Sommer in Deutschland ist dieses Jahr bekanntlich sehr...

  1. Malex

    Malex Mitglied

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    Guten Abend zusammen,

    seit einigen Wochen treibt mich folgendes Problem um:

    Unser Sommer in Deutschland ist dieses Jahr bekanntlich sehr wechselhaft. Einhergehend damit schwankt die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur teils stark. Da Bohnen ein Naturprodukt sind reagieren diese leider darauf.

    So kommt es bei mir teilweise vor, dass eine Mahlgradeinstellung und Bohnenmenge, die Nachmittags zum Feierabend noch funktioniert hat morgens dazu führt, dass nur ein paar klägliche Tropfen in meiner Tasse landen. - Wir sprechen hier also von ca. 12 Stunden zwischen den Bezügen. Ich denke nicht, dass hier eine "Alterung" der Bohnen dafür verantwortlich ist, dass der Espresso so unterschiedlich durchläuft.

    Gemahlen wird der Kaffee jeden morgen frisch aus der Tüte. Ich betreibe Singledosing und nichts wird ein einem Hopper gelagert. Gemahlen werden von mir 18 Gramm mit einer 1Zpresso JX-Pro. Die Bohnen sind im Regelfall 2 bis 3 Wochen alt und hatten genug Zeit auszugasen.

    Die Maschine wird immer ähnlich lange vorgeheizt und die Vorbereitung des Pucks folgt auch immer einem ähnlichen Schema.

    In den letzten Wochen habe ich versucht mithilfe einer Wetterstation die Parameter Luftfeuchtigkeit und Temperatur mit einzubeziehen und so eventuelle Veränderungen beim Mahlgrad oder der Bohnenmenge vor dem Bezug vorzunehmen.
    Morgens möchte ich nämlich eine gute Tasse doppelten Espresso trinken und nicht lange experimentieren.

    Ich meine festgestellt zu haben, dass bei steigender Luftfeuchtigkeit eine Reduzierung der Bohnenmenge helfen kann zu einem ähnlichen Ergebnis in der Tasse zu kommen.
    Leicht euphorisch habe ich also in den letzten Tagen immer die Luftfeuchtigkeit im Auge gehalten und gemeint, die Lösung gefunden zu haben. Bei 5% Steigerung der Luftfeuchtigkeit habe ich die Kaffeemenge von 18 Gramm auf 17,5 Gramm reduziert. Und entsprechend bei einer weitern Steigerung nochmal um 0,5 Gramm...

    Heute Morgen dann leider (mal wieder) die Ernüchterung. Die Luftfeuchtigkeit war ähnlich zu gestern. Nur die Temperatur lag schon ein wenig höher als gestern Morgen (5 Grad). - ich spreche hier von der Außentemperatur. In der Küche selber ist die Temperatur konstant bei 21 Grad.

    Heute morgen habe ich also die selbe Kaffeemenge wie gestern genommen und nur drei jämmerliche Tropfen nach 29 Sekunden in der Tasse gefunden. Nach 2 weiteren vermahlenen Pucks habe ich dann die Mühle um drei Klicks gröber gestellt. Erst dann war das Ergebnis in der Tasse schmackhaft und trinkbar.

    Wie geht ihr vor, um morgens ein trinkbares Ergebnis zu erhalten? Leider habe ich nicht die Zeit im Zweifel einen zweiten oder dritten Shot zu ziehen, wenn der Mahlgrad oder die Menge mal wieder angepasst werden müssen - geschweige denn, dass es mir auch um die guten Bohnen weh tut, wenn mehrere Tassen Espresso im Abfluss landen.

    Gibt es irgendwelche Faustformeln, die man beachten kann? Muss man hier einfach Erfahrung sammeln und auf sein Bachgefühl hören?

    Dank euch für eure Ideen und Anregungen.

    Viele Grüße

    Alexander
     
  2. #2 Spazialekocher, 14.08.2021
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    Also eine Wetterstationoder ein guter Frosch kommt mir nicht auch noch ins Haus, für meinen automatischen Aufguß.
    Wenns mal arg aus dem Siebträger fließt, stört das meinen immer noch gut trinkbaren Frühstücks-Cappu nicht sonderlich; tröpfelts mir zu arg, kommt die vorhersehbar herbe Tasse weg und ich tempere leichter für die 2. Tasse.
    In Abhängigkeit vom Ergebnis würde ich dann erst die Mahlung anpassen undoder weniger ins Sieb füllen.
    Das dann allerdings erst weit nach dem Frühstück.
    Obacht, meine Bereitschaft zum Zaubern ist wahrscheinlich forenunterdurchschnittlich :)
     
  3. #3 Kaspar Hauser, 14.08.2021
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    Genau so!

