Suche Ersatz für meine Graef ES91

Hallo liebe Forengemeinde,

ich brauche eure Hilfe bei der Suche nach einer neuen (oder gebrauchten) Maschine.
Normalerweise würde ich mich tagelange mit Beiträgen beschäftigen, Maschinen vergleichen, aussortieren und mich anschliessend wochenlang auf die Lauer legen bis ich irgendwo ein guten Preis finde.
Da ich vor ein paar Tagen ein Tocher (früchen) bekommen habe und mich meine Graef just bei der Anlieferung der frischen Bohnen (3Kg!) im Stich gelassen hat (nachdem ich 2 Stunden lang geputz, entkalt und rückgespült habe), fehlt mir die Zeit um alleine eine "richtige" Wahl zu treffen.

Momentan habe ich:

• eine Mahlkönig Vario (bin sehr zufrieden mit der Mühle, vorher eine CM800)
• Grafe ES91 jetzt undicht am Siebträger (Reserve Dichtungsring bringt nichts, die Halterung müsste WIEDER ausgetauscht werden: in 3 Jahren schon 2 mal gemacht, die Reparatur-Kosten übersteigen bereits den Wert der Maschine und ich "habe fertig" ) Wenn jemand diese selbst reparieren möchte kann er mir ein Angebot machen, habe auch viel Zubehör dafür und noch die Verpackung. Mir ist die Geduld damit einfach ausgegangen.

Ich suche nach einer funktionellen Maschine, Design ist egal, Budget liegt bei 800€, wenn es ein bisschen weniger ist gerne.

Mein Bezugsprofil:

• alleine machen ich mir oft 1-2 doppelte (Morgens-Abends), manchmal 1 Cappu.
• Unter der Woche ab und zu auch 2 cappus und 2 doppelte
  
• Am WE komme ich (mit Besuch) auch mal auf 4 Cappus, 2 Latte, 4 Espresso

Vor ein paar Jahren habe ich mich in die Materie eingelesen und meinen Fehlkauf mit der Graef gemacht, damals hat mich die Geschwindigkeit der Betriebsbereitschaft, die Dosierung und die Einfachheit der Reinigung überzeugt.

Seit Heute ist mir das ziemlich egal, hauptsache haltbar und zuverlässig!

Vor ein paar Jahren waren die Gaggia Classic und Rancilio Silvia mit PID heisse Kandidatinnen, bin mir aber nicht mehr sicher ob diese für mich noch Ideal sind und ob diese sich von der Graef abheben.

Auf meiner Suche bin ich auf folgende Modelle gestossen:

• Lelit PL60 Plus T (839€ Ausstellungsstück)
• Fiorenzato Bricoletta (Auktion)
• Bezzera Unica (vielleicht kann ich da etwas runterhandeln)
• ECM Classika I (Auktion)
• Vibieme Domobar Super PID (Auktion, schwierig die für 800€ zu bekommen und vielleicht oversized)
• ACM/SAB Pratika (799€)
• Lelit PL41 TEM PID (459€)
• Rancilio Silvia (569€ + PID Nachrüstung)
• Bezzera Giulia (890€ der Preis schmerzt schon ^_^)
• Expobar Brewtus III PID Dualboiler (750€ hier im Forum)
  

Bin auch gerne für Exoten zu haben, der Name des Herstellers ist mir unwichtig.

Ich habe den Übebrlick verloren über die Vor- und Nachteile der einzelnen Bauweisen, vielleicht könntet Ihr mir diese mit euren Vorschlägen kurz aufführen; z. Bsp. bei den E61 Gruppe lese ich das manche Modelle zur Überhizung neigen, andere wierderum nicht. Ist die Bauweise nicht immer die gleiche?

Bin über eure Meinungen gespannt

 

Die Auswahl wurde mit der Hilfe meiner Frau eingegrenzt, in anderen Worten: es wurde eine Rangliste nach Ästhetik erstellt

1. Bezzera Unica (starker Einkreiser mit PID, soll schnell Temperatur zwischen Dampf und Bezug wechseln können) => Bezzera BZ10 gefällt Ihr auch sehr sowie SAB Alice & Bezzera Giulia
   
2. Lelit PL60 Plus T (soweit ich raus lesen konnte ist die Konstruktion nicht sehr Wartungsfreundlich und das Tanksystem suboptimal. Dampf kennt nur An/Aus und es sollen manchen Benutzer Problem mit der Überfüllung des Kessels Probleme haben)
3. ACM/SAB Pratika (sauber aufgebaut, mittlere Qualität, kein PID)
   
4. Expobar Brewtus III PID Dualboiler (wenn man die Manometer Schrauben gegen Runde austauschen kann)
5. Vibieme Domobar Super PID (wenn man die Manometer Schrauben gegen Runde austauschen kann)

Was würdet Ihr vorschlagen? Da ich mit Dual-Thermoblock angefangen habe kann ich nicht genau einschätzen welches System am besten zu meine Trinkgewohnheiten passt.
Die Entnahme von Tee-Wasser wäre natürlich ein Plus, muss aber nicht sein. Habe bis jetzt immer den Brühkopf dafür hergenommen, auch wenn es ein wenig dauert.

