Guter Kaffee mit oder trotz Schlagmessermühle

Diskutiere Guter Kaffee mit oder trotz Schlagmessermühle im Brühkaffee Forum im Bereich Maschinen und Technik; Hallo Kaffeegemeinde, Ich war gerade im Urlaub auf Bornholm und habe dort einen sehr leckeren Kaffee getrunken. Die Sorte war ein "Peter Larsen...

  1. moguai

    moguai Mitglied

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    Hallo Kaffeegemeinde,
    Ich war gerade im Urlaub auf Bornholm und habe dort einen sehr leckeren Kaffee getrunken.
    Die Sorte war ein "Peter Larsen Kaffe, Java Columbia", die Kaffeemaschine eine Moccamaster 741, und die Kaffeemühle eine Krups Schlagmessermühle.
    Da Schlagmessermühlen ja unter Espressotrinkern verpönt sind, war ich skeptisch und habe mit 10 kurzen Impulsen gemahlen um den Kaffee nicht zu überhitzen.
    Das Mahlgut war sehr inhomogen, teils noch fast ganze Bohnen, und geschätzt ca. 60g auf 1,25 Liter.
    Aber das Ergebnis war ein sehr ausgewogener Kaffee, der mir sehr gut geschmeckt hat.
    Um ihn Zuhause reproduzieren zu können möchte ich mir eigentlich nicht das gesamte Equipment zulegen und fachlich weicht meine Erfahrung von dem ab, was ich bis jetzt gelesen habe, nämlich dass Espresso inhomogenere Mahlungen bevorzugt und Brühkaffee homogenere.
    Deswegen wollte ich mal fragen, wie Eure Erfahrungen mit Mahlungen und Mühlen sind.
    Vielen Dank im Voraus,
    Marc.
     
  2. #2 Anneke G., 12.09.2016
    Anneke G.

    Anneke G. Mitglied

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    So ungern ich es auch sage, mogual: Vergiss die Schlagmessermühle. Streng genommen handelt es sich bei diesen Dingern nicht einmal um Mühlen, da die Bohnen nicht zerrieben, sondern zerhackt werden. Drei Gründe, die eindeutig gegen eine Schlagmessermühle sprechen: Punkt 1: Man kann nichts einstellen und muss sich einzig und allein auf die Zeit verlassen. Je nach Menge der Bohnen kann das Ergebnis sehr unter unterschiedlich ausfallen. Auch auf sein Augenmaß sollte man sich nicht zu sehr verlassen, da die Schlagmessermühlen viel Staub aufwirbeln und den Eindruck erwecken, das Kaffeemehl sei feiner als es in Wirklichkeit ist. Wobei wir bei Punkt 2 wären: Die Schlagmessermühle produziert viele Fines (Kaffeemehl, so fein wie staub), und das ist nichts Gutes. Fines können einen Handfilter verstopfen (und den einer Filterkaffeemaschine sowieso), werden überextrahiert (sprich: machen den Kaffee bitter) und sind in der French Press absolut tödlich. Punkt 3: Der Hackprozess erwärmt das Mahlgut und lässt Aromen entweichen. Der Nase gefällt der Kaffeeduft, aber die Aromen gehören in den Kaffee und nicht in die Luft.
    Ich mache zuhause keinen Espresso, aber um einen Espresso zu ziehen, braucht man feines, homogenes Kaffeemehl, da es angepresst wird, und zwar möglichst gleichmäßig. Ansonsten kann es zu Channeling kommen, was bedeutet, dass Espresso durch einige Teile des Kaffeepucks (gepresstes Kaffeemehl) fließt, durch andere aber nicht oder nur ungenügend. Also: Nix mit Schlagmessermühle.
    Filterkaffee profitiert definitiv von homogenem Mahlgut, das kann ich bestätigen, und wenn man verschiedene Filter verwendet, muss man feiner oder gröber mahlen, damit der Kaffee nicht zu schnell und nicht zu langsam abfließt. Bekannte Systeme für Zubereitung mit Papierfilter sind in Deutschland Melitta und Hario V60. Chemex und Kalita sind weniger bekannte Systeme. Ich mahle zum Beispiel Kaffee für Hario V60 mit den Originalfiltern aus Japan feiner als für Melitta, und Melitta feiner als für Hario-Filter aus Holland. Das könnte ich mit einer Schlagmessermühle nicht. Also: Nimm lieber Omas Kaffeemühle mit Handkurbel, wenn Dir eine elektrische Mühle mit Kegel- oder Scheibenmahlwerk zu teuer ist.
     
