Breville Gruppe kauft Lelit

Ich habe bewusst die Wortwahl "Qualitätsmarke unter den Siebtägern" gewählt. Damit wollte ich schon sagen, dass Lelit als Marke generell ein qualitativ hochwertiges Produkt herstellt. D.h. die Messlatte ist schon hoch und Lelit hat sie gemeistert.

Wenn ich allerdings auf andere Maschinen über dieser Messlatte schaue, fällt mir Lelit nicht als der Hersteller auf, der die Qualität bis ins letzte Detail für sich beansprucht. Da liegt in meinen Augen der Fokus auf cleveren Lösungen, was nicht schlecht sein muss. Aber wenn ich an Qualität bis in die letzte schraube denke, sehe ich da andere Hersteller.

 

Meinst du jetzt die chinesischen, die EUischen oder die Osteuropäischen Heuschrecken?

 

So ein Kauf erfolgt doch immer mit der Absicht, Gewinne zu optimieren. Lelit wurde nicht erworben, um alles weiter zu machen, wie bisher. Breville hat schon in der Vergangenheit zahlreiche Marken gesammelt und alle in ihr Schema integriert. Insofern sind Befürchtungen für Lelit zumindest berechtigt, was Marketing, Materialqualität, Produktion angeht.

In Nordamerika hat Sage extrem loyale Anhänger, die mit Lelit dann eine gefühlt höherwertige Alternative angeboten bekommen können. In Europa haben beide klar definierte Kundengruppen, die weiterentwicklungsfähig sind. Da ist es ein cleverer Schachzug, zusätzliche Marken zu sammeln. Egal, was die Leute bei der gefühlt breiten Auswahl kaufen, es spült immer Geld in die Breville Kassen. Die "Monsanto-sierung" des Espressomarktes...

Die Frage ist daher ernsthaft, ob sich Lelit zukünftig noch mit Überzeugung empfehlen lässt. Gar nicht so sehr wegen der Technik der Geräte. Sondern aus ethisch-moralischen Gründen. Denn die versammelte Marktmacht von Breville wird es anderen Herstellern schwerer machen, ihre Produkte angemessen und gezielt vermarkten zu können. Da erscheint ein weiteres Ausdünnen des Angebots an bezahlbaren und brauchbaren Espressomaschinen möglich. Ohne dass damit eine Verbesserung der Qualität oder Funktionen einhergeht.
Natürlich darf man erstmal abwarten, bevor man ein abschließendes Urteil fällt.

 

Dann wird es spannend.....bei Volvo wurden die "kleinen und günstigen" Varianten gestrichen, die Preise erhöht, die Serienausstattung reduziert und vor allem der schön eckige Laderraum modernisiert und verbastelt.....zumindest bei den PKWs.

 

Ich glaube gar nicht, dass sich mglw. soviel bei Lelit an der Qualität ändert. Aus Brevilles Sicht ist das eine Ergänzung für den europäischen Markt.
Vergleicht man Amiforen/FB-Gruppen/Discords, so werden dort die Plastikbomber von S*, Breville und Baratza ganz anders angenommen als hier (auch unter Espresso-Enthusiasten). Regelrecht empfohlen sogar, first choice sozusagen, ne gute S*, da hast du was ordentliches! (das wäre hier undenkbar)

In Europa hat man da glaube ich mehr Schwierigkeiten: Plastikbomber sind eher durch Vollautomaten besetzt, Espressomaschinen sind eher mit hochwertigeren Materialien verkleidet. Es gibt diese billige Schrottespressomaschinen (so alles unter der Dedica vllt.?), da greift man aber nur die naiven Käufer ab. Und dann bieten die Discounter ähnliche Maschinen wie S* fürs kleine Geld immer wieder mal an. Schwierig.
Man hat das jetzt jahrelang versucht da einen Spagat hinzubekommen, teilweise auch mit Innovation (man denke an den integrierten Auto-Tamper oder den Milchtemperatursensor-Autoschäumer), aber ich glaube so richtig der große Erfolg war das bisher nicht. Dafür sind die Teile auch einfach zu teuer.
Da ist doch die Marke Lelit, die zur Zeit das attraktivste P/L Niveau hat und von sehr vielen gekauft wird, eine perfekte Ergänzung. Gleichzeitig wird sie auch gerne von Käufern 'hochpreisiger Maschinen' in Übersee gekauft (die, die den Plastikbomber entkamen .. sozusagen).

