Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh

Ich war mit Shoepassion und Langer & Messmer eigentlich immer recht zufrieden.
Man hat die Auswahl aus verschiedenen, festgelegten Leisten und das Preis-/Leistungsverhältnis ist nicht schlecht.
Das die Qualität natürlich kein High-End, wie die von Patrick, ist ... dürfte klar sein.

 

Das mache ich (außer bei den Wanderstiefeln, da schleppe ich kein zweites Paar mit) auch. Dennoch bilden sich Gehfalten.

@Yantorni: Wo kann man das Schuhemachen denn am besten lernen?

 

Ein Schuhspanner ist die geheime Waffe dagegen!

 

Das kommt darauf an, wie tief man in die Materie eindringen möchte. In der Schweiz und den USA gibt es witzigerweise eine regelrechte Hobbyschuhmacherszene. Es gibt Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene (z.B. www.zwickmuehle.ch und www.shoemakingcourse.com) und teilweise dann auch gemeinschaftliche Räumlichkeiten mit der benötigten Infrastruktur zum Austoben.

Früher gab es in London das Cordwainers College, dort hat man mit "echten" Schuhmachern auch noch die traditionelle Herangehensweise gelernt. Heute ist das ganze eher eine Fashionschool.......

Dann natürlich der klassische Weg: eine Ausbildung in einem Meisterbetrieb. Da ist allerdings das Problem, dass in Deutschland die traditionelle Schuhmacherei weitestgehend weggebrochen ist/war. Einen Ausbildungsplatz in einem der wenigen Betriebe zu finden, die wirklich auf Maßschuhe spezialisiert sind, ist wie ein 6er im Lotto. Da hatte ich Glück. Da lernt man dann allerdings auch nur einen Teil des Prozesses. Den Bausatz aus Leisten und Schaft (das genähte Lederoberteil) zusammenzubauen.
Eigentlich ist die Maßschuhmacherei in drei bis fünf Berufe aufgeteilt. Der Leistenbauer, der das Kundengespräch führt, das Modell mit auswählt und die Leisten macht. Der Schäftemacher, der das Modell ausarbeitet, Schnittmuster macht, zuschneidet, Kanten veredelt usw und dann alles zusammennäht. Der Schuhmacher und der Spannermacher. Manchmal ist das Schäftemachen auch noch in zwei einzelne Berufe aufgeteilt. Manchmal gibt es keinen Maßschuhspanner.
Das bedeutet Leistenbau und Schäftemachen muss man sich selbst beibringen. Persönlich habe ich sehr viel aus antiquarischen Büchern gelernt und besitze inzwischen ein Regal voller Schätze, von denen viele schon über einhundert Jahre alt sind. Das hat mir sehr viel geholfen. Dann war ich mit relativ viel Vorwissen in Europa unterwegs und habe viele renommierte Werkstätten besucht. Das war ein Geschenk! Zu vielen pflege ich immer noch Kontakte. Insgesamt ist die Szene in Europa überschaubar und viele kennen sich........

Es gibt natürlich von vielen besseren Schuhherstellern mehrere Zwischengrössen und Weiten. Das hilft allerdings nur für die Breite des Ballenbereichs. Hat man eine schmale Ferse oder lange Zehen aber einen kurzen Rückfuß etc fällt man da trotzdem durchs Raster.
In den letzten Jahren gab es einige Initiativen, die versucht haben Scanner salonfähig zu machen. Eigentlich eine Idee, die mir gut gefällt. Selbst bin ich ja auf Handarbeit fixiert und drehe meinen Pechdraht (Nähfaden für die Rahmennaht) aus Hanf und Flachs und peche und wachse ihn und setzte Schweinsborsten als Nadeln ein.....Dennoch denke ich für die breitere Masse ist ein erschwinglicher Maßschuh sehr erstrebenswert. Sollen halt andere machen.
Die Idee ist, dass die Füße 3-D gescant werden. Dann wird entweder aus einer bestehenden Datenbank aus Leistenmodellen der bestpassende gesucht (so ist es meistens) oder jemand setzt sich dran und passt am Computer den Leisten an den Fuß an. In beiden Fällen sieht der Scanner nicht, ob der Fuß fleischig, sehr flexibel, knöchern etc ist. Da braucht es Manpower. Jemand der aus den Daten auch das richtige rauslesen kann und versteht was der Kunde will (Freiheit oder Halt etc). Der Computer berechnet dann schon die Schnittmuster für die jeweilige Leistenform usw.
Bis jetzt sind alle Projekte in die Richtung, die ich verfolgt hatte, wieder eingegangen bzw. die Kunden waren nicht so zufrieden.....Gerade gibt es wieder so ein Projekt und von Aussen sieht es ganz interessant aus. Leider nur in der Schweiz: www.lemajordome.ch
Produziert wird im Südosten Spaniens. Das ist neben Northhampton der zweite Ballungsraum an besseren Schuhfabrikationen.
Würde mich interessieren, wie gut das ganze funktioniert!?!