  3. #3 Klettgauer, 12.09.2016
    Zuletzt bearbeitet: 12.09.2016
    Klettgauer

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    Wenn der Kaffee trotz Schlagmessermühle geschmeckt hat, was spricht dann dagegen ! Geschmäcker sind verschieden. Am Ende zählt doch nur das einem selber der Kaffee schmeckt. Viele Wege führen nach Rom. Wir hatten früher auch so nen AEG Schlagmesser Teil, aber damit wurde eher Puderzucker gemacht oder mal Nüsse gechreddert :D
     
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  4. patty

    patty Mitglied

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    Und wenn du es zu Hause nicht so hinbekommst, dann war es halt der Faktor Urlaub. Im Urlaub schmeckt halt vieles besser.
     
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  5. moguai

    moguai Mitglied

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    Hallo Anneke, Klettgauer und Patty,
    Vielen Dank für die Antwort. In der Theorie gebe ich Dir recht, diese Fakten sind mir auch bekannt, weshalb zu Hause zwei hochwertige Mühlen stehen.
    Dennoch habe ich in der French Press, oder mit meiner alten AEG Kaffeemaschine mit Bohnen von lokalen Röstern nicht annähernd so leckeren Kaffee hinbekommen, wie mit der Schlagmessermühle und dem dänischen Supermarktkaffee.

    Meine Wunschliste für Handaufguss ist halt immer noch lang, aber dieser Urlaubskaffee hat mein theoretisches Wissen lügen gestraft und jetzt hab ich dass Gefühl, dass ich gar nichts mehr weiß...[emoji43]
    Geschweige denn, dass ich weiß, was ich für einen leckeren Filterkaffee anschaffen sollte.

    Vermutlich läuft es auf das Dänemark Equipment hinaus, zur Not mache ich mit der Schlagmessermühle Puderzucker.
    Meine Frau wird begeistert sein, noch eine Kaffeemühle...

    Jedenfalls vielen Dank,
    ich kann Euch ja auf dem laufenden halten.
    Gruß Marc
     
  6. #6 Klettgauer, 12.09.2016
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    Hmmmm, mir stellt sich gerade die Frage was schlimmer schmeckt. Fertig gemahlener Discounter Kaffee oder gute Böhnchen die Schlagmesser geschreddert sind ?
     
  7. #7 Anneke G., 12.09.2016
    Anneke G.

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    Da habe ich selber mal experimentiert, allerdings nicht mit Discounter-Kaffee. Ich hatte die selbe Sorte Bohnen, einmal vor Ort mit einer Mahlkönig EK mahlen lassen und zwei Tage aufbewahrt, und dann die selbe Sorte zuhause unmittelbar vor dem Aufguss mit dem Thermomix zertrümmert. Was für ein Geräusch, kann ich nur sagen, klang wie ein Düsenflugzeug. Das mit den Fines sah gar nicht mal so schlimm aus — wahrscheinlich klebte ein Teil von denen sowieso am Deckel. Aber trotzdem, geschmacklich siegte das zwei Tage alte Kaffeemehl aus der Mahlkönig.
     
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  8. #8 Klettgauer, 12.09.2016
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    Das kenn ich. Man hat das Gefühl man macht alles "richtig", wiegt das Mehl, stimmt den Mahlgrad ab, Wassertemperatur wird kontrolliert und doch passt es ab und zu nicht. Man erwartet dann vermutlich einfach zu viel - ein WOW Effekt - aber es bleibt halt "nur" Kaffee. Und wenn man dann den Kaffee ganz entspannt so Pie mal Daumen macht, ohne sich total wegen der Parameter , oder das muss man so und so machen , geniesst man den auch viel entspannter. Vielleicht kommen auch gerade durch solche unkonstanten Zubereitungen mal richtig gute Ergebnisse in die Tasse die man so gar nie erzielt hätte. Vielleicht trifft auch gerade so ein inhomogenes Mahlgut den Geschmack.
    Aus Neugier werd ich mir glaub ne Schlagmessermühle besorgen und ausprobieren ob das wirklich so grausam ist.
     
