Restauration Gaggia Tell

Diskutiere Restauration Gaggia Tell im Restaurierungen und Raritäten Forum im Bereich Maschinen und Technik; Ich konnte es nicht lassen. Ein neues Spielzeug von Gaggia ist bei mir eingezogen. Nach diesem Maschinentyp habe ich schon eine Weile gesucht,...

  1. kafin

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    Ich konnte es nicht lassen. Ein neues Spielzeug von Gaggia ist bei mir eingezogen. Nach diesem Maschinentyp habe ich schon eine Weile gesucht, nachdem ich mich vor zwei Jahren über mehrere Wochen hinweg nicht dazu entschließen konnte, hier über das Forum eine von Holger zu kaufen. Dieser Fehler hat mich hinterher immer wieder geärgert. Dieses Gehäuse hat es mir angetan.

    Bei der Bezeichnung Tell bin ich mir nicht sicher. Manchmal sieht man im Netz auch den Namen Orione bei Maschinen mit diesem Gehäuse, wobei ich ja eher ältere Maschinen (60er) mit Orione verbinde. Das Baujahr ist leider nirgendwo eingeprägt. Wohl 70er oder schon 80er?

    Von vorne:

    [​IMG]

    Die Rückseite hat offenbar Bekanntschaft mit eine Hauswand gemacht. Leider hat auch der Gaggia-Schriftzug darunter gelitten. Das erkennt man auf diesem Foto nicht. Die Kratzer kann man vermutlich heraus schleifen. Ich bin nicht sicher, ob das Alu eloxidiert ist. Danach nicht mehr...

    [​IMG]

    Das Gehäuse war ursprünglich mal im typischen 70er Jahre Orange lackiert. Unter dem schwarzen Lack schimmert das bei Kratzern und an den Kanten noch durch. In Orange sieht man die Maschine meist auf Bildern im Netz. Wurde sie überhaupt in einer anderen Farbe verkauft? Ich werde wohl bei schwarz bleiben. Nachdem ich in den 70ern aufgewachsen bin, ist Orange bei mir verbrannt. Original hin oder her. Mein Vater hat damals alles mögliche in Orange gestrichen: Riesige Heizkörper im Hobby-/Spielkeller, sein Fahrrad und andere Dinge, die mir nicht mehr einfallen.

    Ein Blick in den Innenraum. Insgesamt recht sauber und kaum Rost am Rahmen und Gehäuse.

    [​IMG]

    [​IMG]

    Die Brühgruppe:

    [​IMG]

    Und geöffnet:

    [​IMG]

    Der ca. 15 mm hohe Messingring, den man hier sieht, geht raus. Beim ganzen Rest bin ich mir aber nicht sicher. Aufgrund des Schmodders kann man kaum erkennen, was demontierbar sein sollte. Allzu viel wollte ich da auch nicht stochern. Hat die Brühgruppe dieser Maschine noch die in den 50er und 60er Jahre üblichen Asbestdichtungen?

    [​IMG]

    [​IMG]

    Der Kessel:

    [​IMG]

    Und geöffnet das übliche Bild. Es könnte mehr Kalk sein:

    [​IMG]

    [​IMG]

    [​IMG]

    Die beiden Heizungen haben jeweils etwa 60 Ohm. Das passt zur Angabe auf dem Typenschild mit 1500 W.

    [​IMG]

    Am Schluss habe ich noch eine einfache Frage. Wie bekommen ich diesen Knopf vom Ventil ab?

    [​IMG]

    Die runde schwarze Abdeckkappe lässt sich leicht entfernen. Darunter gibt es beim äußerlich identisch aussehenden Einschaltknopf (links) eine achsiale Schraube, um den Knopf zu lösen. Beim Ventil (rechts) aber nicht. Bei Espressomaschinendoctor findet sich eine Konstruktionszeichnung des Knopfes:

    https://www.espressomaschinendoctor.de/GAGGIA-DAMPFHAHN-2:_:129.html

    Danach ist dieser mit einem Sprengring auf der Achse befestigt. Aber ich bekomme das darüber liegende zweite schwarze Kunststoffteil nicht heraus, ohne es zu vergammeln. Ist das einfach geklipst und geht nur mit hebeln raus oder gibt es einen Trick?