 

Gestern Nacht habe ich noch ein (meiner Meinung unmögliches) Angebot gemacht und die Bezzera Unica ergattert. ^_^
Am Ende zählt die eigene Präferenz (95% Espresso) und die Gäste sollen halt ein bisschen warten, die Unica soll eh schnell mit dem Hochheizen und Runter-kühlen sein.

Die Lelit war mein heißester Kandidat, aber die gemeldeten Problem, vor allem bzgl. Wartbarkeit, haben mich abgeschreckt.
Ich habe bis jetzt in der Umgebung nur Service Stellen für Automaten Marken gefunden, daher werde ich wohl selbst Hand anlegen müssen falls mal etwas ist.

Die Zwei Punkte und das angenommene Angebot vom Händler waren entscheidungs-gebend.
Frau ist auch happy dass es die "schöne" geworden ist.
Nur Pluspunkte für mich ^_^

Bei meiner Graef habe ich bemerkt dass beim 1-Siebträger (wird sehr selten verwendet) das Problem nicht so ausgeprägt ist: beim Bezug tropft es kurz seitlich raus, nach 3 Sekunden ist aber Ruhe.
Habe meine 4 Siebe durchprobiert, immer das gleiche Resultat.
Ich kann mir schwer vorstellen wie ich ein Siebträger abnutzen kann, wenn die Siebträger-Halterung aus weicheren Metall besteht. Ist das irgendwie erklärbar?

 

Die Unica ist unterwegs und ich werde auf jeden Fall meine Eindrücke und Vergleich mit der Graef ES90/91 kundtun.^_^

Die Graef habe ich wieder dicht bekommen, mit Silikon-Fett.
Kann es sein dass ich die Pflege des Dichtungsring die ganze Zeit vernachlässigt habe?

Habe bereits eine neuen Dichtungsring bestellt und werde die Maschinen dann zum Verkauf anbieten, gesäubert und auf Funktion getestet.

 

Heute ist die Bezzera Unica angekommen, gut verpackt und schwer.

Um Langeweile zu vermeiden führe ich kurz ein paar Punkte auf die mir heute Abend aufgefallen sind:

• der E61 wird recht heiß, die Graef kann ich überall anfassen (bis auf die Siebträgerhalterung) ohne mir die Finger zu verbrennen
• das Gewicht ist Perfekt, nichts rührt sich beim Einspannen des Siebträgers, bei der Graef selten
  
• die Maschinen wirkt wie eine filigrane Gastromaschine in Edeloptik (nicht nur wegen E61), die Graef eher wie ein robustes Küchengerät
• die Bezzera ist tiefer, schmaler und ein Hauch höher
  
• die Schalter sind knackig und die Hebelbedienung verhindert das sammeln von Schmutz zwischen oder auf den Knöpfen wie bei der Graef
• die Positionierung der Schalter ist optisch gut gelöst, aber man muss aufpassen das man nicht an der heißen Dampflanze oder Brühkopf ankommt; Linkshänder haben es hier einfacher
  
• die Abtropfschale ist gut durchdacht: man sieht gut den Füllstand (die Graef ein ein roten Plastikfühler dafür) und es passt mehr rein
• die Pumpengeräusche sind tiefer und ein wenig leiser (obwohl in meiner Graef die "Schalldämpfer"-Ventile eingebaut sind wie sie in der ES95 nun Standard sind), nicht so störend
  
• die Tassenablage ist ein bisschen Breiter (1-2cm) was für meine 3 Cappucino- und 3 Espresso-Tassen endlich ausreichen Platz bietet ohne das diese sich berühren (und mit vibrieren)
• die Klappe zum Wasser nachfüllen der Graef ist praktischer als der Deckel von der Bezzera, aber nicht so schön ^_^
• die Siebträger der beiden sind ungefähr gleich schwer, die der Bezzera sind poliert und hochwertiger von der Verarbeitung her (FYI, es waren nicht die Siebträger mit dem Bezzera Logo in der OVP )
• die Siebe sind kompatibel, habe meine Accurato Siebe (9gr und 16gr) gleich mal getestet, aber darüber später.
  
