Der schöne Sensor und das Einkreiserbiest

Nachdem ich bei "Versuch Nummer 3" die Brühgruppe nicht dicht bekommen habe, habe ich mir jetzt einen (größeren) Einkreiser - eine ECM Casa - besorgt und habe da all die elektronischen und anderweitigen Kenntnisse, die ich bisher gewonnen habe, hineingesteckt.

Die Casa hat eine "pseudo-gesättigte" Brühgruppe: Also der Kessel ist direkt oberhalb des Siebträgers.

Das interessanteste Ergebnis bisher ergibt sich aber aus dem zweiten Sensor, den ich installiert habe: Er befindet sich ungefähr auf Höhe der Brühgruppe.


(braun-schwarzes Kabel)

Während sich ein anderer Temperatursensor klassisch auf dem Boiler-Deckel befindet.
Zur PID-"Regelung" vermische ich die Messwerte der beiden Sensoren.

Bei der Betrachtung der Temperaturwerte im zeitlichen Verlauf und ggf. parallelem Messen der Bezugstemperatur ergeben sich folgende Erkenntnisse:

• Die Brühgruppentemperatur bestimmt zu 90% die Bezugstemperatur; die Boiler-/Wassertemperatur weiter oben ist fast völlig zu vernachlässigen.
• Diese Brühgruppentemperatur hängt bei allen Aufheizvorgängen der Boilertemperatur weit hinterher.
• Ein Bezug beeinträchtigt auch die Brühgruppentemperatur stark und ist dann lange Zeit nicht wieder ausgeglichen.

Das erklärt und demonstriert einige Phänomene, die ich teilweise sehr erstaunt die letzten Jahre beobachtet habe:

• Das schwer greifbare "wann ist eine Maschine aufgeheizt" wird sehr gut von der Brühgruppentemperatur abgebildet.
• Diese reagiert extrem träge und z. B. beim Aufheizen sehr langsam auf die Boilertemperatur.
• Auch viele Minuten nach dem Bezug und viele Minuten nachdem ein PID schon wieder "Bereitschaft" zeigt ist die Brühgruppe noch zu kalt.

Kleines Zwischenfazit: Die Anzeige der "Brühgruppentemperatur" verrät einem sehr viel über den Zustand der Maschine.

Hier zur Illustration noch ein Temperaturmesskurve: Rot ist der klassische Sensor auf dem Boiler, Blau der Mittelwert, den mein PID kontrolliert und Grün die Temperatur der Brühgruppe.



Disclaimer: Mir ist bewusst, dass solche oder ähnliche Erkenntnisse schon andere Nutzer des Forums hatten - und auch vorgestellt haben.
Außerdem ist dieses Spiel bei anderen Maschinenkonstruktionen (z. B. aktiv beheizter Brühgruppe) ganz anders.

 

Stimmt. Wusste ich zwar, war mir aber jetzt nicht mehr präsent.

Das erklärt auf jeden Fall das - für meine Erwartung - viel zu starke Auskühlen der Brühgruppe beim Bezug.
Günstig für einen Bezug, schlecht für einen zweiten Bezug...

 

Die Konstruktion sorgt zumindest dafür, dass die Wärme der Brühgruppe sehr effizient (nämlich 2-mal) entnommen/übernommen wird.

 

Hier mal ein kleines Update, was mir erst die letzten Tage klar(er) geworden ist.

Vor einiger Zeit habe ich mich hier mal darüber beschwert, dass es bei meinen Einkreisern unvorhersehbare Temperaturschwankungen gibt.
Mein Beobachtungen über die Brühgruppentemperatur bestätigen die Beobachtungen dort sehr gut.
UND geben gleichzeitig auch eine Möglichkeit sie zu verstehen/vorhersagen/berücksichtigen.

Und was noch interessanter ist: Da ich beide Messpunkte gleichzeitig regle ist das auch (vermutlich) eine gute Möglichkeit solche Schwankungen frühzeitig auszugleichen: Die Boilertemperatur ist ja durch die Regelung so lange höher wie die Gruppentemperatur niedriger ist.
Wenn dabei das "Gleichgewicht" zwischen diesen Werten richtig gewählt ist, kann man trotz kühlerer Gruppe sehr bald wieder einen Bezug bei gleicher Bezugstemperatur starten.

Also in Kürze: Zwei Temperaturmesspunkte können sehr schön zur "Beschleunigung" und zur Vereinheitlichung der Bezüge verwendet werden.