    Wenn man die Knöpfe anlangt, wirken sie billiger, als ich aufgrund der Bilder dachte. Ganz im Gegensatz zum Rest der Maschine, die ziemlich massiv gebaut und für eine eingruppige ganz schön schwer ist. Andere eingruppige Handhebler bekomme ich alleine zur Not noch gehoben. Diese Maschine nicht mehr. Vielleicht ist es auch nur der subjektive Eindruck. Die Abmessungen sind ja auch recht wuchtig.

    Böse Überraschungen gab es beim Zerlegen bisher nicht. Der eine Bolzen der Brühgruppenbefestigung wollte sich bisher nicht lösen lassen. Den habe ich noch mal satt mit Kriechöl besprüht. Die Bolzen der Heizungen habe ich noch nicht versucht, zu lösen. Nachdem diese rostiger sind, als die der Brühgruppe, könnte das auch noch mal lästig werden. Das Überdruckventil ließ sich bisher auch nicht heraus schrauben. Dabei verzieht sich der Stutzen auf dem Kessel und ich befürchte, etwas kaputt zu machen, wenn ich noch mehr Kraft anwende. Mal sehen. Jetzt nachdem der Kessel demontiert ist, werde ich das Ventil mal in den Schraubstock einspannen und am Kessel drehen. Dann wirken immerhin keine Scherkräfte, wie beim Gabelschlüssel. Bilde ich mir zumindest ein...

    Viele Grüße,
    Ingo
     
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  2. eltaco

    eltaco Mitglied

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    Hallo Ingo,
    Ich kenne die Maschine auch nur unter der Typenbezeichnung Gaggia Tell.
    Habe selber noch eine 2 Gruppige in meiner Sammlung.

    [​IMG]

    Wie mann auf den Bild sieht gab es sie nicht nur in Orange.

    Hier habe ich noch eine Zeichnung vom Aufbau des Ventiles

    [​IMG]

    Gruß Gunar
     
  3. #3 Sansibar99, 07.09.2016
    Sansibar99

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    Hallo Ingo,
    jaja, manche Dinge verfolgen einen - ich hab den Verkauf der Orangefarbenen Gaggia auch schon bereut.
    Die konnte ich allerdings noch alleine hochheben (gerade noch so)... ;)

    Zu den Fragen: die Gehäuseteile sind recht schwer - ich hätte eher auf Stahl getippt. Hast Du mal mit nem Magneten getestet?

    Ich kenne auch die Bezeichnung "LL" von 2 Typenschildern.

    Wenn die Drehknöpfe sich billig anfühlen hast Du vielleicht schon nicht mehr die Originale...

    Ich glaube @TimTom hatte die Maschine mal als vollverchromtes Modell - war auch schick ...

    Ich hab noch ne Mühle in Orange dazu, wenn Du doch Interesse an der Farbe Deiner Jugend haben solltest :D

    Viel Spaß & viele Grüße,
    Holger
     
  4. TimTom

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    Hi Ingo,

    ach wie schön die Maschine mal wieder zu sehen!
    Ist einfach ein tolles Schätzchen & ich wage immernoch zu behaupten dass ich mit die einzige in Chrom besessen habe ;)

    Ziemlich sicher sind deine Knöpfe original, sie haben alle viel Spiel, das fand ich aber letztendlich immer sehr sympathisch. Den Ventilknopf habe ich (soweit ich mit erinnere) im Ganzen (also alles ab Pos. 6) abgeschraubt.

    Schön dass bei dir auch die alte Glimmlampe verbaut ist, das hatte immer sehr viel charm.

    Die Ringe in der Brühgruppe sind bei fast allen Maschinen extrem verbacken & ja du kannst davon ausgehen (solltest du auch) das Asbest verbaut ist/war - siehe Kesselflanschdichtung!

    Klasse dass die Bolzen der Brühgruppe so gut aussehen (die hätte ich glatt dort belassen ;)

    Da der Kessel für eine Eingruppige Maschine echt sehr massig ist, empfehle ich min. 2000Watt an Heizungen zu verbauen, mit 1750Watt hat sie bei mir min. 30Minuten gebraucht und dann war der Kaffe eher noch ungenießbar, da die Gruppe noch zu kalt ist.

