Brauchbares Getränk aus Senseo möglich?

Coole Sache, ein hellerer Kaffee macht sicher mehr Sinn, Senseo geht ja auch eher in Richtung Schümli bis Filter, was die Methode angeht. Wäre auch spannend, weiter mit dem Mahlgrad zu experimentieren. Der muss wahrscheinlich relativ grob sein. Vielleicht mal die Senseo Maschine mit zum Südhang bringen und mit dem Barista ein paar Mahlgrade ausprobieren.

 

Ach komm, der würde sich schön bedanken, das hier ist viel einfacher

für Senseo brauchst kein Mahlgut aus der EK
Und mit so einer Mühle kann man sich dann sogar weiterentwickeln.

 

Klingt ja schon mal nach großem Fortschritt, herzlichen Glückwunsch! Damit scheint ja schon Mal der Titel des Threads erfüllt. Und selbst, wenn sich deine Schwiegereltern im Alltag nicht damit anfreunden können: die Pads werden sicherlich bleiben, und einen Kaffee als Mitbringsel + Commandante im Gepäck wird sicherlich akzeptiert
Sollte eine Mühle kommen und sie aktuell es als fummelig empfinden, dann unbedingt eine Mühle mit Timer, optimalerweise Waage verwenden + Padablage unter den Auswurf basteln. Ob durch einen ungenauen, billigen Timer 0,3g mehr oder weniger im Pad ist spielt keine allzu große Rolle - Knopf drücken und Deckel schließen ist aber vergleichsweise komfortabel, wenn das manuelle Wiegen und Dosieren entfällt

 

Ich schreib hier nochmal ein kurzes Update, sollte jemand vor der Senseo-Problematik stehen. Wie schon vorher geschrieben steht bei meinen Schwiegereltern Senseo + Tchibomühle, was trinkbaren Kaffee liefert.
Da wir aktuell zu Besuch sind, habe ich mir gedacht, packe ich mal ein paar Bohnen und meine 1Zpresso JX Pro ein und mache ein paar Experimente, um das bestmögliche Ergebnis aus einer Senseo zu bekommen - vielleicht hilft es jemandem.

Also:
Menge
- Die Senseo pumpt bei Druck auf die einfache Taste 125ml Wasser, die trifft sie ziemlich genau (+-3g).

Zeit
- Die Durchlaufzeit beträgt etwa 20 Sekunden. Minimal kann man mithilfe des Mahlgrades darauf Einfluss nehmen - mahlt man jedoch zu fein, spritzt es durch den Verschluss hinaus. Nicht zu empfehlen, die 20 Sekunden kann man als gesetzt annehmen. Schafft die Senseo es, das Wasser durchs Pulver zu drücken, landet sie etwa bei 20 Sekunden.

Temperatur
- Jetzt zur interessanten Größe Nummer 1: Temperatur. Fällt die Boilertemperatur unter 85°C, heizt die Senseo auf, bis das Wasser im Boiler kocht. Diesen Umstand kann man sich lustigerweise zu Nutze machen und Temperatursurfen.

Das bedeutet, dass man eine Temperatur treffen kann, in dem man eine bestimmte Zeit nach dem Aufheizen wartet, da das Wasser langsam abkühlt.
Startet man also direkt nach dem Aufheizen den Bezug, so brüht man mit der Siedetemperatur des aktuellen Ortes (minus etwas Temperatur, die das Wasser auf dem Weg Boiler -> Brühgruppe verliert). Wartet man jetzt X Sekunden, hat man eine reproduzierbare Temperatur.

Einen Heizzyklus kann man forcieren, in dem man einen Leerbezug ohne Kaffee startet. Dadurch wird die Temperatur im Boiler so abgesenkt, dass diese unter 85°C fällt und ein Heizzyklus startet.

Bei der Boilergröße der Senseo wird dieser Heizzyklus in der Regel nach 2 Bezügen erreicht. Das lässt sich sinnvoll integrieren, indem man nach einem Kaffeebezug einen Leerbezug durchführt, was direkt wieder den Heizzyklus auslöst und somit für den nächsten Kaffee aufheizt.

