Aeroccino - eine Bilanz

Diskutiere Aeroccino - eine Bilanz im Grundsätzliches Forum im Bereich Fragen und Tipps; Tag zusammen, in diesem Teil des Forums ist zwar der Schwerpunkt eher auf der Seite der siebtragenden Maschinen zur Erzeugung eines...

  1. #1 zelebrator, 04.03.2008
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    Tag zusammen,

    in diesem Teil des Forums ist zwar der Schwerpunkt eher auf der Seite der siebtragenden Maschinen zur Erzeugung eines Kaffee-Getränks zu sehen, und vielfach wurde geäußert, dass das gern praktizierte Milchaufschäumen mit einem derartigen, dann Dampfdüsen-bestückten Gerät in Hinblick auf die Qualität des Milchschaums eindeutig der Nutzung einer parallel betriebenen Zweitvorrichtung vorzuziehen ist - trotzdem tauchte hier immer mal wieder der Aeroccino von Nespresso auf. Genau jenen besitze ich nun seit geraumer Zeit (ein knappes Jahr vielleicht), und in dieser Zeit ist mir dieses und jenes aufgefallen, das möglicherweise von Interesse sein könnte für ein Milchschaum-fasziniertes, aus verschiedenen Gründen jedoch Dampfdüsen-scheues Publikum.

    Zuerst einmal: Der Aeroccino ist unverschämt teuer. Wie auch immer der aktuelle Preis gerade sein mag, dieses Gerät gehört allein aus Sicht der Anschaffungskosten eindeutig in das Luxus-Segment. Die Verarbeitung ist angesichts des Preises akzeptabel, wenn auch die Einheit aus Aeroccino und dem diesen mit Spannung versorgenden kabelgebundenen Sockel aus schnödem Plastik recht wackelig daher kommt. Dies ist sicher auch dem Wunsch nach kabellosem Dasein des Edelstahl-Milchlings geschuldet.

    Anfangs war ich überzeugt von der Einfachheit des Aeroccinos: Einen der beiden Quirl-Einsätze einsetzen (entweder für Milchschaum oder für heiße Milch), Knöpfchen drücken, 30 bzw. 60 Sekunden warten und Ergebnis verwerten.

    Relativ bald aber haben sich leichte Spannungen im bis dahin ungetrübten Verhältnis zwischen dem neuen Mitmischer und meiner Person ergeben. Zum einen kann es durchaus anstrengend sein, für jeden Cappuccino erneut den Aeroccino anwerfen zu müssen. Und zwar gleich zweifach; erst heiße Milch (60 Sekunden), dann Milchschaum (30 Sekunden).

    Könnte selbst jemand mit weniger Geduld als ich damit noch unbeschwert den leicht abgekühlten Espresso zum Cappuccino transformieren und in Genuss desselben schwelgen, nervt alsbald die Tendenz des Milchverarbeiters, das gute Kuhprodukt erst selten, dann gern öfter anbrennen zu lassen. Abhilfe schafft, wenn der Tag ein guter ist, das sorgfältige Reinigen des Aeroccinos schon nach dem ersten Durchgang, nach der Bereitung der heißen Milch also.

    Es lässt sich dabei jedoch nicht verleugnen, dass die Formgebung des Aeroccino sowie seine Ausmaße nicht immer den klobigen Griffeinheiten des Baristas entgegenkommen. Genaugenommen ist die Reinigung des Blecheimers nämlich eine Qual, trotz Antihaftbeschichtung. Der Nupsi, die Erhebung, der Stöpsel, jener Dorn in zentraler Anordnung eben, auf den der Quirl aufgebracht wird, ist nämlich so gestaltet, dass er das simple Auswischen des Bodes des Gefäßes deutlich erschwert. Es reicht auch nicht, den Bottich auszuwischen (ich erinnere mich an einen Forumsfreund, der von Zewa-Benutzung zwischen zwei Betriebsdurchgängen sprach; ich mag nicht wissen, wie dessen Aeroccino heute aussieht). Denn merkwürdigerweise ist ein erheblicher Druck vonnöten, um die ehemalige Milch vom Grund des Heißsporns zu entfernen. Gelingt dies im Eifer des Gefechts nicht restlos (nicht vergessen, 60 Sekunden plus Auswaschen plus 30 Sekunden...), harrt der Espresso derweil seiner Trinkung, nicht ohne konstant Temperaturausgleich mit der Umgebung zu betreiben (was meist in einem Erkalten der Emulsion enden mag).

