Wie lange ist Wein haltbar?

Diskutiere Wie lange ist Wein haltbar? im Was ich unbedingt noch sagen wollte... Forum im Bereich Kaffeeklatsch; AW: Wie lange ist Wein haltbar? In #44 ist das Wesentliche zur Haltbarkeit gesagt. Die Ergebnisse hängen auch nicht unbedingt von der Qualität...

  1. #61 holger s, 24.04.2008
    holger s

    holger s Mitglied

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    AW: Wie lange ist Wein haltbar?

    In #44 ist das Wesentliche zur Haltbarkeit gesagt.
    Die Ergebnisse hängen auch nicht unbedingt von der Qualität des Weins ab, sondern von der Lagerung nach der Öffnung, der Hygiene (z.b. wenn man den Korken, weils einfacher ist, hinterher falschrum wieder reinsteckt) und überwiegend vom Zufall, denn Wein ist mehr noch als Caffè von so vielen nicht reproduzierbaren (okay – von den Weinen, von denen ich rede) Faktoren beeinflussbar. Einer meiner Lieblingsrotweine, der in der Regel eine halbe Stunde nach öffnen – ohne dekantieren – seinen ersten Höhepunkt hat, ist manchmal am nächsten Tag noch besser. Es ist aber auch schon passiert, dass er am dritten Tag eine Sherrynote hatte, also nicht mehr trinkbar war.

    Der Dekanier-Hype – dekantieren ist bei manchen Weinen notwendig (Depot), bei manchen sinnvoll, bei manchen unnötig. Muss man rausfinden. Bei manchen ist es tödlich. Es gibt Fälle, da ist der 1920er Chateau Peng für €10.000 beim Dekantieren umgekippt und hätte beim behutsamen eingießen aus der Flasche vermutlich ein unvergessliches Erlebnis gebracht (naja – so ja auch …). Da war das Geheule groß. Gut, dass ich solche Luxusprobleme nicht habe.

    Der Korken: Vernünftige Produzenten schaffen den Korken nach und nach ab. Die Verfügbarkeit von Kork wird schwieriger, aber der Hauptgrund ist der Schwund, der durch schlechte Korken verusacht wird (also Flaschen, die nicht genießbar sind), der liegt bei 10–30%. Und das ist bei einem Wein, der ab €30 im VK kostet in der Summe eine Menge Verlust für den Erzeuger. Kunststoffkorken sind okay, Schraubverschlüsse sind sehr zuverlässig, ich finde das aber etwas unwürdig und manchmal schneidet man sich. Die eleganteste Lösung sind die Glasstopfen, die schon einige deutsche Winzer einsetzen. Die kann man nämlich auch schön für andere Weine weiternutzen. Und so schön das zeremonielle Öffnen eines Weines mit dem Pulltap auch ist – dass manche Schlaumeier meinen, dass ein Wein nur dann gut sein kann, wenn er einen Korken hat, stimmt einfach nicht. Der Pseudo-Kenner wird so gerne entlarvt, überwiegend auch beim riechen am Korken: dies bedeutet nichts. Der Korken hat keine positiven Effekte auf die Entwicklung des Weines in der Flasche.

    Noch ein Tip, für die, die nicht ganz so tief im Thema sind: Gute Gläser machen enorm viel aus. Die üblichen 0815-Gastro-Gläser sind natürlich der Tod des Genusses, man kann aber schon mit der preiswerten Schott Zwiesel Diva-Serie Quantensprünge im Genuss erleben. Verschiedene Riedel-Serien finde ich dann auch schon sehr grenzwertig, Aberglaube und Nerdismus – wie oft auch hier in den Zubereitungs- und Tuningdiskussionen.
     
  2. #62 kunstmilch, 24.04.2008
    kunstmilch

    kunstmilch Mitglied

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    AW: Wie lange ist Wein haltbar?

    holger,

    zu den korken. alles richtig. nur hat und kann auch keiner kenntnis darüber haben, wie sich die rotweine über eine periode von mehreren jahrzehnten entwickeln.

    allein die champagnerproduzenten können entspannen: verkorkt wird ja erst nach dem degorgieren, davor trägt auch ein krug clos du mesnil einen kronkorken.

    tschörgen,

    das sind schon flaschen, von denen angelo da schreibt, wenn mich nicht alles täuscht. gaja in bib kaufe ich sonst aber auch. vor allem für 30 euro fünf liter. ;-)

    gruß thorsten
     
  3. #63 GeorgM_xx, 24.04.2008
    Zuletzt bearbeitet: 25.04.2008
    GeorgM_xx

    GeorgM_xx Mitglied

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    AW: Wie lange ist Wein haltbar?