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  9. #9 Klettgauer, 12.09.2016
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    Aber gerade sowas ist doch interessant - man kann es ausprobieren. Ausser paar Bohnen ist nicht viel dahin.
    Ich hab mir auch schon überlegt mal Bohnen mit der Microplane Reibe klein zu machen, oder im Mörser :)
     
  10. Fritzz

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    vergesst den Faktor "Wasser" nicht...

    "Fritzz"
     
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  11. #11 Stephan Stoske, 12.09.2016
    Stephan Stoske

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    Ich habe auch mal einen Kaffee getrunken der so erstaunlich
    und überraschend lecker war, dass ich nach den Bohnen und
    der Zubereitung fragte. Die Antworten waren aber enttäuschend.
    Bis es hieß, das Wasser dafür kommt aus dem Fluß hinterm Haus,
    das war die Ursache. Hier könnte es genauso sein. Das Wasser
    wird oft unterschätzt, meist garnicht reflektiert, kann aber ganz
    maßgeblich sein.

    Ah, Fritzz war schneller :)
     
  12. #12 Anneke G., 12.09.2016
    Anneke G.

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    Das Wasser ist natürlich nicht zu vernachlässigen, obwohl ich den Eindruck habe, dass es sich auf die Zubereitung von Kaffee nicht so stark auswirkt wie auf die von Tee. Freilich, irgendwann ist die Grenze ausgereizt. Wasser, das pur getrunken nicht schmeckt, kann auch für Kaffee nichts sein. Aber der "Urlaubseffekt" ist auch nicht zu unterschätzen. Gilt auch für andere Situationen außerhalb des Alltags. Als Kind habe ich den Tee geliebt, den ich mir auf dem Schiff zum Frühstück bestellen durfte, wenn wir das erste Schiff nehmen mussten. Das legte 6 Uhr früh ab, im Sommer manchmal sogar um halb 6. Die Brötchen schmeckten lecker. Erstens, weil es bei uns zuhause so gut wie nie welche gab, und zweitens, weil sie erst vor 2 Stunden aus dem Backofen gekommen waren. Und dazu gab es dann für mich ein Kännchen Tee. Eigentlich durfte ich noch keinen schwarzen Tee trinken (und Kaffee sowieso nicht) — aber auf dem ersten Schiff schon. Ich liebte die Wirkung, aber auch den Geschmack des Tees. Um was für einen Tee es sich handelte, konnte man an den zwei Etiketten, die an Fäden aus der Kanne hingen, ablesen: Westminster Ceylon Assam — Beutel-Tee von Aldi. Ich wusste damals noch nicht, dass das so ziemlich das billigste war, was man auf dem Festland kaufen konnte. Für mich war es etwas Erlesenes.
     
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  13. moguai

    moguai Mitglied

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    Ich habe noch ein bisschen Wasser mitgenommen und werde es mal probieren und vergleichen. Der Urlaubsfaktor spielt sicher auch eine Rolle, ich hatte eigentlich auch eine bittere oder zu dünne ungenießbare Plörre erwartet.
     
  14. #14 Warmhalteplatte, 13.09.2016
    Warmhalteplatte

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    Neben dem Wasser solltest du aber auch ein paar Packungen vom dänischen Supermarktkaffee mitnehmen und dann mit deinem zuhause vorhandenen Equipment zubereiten. Wenn es schlechter als im Urlaub schmeckt, kannst du immer noch das edle Urlaubsequipment anschaffen ;) (oder erstmal deine eigene Methodik verbessern, je nach Laune)
     
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  15. #15 yoshi005, 13.09.2016
    yoshi005

    yoshi005 Mitglied

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    Ich hatte im Urlaub auch schon Peter Larsen Kaffee - in meinem Fall einen Äthiopier aus der Bialetti. Habe ich im Supermarkt in der Mahlkönig gemachlen und war (zumindest in den ersten drei Tagen nach Mahlung) sehr angetan. Liegt aber sicher auch daran, dass ich die Bialetti mit Urlaub verbinde und der Kaffe auf der Terasse mit Fjordblick genossen wurde.
    Bin mal gespannt, ob Du das gleiche Geschmacksempfinden zuhause hast.
     
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