• meine Frau freut sich schon auf den erhöhten Aufwand die Maschine frei von Fingerabdrücke zu halten , dafür mag sie die Optik umso mehr
  
• der Wechsel zwischen Bezug und Dampf Temperatur ist recht zügig, die Graef kann beides gleichzeitig
• der Wechsel zwischen den Modi ist nach kurzer Eingewöhnungszeit (2 mal hin und her) in Fleisch und Blut übergangen
  
• der Dampf der Bezzera machte mir am Anfang ein bisschen angst , bei der Graef geht es da deutlich gemächlicher zu (nennen wir es anfängerfreundlicher )
• mittels Dampflanze kann man auch Teewasser beziehen, bei der Graef geschieht dies Stoßweise und ist eher nur zum abwaschen oder aufwärmen von Tassen nützlich
• die manuelle Befüllung des Kessels bei der Bezzera birgt das Risiko dass dem vergesslichen Benutzer schon mal das Wasser ausgehen kann, die Graef mit ihre Thermoblöcke ist nur vom Wassertank abhängig

Beim zweiten Bezug habe ich bereits das gewohnte Resultat von der Graef erreicht.
Die Zubereitung ist zwar ein wenig komplexer geworden, da ich nun keine automatische Dosierung der Wassermenge mehr habe, kommt aber meinem Spieltrieb zugute .

Am Wochenende geht es dann ums perfektionieren , dann gibt es auch ein Vergleich des Resultates mit dem Accurato 16g Sieb (Füllmenge 17,7g).

Bis demnächst!

 

So da bin ich wieder mit einem direkten Vergleich der Graef Es91 (baugleich Es90, Es95) und Bezzera Unica. VORSICHT große Bilder!

Als erstes muss ich noch ein paar Anmerkungen/Korrekturen meines vorherigen Vergleichs kundtun:

• (K) die Lautstärke der Bezzera ist leiser als eine normale Es91, aber lauter als eine Es91 mit Schalldämpfer
• (A) die Dampfleistung ist sehr (wirklich sehr) unterschiedlich: wo ich bei der Es91 mit 0,3l Motta Kanne (Milch für 1 Cappucino) nach 25-35 Sekunden fertig bin, durfte ich nach 6 Sekunden mit der Bezzera erstmals ein wenig putzen und die Milch war schon auf Temperatur. Ich muss definitiv ein wenig üben, habe mir beim ersten mal "Druck-ablassen" nach dem Dampf-Modus ein wenig durch den herausschießenden Dampf aus der Kanne (meine gewohnte Haltung der Kanne passt nicht bei der Kraft) die Hand verbrüht (nur ganz leicht ).
  
• (A) die Abtropfschale der Bezzera ist ein Tick zu kurz, hätte 2 cm länger sein können
• (K) soweit ich jetzt gelesen habe, wird beim Espresso Bezug automatisch Wasser in den Kessel nach-gepumpt, also besteht kein Problem dass in diesem Modus einem der Kessel leer läuft. Dies bedeutet man muss gezielt etwas Wasser/Dampf von der Dampflanze ablassen damit der Kessel genug Luft hat um viel Dampf bereitstellen zu können
• (A) die Tassenablage der Bezzera wird schneller heiß, dies ist IMHO der Konstruktionsart geschuldet (Wasserzirkulation und E61 Gruppe)

Nun zum interessanten Teil: der Vergleich der Brühe die bei so einer Maschine raus kommen sollte .

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Einstellung der Maschinen:

• Temperatur: 92°C
• Wassermenge: 45ml im Glas
• Sieb: Tidaka Accurato 16g
• Befüllung: 17,8g
• Kaffee: Röstmanufaktur Kolumbien (El Mandarino)

Vorgehen:
damit die Unterschiede vom Bezug besser vergleichbar sind, bin ich mit gleichen Einstellung ans Werk gegangen, diese habe ich 2 mal durchgeführt. Für den Geschmacklichen Vergleich habe ich nachträglich die Werte angepasst, dazu später.

Der Kaffee:

Geschmack laut Beschreibung: Der El Mandarino ist ein sehr komplexer Kaffee mit ausgeprägtem Körper, einer leichten Fruchtnote Richtung Mandarine und Pfirsich, ein wenig schokoladig und einem tollen Abgang.

Das volle Sieb:


Der Bezug:


Das Ergebnis im Glas:


Das Ergebnis im Sieb:


Der Bezzera Puk (für die Graef war der Mahlgrad zu fein, daher matschig):


Die Bezugszeiten:

• Graef: Prä-Infusion 0-10s, Espresso: 11-31s (Ideal 11-26s), gleichmäßig
  
• Bezzera: Prä-Infusion 0-9s, Espresso: 10-22 (Ideal 10-24s), gleichmäßig, mehr Textur im Auslauf

Der Geschmack mit gleichem Mahlgrad:

• Graef: leicht über-extrahiert (-2 Mahlstufen an der Vario wären ideal), mittlere Körper, keine Säure, leicht bitter, leichte (bittere) Grapefruit-Note (also bitterer Geschmack mit Erinnerung an Zitrusfrüchte) , sehr langer Abgang mit Marzipan, ein wenig Bitter-Schokolade (mag ich sehr, den Geschmack wird man nur langsam wieder los)
  
• Bezzera: sehr leicht unter-extrahiert (+1 Mahlstufe wäre ideal), fruchtig, leicht Säure, Orange (bräuchte mehr Süße für die Mandarine) und ein wenig Pfirsich, mehr Körper als bei der Graef, langer Abgang Richtung Bitter-Schokolade mit Zitrusnote.

