Mühlen einmahlen - Sinn oder Unsinn

Doch, es schadet deinem Geldbeutel und ist nicht ökologisch.

 

Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Ich habe eine ungeöffnete 1 kg Packung New York Extra XXXX. Diese möchte ich natürlich nicht für längere Einstellungs-, bzw. Einmahlvorgänge verbraten, da das sonst auch ins Geld ginge. Einen etwas günstigeren, aber dennoch hochwertigen Kaffee möchte ich auch nicht kaufen, da wir mit dem einen Kilo New York ohnehin schon schauen müssen, dass dieser in den nächsten vier Wochen aufgebraucht wird. Öffnen möchte ich ihn trotzdem, da er mit zunehmender Standzeit auch nicht besser wird.

In diesem Fall sehe ich es als ökologischer und Geldbeutel schonender an, lieber für wenig Geld alles Grobe fürs Erste einzustellen um dann mit (hoffentlich) wenigen Handgriffen direkt an die teure Essenz zu gelangen.

Erinnert mich etwas an eine Situation während des Lkw-Führerscheins als mein Fahrlehrer zu mir sagte, dass man bergauf immer Vollgas geben soll, denn mit Vollgas und somit höherer Geschwindigkeit wird das Hindernis schneller überwunden und ist somit als ökologischer anzusehen. Klingt zuerst auch paradox.

Viele Grüße

 

Ich habe meine Feldgrind ganz normal über den Gebrauch eingemahlt und dabei zwischendrin ein paar suboptimale Bezüge ertragen. Dafür hat man ja den Cappuchino erfunden

 

Es klingt nicht nur paradox, es ist auch nicht richtig. Der LKW verbraucht mit Vollgas den Berg hinauf mehr Diesel, als bei moderater Geschwindigkeit.
Und du kaufst eigens Kaffee, mit dem du die Mühle sowieso nicht richtig eingestellt bekommst, für den Müll.
Beides ist weder günstig, noch umweltfreundlich.

 

Naja, wir werden uns wohl nicht mehr einig in diesem Punkt werden. Ist auch nicht weiter schlimm und kein Grund sich deshalb in die Haare zu bekommen

OT: Die Sache mit dem LKW und dem Berg ist leider Lehrstandard in Deutschland, steht in jedem Buch und wird sowohl in der Ausbildung, wie auch im Alltag praktiziert.

 

Es ist nicht nur paradox, sondern auch schlichtweg technischer und physikalischer Unsinn. Für alle Lkw-Motoren (und nahezu alle anderen Verbrennungsmotoren in Kfzs) gilt, daß der Wirkungsgrad bei Vollgas (drehzahlunabhängig) deutlich schlechter ist, als der Wirkungsgrad im Bestpunkt. Dafür wird bei Vollgas der Partikel- und HC-Ausstoß maximiert.

Davon mal abgesehen, was an schnelleren Hindernisüberwindung ökologischer sein soll, weiß wohl nur der Lehrer.

 

Ich glaube, die Lehrbücher erliegen möglicherweise einem Trugschluss, dass es günstiger ist, kurze Zeit mit mehr Dreck zu verbringen als längere Zeit mit weniger Dreck. Das mag auf den ersten Blick sogar intuitiv erscheinen, aber wenn mans auf Physik runterbricht (geleistete Arbeit, Wirkungsgrade, Verluste), dürfte erkennbar sein, dass hier möglicherweise (wie so oft) die Intuition trügt.

Ein interessantes Thema - hat denn jemand genaue Daten? Diese Thematik trifft ja zumindest den zweiten Teil des Threat-Titels und ist damit nicht komplett offTopic

 

Habe neben meinem Lehrbuch der Führerscheinklasse C (müsste aus 2009 sein) im Internet versucht ein paar halbwegs seriöse Quellen zu finden:

Mit viel Gas und im höchstmöglichen Gang bergauf

RP-Energie-Lexikon - Dieselmotor, Selbstzünder, Wirkungsgrad, Abgase, Ottomotor, Dual-Fuel-Technologie, Erdgas, Flüssiggas
hier bspw. unter Energieeffizienz

RP-Energie-Lexikon - Verbrennungsmotor, Verbrennungskraftmaschine
hier der Unterpunkt Wirkungsgrad

Für mich bedeutet was dort steht: Verbrennungsmotoren sind am effizientesten und sparsamsten unter voller Last (zumindest in der Nähe davon). Volllast bedeutet höchster Gang und Geschwindigkeit am Berg nach Möglichkeit beibehalten. Je mehr Geschwindigkeit ich verliere, desto stärker sinkt meine Drehzahl und ich habe ein schlechteres Drehmoment. Irgendwann muss ich kleinere Gänge wählen, um wieder ein anständiges Drehmoment zu erhalten und habe einen noch schlechteren Wirkungsgrad. Zusätzlich kommt hinzu: je länger ich diesem Szenario ausgesetzt bin, mich also bei der Bergfahrt bewege, desto länger wird auch deutlich mehr Sprit verbraucht.

