Der Replika Bastel Thread

Diskutiere Der Replika Bastel Thread im Restaurierungen und Raritäten Forum im Bereich Maschinen und Technik; Dieser Thread soll sich mit der Nachfertigung von Teilen alter Maschinen beschäftigen. Im Kaffeenetz gibt es ja eine Reihe von kreativen Bastlern...

  1. #1 Henning S., 07.05.2024
    Henning S.

    Henning S. Mitglied

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    Dieser Thread soll sich mit der Nachfertigung von Teilen alter Maschinen beschäftigen. Im Kaffeenetz gibt es ja eine Reihe von kreativen Bastlern und geschickten Handwerkern. Das Wissen ist aber über viele Beiträge im KN verstreut. Ein paar exemplarische Beispiele:
    Cimbali Eleva Wasserstandabdeckung von @mactree, die tollen Plexigravuren von @Yoombe oder das Plexi von @Universal. Es gibt natürlich noch viel, viel mehr ;)

    Ziel wäre es, Wissen hier zu sammeln, aber reines Show off ist auch willkommen, ebenso die Verlinkung alter Beiträge.

    Starten wir, aus aktuellen Anlass, mit der von @Jean Louis 99 und mir angewendete Methode, um alte Bakelit-Teile nachzugießen. Ich hatte mir schon recht lange (viel zu komplizierte) Gedanken über zweiteilige Formen mit Angusssystemen gemacht, aber Jean Louis als Mann der Tat hat dann erstmal mit einer einfachen Form aus Silikon gestartet. Dabei zeigte sich, dass die Luftblasen, sowohl in den Silikonformen als auch in den gegossenen Teilen, das größte Problem darstellen.
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    Die Abbildungsqualität ist ansonsten unfassbar gut. Wir haben uns zunächst recht viel mit dem Evakuieren der Silkonmassen und der Epoxidharze beschäftigt, um blasenfreie Teile zu erzielen, die Ergebnisse haben aber nicht den Aufwand gerechtfertigt. Zielführend hingegen war die Verwendung eines Druckbehälters mit ca. 1,5 bar in dem die Silikonmassen und die Expoxidharze aushärten. Wir haben auch beides kombiniert, zunächst evakuieren im Exsikkator und anschließend Aushärten im Drucktopf, aber nach unserem Dafürhalten ist der Drucktopf ausreichend. Hier als Beispiel das Drehrad einer alten La Cosmo Maschine - man benötigt natürlich ein gut erhaltenes Originalteil. Um die Silikonform zu erstellen, reicht ein einfacher Pappbecher, wobei wir Alugetränkedosen besonders praktisch finden, da man später eine schöne Wölbung zum Eingießen hat. Auf die Seite, über die später angegossen werden soll, bringt man, je nach Vorliebe, doppelseitiges Klebeband (JL) oder eine kleinen Kneteturm (ich) auf. Mit dem Klebeband oder der Knete wird das Teil schwebend auf den Boden fixiert und mit der Silikonmasse übergossen:
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    Ausgehärtet wird es dann im Drucktopf, wir haben ein günstiges chinesisches Fabrikat gekauft:
    Drucktopf.png

    Nach dem Aushärten wird die Form leicht eingeschnitten, damit man die Teile entformen kann. Zweiteilige Formen sind natürlich auch möglich erfordern aber viel mehr Aufwand
    WhatsApp Image 2024-05-07 at 10.57.13.jpeg
    Anschließend können die Formen mit dem Epoxidharz, das zuvor aus Harz + Härter + Farbpigment angerührt wurde, gefüllt werden. Wir haben ein Standard Gießharz von r & g mit quälend langen Aushärtungszeiten genommen (bei Raumtemperatur min. 3-4 Tage), damit wir bei den relativ dicken Teilen keine Probleme mit der exothermen Aushärtungsreaktion bekommen. Ausgehärtet wird wieder im Drucktopf. Danach muss der Anguss noch entfernt werden:
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    Anschließend kann man die Angussstelle noch schleifen und polieren. Hier war ich etwas faul, aber die Ergebnisse sind beeindruckend (Original und Fälschung)
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  2. #2 wiegehtlasanmarco, 11.05.2024
    wiegehtlasanmarco

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    Danke für den Bericht.
    Ich habe gleich zwei Fragen:
    1. Ich habe nach Druckbehälter bzw. Drucktopf gesucht und bin dabei nur auf Vevor Airlessspritzgeräte incl. dem oben abgebildeten Topf (gemäß Webseite aus Kunststoff?) für ca. 90,-€ gestoßen bzw. auf Edelstahlbehälter mit verschiedenen Volumina. Welches Volumen hat Euer Behälter?
    2. Welchem Druck habt ihr auf den Behälter gegeben?
     