    Viel Spaß und viel Erfolg!!!
     
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  5. kafin

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    Für mich ist das Orange, auch wenn dieses vermutlich schon bessere Zeiten gesehen hat, bevor der Gilb eingezogen ist.

    Danke. Vollständig hatte ich dies noch nicht gefunden.

    Schwer und dickwandig sind sie in der Tat. Ich gehe fest davon aus, dass diese aus Stahl sind. Auf Bildern unrestaurierter Maschinen im Netz sind häufig Roststellen zu erkennen, so auch auf dem oben eingestellten Bild von Gunars zweigruppiger Tell.

    Ahh. Das geht natürlich auch. Ich wusste nicht, dass die Ventile so aufgebaut sind. Jetzt sind sie ab und mein kleiner Finger hat einen tiefen Schnitt vom scharfkantigen Blech abgekommen. Ich war schon am überlegen, ob man das nähen lassen sollte, habe mich aber gegen die Notfallambulanz in der Klinik am Abend entschieden. Grrr. Bei den festsitzenden Kesselschrauben hatte ich Handschuhe an. Bei den Ventilen heute nicht.

    Letztlich will ich die Ventilknöpfe aber doch noch vom Rest des Ventilkopfes trennen, um das vernünftig reinigen zu können. Aber das hat Zeit. Erstmal muss der Rahmen von allen Anbauteilen befreit werden.

    Und wie zerlegt man dass dann am sinnvollsten? Erst entkalken oder von der anderen Seite rausklopfen oder ....? Ich habe immer Hemmungen, die ganze Brühgruppe in die Amidosulfansäure zu legen, in der Befürchtung, die Verchromung könnte leiden.

    Habe ich auch und bei der Demontage der großen Dichtungen bisher eine Atemschutzmaske aufgehabt und versucht, alles feucht zu halten und im Freien gearbeitet. Der wahren Lehre nach wäre wohl sogar Schutzkleidung angesagt. Sonst hat man die Fasern ja in der Kleidung und in den Haaren. Die Dichtungen der Brühgruppe und der Heizungen ließen sich relativ leicht entfernen. Die Kesseldichtung ist aber echt fies. Schon das Öffnen des Kessels war sehr mühsam und das Herunterkratzen vom Messing erst recht. Ich bin damit heute Abend noch nicht mal fertig geworden, weil der Ceranfeld-Kratzer, den ich dafür nehme, den Geist aufgegeben hat und der eigentliche scharfe Spachtel nicht scharf genug ist.

    Mal sehen. Die Maschine für den täglichen Kaffee wird das vermutlich nicht werden. Insofern ist es nicht so entscheidend. Daher werde ich wohl die intakten alten Heizungen einbauen.

    Viele Grüße,
    Ingo
     
  6. TimTom

    TimTom Mitglied

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    Also entkalken brauchst du an der Brühgruppe normaler Weise gar nichts ;) da ist eher Fettlöser gefragt!
    Die Ringe lassen sich normaler Weise von unten gut austreiben - Geduld und Spucke ;)
     
  7. Ole

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    Hallo Ingo,

    hast da an der Maschine weiter gemacht und wie hast Du schlussendlich das Überdruckventil raus bekommen?

    Grüße
    Ole
     
  8. kafin

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    Nein, dieser Kessel ist nach wie vor ein Sorgenkind in mehrfacher Hinsicht. Die Rohrverschraubungen wollen bis auf eine alle nicht raus. Bei der einen ist mir der Stutzen leicht in den Kessel gekippt. Ob die Lötnaht noch dicht ist, muss sich zeigen. Mir ist noch nicht klar, ob ich das so lassen soll und das Rohr anpassen oder ob ich versuchen soll, den gekippten Stutzen wieder heraus zu drücken.

    Eigentlich müsste man mit einer kleinen Rohrzange die Stutzen fixieren, während man versucht, die Verschraubungen herauszudrehen. Dabei vergammeln natürlich der Stutzen. Aber das ist vielleicht besser, als den Kessel noch stärker zu beschädigen. Unschön. Ich bin mir nach wie vor unschlüssig, wie ich da weiter machen soll.

