Peppina, die Kalkige

Diskutiere Peppina, die Kalkige im Restaurierungen und Raritäten Forum im Bereich Maschinen und Technik; Hallo, ich möchte hier über mein erstes Restaurierungsprojekt berichten, eine La Peppina aus den 70er Jahren. Beim Ankommen des Ebay-Kaufs musste...

  1. #1 Pemischl, 08.02.2016
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    Hallo,

    ich möchte hier über mein erstes Restaurierungsprojekt berichten, eine La Peppina aus den 70er Jahren.
    Beim Ankommen des Ebay-Kaufs musste ich leider feststellen, dass die Gute leider mehr als verkalkt ist und auch der Rest der Maschine nicht direkt Hoffnung machte, daraus in näherer Zukunft etwas trinken zu wollen.
    Ein zaghafter Blick auf die Dusche:
    [​IMG]

    Als erstes habe ich mir Weinsteinsäure aus der Apotheke besorgt und den 3-poligen italienischen Stecker durch einen Schukostecker ersetzt. Das Aufheizen war eigentlich recht flott (mein Model hat 220V, 1100 Watt).
    Die Weinsteinsäure war effizient, aber angesichts des Jahrzehnte alten Kalkpanzers nicht ausreichend.
    [​IMG]
    Bei Francesco hatte ich in der Zwischenzeit einen neuen Dichtungssatz bestellt. Mit Hilfe der Anleitung auf Orphanespresso habe ich mir dem Auseinandernehmen der Maschine begonnen. Zwei Dinge sind mir dabei aufgefallen:
    Erstens: ich bin nicht der erste der an der Maschine herumgepfuscht hat.
    [​IMG]

    Zweitens: der Zustand meiner Peppina ist kein guter:
    [​IMG]
     
  2. #2 Pemischl, 10.02.2016
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    Beim Lösen der Dusche haben dann die wirklichen Probleme begonnen. Immerhin lösten sich zwei der drei Schrauben ohne irgendwas. Bei Nummer Drei war es dann vorbei mit meinem Glück – innerhalb kürzester Zeit war die Schraube komplett ausgenudelt. Nach viel Fluchen und, habe ich folgende Lösungsansätze probiert:
    • mehr WD40 + Schraubenzieher
    • Spannschrauberbits. Mit der Bohrmaschine zwei für Spannschrauberbits passende Löcher in den (sehr weichen) Schraubenkopf gesetzt; Bit angesetzt; zwei Spannschrauberbits zerstört; mit besserem Bit probiert; statt Bits die Schraube zerstört.
    [​IMG]
    • Linksgewinde einschneiden. Auf Amazon einen Geschwindeschneidsatz + Linksgewindeschneider gekauft; die (sehr, sehr weiche) Schraube weiter zerstört.
    • Schraubenkopf zerstören. Beim Gewindeschneid-Versuch brach ein Teil des Schraubenkopfs weg. Davon inspiriert weiter den Schraubenkopf mittels »zerbohren« zerstört; dabei Dusche beleidigt und einen Pecker im Brühkopf hinterlassen – aber die Dusche gelöst!
    Der Brühkopf: mittig unten der Rest der dritten Schraube, direkt darunter, die beim Zerstören des Schraubenkopfs verursachte Delle.
    [​IMG]
     
  3. #3 Pemischl, 16.02.2016
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    Nach dem Entfernen der Dusche kam der Kessel an die Reihe. Dieser ließ sich mit ein wenig Gebrösel der Fixierröhre und viel WD40 abschrauben. Der Kessel darunter war wieder kein schöner Ablick (Fotos folgen). Meine Hoffnung mir den Ausbau der Heizung zu ersparen war dahin. Weil dafür Heizung ein eigenes Werkzeug nötig ist, habe ich mich wieder dem Entfernen des Schraubenrests im Brühkopf zugewandt.
    Der Plan Schraube ausbohren und Gewinde einschneiden, hat dann dank Standbohrmaschine ganz gut funktioniert.

    Links das nachgeschnittene Loch
    [​IMG]

    Weil die Standbohrmaschine gerade aufgebaut war (mangels Werkstatt arbeite ich ihn unserer Küche), habe ich dann noch aus einer 3mm hohen Beilagscheibe ein Distanzstück nachgebohrt. Eine der zwei 1,5 mm hohen Distanzscheiben ist beim Auseinandernehmen der Brühgruppe zerbrochen.

