Erfahrungsbericht und Langzeittest Graef ES 90

Diskutiere Erfahrungsbericht und Langzeittest Graef ES 90 im Espresso- und Kaffeemaschinen Forum im Bereich Maschinen und Technik; So, ich möchte jetzt auch mal meine Erfahrungen mit der Graef ES 90 mit Euch teilen. (möglichst objektiv) Baujahr: 2011 Gekauft: 2015 Ich...

  1. #1 max.sr, 23.11.2015
    Zuletzt bearbeitet: 23.11.2015
    max.sr

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    So, ich möchte jetzt auch mal meine Erfahrungen mit der Graef ES 90 mit Euch teilen. (möglichst objektiv)


    Baujahr: 2011

    Gekauft: 2015


    Ich habe die Maschine günstig bei Ebay erstanden. (knapp 150 €)


    Äußeres: (Haptik/Optik)


    IMHO eine sehr schöne Maschine aus Druckguss, die sich sehr gut neben meiner Bezzera BB005 und der Gastroback 42639 Mühle macht. Absoluter Blickfang in der Küche und ich freue mich jeden Tag erneut wenn ich sie anstelle und mir einen Espresso mache.


    Die Maschine verfügt über eine Tassenabstellfläche die nach knapp 20 Minuten die Tassen auch gut anwärmt, wenn man ein Tuch über die Tassen legt.


    Außerdem verfügt sie über eine Dampflanze und einen Heißwasserspender. (Der m. E. Für das Vorwärmen einer Espresso- oder Cappuccino-Tasse völlig ausreichend ist. Vielleicht reicht die Temperatur nicht für eine Tasse Tee aus und der Bezug von 250 ml dauert auch seine Zeit, da der Bezug nur gepulst ist)


    Die Abtropfschale ist auch groß genug dimensioniert und fasst 700ml bis 1l. Wenn die Schale voll ist, kommt von unten ein roter Schwimmer hoch.


    Zubehör:


    Die mitgelieferten Siebträger (erhältlich mit 1er und 2er Auslauf) sind solide verarbeitet und liegen gut in der Hand. Der Plastikgriff lässt sich abschrauben und jeder andere Siebträger-Griff mit einem M10-Gewinde einschrauben.

    Zu den Siebträgern werden 4 verschiedene Siebe mit geliefert. 2 einwandige Siebe (für single oder double shot) und 2 Crema Siebe mit doppeltem Boden und nur einem Loch. (Auch für single oder double shot.) Die Crema Siebe sind perfekt geeignet für vorgemahlenen Café Creme (Schümli) oder E.S.E. Pads.


    Meine Siebträger sind die überarbeitete Version, ohne Plastikboden und mit verbesserter Siebhalterung, so dass auch andere 58er Siebe, wie LM1, IMS, und Rancilio 6gr gut halten und beim Ausklopfen nicht herausfallen.


    Der Tamper passt genau in die Siebe und reicht meiner Meinung nach völlig aus. (Ich weiß auch nicht warum so viele auf einen formschönen, ergonomischen und überteuerten Design-Tamper stehen; einen Anpressdruck von 25 kg bekomme ich auch locker (und ohne Schmerzen :-D) mit dem Graef-Tamper hin)


    Zusätzlich wird noch ein kleines Reinigungswerkzeug mitgeliefert, bestehend aus einer Reinigungsscheibe (Blindsiebersatz; ich habe mir aber trotzdem noch ein richtiges Blindsieb gekauft) und einem Drahtwerkzeug zur Reinigung der Dampf- und Heißwasserdüse.


    Kaffee-Bezug:


    Ich versuche das mal chronologisch abzugehen.