    Ich kann die Tage zumindest mal ein paar Fotos einstellen. Das wollte ich sowieso mal wieder tun.

    Gruß, Ingo
     
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  9. kafin

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    Sachen gibt's. Ich hoffe, die beiden "Gefällt Mir" Zustimmungen beziehen sich darauf, dass ich versprochen habe, neue Fotos einzustellen und nicht darauf, dass ich den Kessel unnötigerweise beschädigt habe. ;) Mir gefällt letzteres nämlich gar nicht...
     
  10. #10 ezlbaak, 01.08.2017
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    Ist meiner Erfahrung nach sehr schwierig, die Dinger zu lösen, wenn der Kessel ausgebaut ist, da er nicht mehr gut fixierbar ist. Was bei mir eigentlich praktisch immer funktioniert hat: Kessel fixieren (also samt Gehäuse), Sechskant-Steckschlüssel drauf und mit einem anständigen Schlag lösen. Also besser kurz und heftig als langsam und nachhaltig. Geht aber wie gesagt nur, wenn der Kessel bombenfest fixiert ist, sonst weicht er der Kraft aus und die ganze Mühe ist für die Füchse (bzw. gehen mit zu häufigem Rumdengeln auch irgendwann der Sechskant oder sogar die Lötnaht kaputt). Apropos: mit Schraubzwingen allein o.ä. wird das nix, die können die Kraft kaum/nicht auffangen (besser, den Kessel irgendwo anzustellen und dann zu fixieren). Wenn das nichts hilft, nicht zu lange dran rumwürgen. Dann würd ich zuerst einmal einweichen in Amidosulfonsäure empfehlen. Wenn man ihr Zeit gibt, kann sie einiges (durchaus im Sinne von ein oder zwei Wochen). Wenn das auch nicht fruchtet, Kriechöl – und da wiederum nicht WD40, das ist zwar ok, reicht aber hier häufig nicht aus, sondern was richtig Fieses. Zu Fertigprodukten und Ölmischungen gibt's verschiedene Freds hier. Vielleicht hat jemand gerade noch Links zur Hand? Ich müsst jetzt auch ne Weile suchen.
    Viel Spass, mit Gruss, L
     
  11. Ole

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    @kafin Ich fand gut, dass Du schnell und ausführlich geantwortet hast und ich damit schon mal einige Fehler vermeiden kann.
    Ich habe das gleiche Problem mit dem Lösen des Überdruckventils. Jetzt habe ich den Kessel erst einmal offen und das Gewinde von innen mit Kontaktspray (Kontakt 60 plus) eingesprüht. Da kein Eisen beteiligt ist, dachte ich, dass Kontaktspray das bessere Lösemittel ist. In zwei Tagen werde ich es nochmal versuchen.

    @ezlbaak : Den Kessel habe ich auf Grund des besseren Handlings noch im Rahmen gelassen. Ich werde es nach der Einwirkzeit dann mal mit kurzen trockenen Schlägen versuchen. Aber vielleicht entfalltet die Chemie auch ihre Wirkung.
     
  12. #12 ezlbaak, 01.08.2017
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    Fäll mir grad ein: Ich hab da auch schon, je nach nötiger Kraft, zusätzlich was zw. Kessel und vordere Gehäusewand geklemmt (Achtung Rundung Kessel, sonst gibt's Dellen), damit er der Kraft nicht ausweichen kann. Das Ding hält ja nur an den vier Schrauben vom Brühgruppenflansch.
     
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  13. #13 turriga, 01.08.2017
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    Wenn die Naht aktuell noch dicht ist, würde ich nicht weiter dran "rumnageln", es sei denn, die Funktion wäre nun nicht gegeben (was ich mir kaum vorstellen kann). Je mehr du da dran bewegst, desto höher ist die Gefahr, die Naht zu beschädigen (gerade ohne gezielten Einsatz von Temperatur, ohne Erfahrung,......).
     
  14. kafin

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    So, die versprochenen Bilder:

    Es ist gar nicht so einfach, den gekippten Stutzen der einen Rohrverschraubung fotografisch festzuhalten. Am ehesten erkennt man an der abgeblätterten Verzinnung, dass sich hier etwas verzogen hat.

