Sommerloch-OT: Die FAZ wählt links :-)

AW: Sommerloch-OT: Die FAZ wählt links

Ich habe gestern auch nicht schlecht gestaunt, als ich mir ohne Vorahnungen diesen Artikel zum morgendlichen Kaffee durchgelesen habe...

Ich dachte schon, dass der Tag eigentlich nicht mehr wundersamer werden könnte, aber dann hat mich der designierte MP aus SH eines Besseren belehrt...

Aber es war ja Liebe :shock:

 

AW: Sommerloch-OT: Die FAZ wählt links

Reißerische Headline hast Du da gewählt, die es aber nicht richtig trifft. Die FAZ Überschrift von gestern bezog sich auf einen Artikel von Charles Moore im Telegraph. Und nicht mal der wählt jetzt links, sondern überlegt nur, was bei den Konservativen falsch gelaufen ist.
Grüße
R.

 

AW: Sommerloch-OT: Die FAZ wählt links

Genau das ergibt sich ja aus der Lektüre des Artikels. Den finde ich gut, wenn auch mir noch viel zu sanft formuliert...

Auch die arrivierten Linken decken das System.

 

AW: Sommerloch-OT: Die FAZ wählt links

Mir gefällt die seit einiger Zeit zu beobachtende Annäherung der FAZ an die Titanic ;-) ... z.B. das Titelfoto mit entspr. Text, geniale satirische Überschriften (die z.T. nur mit spezifischem Insiderwissen als solche zu erkennen sind) und dediziert ironische Artikel nicht nur im Feuilleton, sondern zunehmend auch im "ernsthaften" Teil, immer mehr Karikaturen von Greser & Lenz (Titanic-Urgestein) statt vom grauenhaften Ivan Steiger, usw... wenn jetzt noch Sport und Finanzmarkt entfiele, könnte man die FAZ fast schon empfehlen :lol:

 

AW: Sommerloch-OT: Die FAZ wählt links

@hade: Full ACK, bis auf Ivan Steiger.

Ivan Steiger ist halt eine völlig andere Sorte Humor als Greser & Lenz, aber eigentlich finde ich beide ziemlich gut. Steiger ist halt sehr hintersinnig, während Greser & Lenz ja meistens ziemlich derbe sind. Beide haben natürlich auch mal ihre langweiligen, doofen oder sonstwie nicht so tollen Aussetzer.

Viele Grüße,

hawi

 

AW: Sommerloch-OT: Die FAZ wählt links

Hi hawi - interessantes Thema... und sicher eine Geschmacksfrage.

Der Hintersinn ist mir bei Steiger oft zu viel oberlehrerhafter "Sinn" und zu wenig "Hinter" (auf daß ihn auch wirklich jeder mitbekommt) - nur leicht verklausulierte Selbstverständlichkeiten (ja natürlich müssen wir die Erde retten, und natürlich fühlen sich Unterdrückte unwohl) :roll: Schön für die Bestätigung bestehender Ansichten, doch irgendwie fehlt mir das aufrüttelnde Potenzial.

Dagegen fahren Greser & Lenz einen ganz anderen Ansatz: krachig, primitiv, durch Übertreibung und Verfremdung erst jene Fallhöhe erzeugend, die einem die Absurditäten des politischen und sonstigen Lebens, an die man sich schon zu gewöhnen begann, erst wieder richtig ins Hirn & Bewußtsein hämmert. Daß sie sich dabei an (und über) die Grenzen des "guten Geschmacks" bewegen, gehört allerdings (genauso wie bei der Titanic) zur Methode, gelingt nicht immer gleich gut und kann bei manchen Leuten - ganz ohne Hintersinn - durchaus auch nach hinten losgehen :lol:

 

AW: Sommerloch-OT: Die FAZ wählt links

Ausgangspunkt für den Artikel von Frank Schirrmacher war dieser - weltweit stark beachtete und kommentierte - aus dem Daily Telegraph von Charles Moore, der zwar erwähnt wird, aber nicht verlinkt ist:

I'm starting to think that the Left might actually be right.

So ist Schirrmacher für mich erst verständlich, denn er setzt die Lektüre dieses Artikels voraus.

Ebenfalls äußerst lesenswert in dem Zusammenhang:

The moral decay of our society is as bad at the top as the bottom.

Sicher sehr spezifisch auf Großbritannien bezogen, aber cum grano salis für alle heutigen "westlichen" Staaten zutreffend.

 

AW: Sommerloch-OT: Die FAZ wählt links

Hatte Gelegenheit, in Ermangelung norwegischer Sprachkenntnisse einige Wochen BBC-Nachrichten und -Recherchen zu konsumieren. Der wichtigste Satz, der dabei fiel, lautete: "Dies alles (die Unruhen) kam nicht über Nacht und die Probleme sind seit langem bekannt". Und ich möchte hinzufügen: Die Probleme sind nicht moralischer, sondern ökonomischer Natur. Der von dem o.g. Artikel diskutierte "moralische Zerfall" der britischen Gesellschaft hat klar benennbare sozio-ökonomische Ursachen, die der Eton-Absolvent Cameron eigentlich kennen müsste. Es gilt, in England wie überall auf der Welt, Brechts Satz aus der Dreigroschenoper: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral!"