Beispielhaft der Workflow für 2 Kaffee:

Anschalten(Aufheizen) -> X-Sekunden abkühlen lassen -> Kaffee -> Leerbezug(Aufheizen) -> X-Sekunden abkühlen lassen -> Kaffee.

Die Wartedauer ist abhängig vom Röstgrad der Bohne. Getestet habe ich Good Karma Coffee - The Jam (Bright), Rocko Mountain (Bright) und Karma & Co (Medium). Die Bright Roasts habe ich an der höchsten Temperatur (direkt nach Heizen) bezogen - hier siedet das Wasser bei 97°C. Unter der Annahme, dass das Wasser auf dem kurzen (Plastik-)Weg zur Brühgruppe etwas Temperatur verliert, nehme ich hier eine Brühtemperatur von 93-95°C an. Schmeckt. Dem Medium habe ich 30 Sekunden nach Abschalten der Heizung gegeben.

Kaffeemenge
Die Senseo-eigenen Pads nutzen 56g/Liter - mag für solche totgerösteten Bohnen passen, bei anständigen hellen Bohnen mit dieser Zubereitung nicht. 65-70g/Liter haben deutlich besser geschmeckt, zwischen 8 und 9 Gramm pro Pad sind also eine gute Menge.

Mahlgrad
Dank 20 Sekunden Extraktionszeit muss man durchaus fein mahlen, um etwas hellere Röstungen ausreichend zu extrahieren. Dank der hohen Brew Ratio erhöhen wir zwar die Extraktion, der Mahlgrad muss jedoch deutlich feiner als normaler Filterkaffee sein. Ich bin bei 23 bis 25 Nummern auf der JX Pro unterwegs, das sollte laut Umrechnungschart im 1Zpresso Thread 16-17 Clicks auf der Commandante entsprechen.

Bohnen
Welche Bohnen empfehlen sich denn jetzt? Zu fruchtig darf es auf jeden Fall nicht sein, zb am Rocko Mountain scheitert die Senseo und liefert eine vergleichsweise saure und undefinierte Tasse ab - ich weiß was die Bohne kann. Viel feiner kann man nicht mehr mahlen, irgendwann kriegt die Maschine kein Wasser mehr durchgedrückt und es spritzt. Der The Jam ist jedoch mein Favorit, das ist so die Grenze an Helligkeit, die die Senseo bewältigen kann. Nicht zu saure, jedoch fruchtige Bright - Medium Roasts sind also zu empfehlen.

Fazit
Nimmt man gute Bohnen und eine anständige Mühle, kann man mit der Senseo ein wirklich leckeres Getränk produzieren. Wer ab und zu auf eine Senseo (zb in der Verwandtschaft) angewiesen ist, findet hier einige Tipps, um reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten. Würde ich eine Aeropress oder eine V60 vorziehen? Ja, wie in vorherigen Beiträgen von @sudobringcoffee beschrieben, ist dies jedoch manchmal nicht möglich bzw nicht vorteilhaft.
Trotzdem: die Senseo mit gutem, hellen Kaffee und guter Mühle liefert den besten Schümli, den ich bisher hatte und stellt dahingehend nur im Hinblick aufs Ergebnis alle KVA-Kaffes, die ich bisher getrunken habe, in den Schatten.

 

Toller Post, @Eric00! Kannst Du kurz den Link zu den nachfüllbaren Pads schicken, mit denen Du die Versuche gemacht hast? Das wäre hilfreich.

 

Da kann ich mich nur anschließen: Wiedermal ein echtes Kaffee-Netz-Highlight! Mit dem Systemwissen um gute Kaffeeerzeugung das optimale aus dem Maschinchen rausgekitzelt!