Grüße

 

Beeindruckend, Begeisterung für Beruf (oder doch eher Berufung) nimmt man dir auch zu 100% ab.
Kannst du bitte noch was zur Ledersohlenpflege (Spezialöl oder manche schwören ja auch auf Olivenöl?) und zu Schnürungsarten und deren Einfluss auch Tragekomfort und Langlebigkeit sagen?

 

Ich bin mal so frei
http://www.fieggen.com/shoelace/lacingmethods.htm


@Yantorni
Wo hast du deine Ausbildung zum Schuhmacher absolviert?

Und welche Werkstätten in Europa pflegen das traditionelle Schuhmacherhandwerk nun?

Spann uns hier doch nicht so auf die Folter

 

Vielen Dank @Yantorni
Der Werkzeugbedarf sieht ja auch nicht unerheblich aus, schon deswegen wäre es wahrscheinlich nicht schlecht, mal ein paar Kurse zu belegen, wenn man mehr wissen möchte. Als ich das letzte Mal länger darüber nachdachte, gab es noch nicht so viel/e Internet/quellen, das ist jetzt ja besser. Noch besser sind aber nach wie vor persönliche Empfehlungen, dafür besonderen Dank an Dich

 

Um einen ordentlichen Maßschuh bauen zu können, braucht es Jahre an Erfahrung. Stefano Bemer, der Name fiel mir gerade ein, weil ich Schuhe ohne Spitzensprengung hier gesehen habe, vertrat die Auffassung, 10 braucht es mindestens. Allerdings, wer sich für den Beruf die Schuhmachers entscheidet, sollte sich auf ein entbehrungsreiches Leben einstellen. Es gibt nur wenige, sehr wenige, die gut davon leben können.

@Kaffeesack, es gibt hunderte von Schuhmachern in Europa, die nach traditionellen Macharten Schuhe bauen. Insbesondere in Italien, wo meines Erachtens das Know-how am höchsten ist.

 

@Milano: Ich sprach in meinem letzten Posting lediglich vom Sichten einer Werkstatt und des erforderlichen Werkzeugs. Dass für die ganze Gestaltung und Fertigung ein, zwei Kurse krass zu wenig sind, ist doch klar (also mir jedenfalls ).

 

Danke für og links.

Bin die Werke mal schnell überflogen und ich habe Fragen

Die Zwiehnaht sieht für nen Anfänger ja top aus, falls sie denn echt ist
.EDIT

Genäht! Aber zwiehgenäht? Das Oberleder ist ja nicht nach außen umgeschlagen, der Rahmen superdick und die Zwischensohle ist mir zu weit weg..., was hält die zweite Naht? Evtl kann ja der Profi hier etwas Licht ins Dunkel bringen.

Das Futterleder dagegen ist gruselig verarbeitet
Klar, jeder Kursteilnehmer hat individ. Vorkenntnise, aber da fehlts mir etwas an der Supervision.

Ich dachte eher konkreter, ala Materna, Haderer, Foster&Sons etc. bzw eben jene, mit denen Patrick Erfahrungen sammeln durfte und die sich offen für Anfragen zeigen.
Gerne auch per PN

Wie kommst du auf hunderte?