    Beim Fahrradfahren lenkt man ja auch nicht x Grad nach Schema F ein oder nach irgendeiner Faustformel, sondern passend dazu, wie man durch die Kurve kommt.

    Bei der Zubereitung von Lebensmitteln ist das "Kurve Kriegen" der zufriedenstellende Geschmack des Endergebnisses.
     
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  4. #4 Espressojung, 16.08.2021
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    Ich trinke meinen Kaffee/Espresso grundsätzlich nicht nach Laborbedingungen.
     
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  5. #5 domimü, 16.08.2021
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    Wahrscheinlich im Eifer des Gefechts so geschrieben, du solltest die Bohnen erst unmittelbar vor dem Bezug mahlen. Sonst hast du morgens frisch gemahlene Bohnen mit weniger Durchfluss und nachmittags doch eher fades Kaffeemehl mit hohem Durchfluss.

    Übrigens, die Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit liegt nicht daran, dass es ein Naturprodukt sei. Es gibt sowohl Naturprodukt, die nicht hygroskopisch sind, als auch künstliche Produkte, die es sind.
     
  6. zuse64

    zuse64 Mitglied

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    Ich mache die Cappus wie immer. Alte Silvia, Demoka, Monsooned Malabar, Handhabung wie immer. Die einzige Variation ist die Bezugszeit bis Blonding, manchmal 23 Sek. manchmal 29 Sek. Ob das was mit der Luftfeuchte zu tun hat? Keine Ahnung.
     
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  7. #7 turriga, 16.08.2021
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    Ohne jetzt hier mal wieder in das Thema „übertrieben wissenschaftlich“ abzudriften, um beim Beispiel des Kurvenfahrens zu bleiben, ist dies genau das, was ein guter Barista in einer Caffé- Bar beherrscht, dass er die gefundene Basis- Grundeinstellung der Bohnen beim Mahlen über den Tag feinjustiert, den äußeren und sich verändernden Bedingungen anpasst, da natürlich unter wirtschaftlichen Beweggründen, aber eben auch zum Wohl des Gastes, der ja Wiederkommen soll (oder einfach auch aus Berufsethos).
    Wenn einem mal ein suboptimales Erzeugnis stört, der kann ja bzw. soll dies einfach trinken, wer einen anderen Anspruch hat, justiert halt etwas nach (und fafür braucht es vielleicht etwas Gefühl, oft einfach durch Erfahrung gewonnen, aber bestimmt keinen zusätzlichen und auch noch teuren Maschinenpark).
     
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  8. #8 Melitta, 16.08.2021
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    Ich mahle immer Pi mal Daumen die benötigte Menge Kaffeebohnen in einer Porlex Handmühle, die dann in einer Isomac Zaffiro extrahiert werden. Dabei ist mir auf gefallen, dass die letzten 2-5 Portionen aus einer 250g Tüte schneller durchlaufen - Sommer wie Winter, feucht oder trocken.
     
  9. Malex

    Malex Mitglied

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    Dank euch für die Rückmeldungen und Anregungen hier. Dann werde ich mal schauen, dass ich wieder mehr Milch im Haus habe. Im Zweifel muss dann auch das Schäumen im Halbschlaf perfektioniert werden. :D
     
  10. FRAC42

    FRAC42 Mitglied

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    Hmm, leichte Schwankungen sind normal, aber von abends alles gut zu morgens kommen nur noch ein paar Tropfen raus auch bei langer Bezugsdauer könnte mir arg krass vor.

    Das ich nach 27 Sekunden mal nicht 36g, sondern nur 20 g oder gar 50 g in Tassen habe ist nicht perfekt, aber für den morgentlichen Cappuccino ignoriere ich das und regel den Mahlgrad nach.

    Um welche Maschine geht es denn? Hat die ein OPV?
     
  11. punch

    punch Mitglied

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    Deine Beobachtungen sind schon krass. Bei mir (max. 500gr im Hopper) reicht ein Raster an der Mühle um die Veränderung der Bohnen auszugleichen. Häufig kann ich es nur durch den Tamperdruck ausgleichen. Wie wäre es, wenn du 5min früher aufstehst und so doch einen zweiten shot zubereiten kannst :) ?
     
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