Wann ist Kaffee frisch?

AW: Wann ist Kaffee frisch?

Mir scheint, dies ist weniger ein Forum, in dem man unter Gleichgesinnten Kaffeethemen diskutieren kann, als vielmehr ein Tummelplatz für Möchtegernkomiker.

 

AW: Wann ist Kaffee frisch?

Habe mir gerade mal im örtlichen Supermarkt anhand einer Stichprobe einen Überblick über die "Frische" der erhältlichen Espressobohnen gemacht (Preise: ca. 16,00 bis 32,00 Euro/kg). Anhand des MHDs kalkuliert war kein Paket jünger als sechs Monate, überwiegend sogar älter. Spitzenreiter war ein Bio-Kaffee, der bereits im Januar 2012 ablief.

Aus meiner Sicht alles andere als frisch...

 

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Die Dose Illy mit 250 g für €8,00. Einfache Rechnung: 4 x 250 g = 1.000 g = 1 kg. 4 x €8,00 = €32,00.

 

AW: Wann ist Kaffee frisch?

Italien ist in Sachen Espresso längst nicht mehr führend. Amerikanische Kaffee-Gourmets sind z.T. echte Experten, auch wenn das mit dem Up-Dosing stimmt (bis zu 18 g für einen Doppio). Aber ich glaube nicht, dass gemahlener Kaffee in einer Italienischen Bar viel älter als 15 Minuten wird. Dazu ist der Umsatz in aller Regel zu groß.

Wer aber frischen Kaffee möchte mahlt sowieso on demand in den Siebträger.

 

AW: Wann ist Kaffee frisch?

Stimmt!

 

AW: Wann ist Kaffee frisch?

Die meisten Amerikaner trinken lausigen Filterkaffee, gebrüht aus vorgemahlenem Kaffee, den sie im Supermarkt gekauft haben. Genau wie die meisten Deutschen. Die meisten Amerikaner halten wahrscheinlich Starbuck's für die Krone der Espressokultur und bevorzugen Kaffeegetränke mit Unmengen Milch (Venti Latte) bei Tag und bei Nacht. Genau wie die meisten Deutschen. Latte Macchiato ist der Modekaffee (sieht so schön aus!), dabei ist das ein Getränk, das Italiener für ihre Kinder bestellen. Ein typischer Italiener trinkt zum Frühstück einen Cappuccino oder Latte, am Vormittag vielleicht noch einen Espresso macchiato und danach nur noch ehrlichen Caffè. Viele halten eine Kaffeevollautomaten für die beste Kaffeemaschine der Welt, dabei sind die meisten Vollautomaten technisch gar nicht in der Lage einen guten Espresso zu brühen, da sie keine echte Crema produzieren können. Nespresso ist kein echter Espresso, da weder die Dosis Kaffeemehl (5 g pro Kapsel, d.h. zu wenig) noch das Volumen (50 ml gelten als Espresso, d.h. zu viel) stimmen, von körperlosem Senseo Espresso ganz zu schweigen. Trotzdem verkauft sich beiden nicht nur hierzulande wie "geschnitten Brot".

Espresso ist international geworden. Aber Kaffee-Gourmets, die viel Geld für eine traditionelle Espressomaschine, eine gute Mühle und Zubehör ausgeben, vielleicht sogar Heimrösten sind überall eine Minderheit. Die meisten sind diesbezüglich ahnungslos.

Gewinner der World Barista Championship waren in den letzten Jahren Dänen, Norweger, Australier, Briten, Iren, El Salvadorianer und eben Amerikaner. Aber keine Italiener, obwohl Barista dort ein Lehrberuf ist. Und auch keine Deutschen. Die Amerikaner mischten häufig auf den vorderen Plätzen mit.

Wer mit amerikanischen (und internationalen) Kaffee-Aficionados diskutieren möchte, dem sei die Seite CoffeeGeek wärmstens empfohlen. Hier findet man jede Menge Infos rund um das Thema Kaffee, Rezensionen und ein riesiges Forum.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum, welches nicht zuletzt durch EU-Richtlinien reguliert wird, legt fest, bis zu welchem Stichtag der Hersteller für die gesundheitliche Unbedenklichkeit seines Produktes garantiert, es also nicht verdorben sein darf. Bei Kaffee liegt diese Zeitspanne bei zwei Jahren nach Röstung, weshalb die meisten Röster diese Frist auf ihren Verpackungen angeben. Aber es wird wohl niemand ernsthaft behaupten wollen, dass Kaffee kurz vor Ablauf des MHD trotz industrieller Verpackung noch genauso frisch und aromatisch ist wie Bohnen, die vor 10 Tagen geröstet wurden.

Dass Frische und Qualität bei Kaffee eng zusammenhängen, wird keiner ernsthaft bestreiten. Was "frisch" ist mag jeder für sich entscheiden. Vielen, die an dieser Diskussion teilgenommen haben, scheint Supermarkt-Espresso unbestimmten Alters auszureichen. Das ist OK. Auch ich verarbeite mitunter Bohnen von Industrieröstern und trinke den Espresso mit Genuss. Aber ich achte darauf, dass das anhand des MHDs kalkulierte Röstdatum nicht länger als zwei (allenfalls noch drei) Monate zurückliegt. Das geht, wenn man weiß wo man kauft. Leider eben nicht im Supermarkt.

Ich bevorzuge jedoch Espressobohnen von handwerklich arbeitenden Kleinröstern, die das Röstdatum auf der Verpackung angeben. Wenn ich Kaffee z.B. bei Londinium Espresso bestelle, wird dieser erst nach meiner Bestellung frisch geröstet und trifft 7-10 Tage alt bei mir ein, also dann, wenn die Bohnen ihr bestes Aroma haben.

Die Qualität von Espresso hängt von vielen zusammenhängenden Faktoren ab: Kaffeemischung, Röstgrad- und Röstmethode, Wasserqualität, Güte der Kaffeemühle, Mahlgrad, Dosierung, Tamping, Qualtät der Espressomachine, Brühtemperatur, Brühdruck, um nur einige aufzulisten. Und eben von der Frische der Bohnen.

Babbie's Rule of Fifteens sind kein Gesetz. Aber man kann ja wohl sachlich darüber diskutieren, ob sie stimmen oder ob andere Werte Geltung haben.

Nachtrag:
Zu frisch ist auch nicht gut. Gerösteter Kaffee sollte bei sachgerechter Lagerung 7-10 Tage ruhen, um sein maximales Aroma zu entfalten.