Servus Pavoni... Servus Cremina!

Servus Kaffee-Netz!

Ein bisschen fröhlich und ein bisschen traurig war ich vor einigen Wochen, als ein guter Freund mir eine alte, kaputte Cremina für verhältnismäßig wenig Geld in Aussicht stellte. Leistete mir doch meine liebe Pavoni seit Anbeginn meiner Mitgliedschaft hier im Kaffee-Netz beste Dienste. In mein Anwendungsprofil (Singlehaushalt, 35qm 1-Zimmer Wohnung, 2-3 Nächte die Woche nicht daheim usw) passte sie außerdem auch immer ganz vorzüglich und am Kaffee war nichts auszusetzen. Darüber hinaus verstand ich mich ein wenig als Rächer und Schutzpatron der armen Pavoni, über die so viel hergezogen wird von Leuten, die sie nicht verstehen, nicht zu behandeln wissen. Ich versuchte das Mysterium zu lüften.. sie den Leuten nahezubringen.

Und dann sollte ich sie verlassen? ...

Aber die letzte Cremina hier im KN wurde für 650€ angeboten... auch mit Asbest und in alt. Auf eBay geht sie stets zw. 850 und 1250€ raus... und sieht auch nicht fitter aus. Und ich konnte sie für 350€ haben? Wie soll man da nein sagen. Und schön ist sie ja schon... und in mein beschriebenes Anwendungsprofil passt sie genau wie die Pavoni... und mein neu gewonnener TamperBell passt ja genau so... und eigentlich ist sie ja eine Pavoni. Nur etwas solider und anders halt. Also gut. Gekauft.

Doch genug der Worte... Bilder!

 

AW: Servus Pavoni... Servus Cremina!













Erste Eindrücke im Vergleich zur Pavoni: weniger Gewackel, solider verarbeitet (bis auf ein, zwei unverständliche aber leicht zu behebende Schwachstellen wie z. B. dass die Frontplatte auf die Dichtung am Dampfhahn drücken soll, die Schauglasdichtungen einfach mit einer Mutter festgequetscht und eingedreht werden sollen...) niedlichere Optik, etwas mehr Wasser beim Bezug, etwas temperaturstabiler - unter'm Strich der gleiche Kaffee.

(Die Pavoni steht jetzt bei meiner Freundin )

 

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Ich hab sie unter Wasser einfach abgenommen... ging in ein paar Minuten, weil sie schon sehr porös war. Entsorgt hat sie der gute Freund, der Installateur ist.. weiß aber nicht, ob man sich bei so kleinen Mengen da echt Gedanken machen muss.

Abgedreht. Wie bei der Pavoni auch schon... eine Drehbank gehört in jeden Haushalt!

Meine Ersatzteile waren von Orphan-Espresso aus den USA... ich musste zwar dank Zoll gute sechs Wochen drauf warten, aber dafür war das Paket mit komplettem Dichtungssatz, rückstellbarem Sicherheitsthermostat und Elektra-Zweiersieb deutlich günstiger als nur die Dichtungen von Olympia aus dem Nachbarland es gewesen wären... Ich empfehle auf jeden Fall alle Dichtungen zu wechseln und das Sicherheitsventil zu prüfen. Der Kupferpressostat sollte eigentlich für die Ewigkeit funktionieren.

Danke... ich hoffe, ich darf trotzdem noch im Praxistippsammlungsthread mitmachen.

Ja.. sie zu verkaufen hätte ich irgendwie nicht über's Herz gebracht.

Danke.. das hilft gegen das schlechte Gewissen.

 

AW: Servus Pavoni... Servus Cremina!

Hallo... ich hab laut Rechnung und Lieferschein das 3031 Set verwendet.. muss aber gestehen, dass mir das andere gar nicht aufgefallen war. Und dem Foto nach zu urteilen bin ich mir ziemlich sicher, das 477 bekommen zu haben (Silikondichtungen)..

Hier mal die drei Siebe von Pavoni, Cremina und Elektra im Vergleich:



Meinen bisherigen Versuchen nach funktioniert es Elektrasieb am schlechtesten. Ich krieg keine wirklich gleichmäßige Extraktion hin und habe öfters etwas Channeling. Am besten passt das von Olympia, das aber wohl wirklich nicht preiswert zu beschaffen ist.

In das Pavonisieb passen je nach Sorte ca. 14g, das Olympia ca. 16 und das Elektra ca. 18-19g.

 

AW: Servus Pavoni... Servus Cremina!

Soderle... ich wurde mal irgendwo hier gebeten, die Unterschiede zwischen Pavoni (Pro, alte BG) und der Cremina (67) zu beschreiben.