    Die Beilagscheibe ist im Außendurchmesser kleiner, innen sollte sie gut passen
    [​IMG]
     
  4. #4 Methyltheobromin, 17.02.2016
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    Viel Glück für die Restaurierung. Wenn's schief geht - ich schlage mich gerade mit den Gedanken herum meine Peppina zu verkaufen, inklusive PID, da wir nicht genug Platz gaben und wegen der kleinen Kinder alle Handhebelmaschinen mit offenem boiler eingemottet wurden :-(
     
  5. #5 Pemischl, 17.02.2016
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    @Methyltheobromin Danke für das Angebot – noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben!
    Wegen Peppina und Kindersicherheit: was ist an der Peppina (mit Pid) gefährlicher als z. B. ein Wasserkocher?
     
  6. #6 Methyltheobromin, 17.02.2016
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    Prinzipiell ist sie erst einmal nicht gefährlicher, aber der Schwerpunkt ist höher und dann ist da dieser tolle Hebel und Papa macht da immer den Kaffee mit über den sich Mama so freut - der ganze Prozess ist galt viel interessanter als ein Wasserkocher... Und mein zweijähriger ist schon sehr an Technik interessiert, aber leider noch erschreckend wenig vernunftbegabt.
     
  7. #7 Methyltheobromin, 17.02.2016
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    Und mit PID kann man die Peppina einfach an machen und durchheizen lassen, sie steht also potentiell länger unbeobachtet in "gefährlichem" zustand rum.
     
  8. #8 Pemischl, 17.02.2016
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    Danke für die ausführliche Antwort!


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  9. #9 Bohnensack174, 17.02.2016
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    Bisher liegt ein gutes Stück Arbeit hinter Dir, wünsche weiterhin viel Erfolg!
    Besorg dir für Deine nächsten Projekte Rostlöser, die sind besser als WD40. Damit erspart Du dir so manches Fluchen ;)
     
  10. snape

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    Hallo @Pemischl, ich bin seit längerem dran Peppinas zu restaurieren und habe einiges erlebt an Höhen aber vor allem Tiefen!

    Folgendes hat man mir gesagt: man soll die Schrauben mit einem Schlagschraubendreher lösen (gemäss Francesco). Das würde sehr helfen.
    Zum Entkalken würde ich die Entkalker wie Durgol nehmen.
    Ganz schlimm ist die Schraube in der Mitte der Kolbens, die hat einen Kragen von 1,5 mm Dicke! Ich lasse sie mir jetzt für 13 Franken das Stück herstellen, weil sie nicht auffindbar ist!
    Wenn Du Dich austauschen willst stehe ich Dir gerne zur Verfügung, ich kenne langsam alle Probleme... und es können immer mehr werden...
    Ausserdem ahbe ich ale Schrauben in Inox nachbestellt.
    Cheers Snape
     
  11. #11 Pemischl, 20.02.2016
    Zuletzt bearbeitet: 21.02.2016
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    @snape danke für die Hinweise!

    Hier der Lagebericht zu meinen Fort- und Rückschritten mit Peppina, der Kalkigen:
    Aus einem 12/13mm-Steckschlüssel habe ich mir anhand dieser Francesco-Anleitung ein Werkzeug zum Lösen der Muttern an der Heizung gebaut. Leider haben sich die Schrauben auch damit nicht leicht gelöst. Erst mit Rostlöser statt WD40 (danke @Bohnensack174 ) war eine Mutter runterzubekommen.
    Für die zweite (dann schon sehr abgenudelte) Mutter habe ich dann zum Akkuschrauber gegriffen und die Rillen tiefergebohrt. Danach konnte ich auch diese Abnehmen.
    Beim ersten Versuch mit meinem DIY-Werkzeug ist auch gleich ein Keramikteil am Heizungsstecker weggebrochen. Hier hätte ich an Sugru für die Ausbesserung gedacht. Die Muttern würde ich nachbauen.
    [​IMG]
    Die Heizung saß auch danach noch ziemlich fest und löste sich erst mit dosiert eingesetzter Gewalt vom Brühkopfteil.
    Beim Untersuchen der Innenseite machte ich dann die Entdeckung die mir momentan die meisten Sorgen macht und möglicherweise auch das Ende dieses Restaurierungsversuches bedeutet.
    An der linken Bohrung an der Stelle an der die Heizungsdichtung aufliegen sollte ist ein Teil der Auflagefläche für die Dichtung wegkorrodiert. Wenn ich das Loch nicht zuverlässig schließen kann, steht meiner Peppina wohl eine Zukunft als Ersatzteilspender auf Ebay bevor …
    Hat jemand Ideen? Beim Internet durchforsten habe ich entweder hitzebeständige oder lebensmittelechte Silikone gefunden – gibt es etwas das beides abdeckt?
    [​IMG]
     
  12. #12 Bohnensack174, 25.02.2016
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    EPDM sollte lebensmittelecht und dauerhaft temperaturbeständig sein.
    Also bis 150 Grad C...
     