Für mich lässt sich das eben in ähnlicher Form auch auf das Einmahlen einer Kaffeemühle übertragen (vorausgesetzt, man ist der Meinung, dass eine Mühle überhaupt eingemahlen werden sollte):
Das Einmahlen an sich ist nicht besonders nachhaltig und Geld kostet es auch. Da hier im Forum viele unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema kursieren, habe ich mich für das Einmahlen mit günstigen Bohnen entschieden, resultierend aus einer Meinung, die auch unter den Gegnern angesehen ist: der Mühle schadet ein Einmahlen mit Bohnen in keinem Fall. Bei allem anderen gehen die Meinungen teils stark auseinander.
Da ich nun im übertragenen Sinn vor einem Berg stehe und diesen überwinden muss, also das Einmahlen der Mühle bevorsteht, möchte ich dieses Problem möglichst schnell und effizient beheben. Möglichkeiten habe ich außer Reis, Roggen und was ich nicht noch alles gelesen habe, folgende:

- teure Bohnen, kein explizites Einmahlen -> birgt jedoch Möglichkeit relativ lange unzufriedenstellende Ergebnisse zu liefern, was sich in einem höheren Verbrauch widerspiegelt
- teure Bohnen für das Einmahlen verwenden -> fällt raus, da viel zu schade und zu teuer
- günstige Bohnen, kein explizites Einmahlen -> diese Option fällt auch raus, da ich ansonsten auch direkt hochwertige Bohnen nehmen könnte, schließlich habe ich keine teure Maschine und Mühle angeschafft, um im großen Maßstab Geld an den Bohnen zu sparen, sondern um leckeren und hochwertigen Kaffee zu trinken.
- günstige Bohnen für das Einmahlen verwenden -> hier habe ich bis auf einen kleinen unwirtschaftlichen Anfang alle möglichen, folgenden Probleme beseitigt (vorausgesetzt die Mühle ist nach etwa einem Kilo eingemahlen, nicht nach 14 kg, wie ich hier gelesen habe..). Des Weiteren kann bereits eine grobe Voreinstellung des Mahlgrades vorgenommen werden, was mir zusätzlich teure Bohnen spart.

Viele Grüße

 

Die Erklärungen von Nichttechniker für Nichttechniker sind manchmal etwas vereinfacht oder verzerrt. Unverzerrt sind Verbrauchs- oder Wirkungsgradkennfelder.

Kein Vollgas im Bestpunkt:
https://data.motor-talk.de/data/galleries/0/156/7540/68872355/207810837-w988-h646.jpg

Deutlich unter Vollgas:
http://www.golf7gti.com/upload/direct/i_4950_257_0_48_1432900842_9486.png

Immer noch deutlich unter Vollgas:
https://data.motor-talk.de/data/gal...skennfeld-ea888-gen-3-2935668243063912686.jpg

Dito:
https://data.motor-talk.de/data/gal...feld-klein-betriebsp1-7507286772920738055.gif

Spürbar unter Vollgas:
https://www.spritmonitor.de/pics/article/muscheldiagramm.jpg

BTW ich habe auch Klasse 2 (neumodisch CE genannt)

 

Eine Mühle bringt bessere Ergebnisse, wenn die Mahlscheiben "eingemahlen sind".
Die Bezüge werden konstanter, die Statik minimiert sich, die Extraktionsausbeute (extraction yield) steigt.

Wer das lieber nicht macht um Geld zu sparen, oder nicht daran glaubt, der kann halt Cappuccino trinken.

Jeder Trucker und Berufskraftfahrer weiß, "Bergauf kann man keinen Kraftstoff sparen".

 

Die Muscheldiagramme drücken ja ähnliche Idee aus: raus aus dem hohen Drehzahlbereich, in den Bereich der besten Lastanpassung ergo: nen höheren* Gang einlegen. 5. statt 3., so dass das Fahrzeug noch gut läuft. Dann brauchts aber auch (und diesen Parameter sehe ich nicht im Muscheldiagramm) mehr eingespritzten Kraftstoff. Über "Vollgas" oder andere Einspritzparameter sagen die Muscheln doch nichts aus?

Und zum Kaffee: verkorkstes Einmahlgut lässt sich immer noch im KVA des Nachbarn zu einem kaffeeähnlichen Heißgetränk verwandeln. Man muss doch nicht alles wegwerfen, nur weils nicht 100%ig ist? Sind wir doch auch nicht? ^^

________________________________________
*oder ist das jetzt niedriger? was zählt? Übersetzung? Egal.. ich meine mit höher: die größere Zahl. 5. statt 3.