Ich hab sie jetzt lang genug, dass ich glaube, das zu können... Vorweg: sie halten sich in Grenzen. Beide Maschinen sind sowohl in der Handhabung als auch im Ergebnis sehr ähnlich, wie sollte das auch groß anders sein. Kesselgröße, Heizleistung, Brühgruppentechnologie bis hin zu Hebellänge und Siebdurchmesser etc. sind ja mehr oder minder identisch.

Nichtsdestotrotz bietet die Olympia einige Vorteile, die mich meinen Wechsel nicht bereuen lassen. Die wichtigsten kurz dargestellt:

+ deutlich höhere Temperaturstabilität. Wo früher nach 2-3 Bezügen Schluss war und die Pfauendame sich abkühlen musste, läuft die Cremina heute einen Abend lang durch und versorgt Gäste. Erst nach acht Bezügen in Folge hab ich so ein bisschen riechen und sehen können, dass wir jetzt an die Obergrenze kommen und die Gruppe einfach kurz kaltes Wasser aus einem Glas ziehen lassen. Ich schiebe das auf die etwas höhere Distanz zwischen Kessel und Brühgruppe und die Isolierung des Kessels (weniger Abwärme, weniger Nachheizen).

+ stabilere Konstruktion. Der gußeiserne Rahmen verteilt das Hebelmoment und man schmeißt sie nicht so rum, wie das mit der Pavoni immer war. Sie steht freilich immer noch nicht da, wie eine Gastromaschine, wirkt aber doch etwas vertrauenserweckender und solider.

+ höheres Volumen der Bezüge. Meine Pavoni hat pro Hebelzug mit Vorpumptricks maximal 30ml hergegeben. Da allgemein bekannt ist, dass nur das Zweiersieb was taugt, war das Resultat immer ein doch recht deftiger doppelter Ristretto. In das Sieb der Olympia gehen zwar noch einmal 2g mehr Kaffee, allerdings ergibt ein Hebelzug ohne besondere Tricks Bezüge so zwischen 50 und 60ml.

+ Noch geringere Wartung.. nichts an dieser Maschine wird je rosten. Das Abtropfblech ist aus Edelstahl und keine Schraube wie bei der Pavoni wird zu einem verrosteten Kesselfuß führen können. Weiterhin dürfte der Kupferpresso für die Ewigkeit gedacht sein...


Trotz allem hat die Pavoni auch ihre Vorteile:

- Sie kann besser Milch schäumen.. die Dreilochdüse der Pavoni ist ganz brauchbar, richtig gut geht's allerdings, wenn man das hintere Loch zu macht. Bei der Dreilochdüse der Olympia bringt das nicht viel, die Löcher sind zu groß, es wird zu viel Dampf mit zu wenig Schwung auf einmal ausgegeben, die Milch wird schnell heiß und wenig cremig.

- Die Ersatzteilbeschaffung für die Pavon ist DEUTLICH einfacher und preiswerter.. ich hab jetzt zwar noch nicht mit migg gesprochen, der mir leider erst zu spät empfohlen wurde, aber wer bei Olympia direkt bestellt, bezahlt um die 120€ für einen Dichtungssatz. (und um die 50€ für ein Zweiersieb...) +20CHF für einen Luftpolsterumschlag nach Deutschland. Seien wir ehrlich... die einzig günstigere Alternative, die sich mir erschloss, war orphanespresso, wo ich - dem Zoll sei Dank - allerdings ca. zwei Monate auf meine Dichtungen warten durfte. Und so richtig günstig ist das dann immer noch nicht. (Pavoni Zweiersieb: 12€, Orphan Elektra Sieb für Olympia: 20€).

- deutlich geringerer Anschaffungspreis... die Pavoni Professional geht oft um die 200-250€ über eBay, während die Cremina je nach Zustand meist zwischen 700 und 1200€ kostet. So viel wären mir die Vorteile nicht wert, das sei gesagt.

Und dann gibt's noch so subjektive Dinge... die Optik ist Geschmackssache. Für mich sind beide Maschinen trotz ihres unterschiedlichen Stils die wohl schönsten Espressomaschinen, die es gibt. Die Olympia in ihrem Vintage Look ist mir persönlich ein wenig sympathischer, ich kann aber auch dem modernen Minimalismus und Chrom der Pavoni viel abgewinnen.

Es mag auch sein, dass einige dieser beschriebenen Unterschiede auf meinen beiden Exemplaren beruhen. Ich habe keine Erfahrung mit der neuen Version der Pavoni (meine ist von '96) und ebenso keine mit den neuen Creminae (meine ist von '72).