Saeco Classic SUP002E oder: Wie ich lernte, den VA zu lieben

Abenteuerlust und der Umstand, dass ich ab und an mal einen VA aus meinem Bekanntenkreis reparieren darf, haben meine Neugier geweckt. Als ich die äußerlich gut erhaltene Saeco Classic (aka Superautomatica Twin) gesehen hab bin ich dann schwach geworden, solide Technologie aus den frühen 90'ern mit Defekt für € 20,-- --> eine willkommene Herausforderung. Vor ein paar Tagen gings dann ans Eingemachte und die eher robuste Lady und ich gingen auf Tuchfühlung. Das Innenleben ringt selbst einem eingeschworenen Siebträgerliebhaber ein wenig Respekt ab, das Herz ist ein solider Messingkessel wie man ihn aus den alten Saeco Aroma Nero Modellen kennt, die Mühle ist mit den Saeco-typischen linksdrehenden Mahlscheiben versehen. Und das wichtigste zuletzt: keine Crema-Mechanismen! was da rauskommt sieht so aus wie es schmeckt

Das Problem war, dass sie nur mehr ein leises Summen von sich gab wenn es darum ging Wasser zu befördern --> Pumpe ersetzt und voilá! es läuft wieder alles. Dann Komplettzerlegen inkl. entkalken bzw. entfetten der wasser- bzw. kaffeeführenden Teile. Nach dem Zusammenbau waren die Ansprüche groß und so war auch die Enttäuschung: die Crema zu hell, der Puck zu matschig. Also ist Brühtemperaturtuning angesagt. Verbaut sind vier Thermostate (3 Anlegethermostate und einer mit M4 Gewinde). Über deren Funktionalität bin ich mir nicht ganz im Klaren, aber ich schätze mal: ein 88'er fürs Heißwasser, ein 95'er für die Brühtemperatur, ein 115'er für den Dampf und ein Einschraubthermostat 145°C als Überhitzungsschutz, letzterer hält auch die Klammer fest welche die anderen Thermostate fixiert.

Verbaut hab ich dann einmal 95° für Heißwasser, 125° für den Dampf und 105° für die Brühtemperatur. Für einen außenliegenden Thermostat bei innenliegender Heizung eigentlich etwas hoch, aber da der Wasserweg doch etwas lang ist bis es auf den Kaffee trifft hab ichs mal probiert. Jetzt sieht das Ergebnis schon um einiges besser aus. Einzig die Kaffeemenge wollte ich noch leicht erhöhen, wobei man dabei höllisch aufpassen muss. Es gibt zwar so eine Art Einstellschraube am Dosierer, danke an W1cht3lm@nn für die nützlichen Infos, jedoch ist der Unterschied in der Menge nur marginal und kann schnell Probleme verursachen da die Brühgruppe nur einen geringen Spielraum für Mengenerhöhungen bietet.

Dennoch ging es etwas mehr in die Kammer zu befördern und nachdem ich die Mühle nochmal nachjustiert hab, sind die Ergebnisse auch viel besser geworden. Hätte mir nie gedacht wie nah ein VA an eine ST-Maschine rankommen kann was Espresso betrifft. Neue Mahlscheiben werden noch gekauft und wenn dann noch einen Steigerung eintritt... :blues: Übrigens ist auch der Dampf fürs Milchschäumen jetzt hervorragend aufgrund des höheren Thermostats.
Kleiner Tipp für die Reinigung: da die Maschine nach dem Bezug noch keine Reinigungsautomatik hat bleibt der Rest vom Kaffee in den Kanälen, um es dennoch sauber zu halten empfiehlt es sich (zumindest am Ende des Tages) auf Pulverbetrieb umzuschalten (natürlich ohne Pulver) und damit einen längeren Bezug zu starten, so wird einfach Wasser durchs System gespült und die Reste werden entfernt.

Hier mal ein paar Bilder zu dem Gerät:

Totalaufnahme der Classic... wer braucht schon Kurven?


Das Innenleben vor dem Service. Die Cosmec wurde durch eine ULKA EX5 ersetzt und die wichtigen Schläuche (für die Zubereitung) gegen neuere getauscht.


Close-up von den Thermostaten und deren Verkabelung:


Kessel nach dem Entkalken:


Untere Mahlscheiben:


Erste passable Testläufe, wie immer mit Lavazza Classic Bohnen vom Supermarkt:


Nach etwas Stehzeit: