Zusammenspiel von Filter und Filterpapier?

Diskutiere Zusammenspiel von Filter und Filterpapier? im Brühkaffee Forum im Bereich Maschinen und Technik; Seit einiger Zeit filtere ich mit der Hand. Ich habe mir in einem Kaffeeladen einen Hario-Filter aus Plastik besorgt und die dazu passenden Tüten....

  1. #1 Anneke G., 29.06.2016
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    Seit einiger Zeit filtere ich mit der Hand. Ich habe mir in einem Kaffeeladen einen Hario-Filter aus Plastik besorgt und die dazu passenden Tüten. In der Gebrauchsanleitung steht ja, was es mit der Bezeichnung V60 auf sich hat. Ein Kegel mit einem Winkel von 60 Grad. Das und das große Loch sollen dafür sorgen, dass der Kaffee gut abfließt. Nun, überzeugt bin ich schon von dem System; ich habe mittlerweile auch die Porzellanversion des Hario. Allerdings habe ich das Gefühl, dass der Kaffee nicht wesentlich schneller abfließt als der aus dem Filter meiner Mutter. Die filtert nämlich seit Jahrzehnten mit der Hand. Ihr Filter hat die klassische Melitta-Form, ist für 1x6 Filterpapier ausgelegt und hat unten zwei Löcher. Meine Großmutter hat auch einen Filter für 1x6-Papier. Beide verwenden dieselbe Marke. Auch bei Oma fließt der Kaffee zügig ab — außer wenn er sich staut. Das passiert bei Mama nie. Ich habe Omas Filter mal unter die Lupe genommen und festgestellt, dass Omas Filter unten nur ein Loch hat, und zwar ein ziemlich kleines.
    Konzipieren die Hersteller ihre Filter so, dass nur eine besondere Sorte Papier konzipiert ist? Abgesehen jetzt einmal von der äußeren Form des Filters (Harios sind Kegel, Melittas abgeschnittene Kegel)? Wer hat Erfahrung mit Melittas und geometrisch identischen Filtern? Ist das Stocken da ein verbreitetes Problem? Mein Hario stockt nie.
     
  2. #2 Aeropress, 29.06.2016
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    Wenn da was stockt dann ist dass weniger ne Frage des Systems als des dann für diesen Filter unpassenden Mahlgrades und auch der Qualität des Mahlgutes. Ein Melitta braucht deutlcih groberes Mahlgut als ein V60 und eine Chemex nochmals einiges grober. Für Filter ist möglichst homogenes Mahlgut ideal, leider produzieren viele Mühle relativ hohen fines Anteil (Feinstaub). Diese fines haben 2 negative Wirkungen beim Filter, die eine ist solche Feinstpartikel sind sehr schnell vollständig extrahiert noch vor dem Ende der eigentlichen Ziehzeit, den Rest der Zeit machen sie den Kaffee bitter, 2. Wirkung sie vertstopfen den Filter und so kommt es zu schlechtem Abfluss. Man hat dann entweder eine noch längere Ziehzeit oder muss deutlich grober mahlen um insgesamt auf einen besseren Durchfluss zu kommen. Beides verändert die Extraktion in eine ungünstigere Richtung. Viele denken Filter ist sowas wie das Alle meine Entchen der Kaffeebereitung, heißes Wasser drauf gießen, wird schon, kann jeder. Stimmt auch irgendwas schwarzes heißes kommt immer raus selbst aus der billigsten Kaffeemaschine. Will man aber wirklich das Optimum herausholen dann ist da Sorgfalt und Equipment (insbesoindere Mühle) mindestens genauso wichtig wie beim Espresso.
     
  3. #3 Anneke G., 30.06.2016
    Anneke G.

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    Was die Mühle angeht, das kann ich mir vorstellen. Ich habe früher mal eine French Press gehabt — und eine Mühle, die viele Kleinteile. Außerdem fiel immer der Auffangbehälter ab, weshalb ich sie schließlich weggestellt habe. Diese feinen Partikel haben bei der French Press schnell zum Nachbittern geführt. Alte Kaffeemühlen (Omas stammt noch von ihrer Großmutter) können aber oft nur mit einem bereits eingestellten Mahlgrad mahlen. Was das Thema Melitta angeht: Ich habe einen gebrauchten Melitta ergattert — neu sind die genauso teuer wie Harios — und werde mal ein bisschen ausprobieren. Ich mag das Hario-System, aber ärgerlich ist, dass man die Filter nicht so einfach bekommt. Meine Eltern wohnen auf dem Land, und da gibt es nur Melitta 102, 1x4 und 1x6…
     
  4. DF3DD

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    Wenn alles glatt läuft, passiert bei den verschiedenen Filterhaltern das gleiche. Ganz grob geagt: Heißes Wasser fließt durch den gemahlenen Kaffee, durchdringt den Filter, wobei feste Feinanteile und Teile der Kaffeeöle zurückgehalten werden. Im Normalfall läuft alles, was durch den Papierfilter kommt, geradewegs und im wesentlichen ungebremst auch durch das Loch/die Löcher im Halter.

    Bei Hario-Filtern und bei Melittafiltern mit mehreren Löchern sind Mahlgrad und Filterpapier die begrenzenden Faktoren bei der Durchflussgeschwindigkeit und üben damit auch eine Bremswirkung aus, die die Zeit bestimmt, während der das Wasser Kaffeebestandteile extrahieren kann. Dabei sollte die Verantwortung in erster Linie beim Mahlgrad liegen (und natürlich, wie bereits gesagt wurde, bei dessen Homogenität, damit keine übermäßige Menge an Feinanteilen diese Steuerung konterkarieren kann). Deshalb liegst Du mit der Vermutung, was den Durchfluss im Vergleich betrifft, wohl richtig.

    Für das Stocken beim Durchlauf kann es mehrere Gründe geben.
    • Zum einen kann der vom Vorredner erwähnte zu hohe Feinanteil (oder generell eine zu feine Mahlung) die Ursache sein. Dann verstopfen zu viele Filterporen.
    • Zum anderen kann bei Ein-Loch-Filtern das Loch zu klein sein. Das dürfte vor allem bei älteren Prozellanfiltern vorkommen, da in früheren Jahrzehnten die Fertigungstoleranzen höher waren als heute.
    • Drittens kann das Filterpapier untauglich sein.
    • Viertens kann es bei dünnen Papieren manchmal vorkommen, dass das Papier ein Loch verlegt, indem es sich nass davorlegt. Dann läuft nur an einer Stelle Kaffee aus dem Filterhalter, das direkt aus dem Inneren der Filtertüte kommt und den kleinen Bereich passieren muss, an dem das Papier vor dem Loch liegt. Diese Gefahr wird umso virulenter, je schwächer der Filterhalter innen strukturiert ist.
    • Im fünften Fall ist der Filterhalter innen zu glatt, also zu wenig geriffelt, weswegen im Extremfall nur im ganz unteren Bereich Kaffee zügig durch das Papier dringen und ablaufen kann.

    Was also tun?
    • Um den ersten Fall auszuschließen, ist die Mühle bzw. das Mahlergebnis zu überprüfen. Eine grundsätzlich zu feine Mahlgradeinstellung muss korrigiert werden, bei inhomogenem Mahlgut mit hohen Feinanteilen gibt es außer dem Mühlentausch kaum eine Korrekturmöglichkeit. Das hieße hier aber, dass sich der Kaffee dann jedes Mal stauen würde.
    • Zweiter Fall: Man könnte hier beide Löcher vergleichen und mit einer entsprechenden Lehre den Durchmesser bestimmen. Da sich der Kaffee hier aber oft nicht staut, wird es wohl nicht der Grund sein.
    • Dritter, vierter und fünfter Fall: Da hilft es, mit Filtertüten zu experimentieren. Auch von Drittanbietern gibt es für 1x6 Tüten (wenn auch nicht so viele wie für 1x4), und Melitta selbst bietet verschiedene Filter in dieser Größe an. Ich würde bei einem Ein-Loch-Filter eher zu dickeren Papieren als zu dünneren tendieren.

    Der erste Fall kann auch bei einem Hario-Filter zum Problem werden. Alle übrigen eher nicht. Das liegt daran, dass zum einen das Loch beim V60 vergleichsweise gigantisch ist, zum anderen der Filter innen sehr deutlich strukturiert ist (wobei dahingestellt bleiben kann, ob der Spiralverlauf nun Voodoo oder Designattribut ist oder tatsächlich einen technischen Vorteil bringt) und schließlich die Experimentierphase beim Papier sehr schnell durchlaufen ist. Das heißt, dass die Hariofilter im Prinzip etwas mehr Narrensicherheit bringen, was die Einflüsse des Filterhalters und des Papiers auf den Durchfluss betrifft.

    Bei Filterhaltern für Melitta-Formate der 10n- und 1xn-Reihen sollte man keine No-Name-Produkte kaufen, die innen oft nur schwach strukturiert sind und bei denen die Lochgröße zuweilen nur per Daumenpeilung bestimmt wurde. Und das geeignetste Papier muss durch Ausprobieren ermittelt werden. Dann kann man auch hier Durchflussprobleme ausschließen und sich ganz auf Mahlung und Aufguss konzentrieren.

    Sorry für die epische Länge, aber vielleicht hilft ja die eine oder andere Überlegung.
     
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  5. #5 Anneke G., 30.06.2016
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    Epische Länge — Tja, wer eine schwierige Frage stellt, der muss damit rechnen. ;) Vielen Dank auf jeden Fall für eure Antworten. Ich habe mich über die Sache mit der Anzahl der Löcher schon etwas gewundert. Auf der Suche nach gebrauchten Filtern habe ich einige gefunden, die ganz schön viele Löcher haben. Ein Melitta-Filter auf einer Auktionsplattform hatte sogar 8 (!) Löcher, kreisförmig angeordnet. Gar nicht so weit entfernt von dem großen Loch eines Harios. Auch Filter mit vier und drei Löchern sind dort eingestellt, und diverse zylindrische Filter aus der ehemaligen DDR. Tja, die spiralförmigen Rillen des Hario-Filters…sie sehen auf jeden Fall interessant aus, vor allem, wenn Kaffee mittels Kapillarkraft (oder eines anderen Prinzips, ich war in Physik nie so gut) dran hochklettert. Auf jeden Fall geben sie dem Küchengerät einen Erkennungswert, ähnlich wie die Angewohnheit der Firma Hario, alles, selbst die Dosierlöffel, in diese "Hochzeitstortenform" zu gießen.
     