    Was im allgemenen als Korkgeschmack diskutiert wird ist nach neueren Untersuchungen (z.B. Klosterneuburg) in 3/4 der untersuchten Faelle nicht auf den Korken zurueckzufuehren. Es handelt sich viel mehr um meist durch mangelnde Hygiene entstande Veraenderungen wie Schimmel usw. Hier schuetzt ein anderer Verschluss nicht.
    Das verbleibende Viertel, also wirklicher Korkgeschmack, ist auf folgende Ursachen zurueckzufuehren.
    1. Eine Krankheit der Rinde. Die Top Korkproduzenten fuehren entsprechende Laboruntersuchungen durch. Dieser Kork ist nochmals etwas teurer. Viele Winzer scheuen die Mehrkosten.
    2. Die Lagerung der Korken. Ein Korken sollte innerhalb von 2-3 Monaten verarbeitet werden. 6 Monate alte Korken sind billiger, was wiederum einige Winzer nutzen um die Kosten zu senken.
    3. Ein Korken sollte trocken gelagert und verarbeitet werden. Aber feuchte Korken rutschen besser in die Flasche. Als was machen einige Winzer?

    Man sieht also, dass das Korkproblem relativ ist. Und es gibt genug Top Weingueter die nahezu keine Ausfaelle durch Korkgeschmack haben. Alles eine Sache der Qualitaetskontrolle.
    Was nicht heisst, dass ich unbedingt auf Kork bestehe. Allein aufgrund der Knappheit dieses Rohstoffes sollte man auch Aternativen benutzen.

    Der Kunststoffkorken ist wohl nicht die ideale Alternative. Langzeittests haben gezeigt, dass der Kunststoffkorken nicht so dicht ist wie man anfangs geglaubt hat. Ein Grund ist, dass die Weichmacher sich verfluechtigen und das Materiel aushaertet.
    Also fuer Weine die schnell getrunken werden eventuell ja, ansonsten nein.

    Sorry, einen kranken Korken riecht man. Man braucht halt nur eine etwas geschulten Geruchssinn.

    Gruss Georg
     
  4. #64 CorlitoCaffé, 25.04.2008
    CorlitoCaffé

    CorlitoCaffé Gast

    AW: Wie lange ist Wein haltbar?

    Hallo,

    nun hier herschen ja gleiche Bedingungen, alle genannten Weine wurden mit speziellen, ungenutzten, Korken sauber Verschlossen.

    Also hier schon mal erste Auffälligkeiten:

    Leonardo Chianti hat schon relativ nachgelassen, im Abgang erste Anzeichen von Bittertönen

    Le Volte hat etwas in seiner Fruchtigkeit nachgelassen, allerdings noch gut trinkbar, erste, kaum erkennbare, Ansätze von Bittertönen

    Lucente hat ebenfalls etwas an Fülle verloren, allerdings hat das auffällige dezente Säurespiel nachgelassen, ist eigentl. weg.
    Keine Spur von Bittertönen.

    Der Campagnola Amarone ist immer noch fruchtig wuchtig. Allerdings nicht so sehr wie zuvor. Keine Bittertöne.

    Ca Marcanda Promis hat schon ganz schön an Kraft verloren, aber noch angenehm trinkbar. Man kann allerdings nicht mehr auf seine Ursprüngliche Hochwertigkeit schließen.
    Keine Bittertöne.

    Cantine Di Ora Sangiovese hat stark verloren, erste Bittertöne lassen ein baldiges Ende dieses Aspiranten erahnen.

    Spätburgunder Allendorf lässt zwar nicht an seiner ungewöhnlichen Fruchtigkeit nach, allerdings lassen auch hier erste Bittertöne ein nicht mehr allzu langes Vergnügen erwarten.

    Silky Oak Shiraz hat immer noch ganz schön Kraft in sich, die gehaltvolle Frucht überrascht noch. Sein hoher Alkoholanteil von 14% schützt ihn scheinbar auch ein bisschen vor äußerlichen Einflüssen. Aber mal sehen, wenn die Frucht nachlässt, ob da nicht noch ein Bitterton zum Vorschein kommt.

    Also den Sangiovese hatte ich eigentl. als Aspiranten für ein baldiges Ableben schon erwartet gehabt, allerdings den Spätburgunder hätte ich längerlebiger gesehen.