    [​IMG]

    Und von innen:

    [​IMG]

    Um den Stutzen des Sicherheitsventils herum erkennt man auch ein paar Abblätterungen der Verzinnung, allerdings ohne dass hier dauerhaft etwas verformt worden wäre. Da habe ich (hoffentlich) rechtzeitig aufgehört, Kraft einzuleiten. Beim dem anderen Stutzen hat der Kessel aber sehr plötzlich nachgegeben. Das hatte sich für mich nicht angekündigt.

    [​IMG]

    Immerhin gingen alle Stehbolzen, die zunächst nicht heraus wollten, mit viel Hitze doch relativ problemlos raus:

    [​IMG]

    Bei dem einem Rohrabzweiger am Kesseldeckel ist das Gewinde vermurkst. Das habe aber ausnahmsweise nicht ich verursacht. Das scheint ab Werk so gewesen zu sein. Das Gegenstück, also das Innengewinde im Deckel ist weniger beschädigt und sieht auf jeden Fall brauchbar aus.

    [​IMG]

    Ja, klar. Wenn der Kessel noch im Rahmen verschraubt ist, hat man einen definierteren Widerstand, wenn man die Verschraubungen löst. Allerdings hatte ich immer die Befürchtung, dass man dann den großen Stutzen, an dem die Brühgruppe sitzt, mechanisch zu stark belastet, zumal dann ja noch ein Hebelmoment dazu kommt. Daher habe ich solche Arbeiten immer im ausgebauten Zustand gemacht.

    Du hast geschrieben, dass du solche Verschraubungen mit einem Schlag auf eine Nuss öffnest. In Kombination mit einem Schlagschrauber, oder wie? Sollte ich mir mal zulegen.

    Ich hatte einen Ring- oder Gabelschlüssel verwendet. Da ist mir inzwischen aber auch klar geworden, dass dies suboptimal ist, weil man mit dem langen Hebel, der die Kraft einseitig einbringt, das Kippen begünstigt. Meine Schlussfolgerung war, das man mit einer Nuss und einem T-Stück arbeiten müsste, damit das Kippmoment wegfällt.

    Mit Kriechöl (in diesem Fall WD40) hatte ich das ganze natürlich vorbehandelt. Möglicherweise allerdings nur von außen, das weiß ich nicht mehr. Aber ziemlich sicher zeitlich recht lang. Ich bin aber immer weniger überzeugt davon, dass dies viel bringt. Ich habe auch mal die ATF/Azeton-Mischung ausprobiert (nicht an diesem Kessel). Da irritiert mich, dass die Mischung nicht stabil ist und sich das ganze nach relativ kurzer Zeit wieder entmischt und das Öl dann unten ist und das Azeton oben schwimmt. Ist das normal? Außerdem verflüchtigt sich immer das Azeton aus meinem Schraubglas. Entweder ist dies nicht dicht oder die Dichtung mag dieses Lösungsmittel nicht.

    Ob die Naht dicht ist, lässt sich aktuell nicht sagen. Dazu müsste ich den Kessel erst mal wieder provisorisch schließen und Druck anlegen und soweit bin ich noch lange nicht. Ansonsten ist der Kessel schon seit dem letzten Oktober weitgehend in diesem Zustand. Entkalkt habe ich ihn seit dem und die störrischen Stehbolzen entfernt. Insofern habe ich mich bisher zurückgehalten, die Sache zu verschlimmbessern. Aber irgendwann muss ja etwas passieren. Ich würde halt schon gerne diese mutmaßlichen Asbestschnüre entfernen. Das war auch der Grund, warum ich noch nicht die Lötflamme auf die Stutzen gehalten habe. Die Enden der Dichtschnüre schauen heraus und ich wollte nicht, dass die Fasern so stark herum gepustet werden, wenn man mit der Flamme drauf hält. Feuchtigkeit, um dies zu minimieren, hilft in diesem Fall ja nicht. Aber vielleicht bin ich hier paranoid.