  3. #3 Jean Louis 99, 11.05.2024
    Jean Louis 99

    Jean Louis 99 Mitglied

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    1. Wir haben uns für den mit 10 Litern entschieden, anbei der Auszug aus der Bestellung.
    Der Behälter ist aus Pulverbeschichtetem Stahl.
    Die Metallstange welche in den Behälter ragt, kann einfach abgeschnitten werden um so den ganzen Raum zu nutzen.

    Desweiteren wurde, um die Wölbung des Behälters auf der Unterseite auszugleichen, ein dicker Karton kreisrund ausgeschnitten und mit Hilfe eines zweiten Stücks Karton eine zweite Ebene geschaffen. Dadurch sind wir in der Lage mehrere Teile auf einmal fertigen zu können. Da sie, aufgrund der langen Aushärtezeit des Epoxidharzes, für mindestens 3 Tage in dem Behälter bleiben.

    2. Beaufschlagt wurde der Behälter mit ca. 1,5 BAR bzw. ca. 22 PSI

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  4. heizer

    heizer Mitglied

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    hast du schon mal versucht Vakuum zu ziehen, wäre das nicht sinniger um Lufteinschlüsse heraus zu bekommen?
     
  5. #5 Jean Louis 99, 11.05.2024
    Zuletzt bearbeitet: 11.05.2024
    Jean Louis 99

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    Zu den verwendeten Materialien:

    beide Silikone die wir bestellt hatten, lieferten das gleiche, hervorragende, Ergebnis.
    Das eine (grün/weiß) zeichnet sich durch eine schnelle Aushärtezeit von ca. 40 Minuten aus, ebenso ist bei zwei unterschiedlichen Farben der beiden Komponenten besser erkennbar ob beide gut miteinander vermischt sind.

    Bei dem Anderen (farblos, jedoch momentan nicht mehr verfügbar) dauert es ca. 4 Stunden, ist aber auch etwas günstiger und Lufteinschlüsse sind besser erkennbar, falls man keinen Drucktopf zur Hand hat.

    Beide Silikone haben eine Shore-Härte von ca. 20

    IMG_2389.png IMG_2393.png IMG_2394.png IMG_2397.png

    Beim Epoxidharz haben wir auf dieses hier zurück gegriffen und schwarz eingefärbt:

    IMG_2401.png IMG_2402.png

    Zum Thema Vakuumziehen, seitdem wir mit dem Drucktopf arbeiten und diesen mit 1.5 bar beaufschlagen hat sich das Thema Luftblasen soweit für uns erledigt, aber Vakuum ist natürlich auch eine Alternative die funktioniert.
    Aber eine Vakuumpumpe ist natürlich auch schwieriger zu beschaffen als ein Kompressor mit Druckluft oder im schlimmsten Fall eine Fahrradpumpe ;)
     
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  6. kafin

    kafin Mitglied

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    Ich finde die Darstellung hochinteressant. Allerdings verstehe ich nicht, wie ein höherer Druck die Luftblasen vermeidet. Bei Vakuum ist mir dies klar. Das habe ich während einer Ferienarbeit als Schüler bei einem Zweikomponentenkleber sogar schon ein paar mal praktiziert. Lange ist‘s her…

    Eine Silikonform kann mehrfach verwendet werden, oder?
     
  7. #7 Jean Louis 99, 11.05.2024
    Jean Louis 99

    Jean Louis 99 Mitglied

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    Bei Überdruck werden die vorhandenen Luftblasen zusammengedrückt, bleiben so zwar im Epoxidharz, sind aber auf einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Größe zusammengedrückt und somit nicht sichtbar.

    Das Problem bei Vakuum ist gegebenenfalls, wenn man komplexe Formen mit Hinterschnitten hat, kann sich die Luftblase zwar ausdehnen, aber nicht vollständig aufsteigen. Womit das arbeiten mit Überdruck vielleicht sogar in manchen Fällen besser ist, siehe hier die Nachfertigung eines Velox Schalters.
    Dort wurde die Silikonform auch mit einem hohen Anguss gefertigt, damit Epoxidharz in der Druckkammer nachlaufen kann.

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    Und genau, eine Silikonform ist mehrfach verwendbar :)
     
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  8. heizer

    heizer Mitglied

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    na ja, probieren geht über studieren.
    Wer sich soviel Mühe macht will es ja eigentlich auch perfekt haben und nicht nur Luftblasen zusammendrücken;)
     
  9. #9 Jean Louis 99, 11.05.2024
    Jean Louis 99

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    Wie gesagt, funktioniert beides, haben uns nur aus genannten Gründen für einen Drucktopf entschieden und sind mehr als zufrieden mit dem blasenfreien/(Luftblasen so klein zusammengedrückt, dass man sie nicht sieht) Ergebnis ;)
     
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