Der Geschmack mit angepassten Mahlgrad:

• Beide: leichte Säure, Mandarine mit (noch hartem) Pfirsich, fruchtig (ein bisschen weniger als vorher mit der Bezzera), langer Abgang Bitter-Schokolade
• Unterschiede: die Graef hat ein bisschen weniger Körper, dafür stechen die Zitrusnoten ein bisschen mehr heraus und der Abgang ist eine kleines bisschen bitterer und weniger schokoladig; die Bezzera ist geschmeidiger, hat mehr Körper und der Abgang hat ein bisschen mehr Kakao in der Schokolade (hoffe man kann sich darunter etwas vorstellen)

Anmerkungen zum Ergebnis:

Die unterscheide der Extraktion der Maschinen trotz gleicher Befüllung, Mahlgrad und Tampern hat mich ein wenig überrascht. Da ich beide Durchgänge gleiche Zeiten und Ergebnisse hatte, vermute ich dass ich keinen groben Fehler gemacht habe. Ich vermute dass die Duschsiebe (Bezzera feiner und großflächiger) und der Druckaufbau den Unterschied ausmachen.

Anmerkung zur Handhabung:
Bei der Graef reicht es den Siebträger einzuspannen und auf ein Knopf zu drücken, anhand der Bezugszeit kann man den Inhalt des Siebs anpassen.
Bei der Bezzera ist man ein wenig mehr gefordert, die Wassermenge muss kontrolliert werden: die Verwendung eines Messglases erleichtert es ungemein am Anfang. Das Blonding erkenne ich immer erst wenn es schon im Glas ist, bedarf also noch ein wenig mehr Erfahrung meinerseits.

Beim Zubereiten vom Cappuccino sieht man im Video vom Herrn Bezzera dass Dieser zuerst den Milch schäumt und im Nachhinein in den Kaffee-Modus umschaltet und diese recht zügig erreicht mit Zugabe von Frischen Wasser aus dem Tank. Dies geht recht schnell: die Zeit in der ich die Bohnen mahle und ins Sieb einfülle (20-25s).
Die normale Variante dass erst der Espresso bezogen wird und im Nachhinein die Milch aufgeschäumt wird dauert ca. 30s (nicht vergessenen beim Umschalten des Heizungsmodus ein wenig Wasser über die Dampflanze abzulassen), eignet sich besser wenn man 3 oder mehr Cappuccinos zubereiten möchte. Der ausgekühlte Espresso wird durch die heiße Milch wieder auf Temperatur gebracht.


Anmerkungen zum Tester:

Ich kann leider nicht mehr "raus schmecken", sekundäre Geschmacksnoten werden von meiner Zunge noch weitestgehend ignoriert.

Falls jemandem anhand der Bilder Fehler sieht, wäre ich sehr dankbar für Tipps wie ich noch mehr aus der Bohne raus bekommen kann

Mein Fazit:
Ich brauche kein 2Kreiser oder Dual Boiler, die Unica hat mir gezeigt dass ein schnelles hoch heizen oder nachfüllen von frischem Wasser den Wechsel zwischen Espresso Bezug und Dampf nicht spürbar behindert, lediglich der Aufwand, bzw. Handgriffe, ist leicht erhöht. Ich gehe davon aus dass mir die Abläufe recht schnell in Fleisch und Blut übergehen werden.

Ich habe jetzt mal testweise 8 Doppelbezüge (ohne Kaffee) durchlaufen lassen. Nach jeden Bezug dauert es 10-15 Sekunden bis meine 92°C wieder erreicht werden. Ich brauche gute 40s zwischen einen Bezug und dem Anderen (wenn ich sehr schnell mache, oder ein paar doppelte schon Intus habe ) . Also ich sehe keine Limitierung in der Anzahl der Reihenbezüge. Bei Milchgetränke muss man ein bisschen planen, aber 4-6 Cappuccinos in einer Reihe wären meiner Ansicht nach möglich wenn man das Schäumen zu Letzt macht.


So, ich gehe jetzt mal die Graef einpacken für ihr neues Zuhause. Nach 5 Doppelte wird das wohl ein bisschen schneller gehen als normal.