Eigentlich ein logischer Schluss. Wärs nicht Lelit geworden, dann halt ECM/Profitec oder was es sonst noch so gibt.

Auf der anderen Seite muss man sich natürlich fragen, ob man jemals wieder Innovation sieht bei Lelit. Während Breville/S* das durchaus hatten (Auto Tamper), gibts bei Baratza seit der 270WI nix mehr neues (wurde glaub 2018 angekündigt - und auch das war eher evolution als revolution). Die letzte große Innovation war die initiale Sette, ich meine das war kurz vor/nach der Übernahme durch Breville.

Lelit jetzt aber zu S* Nr 2 umzubauen macht keinen Sinn. So günstig zu fertigen wie möglich tut ja jede Firma, die Frage ist nur, ob man jetzt nicht andere Kompromisse eingeht, um eben doch überall die gleichen Teile zu verbauen. Bei Baratza (gut, das war vorher schon Plastikbombertum) konnte ich das aber nicht sehen dass die Qualität sinkt - im Gegenteil sogar, die Qualität blieb gleich (gut oder schlecht) und Ersatzteile sind erstaunlich günstig & gut verfügbar - obwohl das proprietäre Teile sind.

 

Heijeijei, hier sprechen wirklich Blinde von Farben, unglaublich. Ganz unabhängig was man von der Übernahme halten soll, schreibt ihr hier doch eine Menge Quark zusammen.
1. wurden in Italien am Standort die Produktionslinie extrem erweitert, z.B. für die MaraX. Ich glaube kaum, dass hier etwas nach China geht.

2. gibt es einen kaum nahbareren Geschäftsführer als Mauro. Ich schreibe mit ihm seit mittlerweile Jahren WhatsApp um die Maschinen zu verbessern, ein ganz wesentlicher Teil der Bianca (z.B V3) entstand alleine auf diesem Kanal. Natürlich schraubt er auch alles selbst, wenn ich ihm ein Problem schildere, schickt er mir am selben Tag ein Video, wie er die Maschine auseinandernimmt. Ehrlich gesagt dachte ich die ersten Monate unseres Kontakts, dass ich hier einfach mit einem Mechaniker aus der Werkstatt schreibe.
Wenn hier jemand getüftelt hat, dann die Söhne in den letzten Jahre, oder wie meinst du, ist die doch recht innovative Bianca und MaraX entstanden?

 

Konzerne schließen auch produktive Werke, unabhängig davon ob sie wirtschaftlich sind oder nicht. Denke dass haben wir oft genug erlebt um nicht davon überrascht zu sein wenn es für uns als Außenstehende mal wieder völlig nicht nachvollziehbar passiert.

Aber dein Einblick über deinen privaten Kontakt gibt Hoffnung.

 

Und/oder verdrängen Marken und Konkurrenten, indem man sie aufkauft und komplett vom Markt nimmt.

Man muss sich nur mal angucken, wie viele französische Autohersteller es mal gab und was nach Jahrzehnten der Marktkonzentration davon noch übrig ist. Wenn mir mal jemand gesagt hätte, dass Opel, Peugeot, Fiat und Chrysler zum selben Konzern gehören, hätte ich ihn als Spinner abgetan. Mal sehen was davon übrig bleibt.

 

Keine Frage, ich halte das persönlich ja ebenfalls nicht zwangsläufig für eine gute Entwicklung. Aber hier einfach völlig aus der Luft gegriffen zu mutmaßen, z.B. über einzelne Personen, bringt doch irgendwie gar nichts.

Davon unabhängig gibt es Unternehmensübernahmen ohne Ende auf der Welt, ohne dass die Mutter Einfluss auf die Tochter genommen hat, dies weiß ich selbst aus persönlicher Erfahrung. Die Tochter blieb immer die kleine Tüftlerqualitätsbude, die Mutter hat damit ihr Portfolio erweitert und alle waren happy. Wir werden sehen, was aus Lelit wird. Abwarten.