    Morgen gehts wieder weiter, hab jetzt erst mal genug getrunken, huija

    MfG

    Angelo
     
  5. #65 Barista, 25.04.2008
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    AW: Wie lange ist Wein haltbar?

    Die Glasstopfen sind relativ stilvoll und machen auch durchaus etwas her. Preilsich wohl aber nur für etwas besser Weine geeignet, da sie keinen für mich erkennbaren Vorteil gegenüber dem Kronkorken haben. Man zahlt für das Feeling, das aber wirklich nicht schlecht ist

    Kunststoffkorken gehen für mich überhaupt nicht. Für mich ist das ein Grund, einen Wein nicht zu kaufen. Ich assoziiere damit minderwertige Weine und ziehe einen Kronkorken definitiv vor.

    Der Kronkorken oder besser ein Schraubverschluss ist eine saubere Sache, vo allem, da sich die Flasche wieder sehr gut verschließen lässt.

    Teilweise wird ja noch argumentiert, dass der natürlich Korken für die Entwicklung des Weines in der Flasche notwendig wäre (da er halt nicht hermetisch dicht ist). Ich kann mir vorstellen, dass sich ein Wein mit Kronkorken halt ein wenig anders entwickelt. Das muss aber nicht bedeuten, dass dies schlechter ist.
    Da ich eh nicht auf ältere Weine stehe, ist das in meinem Fall aber eh egal (wobei ich mal gerne bei einer Rodenstock-Verkostung dabei gewesen wäre. Die Weine können ja nicht alle gepanscht gewesen sein).
     
  6. #66 Largomops, 25.04.2008
    Largomops

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    AW: Wie lange ist Wein haltbar?

    In 99 von 100 Fällen wird bei uns die Flasche leer. Manchmal (das eine Mal) verschließe ich ich die Flasche mit dem Korken und stelle weißen in den Kühlschrank, roten lass ich bei Zimmertemperatur stehen. Ich könnte nicht sagen, dass sich bin zum nächsten Tag irgend etwas geändert hat (hat aber nichts zu sagen, ich hab´keine Ahnung von Wein, kann nur sagen schmeckt oder schmeckt nicht.)

    P.S. Angelo: Wenn Du mal richtig zu Geld kommen solltest und über ein Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk für mich nachdenkst empfehle ich Dir mir eine Kiste Amarone zu schenken. Den hab´ ich nämlich am allerliebsten.
     
  7. Alfred

    Alfred Mitglied

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    AW: Wie lange ist Wein haltbar?

    Bin kein Korkologe :lol:, stamme allerdings aus einer Weinecke.
    Auch hochpreisige Korken schützen nicht vor Schäden (das Problem haben auch vermehrt führende Häuser in Frankreich), die durch am Kork schnüffeln wirklich nicht, oder nur extrem schwer erkennbar sind. Selbst die erste Geschmacksprobe hilft nur dann, wenn man den Wein kennt.

    Zum Thema Dekantieren. Hier wird übertrieben. Bei weissen Jungweinen bitte gar nicht - die mögen Erschütterungen gar nicht. Auch sollten die nach dem Transport entweder notfalls sofort getrunken werden, oder liegend ruhen können. Die Eiskastentür ist kein guter Platz. Auch sollten sie nicht ewig gekühlt werden - ist schwierig im Sommer mit Veltliner in der Etagenwohnung.

    Dekantieren bei Rotweinen. Uraltweine kann es killen, ab einem gewissen Alter ist die notwendig. Bei den meisten getrunkenen, hochwertigen Rotweinen bis 15 Jahren ist es eher ein Umfüllen - das den Atmungsprozess beflügelt. Solche Weine sollten vor dem Trinken atmen - manchmal mehrere Stunden.
    Trinke ich solche Weine nicht aus, sind sie meist anderntags besser, aber normal auf alle Fälle noch trinkbar. Längere Erfahrungenhabe ich nicht - stamme ja aus einer Weingegend. :lol:

    Die Vacuumverschlüsse bringen tatsächlich was, sehe deren Sinn aber eher für die Gastronomie.
     
  8. Alfred

    Alfred Mitglied

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    AW: Wie lange ist Wein haltbar?

    Nachtrag:

    Den Originalkork NIE verkehrt verwenden - das ist verlockend, weil es einfacher geht. Aber besser mit dem Messer was wegschneiden.
     
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