 

Vielen Dank! Gemacht wurden die Tests sowohl mit den einfachen von Melitta (5€ für 2 Stück) als auch mit einem von Coffeeduck (ist im Endeffekt ein Padhalter mit integriertem Sieb) - etwa 15€ pro Stück.
Melitta:
https://www.amazon.de/Melitta-18042...16&hvtargid=pla-348537776526&psc=1&th=1&psc=1
Coffeeduck:
Coffeeduck Senseo Classic - Coffeeduck: For Nespresso & Senseo

Die Füllmenge ist hier deutlich größer als bei Melitta - laut Hersteller passen hier bis zu 14g Pulver hinein - für "Espresso" (haha). 20 Sekunden/125ml ist ja leider gesetzt, in Kombination mit dem geringen Druck hat das mit Espresso nichts zu tun. Bricht man bei 30-40g für ein anständiges Verhältnis ab, werden die Geschmacksnerven mit satten 8 Sekunden Extraktionszeit bei gröberem Mahlgrad als bei normalem Espresso verwöhnt. Lassen wir das also bleiben und dosieren weiter 8-9 Gramm für vernünftigen Schümli.

Vom Handling her ist der Coffeeduck deutlich besser - hier kann man einfach den Kaffeesatz wie beim Siebträger in einen Abschlagbehälter ausschlagen.
Bei Melitta tippt man von unten gegen das Mesh, damit der Kaffeesatz herausfällt. Funktioniert gut, geht aber besser.
Nach dem Ausklopfen beide einfach kurz unter den Wasserhahn halten - da beide so eine geringe thermische Masse haben, müssen die nicht vorgeheizt sein. Habe ich getestet, hat keinen Unterschied gemacht.

Geschmack der beiden Siebe ist gleich, da das Pulver keinen Druck von alleine aufbauen darf, sonst spritzt es aus dem Deckel der Senseo. Egal welchen Mahlgrad oder welches Sieb man wählt, 125ml/20 Sekunden sind hier Standard. Schafft die Senseo diese Werte nicht, streikt sie.

Sagen wir es so: bin ich regelmäßig auf eine Senseo angewiesen, nehme ich den Coffeeduck. Der 10er mehr für angenehmere Reinigung lohnt sich. Die heißen Melittapads aus dem Padhalter zu nehmen klappt zwar, ist aber nicht angenehm.
Vorteil von Melitta: 5€ für 2 Stück und bei Melitta als Marke fühle ich mich zumindestens soweit sicher, dass ein verwendbares, Food-safes Plastik verwendet wird - alles andere könnten sie sich als Marke nicht erlauben. No-Name China Pads für 2,50€/Stück würde ich nicht unbedingt testen wollen.

Wird bisher also bei Bekannten Standard-Senseo getrunken und man ist zb für ein Wochenende da, kann man problemlos die Melittapads für 4,99€ als Mitbringsel mitbringen, dazu ein paar Bohnen und eine Handmühle im Gepäck und alles passt, man möchte nur eine Freude machen - man wird nicht als Senseo-verweigernder Kaffeesnob wahrgenommen, wie wenn man sich mit der Aeropress daneben stellt.

In Ferienwohnungen stehen ja (leider) auch oft Senseos. Wer da mal vernünftigen Schümli testen möchte, dem kann ich die 4,99€ Investition zum Testen auch guten Gewissens empfehlen.

 

Betrifft: Refill / Pads herstellen
Hatte früher die kleinen, schmalen Teefilter von Rossmann genutzt.

- frischgemahlenen Kaffee per Waage bzw. Messlöffel abmessen und einfüllen
- Teebeutel kürzen /abschneiden
- mit einem einfachen Mini Sealer (Folienschweissgerät, ca 5-7€) versiegeln, ergibt stabilen verschlossenen Pad
- mehr Vorarbeit, dafür muss man danach keine Refillbehälter säubern

Vom Ergebnis recht gute Extraktion:
per Start/Stopp mit Vorbrühfunktionshack,
und dank programmierter Wassermenge reproduzierbare leckere Bezüge.