 

Das könnte aber auch daran liegen, das Breville da schon länger im Heim-/Küchengeräte Markt vertreten und bekannt ist, vielleicht vergleichbar zu Philips, Samsung, Siemens hier, das ist dann schon ein anderer Ausgangspunkt als hier mit „junger/neuer“ und unbekannter Eigenmarke S* zu starten (die Geräte gingen hier ja vorher WIMRE über Solis oder Gastrobeck auf den Markt).
Speziel im Forum kommen dann noch die diversen anderen Geschichten hinzu (Werbe Threads etc.), die nicht wirklich hilfreich für einen besseren Start (im Forum) waren.


OT

Da Meine Ich, kam die grundlegende Technik und Inspiration schon von der LM Swift Mühle, lediglich das (billiger) einbauen in ein Kombigerät kam noch dazu. Kann mich aber auch täuschen.

 

@Max1411 sieht man leider häufig das Leute, die Leidenschaft haben und eher aus der technischen Welt kommen, ganz schnell weg vom Fenster sind, wenn sie die Geschäftsführung ihres Familienunternehmens inne haben und das aufgekauft wird. Der Besitzer sagt halt wos lang geht und plötzlich sitzen da die typischen BWLer und Controller gegenüber, die dir die 2 Cent rausoptimieren. Du kannst da als solcher Mensch meist nur kopfschüttelnd das Schiff verlassen.
Ich hoffe es natürlich nicht.

 

Haben sie auch die Bügeleisen Sparte gekauft? Das ist ja eigentlich die Firma.
Schon schade dass ein familiengeführtes Unternehmen verkauft...

 

Auch diese Sparte ergänzt doch das Portfolio, Breville hat ja Küchen- und sonstige Haushaltsgeräte und zumindest nach Stückzahl nur ein kleiner Teil sind die Espressomaschinen.

 

Dann frag‘ ihn doch mal, warum er oder sie verkauft haben. Dann hören die Spekulationen auf.

 

So schlecht passt Lelit doch gar nicht nicht zu Breville – wenn ich an diese Knöpfe denke,
von denen sich regelmäßig die Verchromung löst, aber damit haben sich noch andere vertan (Bezzera) …

Auch wenn es hier viele etwas düster sehen – es ist nicht zu vergleichen mit der Übernahme von Saeco/Gaggia durch Philips.

Breville lässt in China immerhin noch Maschinen mit italienischen Komponenten in metallischer Verpackung bauen,
die einen Normalnutzer ohne Hintergrundwissen schnell und bequem mit einem ordentlichen Ergebnis belohnen.
Der gute Preis beinhaltet allerdings die geplante Obsoleszenz durch anfällige Elektronik und überforderte Magnetventile.

Ich finde es für den Massenmarkt natürlich zweifelhaft, wenn Unmengen an leicht defekten Geräten verschrottet werden,
da die Reparaturkosten unverhältnismäßig sind, aber es ist für viele ein guter Einstieg mit der Chance auf Verbesserung.

Da kann es für Lelit, die eine nur unwesentlich längere Tradition als Breville in Kaffeemaschinen haben, von Vorteil sein,
stärker in den breiten Konsumentenmarkt vordringen zu können, wenn sie als qualitatives Zugpferd im Portfolio geführt werden sollten.

Für die Pessimisten: letzlich hat Philips Saeco (teilweise) wieder freigegeben …

 

Mithilfe uigurischer Zwangsarbeiter*innen?

 

Nicht in der schlechtesten Gesellschaft mit unseren einheimischen Vorzeigefirmen …

 

macht es das besser?

 

Sicher nicht, aber ein Denkanstoß ist es allemal.
Wenn ich hier allerdings sehe, wie von so manchen kritiklos jeder Furz von Ali... o.ä. bezogen wird, dann zweifle ich schon an Lernfähigkeit.

 

Sicher, aber doch noch in die Richtung „eh schon egal, dann machen wir halt auf allen Ebenen weiter so…“, oder?
Wird spannend, was passiert, falls China demnächst Taiwan überfällt…