    1. Wasser einfüllen


    Der Tank fasst 3l und hat vorne an der Maschine eine Skala mit 0,5 l Schritten. Er kann bequem über eine Füllöffnung befüllt werden (Die Füllöffnung hat auch einen Kunststofffilter, so dass nicht aus Versehen irgendwelche Partikel in den Tank gelangen können); oder man rollt die Maschine (hinten sind unter den Stützen Rollen angebracht) nach vorne und entnimmt den Tank. Mit ein bisschen rumgetüftel bekommt man auch einen Wasserfilter in dem Tank angebracht. Wenn der Tank leer ist, oder nur noch wenig drin ist, leuchtet eine rote Lampe und die Maschine piepst 3 mal. Der Bezug kann aber ohne Probleme noch vollendet werden. Auch ein Café Creme mit knapp 200 ml ist kein Problem.


    2. Maschine anschalten


    Die Maschine wird über den Power-Knopf angeschaltet. Während der Aufheizzeit blinkt dieser rot und alle anderen Tasten sind gesperrt. Während des Aufheizens lässt die Maschine das alte Wasser aus dem Thermoblock in die Abtropfschale ab, so dass man immer mit dem frisch eingefüllten Wasser „arbeitet“. Betriebsbereit ist die Graef dann nach ca. 3-5 Minuten. Ich gebe ihr aber immer noch mehr Zeit (knapp 20 Minuten), damit auch alle Teile aufgeheizt sind und die Tassen schon mal vorgewärmt werden. (Also anschalten, dann duschen, fertigmachen etc. und dann kommt der Espresso)


    3. Espresso machen


    Als erstes kommt der obligatorische Leerbezug, bei dem nochmal die Espressotasse richtig aufgeheizt wird. Dann Kaffeemehl in den Siebträger. Das mitgelieferte Graef-1er-Sieb möchte aber mehr als 7 Gramm Mehl für einen trockenen Puck haben und so komme ich bei mir auf ca. 10-12 Gramm, je nach Mahlgrad. In letzter Zeit benutze ich aber nur das Rancilio-Sieb, weil mir 7 Gramm besser schmecken (vielleicht auch nur Einbildung)

    Dann tampen und den Siebträger in die Brühgruppe einspannen und auf die Taste für den Einzelbezug drücken. (Beide Bezugstasten sind individuell einstellbar und über die Manual-Taste kann man auch mal einen großen Schümli beziehen. Der Bezug stoppt dann automatisch bei der Maximalmenge von 290ml)

    Mit 3 Pumpstößen macht sich dann die Preinfusion bemerkbar und nach 5 Sekunden geht es dann los. Der Druck wir konstant bei 9 Bar gehalten. Die hier im Forum angesprochenen Druckschwankungen verschwinden, wenn man monatlich entkalkt und wöchentlich rückspült. Also keine außergewöhnliche Reinigungsprozedur.

    Die Brühtemperatur wird auch konstant gehalten (Vorteil von Thermoblocks?) und lässt sich vor dem Einschalten der Maschine in Schritten von 88, 90, 92, 94, 96 °C einstellen. Ich brühe meistens bei 96°C.

    Bei perfekten Einstellungen, einer guten Mühle und guten, frisch gerösteten Espressobohnen bekommt man auch ein, wie ich finde, sehr gutes Ergebnis und einen sehr schmackhaften Espresso. Ich benutze momentan die Fausto India Monsooned Malabar und bekomme nach 25 Sekunden einen Espresso mit einer schön gemusterten haselnussbraunen Crema und Malabar typisch sehr viel Crema. Es schmeckt alles so wie es sein soll. Ausgeglichenes Verhältnis zwischen Säure und Bitternoten und ein leichter Schokotouch. Auch wenn mich gleich die Anhänger und Verfechter der klassichen Ein- und Zweikreiser-Maschinen à la Rancilio Silvia, Vibiemme Domobar, ECM etc. mit den Mistgabeln jagen werden, ich schmecke keinen Unterschied zwischen dem Ergebnis in meiner Tasse und dem Ergebnis in der Tasse von der ECM Technika IV meines Onkels oder der La Cimbali M39, mit der ich den Test in einer Eisdiele in der Nähe von mir durchgeführt habe.


