Wozu Flowcontrol ?

Diskutiere Wozu Flowcontrol ? im Grundsätzliches Forum im Bereich Fragen und Tipps; Feste Paddle Position Ich hab mit vor einer Weile die Mühe gemacht und Bezüge bei verschiedenen festen Stellungen des Paddle in eine Tabelle...

  1. S.C.H.

    S.C.H. Mitglied

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    Feste Paddle Position

    Ich hab mit vor einer Weile die Mühe gemacht und Bezüge bei verschiedenen festen Stellungen des Paddle in eine Tabelle übertragen.
    Die Bianca ist auf 9 Bar Pumpen-Druck eingestellt. Im Bild ist es 1/2 und 1/3 offen:
    5ACB147A-255D-4F0B-B5D0-C019E92B98AE.jpeg

    Was man ganz gut sieht ist dass die Stellung des Paddle drei Faktoren beeinflusst: progressive PI (Druckaufbau), Maximaldruck und Druckabfall im Laufe des Bezugs.

    Die Tage versuche ich eine Kurve zwischen 8-6 Bar einzustellen.
     
  2. Ganzo

    Ganzo Mitglied

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    Hallo @LittleJoe,

    ich möchte noch, wenn auch spät, Deine Frage „Wozu Flow Control?“ beantworten.

    Grundsätzlich lassen sich unter Flow Control alle Maßnahmen zusammenfassen, mit denen man den Flow ohne Änderung von Dosis oder Mahlgrad beeinflussen kann.

    Beispiele für Flow Control sind Manipulationen des Brühwasserdrucks (Gicleur, Paddel, Handhebel, …), der Präinfusion (lang bzw. kurz) oder die Verwendung von Sieben mit unterschiedlichen Durchlässen (Standard bzw. IMS, VST, …).
    Es sind also Manipulationen, die man nicht nur mit FC-Maschinen sondern eingeschränkt auch mit normalen Maschinen vornehmen kann.

    Neben den von @moatl beschriebenen günstigen Einflüssen auf die Extraktion (sanfter Wassereintritt u. gleichmäßiger Wasserdurchlauf) bietet Flow Control noch eine besondere Vereinfachung beim Espressobezug,

    denn jegliche Art von Flow Control hat eine ähnliche Wirkung wie eine Änderung der Dosis:

    so erhöht ein geringerer Flow ähnlich wie eine höhere Dosis die Konzentration eines Bezugs (TDS, Brührate) bei unveränderter Extraktion und vice versa für höheren Flow,​

    oder ein höherer Flow u. ein feinerer Mahlgrad erhöhen ähnlich wie eine niedrigere Dosis u. ein feinerer Mahlgrad die Extraktion (letzteres leider mit abnehmender Konzentration) und vice versa für geringeren Flow und gröberen Mahlgrad.​

    Verfügt man über eine Maschine mit direktem Einfluss auf den Flow, wie bei Paddel- und insbesondere Hebelmaschinen, dann kann man einen sehr großen Bereich der Mahlgradeistellung seiner Mühle nutzen - ohne zusätzlichen Aufwand für Dosierung, Spezialsiebe oder Tamping-Voodoo treiben zu müssen - um die passende Extraktion und Konzentration für jeden Kaffee zu finden.

    Die gewünschte Extraktion kann man mit Mahlgrad und Flow (mit Hilfe der Präinfusionszeit) einstellen:
    - ein gröberer Mahlgrad und eine kürzere Präinfusion für einen aggressiveren Geschmack
    - ein feinerer Mahlgrad und eine längere Präinfusion für einen milderen Geschmack.​
    Die variable Präinfusionszeit macht somit das Anpassen der Dosis an den Mahlgrad überflüssig.

    Die gewünschte Konzentration reguliert man allein über den Flow in der Bezugsphase:
    - ein reduzierter Flow gegen Ende des Bezugs erhöht die Brührate und die Bezugsstärke TDS, vice versa.​
    Der Einfluss auf den Flow während des Bezugs macht das Anpassen der Dosis an die gewünschte Konzentration überflüssig.

    Das folgende Beispiel soll noch kurz die dafür nötige Vorgehensweise zeigen:

    Man benutzt das Standardsieb seiner Maschine mit der Nenndosis und stellt den Mahlgrad für die gewünschte Extraktion ein.​

    Für die Präinfusion läßt man die Maschine für 15 bis 45 sek (kürzer für kräftigere, länger für mildere Bezüge) bei 2 bis 3 bar laufen ohne bzw. fast ohne Durchfluss, höchstens mit ein paar Tropfen. Das sorgt auch für einen sanften Wassereintritt und eine rasche Durchfeuchtung des Pucks.​

    Dann erhöht man den Druck auf 8 bis 9 bar um den Durchfluss zu starten.​

    Beginnt der Flow stärker zu werden, dann verringert man den Druck immer gerade soviel, dass ein gleichmäßiger Flow bis zum Ende der Extraktion erfolgt.

    Oder man nimmt den Druck stärker zurück, um den Flow allmählich zu reduzieren und so eine höhere Konzentration (ristretto) zu erzielen.​

    Flow Control ist insofern ein game changer, als man für jegliche Bohnensorte bei der Suche nach der passenden Einstellung von Konzentration und Geschmack immer sein Standardsieb mit der Nenndosis verwenden kann und nur den Flow bzw. den Flow und den Mahlgrad manipuliert.

    Gruß Ganzo
     
    Overland, wernerscc, lackiem und einer weiteren Person gefällt das.
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