 

Also, einen gewissen Einmahleffekt haben Mühlen definitiv. Zwar glaube ich nicht, dass man mit ein paar Bohnen (<<5kg) das Mahlwerk zurecht schleift, aber wahrscheinlich hilft dies schon ein Stückweit zur Entgratung.

Meine Kinu M68 habe ich im Mai '17 rum bekommen und mit im Schnitt 0,92-0,90 genutzt. Mittlerweile bin ich runter auf 0,82-0,80. Da ich sie weder mit dem Hammer malträtiert, noch zwischenzeitlich auseinander gebaut habe, würde ich auf eine Änderung durch "Einmahlen" schließen. Unterschiedliche Bohnen mal außen vor, aber so groß sollte der Effekt nicht sein.

 

So, dann hast Du den Mahlgrad für die Supermarktbohne. Völlig OK, wenn Du dabei bleiben willst

 

geht es jetzt noch um das Einmahlen einer neuen Mühle, oder sind wir thematisch bei "jede Bohne hat zu einem gewissen Zeitpunkt einen optimalen individuellen Mahlgrad"?

 

Die erste Grafik ist für mich leider unleserlich klein. Alle anderen Grafiken kann ich zwar lesen, jedoch fehlt mir womöglich das nötige Know-How. Ich weiß leider nicht was ein effektiver Mitteldruck ist (Turbolader? Verdichtung?).

Ich schließe mich abschließend Terranova an:

Viele Grüße

 

Der absolute (zeitbezogene) Kraftstoffbedarf ist proportional zum Mitteldruck *) mal Drehzahl. Wenn der Wirkungsgrad sinkt, brauchen wir für geforderte Leistung mehr Kraftstoff pro Zeit. Andersrum, bei einer geringeren Drehzahl im Bestupunkt brauchen wir weniger Kraftstoff pro Zeit, wenn auch die Einspritzmenge pro Arbeitstakt wegen geringerer Drehzahl grösser sein muß.

Doch. Die obere Begrenzung des Kennfeldes ist die Volllastkurve. Die Muscheldiagramme sagen, daß bei einer gegebenen Leistungsanforderung am günstigsten sind die Bereiche mit großer (aber eben nicht 100%) Last und Drehzal um das Nenn-Drehmomentmaximmum.

Die Aussage des Fahrlehrers (Vollgas, höhere Geschwindigkeit an der Steigung) findet sich auf dem Muscheldiagramm rechts oben, weit Abseits des Bestpunktes, da der Leistungsbedarf viel größer ist.
____
*) Dieser ist wiederum direkt proportional zum tatsächlichen (anliegenden) Drehmoment oder zus spez. Arbeit. Die Beschriftungen der Y-Achse sind unterschiedlich, aber meinen das gleiche

 

Die obere Begrenzung der Kennfeldes ist die Kurve des Nenn-Drehmomentverlaufes, d.h. die Abhängigkeit des Drehmomentes von der Drehzahl, wenn das Gaspedal die ganze Zeit voll getreten ist. Die Bereiche drunter geben den spezifischen Kraftstoffverbrauch (in g/kWh), also indirekt den Wirkungsgrad (die Effizienz) des Motors bei entsprechend weniger Gas an.

Die Bezeichnungen effektiver Mitteldruck oder spez. Arbeit brauchst Du nicht zu beachten. Normiere einfach das Diagramm im Geiste auf Drehmoment. Die anderen Größen sind zum Drehmoment proportional. Und noch zum Verständnis: Drehmoment mal Drehzahl = Leistung.

 

Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt: Mit einem Lkw Vollgas am Berg fahren hat mit Nichten etwas mit einem Pkw zu tun - zumindest in der heutigen Zeit. Von einer Beschleunigung kann nicht gesprochen werden. Ganz im Gegenteil, das Ziel ist es möglichst langsam Geschwindigkeit zu verlieren, um länger im höheren Gang bei optimalerem Drehmoment zu fahren, was im Umkehrschluss am meisten Sprit spart.

 

Ich finde es nicht verkehrt ein paar Gramm billige Bohnen durch eine neue Mühle zu jagen, um eventuelle Rückstände von der Produktion herauszubekommen. Falls es zu der Mühle keine Mahlgradempfehlungen gibt, kann man außerdem anhand der Partikelgröße zumindest ungefähr abschätzen, in welchem Bereich man anfangen sollte mit guten Bohnen nach dem richtigen Mahlgrad zu suchen.
Aber ich werde sicher nicht mehrere Kilo billige Bohnen durch eine neue Mühle jagen, bevor ich sie richtig verwende. Dann ändert sich halt der Mahlgrad in den ersten Wochen der Benutzung noch ein wenig, aber das lässt sich doch leicht ausgleichen.