Rocket Evoluzione v2 - Temperatur (Cooling Flush nötig?)

um mal wieder on Topic zu kommen, viele schreiben von einem cooling flush, ich finde bei mir ist der Espresso etwas zu lau, "Einstellung" ? Hatte vorher allerdings eine BZ07 mit Elektrischer Gruppe,
da war der Espresso viel wärmer. Die Maschine lasse ich gute 40 min und länger vorwärmen, dennoch erreiche ich nicht die Temperatur wie bei der BZ07. Das Ergebnis in der Tasse ist Top und schmeckt auch sehr gut,
aber finde eben die Temperatur ein klein wenig zu lau. Maschine ist aber ganz Neu, erst gestern bekommen. Kesseldruck steht auf 1,1. Wie ist der bei Euch eingestellt, ?
mfG
Frank

 

Ich habe die Rocket Cellini Premium Plus V3 PID, insofern gibt es logischerweise Unterschiede zur V2 durch den Wassertank und die Vibrationspumpe. Die Maschine wird morgens ein und abends ausgeschaltet. Das Problem mit Dampfaustritt beim flushen kenne ich nicht, wahrscheinlich durch die feinfühligere Temperaturstabilisierung durch die PID-Regelung.
Da mich die Geschichte mit dem Temperaturverhalten der E61 Brühgruppe interessiert hat und mir Eric's Thermometer zu teuer war (gibt es nur in USA), habe ich selber was gebastelt. Zum Einlesen in die Thematik: http://users.rcn.com/erics/DigThermAdptr7.pdf

Die Resultate sind schon interessant: Unter einer halben Stunde Vorwärmzeit sollte man nicht anfangen. Auch nach einer halben Stunde habe ich noch nicht die Brühtemperatur z.B. 95°C die es laut Rocket-Tabelle bei 121°C haben sollte.
Diese Temperaturen habe ich zuverlässig erst nach einigen Stunden. Wahrscheinlich muss hier auch die Temperatur im Wassertank berücksichtig werden, welche nachmittags bei 42°C liegt, also 20°C mehr als morgens.
Ich habe keine genauen Messreihen durchgeführt, da es schon genügend davon gibt. Es ging mir mehr darum, grundsätzlich das Verhalten meiner Rocket PID zu verstehen. Die Maximalwerte am Nachmittag, nach einigen Stunden ohne Bezug sind: Temperatur der Brühgruppe 95°C, beim Flush steigt sie auf 97,8°C um dann nach 30 Sekunden (1,5 Tassen) wieder auf 95°C zu fallen. Nach Bezug und Einspannen des mit Wasser gereinigten Siebträgers zeigt die Brühgruppe 89°C, nach 20 Minuten 94,4°C. Nach 45 Minuten Pause gleiches Spiel, allerdings mit 20 Sekunden (1 Tasse) flushen.

Für die Bastelfreudigen hier nun mein Vorgehen. Wenn es daneben geht, ist ein Materialeinsatz von 30€ zu verschmerzen. Oberste Priorität sollte der Umgang mit dem Gewinde des Wartungseingangs haben, ansonsten wird es teuer!

- Taylor Thermometer bei Amazon (aus USA). Gibt es in 2 Varianten: 9840N (-40-150°C) für 12,14€ (incl. Versand) oder 9841 (-40-260°C) für 23,24€ incl. Versand. Lieferung dauert ca. 4-5 Wochen
- Klemmverschraubung M6x1 PTFE(besser bekannt als Teflon), 3mm Bohrung, bei Ebay für 9€ incl. Versand
- Kupferdichtringe 10x6x1, 50 Stück bei ebay für 5,09 incl. Versand

Der Zusammenbau erfordert etwas Geschick und vernünftiges Werkzeug!
1. wie Gandalph im Schema weiter oben gezeigt hat, ist die Bohrung vom Wartungseingang bis zur Abzweigung für die Dusche ca. 15 mm lang (bei meiner Rocket) und da sollte logischerweise das Fühlerende sein.
2. Der Wartungseingang hat leider einen versenkten Eingang. Die Klemmverschraubung habe ich dahingehend bearbeitet, dass sie ca. 3mm tiefer reingeht, bevor sie an der Brühgruppe anschlägt (damit das Gewinde sicher fassen kann). Zusätzlich habe das Loch auf 3,5 mm aufgebohrt, damit auch der K-Fühler meines Fluke-Messgerätes reinpasst. Die Klemmverschraubung wird mit 5 Kupferdichtringen in den Wartungseingang reingedreht und soweit angezogen bis sie auch wirklich dicht ist (natürlich nicht so kräftig, dass das Gewinde abreisst)
3. Falls man das Taylor Thermometer verwenden will, muss hier die Fühlerhülse entfernt werden, da sie viel zu lang und dick ist (125x3,8mm). Die Klemmverschraubung würde ich nicht weiter aufbohren, da sonst die Materialstärke kritisch wird.
Jetzt kommt ein Punkt, wo ich keinen Tip geben kann - vielleicht hilft jemand aus dem Forum?
Ich habe im Netz keine passende Hülse gefunden, aber hatte noch zufällig einen Fühler übrig. Benötigt wird eine V2A wasserdichte Hülse 50x3 mm.
Die Hülse des Taylorthermometers kann man vorsichtig rausziehen/-drehen, sie ist reingepresst/verklebt. Achtung: es ist dünnes Blech und da sitzt der Draht+Fühler drin. Diesen anschliessend vorsichtig rausziehen.
Die Drähte sind sehr filigran am Thermometerkopf angelötet. Ich habe trotzdem es gewagt sie zu kürzen, damit sie in die kürzere Hülse passen. Zum Anlöten der Drähte an die Platine benötigt man einen spitzen temperaturgesteuerten Lötkolben.
Anschliessend die neue Hülse an das Thermometergehäuse festkleben. Zum Schluss den Fühler evtl. mit etwas Wärmeleitpaste versehen, in die Hülse stecken und Gehäuse zusammendrücken.