 

Hi hi - offen für Anfragen wird sich wohl jeder Schuhmacher zeigen. D. h., wenn es ums Schuhe basteln geht. An allgemeiner Plauderei werden aber die wenigsten Interesse haben.

Allein in der Region Marken hat wohl jedes dritte Dorf einen Schuhmacher, aber auch sonst ist dieses Handwerk noch weit verbreitet. Beispielsweise in Florenz praktizieren Mannina, Ugolini, Wittmer und in Rom fällt mit ad hoc Gatto ein, dann gibt es Namen wie Vasare, Giacopelli, Cobblers usw. usw. Da für dich aber wahrscheinlich eher Deutschland interessant ist, hast du ja hier im Forum einen Ansprechpartner. Warum sollte er sich über andere Schuhmacher äußern und deren Arbeit bewerten können und wollen? Ansonsten gibt es z. B. Klemann, Posh, Krisam, Krivak, Hayafuji, Vickermann, Rakemann und noch einige andere.

 

Weil er Zitat: "viele renommierte Werkstätten besucht" hat. Ob er darüber etwas (öffentlich) sagen möchte steht natürlich auf einem anderen Blatt.

 

Da gibt es unterschiedliche Ansichten. Hanns Rendenbach (machen gutes Sohlleder) sagt, soweit ich weiss, dass eine gute grubengegerbte Sohle keine Behandlung mehr braucht. Um ehrlich zu sein, habe ich auch noch nie Sohlenöl benutzt. Hatte aber auch noch nie Probleme mit rissigen Sohlen oder gar Sohlenbruch. Bei trockenem Material macht es wahrscheinlich schon Sinn es zu fetten.......habe nur mal gehört, dass man aufpassen muss mit Flecken auf Teppichböden. Kann Dir glaube ich keine befriedigende Antwort geben

@Milano: Jedes Land hat meiner Ansicht nach so seine "Steckenpferde" oder Spezialitäten. Allerdings kann man schon sagen, dass die Japaner in Sachen Know-How inzwischen allen anderen den Rang ablaufen. (Als Nationalmannschaft)

@Kaffeesack: Das ist schon eine Zwienaht



Eine Naht verbindet Brandsohle mit Oberleder/Futterleder und dem L-förmigen Rahmen. Die 2weite hält die Zwischensohle.

Es gibt bei ausreichend starken Oberledern auch die Variante den Rahmen weg zu lassen und das Oberleder nach aussen zu schlagen und als "Rahmen" zu nutzen. Auf Deutsch kenne ich dafür keinen Begriff. Auf italienisch unterscheidet man glaube ich mit Rahmen=Tirolese und ohne Rahmen =Novergese ?!? (Milano?)

Grüße

 

Für mein Verständnis ist die Machart Zwiehgenäht nur "echt" mit nach aussen geschlagenem Oberleder das mit Brandsohle und Sohle vernäht wird. Rahmen ist wenn überhaupt nur Deko und nicht essentiell für die Konstruktion; Ausnahme bei "feiner" Konstruktion mit ausgeschärftem umgeschlagenem Leder mit Rahmen zur Verstärkung.

Oberleder nach aussen mit "nichtdurchgeworfenem" Draht und dessen Versiegelung mit Wachs etc. bewirkt doch die ua. wasserresistente Robustheit der Konstruktion.


Aber da gibts wohl so viele Lehrmeinungen wie Leistennägel....

Norvegese oder Bentivegna ist mir geläufig.. Frag mich jetzt nicht nach dem Unterschied

 

Hier übrigens mein "Doc Martens-Ersatz" von Red Wings. Vor kurzem erst gekauft, daher noch ein wenig zu jungfräulich:

LG, yoshi

 

Der Besuch in FFM war erfolgreich! Schuhe liegen im Auto und wir sitzen gerade im Bunca.

 

Alles richtig gemacht!

 

der Teufel trägt ...

 

....Türkish Mokka....?

 

cawa71 und ggf andere mu(ü)ss(en) jetzt stark sein.... Für offene Schuhe reichte es nicht :
Anfang Mai in Polen :

Ende Oktober in Breskens :


August 2012 Norddeich (Ja, bekommt man problemlos sauber

"Familienfoto" dieses Jahr in SPO :