Überraschung beim Hotelfrühstück

Seid ihr auch schon mal beim Hotelfrühstück gefragt worden, ob der "Kellner" an eurem Cappu üben darf den Schwan zu gießen, und im anschließenden Small Talk darauf hingewiesen worden, daß am Wochenende ein Single Origin aus Kolumbien in der Mühle sei, den man unbedingt pur probieren sollte?

Morgen früh wird's einen Natural aus Äthiopien im V60 aufgebrüht geben!

Ich bin baff!

 

Athen ist eine Reise Wert. Speciality Coffee an jeder Ecke, Röstereien in jeder zweiten Straße, selbst der einfachste Imbis hat eine Siebträgermaschine.

Mein Hotel hier hat keinen eigenen Frühstücksraum, man bekommt das im Restaurant im Erdgeschoß. Espresso frisch gemahlen, abgewogen, mit WDT gestreichelt, und dann mit einem Schwan verziert. Dazu auf Wunsch ne fette, sehr leckere Acaia Bowl. Alles inklusive, auch der Blick auf die Akropolis von der Dachterrasse. Und das für zu unter 90 € pro Nacht. Ich bin total geflasht!

Das hier gibt es auch, und ich bin überrascht, daß dies gar nicht bitter schmeckt und etwas abgekühlt etwas Süße und einen Hauch Frucht entwickelt.



Ich muss schauen, daß ich vor lauter Kaffee die Akropolis nicht verpasse!

 

Schon passiert.



Tagsüber wird das echt schwierig. Hier ein X-beliebiges Caffee an einer belebten Straße Richtung Akropolis.



Und keine 50 Meter weiter ...



Gibt es eigentlich ein Gegenmittel zu einer Überdosis Koffein?

 

Ich feiere mich gerade als Held. Gegen alle koffeinhaltigen Versuchungen in einer Stadt, in der Lokale mit äthiopischen Naturals werben wie andere mit Cola und Pommes, habe ich es unter Aufbringung aller mentaler Kraft gerade so eben noch geschafft!

 

Weiter geht's. Filterkaffee aus dem V60.



Leider ein anderer Barista, der in wenig bemüht wirkte. Der Kaffee für meinen Geschmack recht dunkel. Geschmacklich rund, nett, unauffällig. Könnte durchaus ein Äthiopier sein, der aber durch Röstung und Brühtechnik auf "brav" getrimmt wurde.

Aber hey, das ist immer noch ein Hotelfrühstück, und der Kaffee um etliche Klassen besser als die sonst übliche Automaten Plörre.

War gestern Abend auch noch auf einen Espresso in diesem Laden:



Der macht nicht nur Reklame für Speciality Coffee wie andere für Cola, der sieht auch bei näherer Betrachtung eher aus wie ein Laden für Cola und Bier. Es ist tatsächlich eine Sports Bar, mit riesigen Fernsehern über die gestern Fußball übertragen wurde, Getränken zur Selbstbedienung aus den typischen Kühlschränken, grelle Neonbeleuchtung und einem großen Bereich in dem Lose für Sportwetten verkauft werden. Dazu Kaffee aus der eigenen Rösterei. Auf die Frage danach, welche Bohnen denn gerade im Ausschank seien kam stolz "normal and organic!".

Die Biobohnen waren eher mittel geröstet, der Doppio wurde leider im Pappbecher serviert, was man hier öfter sieht. Geschmeckt hat es OK. Also für das, was ich in einem Speciality Café erwarte. Für eine Sportsbar wars umwerfend.

Man hat hier in Athen wohl ein sehr entspanntes Verhältnis zu Speciality Coffee, weit weg vom manchmal etwas abgehobenen Hipsterflair solche Cafés in Deutschland. Speciality goes Imbisbude, so zu sagend.

So, und nun ist mein Filterkaffee auf Raumtemperatur abgekühlt. Und siehe da, dunkle Beeren kommen zum Vorschein. Das mit dem äthiopischen Natural konnte durchaus stimmen.

 

Ein Honey aufbereiteteter Castillo aus Kolumbinen. Da braucht man kein anderes Obst zum Frühstück.

 

Auf dem Weg zum Lykavittós musste etwas gegen den sinkenden Koffeinspiegel getan werden. Also rein in diesen kleinen Stehimbiss, in dem es Sandwiches gibt - und Kaffee.