Das Thermometer wird ca. 4cm in die Klemmverschraubung geschoben und festgezogen. Achtung! Mit 2 Maulschlüsseln die Klemmverschraubung richtig festziehen: Teflon ist rutschig und bei 10 bar hat man schnell ein Wurfgeschoss!

 

Für die gefühlte Trinktemperatur ist vor allem die Vorwärmung der Tasse zuständig. Kann es sein, dass die BZ07 eine höhere Tassentemperatur gebracht hat? Zur Beurteilung der Brühtemperatur dienen 2 Kriterien:

• Die Farbe der Crema - ist sie zu hell, ist die Brühtemperatur zu niedrig; ist die Crema zu dunkel - Temperatur zu hoch.
• Der Geschmack: zu sauer = Temperatur zu niedrig, zu bitter = Temperatur zu hoch.

Wenn das Geschmacksergebnis in der Tasse stimmt, ist auch die Temperatur richtig. Ein Thermometer, das die Brühgruppe verunstaltet, ist definitiv nicht nötig.

 

hat denn die Maschine als PID Version kein Thermometer wie z.b bei der R58 von Rocket oder warum wurde an die Gruppe das Thermometer eingebaut ? Ich dachte immer man stellt an dem PID die Temperatur ein, und dann hat man immer optimale Resultate die auch an dem kleinen Kästchen abgelesen werden kann, oder stimmen diese Werte nicht mit denen direkt an der BG überein ? Ich habe keine Ahnung, daher klärt mich mal auf
Also an der neuen Maschine wollte ich eigentlich nicht rum bohren und dergleichen.
mfG
Frank

 

also das mit der Crema kann ich eigentlich nicht so bestätigen, dies war meines Erachtens an der BZ 07 nicht so, ehr anders rum, helle Crema , Temp zu hoch. merkwürdig

 

Der PID zeigt irgendeinen Wert, der am Brühboiler gemessen wird. Hat mit der Brühtemperatur kaum etwas zu tun.

Ich setze einen ordentlichen, handwerklich gerösteten Kaffee voraus. Nicht älter als 1 Monat nach der Röstung. Wie sich die Cremafarbe bei einem Industriekaffee verhält, kann ich mangels eigener Erfahrung nicht beurteilen.

 

Völlig Deiner Meinung: an einer neuen Maschine würde ich auch nicht rumbohren. Ich habe lediglich die Wartungsschraube an der Brühgruppe rausgedreht und meine Konstruktion reingeschraubt...

Die PID-Regelung an der V3 steuert die Kesseltemperatur, am Display wird diese auch angezeigt und Gradgenau eingehalten. Die Brühwassertemperatur resultiert dann wie bei der V2 im Verhältnis zur Kesseltemperatur. Z.B. 121°C Kesseltemperatur sollten 95°C Brühwassertemperatur generieren. (Zweikreiser oder auch HX-Prinzip)

 

Kannst du das noch etwas weiter ausführen?

 

Dadurch, dass der Wartungseingang nicht senkrecht in der Brühgruppe ist, ensteht am oberen Rand eine Versenkung. Der Kopf der Schraube welche üblicherweise hier drin steckt ist genauso gross, dass er in die Versenkung reinpasst. Damit die Verschraubung nun nicht nur an 2-4 Gewindegängen hängt, habe ich im Bereich der Mutter den Durchmesser soweit verjüngt, dass sie 3 mm tiefer reingeschraubt werden kann und somit sicher drin sitzt.

Das Profil der Original-Verschraubung kannst Du Dir hier anschauen: www.ebay.de/itm/261486328825
So sieht dann das Ergebnis aus:

 

Mal eine Frage: wenn ich aussen, direkt am Duschsieb mit einem "handelsüblichen" Thermometer eine Temperatur erfasse, die ziemlich genau 80° Celsius anzeigt (d.h. ich beziehe ca. 20 Sekunden lang und halte das Ende des Thermometers direkt in einen gebündelten Wasserstrahl"...

a) ... inwiefern weicht das ungefähr von der tatsächlichen Brühtemperatur ab?
b) ... und ist das evtl schon zu "heiss"?

Danke für Tips

 

Was ist ein handelsübliches Thermometer? Wenn damit ein gewöhnliches Quecksilberteil gemeint ist das taugt nicht, da es viel zu träge reagiert auf der einen Seite und die Thermometer Spitze auch zu groß und grob ist und ein gut Teil Luft das ganze logisch kühler macht. Hast Du dagegen ein Industriethermometer wie etwa ein Greisinger mit schnellen schmalen Messfühlern hast Du zumindest einen Anhaltspunkt. Genau messen kann man es nur beim Bezug im Siebträger selbst. Dazu gibts spezielle Meßmethoden mit dem schon erwähnten Greisinger oder ähnlichen und Drahtfühler könnte man sich sowas auch selber basteln. Oder eben wie oben sogar was permanentes integrieren.

 

Dieses habe ich verwendet
Thermometer mit Halterung aus Edelstahl für Milchkännchen - Eintauchthermometer - Spezialthermometer für Barista https://www.amazon.de/dp/B003FOA8DM/ref=cm_sw_r_cp_awd_ONQFwbE5T2FDS

Naja dann geht es halt nicht ohne größeren Aufwand