    Viele Grüße,
    Ingo
     
  15. #15 ezlbaak, 02.08.2017
    Zuletzt bearbeitet: 02.08.2017
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    Entschuldige, ich versuch, nochmal genauer zu formulieren. Beim Schlüssel meinte ich das Ding, das sich finden lässt, wenn man "Rohrsteckschlüssel" googelt. Die Nuss ist ja in dem Fall häufig zu kurz, um den Sechskant komplett zu fassen (Achtung Abrutschgefahr, dann Sechskant verwürgt!). Natürlich kann auch der Rohrsteckschlüssel ein wenig kippeln, ging damit aber eigentlich immer am besten und hat im Ggs. zu Gabelschlüssel und Konsorten den großen Vorteil, dass er das Teil rundum fasst, du also den Sechskant nicht so leicht abwürgen kannst und dann eben gar nichts mehr geht. Hat meiner Erfahrung nach zudem geholfen, das jeweils zu zweit zu machen. Der eine fixiert, der andere setzt einen kurzen, trockenen Schlag.

    Kombi aus versch. Vorschlägen bei ganz giftig verhockten Dingern ergäbe dann folgende Methode:
    1. (optional) mit Hitze vorbehandeln, damit sich allenfalls ein ganz kleiner Spalt/Durchgang öffnet, durch den das Kriechöl eindringen kann. Im schlimmsten Fall das Ventil mit Kältespray schocken (nur ventilseitig, nicht Kessel).
    2. Kriechöl, lange einwirken lassen. Da schwör ich wiederum auf Aspag Innenlagerschmierung 105 (extrem kriechfähig), im Notfall ein bis zwei Wochen alle Tage nachlegen.
    Und dann 3. und zu guter Letzt: der Schlag mit dem Rohrsteckschlüssel.

    Viel Erfolg! Mit Gruß, L
     
  16. #16 ezlbaak, 02.08.2017
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    Der zweite Punkt, beinah hätt ichs überlesen. Hatte damit noch nie Probleme, da die Schweissnaht an der Stelle doch ziemlich grossflächig und massiv ist. Allerdings würd ich nie nie sagen wollen und möchte hiermit auch nicht grad eine Garantie aussprechen, dass da sicher nichts passieren könnte. Hmm, auch nicht übermässig hilfreich. Ich persönlich würds riskieren und habs auch schon einige Male riskiert. Deswegen aber auch zusätzlich der Hinweis mit dem Abstützen des Kessels von weiter oben. Ging bisher immer glatt, auf Holz geklopft ...
     
  17. #17 Ole, 03.08.2017
    Zuletzt bearbeitet: 03.08.2017
    Ole

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    Auch nach mehreren Tagen, in denen das Ventil (von innen) in Kriechöl badete und ich es im gefühlte Stundenrythmus mit der Heißluftpistole und leichten Hammerschlägen traktiert habe, hat es sich standhaft geweigert seinen heimatlichen Kesselstutzen zu verlassen.
    Also habe ich mich gerade draußen hin gesetzt und mit Staubschutzmaske die Dichtung rausgesägt. Mit einem halben Sägeblatt von diesen Billigmetallbügelsägen, die man im Baumarkt in den Grabelregalen für ein paar Euro und gleich 10 Ersatzsägeblättern bekommt.
    Falls jemand Strafarbeiten zu vergeben hat, diese wäre als Höststrafe geeignet. Durch die Auffangwanne um das Ventil ist es eine schöne Fingerübung.

    Nach einer Stunde war es geschafft und plopp, fiel mir das Ventil auf leichten Druck mit einem Maulschlüssel fast entgegen. Null Krafteinsatz nötig. Juchu...nach den Berichten hier, habe ich schon schwarz gesehen.:D

    Beim Sägen war die größte Schwierigkeit erst einmal einen Anfang zu finden und zwischen Wanne und Ventil zu kommen, ohne die Wanne unnötig zu zerkratzen. Der äußere Ring der Dichtung fühlt sich beim Sägen fast an wie Stein, nach einem Millimeter ist es dann aber fasriger und weicher. Entweder die Dichtung ist über die Jahre extrem fest verbacken oder da ist irgendein Kleber verwendet worden.

    Also danke für die Hinweise und @kafin vielleicht funktioniert es bei Dir auch auf diesem Wege,

    Grüße
    Ole
     
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