    So zeigt sich also schon nach relativ kurzer Einsatzdauer ein gewisser Grad der Veränderung im zu Beginn reinen Kleid des Aeroccinos. Irgendwann ist es gar nicht mehr möglich, die Milchrückstände zu beseitigen, und diese wiederum scheinen magisch den weiteren Milchansatz und die Wandlung in braunes Brandergebnis zu beschleunigen. Dieses wirkt sich in der Tat in ungewollter Weise auf die Aromatisierung der veredelten Milch aus. Etwaige Hinweise in Richtung der großmütterlicherseits genutzten Gebissreinigertabletten mögen wohlgemeint sein, jedoch hat sich die Anwendung jener sprudelreinigenden Produkte in der Praxis als völlig wirkungslos erwiesen.

    Etwa zur gleichen Zeit, zu der jene Rückstände es sich im Aeroccino dauerhaft gemütlich machten, entwickelte mein Aeroccino Eigenheiten, die - wie ich nach Lektüre verschiedentlicher Einträge hier und anderswo erfahren habe - nicht als selten betrachtet werden können. So verweigert der Wicht von Zeit zu Zeit die Arbeit. Dies geschieht recht willkürlich, mitunter unwillkürlich. Genau wie hinsichtlich der unerwünschten Ablagerungen, die sich im Laufe der Zeit verstärkten, nahmen auch diese Ausfälle über die Zeitachse aufgetragen in ihrer Häufigkeit sichtbar zu.

    Die Ausfälle äußern sich darin, dass der Zwerg des öfteren im zweiten Durchgang streikt. Sei es, dass er nach wenigen Sekunden die Drehbewegung des Quirls einstellt, oder dass er erst gar nicht mit jenem lustigen Reigen beginnen mag. Man betätigt den - sich mittlerweile auch als wenig glücklich charakterisiert habenden - druckpunktlosen Folientaster, doch nichts geschieht. Bei absoluter Verdunkelung des Raumes und Hinzuschaltung der Zeitlupenfunktion nimmt der aufmerksame Barista ein kurzes Flackern der Betriebsbeleuchtung jenes Foliendrückers wahr. Jenes Flackern jedoch vermag nicht länger als wenige Zehntelsekunden anzudauern. Besserung bringt warten. Genau, warten - auch der Espresso wartet dann weiterhin mit den erwähnten Auswirkungen auf die Bewegungsintensität seiner Atome und die daraus resultierende, deutlich sensitiv wahrnehmbare Temperaturbeeinträchtigung.

    Wartet man geraume Zeit - hier ist kein Maß zu nennen, denn ist herrscht reine Willkür - hämmert von Zeit zu Zeit auf den Taster ein, dann springt auch irgendwann der Quirl wieder in hurtige Kreisbewegung. Dies ist kein Garant für eine genügend lange Rührtätigkeit, wohlgemerkt, doch immerhin geht es weiter. Es gibt jedoch auch Tage, da hilft nur Ausleeren der nun nicht mehr kalten, jedoch noch lange nicht heißen, geschweige denn aufgeschäumten Milch in ein Zweitgefäß und eiskaltes Ausspülen des Aeroccinos (intensives Reinigen nicht vergessen). Da der Kleine nicht zeitgesteuert zu sein scheint, sondern alles von der Temperatur des in Wallung versetzten Fluids abzuhängen scheint, empfiehlt es sich daher grundsätzlich

    - erstens den Aeroccino vor jedem Durchgang eiskalt auszuspülen, und
    - zweitens nur eiskalte Milch einzufüllen.

    Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, einen vollständigen Durchlauf erleben zu dürfen. Dennoch - die erwähnten Macken nehmen mit der Zeit in ihrer Ausprägung und Häufigkeit zu. Letzte Woche schließlich, natürlich am Wochenende, wo die Einsatzfrequenz des Maschinenduos Gaggia-Aeroccino einen Höhepunkt erreichte, streikte der Gnom gleich von Beginn an. Er ließ sich durch nichts überzeugen, quirlte ein, zwei Sekunden und stellte dann endgültig und vollständig seinen Dienst ein.

    Auch mehrstündiges Warten (der Espresso war nicht mehr warm) führte nicht zu einem Meinungsumschwung meines Luxus-Gerätes. Selbst am nächsten Tag, nach Wechsel der Steckdose und schließlich Umzug in einen anderen Raum wollte sich schließlich nicht einmal mehr ein Flackern einstellen. Die Suche nach einer austauschbaren Sicherung oder ähnlichem habe ich alsbald aufgegeben, denn dieser Plastiksockel erwehrt sich jeden Öffnungsversuchs.

    Ein gutes hat das Ganze: Ich habe meine Scheu gegenüber Dampfdüsen überwunden. Es hat mich sogar soweit gefuchst, dass ich flugs (siehe anderer Faden) eine alternative Dampfdüse an meine Gaggia geschraubt habe.

    Ich bin dem Aeroccino heute sehr dankbar, dass er seinen Geist aufgab. Denn ohne ihn würde ich nicht diesen jetzt wirklich hervorragenden Milchschaum genießen können, der - ich bin nun überzeugt - nicht einfacher zustande gebracht werden kann als unter ausschließlicher Verwendung des siebtragenden Kaffeebereiters selbst.

    Bekehrte Grüße
    Z.

    PS: Die Qualität der Heißmilch, die vom Aeroccino ausgegeben wird, ist akzeptabel. Die Milch ist heiß. Die Qualität des Milchschaums hängt aber stark von nicht weiter erklärbaren Umständen ab, von denen vor allem der Faktor der Quirldauer keinen musterbildenden Kriterien zu unterliegen scheint. Letztlich ist es erstens verdammt wenig Milchschaum, der in einem Durchgang produziert werden kann (reicht gerade mal für einen Cappuccino), und zweitens weiß man nie, wieviel Schaum da wirklich herauskommt. Oft ist es doch nur heiße Milch, die das Töpfchen produziert. Ist ja auch schonmal was.
     
  2. #2 senseman, 04.03.2008
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    AW: Aeroccino - eine Bilanz

    Ich glaube so einen Luxusschrott würde ich auf gewährleistung reparieren lassen und danach in der bucht entsorgen ich glaube da kann man besser mit wenig bis keinem schaum bei der espressi maschine leben :). mit viel übung wirts ja was mit der dampdüse :).
     
  3. #3 zelebrator, 04.03.2008
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    AW: Aeroccino - eine Bilanz

    Ich werden den Kleinen als Mahnmal für überzogene und nicht angebrachte Bequemlichkeit in meinen vier Wänden bewahren, quasi als Lehrstück. Wie gesagt, ohne ihn...

    Grüße ;-)
    Z.
     
  4. #4 senseman, 04.03.2008
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    AW: Aeroccino - eine Bilanz

    Als mahnmahl würde ich ehr nen foto machen und das über die gigga hängen, ist auch noch dekorative ;-).
     
  5. #5 nicmare, 31.08.2011
    nicmare

    nicmare Gast

    AW: Aeroccino - eine Bilanz

    Sorry dass ich diesen alten Thread "aufwärme" aber ich habe ihn bei Google gefunden und der Verfasser hat ihn so liebevoll geschrieben dass ich mich mal hier gerne zu meinem Problem äußern möchte.
    Habe den Aeroccino seit ca. 2-3 Jahren. Nun habe ich aber das Problem, dass die Reinigung nicht mehr so einfach ist wie vor 2 Jahren. Die Milch backt Richtig an. Es ist extrem aufwändig, diesen dunkelbraunen Belag auf dem Grund des Behälters mit einem Tuch zu entfernen. Gibt es eine Möglichkeit, die Beschichtung wieder aufzupolieren?
    Natürlich verzichte ich stets auf Spülmittel.
     
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