  13. #13 turriga, 27.02.2016
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    Das kann man sicher wieder hin (dicht) bekommen, aber was machst du denn mit der stark korrodierten Oberfläche, die auf dem letzten Bild zu sehen ist?
    Das Blöde an diesen so schönen Maschinchen ist leider, dass das Wasser im unteren Bereich um die Heizung herum sich in dem hammerschlaglackierten
    Aluboden befindet und dieser leider selten noch in Ordnung, unverletzt ist. Alles, was da unten so köchelt, hast du ja dann in deinem Espressowasser!
     
  14. #14 Pemischl, 28.02.2016
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    @turriga darüber mache ich mir auch schon die längste Zeit Gedanken – meine letzte Überlegung war einen flächigen Silikoneinsatz für die Kesselinnenseite zu bauen, damit könnte ich das Loch dichten und würde den Kontakt mit oxidiertem Alu reduzieren.
    Über Amazon habe ich in der Zwischenzeit ein lebensmittelechtes bis 180° C zertifiziertes Silikon gefunden, damit würde ich es probieren.
     
    rostpopel gefällt das.
  15. #15 Pemischl, 19.03.2016
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    Das Projekt Peppina geht weiter.
    Um das Loch zu dichten und den Kontakt zum oxidiertem Alu zu verringern, habe ich in der Zwischenzeit aus lebensmittelechtem Silikon einen Kessel-Einsatz gebaut.
    Dazu habe ich die Wasserlöcher mit Aderendhülsen abgedeckt/erhöht, die Heizungauslässe mit Rundhölzern verschlossen, sowie Gewinde und Rand mit Klebeband verklebt und die Oberfläche mit Geschirrspülmittel eingerieben.
    Anschließend in einen Kübel mit lauwarmen Wasser, sehr viel Geschirrspülmittel und danach das Silikon hineingespritzt. Den resultierenden Silikonpatzen dann flächig aufgetragen.

    Das Resultat sieht so aus und ist nach einer Nachbearbeitung auch dicht (Wasserlöcher ausgenommen):
    [​IMG]
     
  16. #16 kölner, 19.03.2016
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    Hallo Pemischl,

    ich habe leichte Zweifel, dass der von Dir geplante Einsatz des Silikons auch wirklich der ist für den der Hersteller http://www.beko-group.de/Produkte/227-01-FoodLine-Lebensmittel-Silicon es freigegeben hat:
     
  17. #17 Aeropress, 19.03.2016
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    Wenns für Aquarien freigegeben ist dann ist das ein Silikon auf Essigbasis, völlig harmlos und gibt auch keine Stoffe mehr ab wenns mal ausgehärtet ist. das sollte er aber gut ne Woche in Wasser einlegen solange setzt sich da noch Essig frei beim aushärten. Sorgen muss man sich bei dem Silikon keine machen, die Frage wird dann sein ob es auch dem Druck im Kessel auf Dauer stand und dicht hält, das kommt dann auch sehr auf die Klebefugen an den Kontaktstellen zum Metall an.
     
  18. #18 Sansibar99, 19.03.2016
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    Der Kessel der Peppina ist drucklos.
     
  19. #19 Pemischl, 19.03.2016
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    Hallo,

    @kölner für mich waren die vom Hersteller angegebenen Begriffe »Lebensmittelecht«, »Geschmacksneutral« und bis 180°C zugelassen ausschlaggebend. Druck ist, wie @Sansibar99 schon erwähnt hat, ja kein Problem.

    Der Versuch ist mittlerweile weitergegangen. Nach den Nachbesserungsarbeiten an der Form und über eine Woche aushärten, habe ich gestern Abend den Brühkopfkessel mitsamt dem Silikoneinsatz in mit Natron versetztem Wasser für 1 1/2 Stunden ausgekocht.
    [​IMG]
    Danach habe ich sie (vorläufig ohne Heizung) zusammengebaut. Leider waren die von Francesco gelieferten Duschenschrauben länger als mein neu geschnittenes Innengewinde und auch mein selbstgebasteltes Distanzstück wollte nicht so richtig passen, trotzdem habe ich sie zusammenbekommen und konnte heute die allerersten Espressi daraus ziehen. Hurra!
     
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Peppina, die Kalkige