  6. DF3DD

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    Mit der Zahl und Anordnung der Löcher haben die verschiedenen Hersteller lange experimentiert (und sind auch heute noch dabei, wie man u.a. bei den Japanern sieht). In der Vergangenheit lag das wohl auch an der Fertigungstechnik bei Porzellan und Keramik. Kunststoff ist da unkritischer, da es sich sehr genau definiert in Formen spritzen lässt.

    Die Formen sind ebenso vielfältig. Melitta beispielsweise hat auch spitze, eckige Formen (Pyramidenfilter, Serie 2nn) im Sortiment, bietet für den Gastrobereich Körbchenfilter (wie bei Kalita) an und führt auch noch runde, plane Filterpapiere. Bei anderen Herstellern sind ebenfalls sehr verschiedene Formen und Größen zu finden. Was man im Supermarkt sieht, ist nur die Spitze des Eisbergs.
     
  7. DF3DD

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    Hier übrigens noch eine historische Abbildung (Quelle hier), die zeigt, dass die Kegelform keine Neuerfindung ist und sich auch der eine oder andere Designer-Filterständer auf alte Vorbilder stützt:

    [​IMG]

    Letztlich war das die Ausgangssituation, in der Melitta Bentz seinerzeit über Kaffeefilter nachzudenken begann.
     
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  8. #8 Anneke G., 30.06.2016
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    Auf die Idee, (wieder) kegelförmige Filtertüten herzustellen, wird Melitta aber wohl nicht kommen — könnte ja Leute dazu verleiten, einen Hario-Filter zu kaufen, da er schicker aussieht — und, im Gegensatz zu dem Filterpapier, nicht teurer ist. Ich habe mir mittlerweile einen gebrauchten (sieht aber noch 1a aus) Melitta 101 gesichert und dazu Tüten besorgt. Mal sehen, wie der Kaffee schmeckt. Das Loch dürfte jedenfalls groß genug sein.
     
  9. #9 Aeropress, 30.06.2016
    Zuletzt bearbeitet: 30.06.2016
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    Es würde eher dazu verleiten die Meliitta Filter auch für die Hario zu kaufen, da viel günstiger.

    Nein der Grund ist einfach Tradition es gibt schon viel zu viele der Filterhalter um jetzt einfach was anderes zu bringen. Das könnte man höchstens zusätzlich tun, aber das erhöht auch die Kosten wenn man sich auf mehr Produkte verzettelt (gibt ja jetzt schon nicht gerade wenige Melitta Typen) und kann auch gut sein, daß Hario ein Patent auf seine Filter hat. Insgesamt ist das Hariosystem aber schlicht zu unbedeutend für einen Global Player die paar Enthuisiasten die das verwenden lohnen für die sowieso nicht.
     
  10. #10 Anneke G., 30.06.2016
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    Ich habe bei Amazon (US) bereits Knock-Offs von Hario-Filtern gesehen. Beide hatten die gleiche Kegelform. Bei dem einen Anbieter waren innen allerdings gerade Rillen (wie bei Melitta), und der andere hatte die Spiralrillen, aber unten drei einzelne Löcher. Ich vermute, diese Firmen bieten auch Filter dafür an, denn wozu sollte ich jemand einen Knock-Off kaufen um ihn dann mit den teuren Hario-Filtern zu bestücken?
     
  11. DF3DD

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    Wenn sie dann passen würden. Es genügen ja schon wenige Winkelgrade Abweichung, um das Ganze zu einer unangenehmen Murkserei zu machen. Und dass Melitta (also eine Firma, die sich allen Ernstes Begriffe wie „Filtertüte“ und „1x4“(!) markenrechtlich hat schützen lassen) etwas herstellt, das zu den Filterhaltern anderer kompatibel ist, das werden wir wohl nicht mehr erleben. Die bauen auf ihr eigenes Biotop, das sie mit Klauen und Zähnen verteidigen.
     
  12. #12 Anneke G., 02.07.2016
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    Als ich angefangen habe, mich übers Handfiltern zu informieren, war ich extrem verwirrt über die Größen. 1x4 entsprach Größe 4 bei anderen Herstellern, aber 1x2 bei Melitta war viel kleiner als Größe 2 bei den anderen. Und das alles nur, weil Melitta sich 102 und 1x4 hat schützen lassen. Vielleicht hätten sie sich gleich alle Zahlen von 0-9 schützen lassen. Das hätte die Konkurrenz in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht.
     
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