    4. Milch aufschäumen


    Dieser Punkt ist wohl der größte Nachteil der Graef im Gegensatz zu den Boilermaschinen. Denn in der Eisdiele war ich beim Arbeiten immer von der großen Dampfleistung verwöhnt. Auch bei der Technika geht das Aufschäumen sehr flott. Als ich das erste Mal mit der Graef aufgeschäumt habe, war ich mir relativ sicher: „Hier muss irgendwas kaputt sein“ Also den kompletten Dampfblock entkalkt (kann ja sein, dass der Vorbesitzer es damit nicht so genau genommen hat :) )und erneut versucht, doch es gab keine Veränderung der Pump-/ Dampfleistung. Daher hab ich im Forum nachgeschaut und die Einstellungen des Dampfblocks auf +10° und +2 sec gestellt und mich damit abgefunden, dass es eben ein bisschen länger dauert. Aber für 2 Tassen reicht es doch völlig aus und bei richtigem Ziehen und Rollen bekommt man auch einen super Latte Art fähigen Milchschaum.

    Übrigens: Wenn man öfter Milch aufschäumt sollte man ab und zu die Heißwasserausgabe entleeren, denn dort sammelt sich auf irgendeine Art und Weise das Kondenswasser der Dampflanze. Ich habe die Heißwasserausgabe knapp einen Monat nicht benutzt, dann aber doch mal versucht Tee damit zu machen und beim Öffnen des Magnetventils gab es dann die große Überraschung durch wild umher spritzendes Wasser.


    Positives:

    • solide verarbeitete und gut durchdachte Maschine

    • Preis-Leistung sehr gut

    • schnell Betriebsbereit

    • Dual-Thermoblock-System: Gleichzeitig Espresso beziehen und Milch aufschäumen

    • Großer Tank und große Abtropfschale

    • immer frisches Wasser im Kreislauf

    • Preinfusion

    Negatives:

    • nicht so individuell einzustellen wie die Silvia oder vergleichbares (Temperatursurfen u.a.)

    • etwas laut und thermoblocktypische Knackgeräusche

    • schwache Dampfleistung (reicht für meine Bedürfnisse) und Heißwasserausgabe

    • (Preinfusion nicht ein- oder abstellbar)

    Fazit:

    Wer eine Espressomaschine sucht, mit der er mühelos Espressi und Milchgetränke machen kann und die unkompliziert und zuverlässig arbeitet, der ist mit dieser Maschine wunderbar bedient. Wer dagegen experimentieren möchte und nicht so viel wert auf den Komfort eines, ich nenne es jetzt mal vergleichsweise, Dual-Boilers legt, der soll sich lieber nach einer der anderen bewährten Maschinen à la Rancilio Silvia oder Gaggia Classic umsehen. Daran wird er dann sicherlich mehr Spaß finden. Ich vertraue einfach darauf, dass Graef bei den Espressomaschinen die gleichen Produktions- und Qualitätsstandards ansetzt, wie bei den Allesschneidern, die ja bekanntlich auch sehr lange halten. Auch wenn dieses Produkt von Sunbeam „übernommen“ wurde, hoffe ich, dass Graef die Produktion im Auge hat und auch noch lange Ersatzteile anbietet. Denn auf der Internetseite von Sunbeam kann ich keine Espressomaschinen mehr finden :-O


    Ich hoffe, ich konnte Euch ein bisschen helfen und objektiv genug berichten.


    Gruß


    Max


    P.S.: Bilder folgen
     
  2. #2 yoshi005, 23.11.2015
    yoshi005

    yoshi005 Mitglied

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  3. max.sr

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    Danke, ich war nämlich auf dieser Seite und hab mich schon gewundert, dass da nichts mehr zu finden ist: http://www.sunbeam.com/home

    Gruß Max
     
  4. #4 KaffeeBonsai, 24.11.2015
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    Du kannst die Preinfusion umgehen, indem du die Bezugstaste drückst und die ganze Zeit gedrückt hälst. Dann gehts gleich ohne Preinfusion los.
     
  5. #5 Schwarz-Trinker, 24.11.2015
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  6. #6 KaffeeBonsai, 24.11.2015
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    Immerhin einige Wochen :Dhttp://www.kaffee-netz.de/threads/graef-es-90-passendes-einersieb-gesucht-puck-ist-zu-weich.95217/

    Und die Maschine kann ein gesamtes Alter von 4 Jahren aufweisen :)

    Sunbeam und Breville, worauf ja Graef und Gastroback zugreifen, strotzen in Foren in Australien, Kanada und USA nach ja nicht grad vor Supportstärke, Haltbarkeit, und Ersatzteilversorgung.
    Bei der reinen Hardware sind eigentlich Standardteile enthalten, auch in China. Die Thermoblöcke weichen manchmal äusserlich optisch vom Guss anderer ab. Innen taucht dann aber auch da dann wieder eine Dichtung auf, die man aus anderen Thermoblöcken kennt.
    Im Bedarfsfall natürlich viel Forschungsarbeit nötig.

    Hauptärgerniss sehe ich bei der Elektronik. Die macht wohl nach einiger Zeit die meisten Probleme, und führt zu Ausfällen. Da dann Ersatz zu bekommen ist wohl nicht möglich.
    Ich will mal nicht limited Lifetime unterstellen ;)

    Ob Graef den chinesischen Zulieferer im Griff hat, und für eine gute Ersatzteilversorgung garantieren kann, das kann ich nicht sagen. Graef wäre es zu wünschen.
     
  7. max.sr

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    Ich habe den Begriff Langzeittest auch auf die Gesamtlebensdauer der Maschine bezogen und nicht nur auf die 2 Monate, in denen sie in meinem Besitz ist. :) Ich hoffe, dass ich von der Graef auch noch in ein paar Jahren nur gutes berichten kann. Denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass eine Firma wie Graef, die einen sehr guten Ruf in Puncto Langlebigkeit und Qualität hat, es riskieren würde, ein Produkt mit limited Lifetime auf den Markt zu bringen. Vor allem nicht, wenn sie durch die Erweiterung ihres Haushaltssortimentes ihr Firmenimage aufbessern möchte. Und bis jetzt hat der Service von Graef auch alle meine Fragen nett und kompetent beantwortet.

    Ich möchte mit dem Thread vor allem den anderen Einsteigern eine, meines Erachtens nach, sehr gute Alternative -vor allem bezogen auf den Preis- zu den Standard-Maschinen Gaggia Classic, Rancilio Silivia oder der NS Oscar vorstellen und erreichen, dass sie die Vorteile dieser Maschine mit in ihre Kaufentscheidung einfließen lassen. Da hier im Forum doch verhältnismäßig wenige Threads zu dieser Maschine existieren und es zu dem sehr viele Leute hier im Forum gibt, die die Maschine direkt schlecht reden ("Lebensdauer unbekannt", "Massenmarktprodukt", "ein Hersteller von Allesschneidern kann keine gute Espressomaschine bauen", "billig verarbeitet" und so weiter....), wollte ich einfach meine Erfahrungen mit Euch teilen. Aufgrund der pessimistischen Beiträge zu dieser Maschine hätte ich mich beinahe dagegen entschieden und eine andere gekauft.

    Wir haben in der Familie gute Espressomaschinen, wie die genannte Technika, eine La Pavoni Europiccola, und eine Bezzera BZ10. Auch in den Eisdielen habe ich mit sehr guten Gastromaschinen arbeiten und Erfahrungen sammeln dürfen. Die Graef ist jetzt halt meine erste eigene Maschine und ich war so begeistert und überrascht von dem guten Espresso, dass ich meine Erfahrungen einfach direkt hier rein schreiben musste.

    Gruß Max
     
Thema:

Erfahrungsbericht und Langzeittest Graef ES 90

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